Konservatorium während des Studiums?

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sinan

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Guten Tag allerseits.

Nachdem ich hier einige Beiträge durchgelesen habe um meine Fragen zu klären, hab ich die endgültige Antwort noch nicht finden können.

Ich möchte mein Klavierspiel grundlegend verbessern, da ich quasi 10 Jahre ohne professionellen Klavierlehrer geübt habe und mich jetzt aber tiefer mit dem Instrument beschäftigen will (technische Fehler bearbeiten, vielleicht auch ein Vorspiel vorbereiten usw.). Jetzt bin ich 21.

Die erste Frage mag vielleicht dumm klingen, aber: könnt ihr mir vielleicht den Unterschied zwischen Konservatorium, Musik(hoch)schule erklären? Oder sind das beides nur andere Begriffe für das gleiche Ding?

Frage zwei ist: Kann man eine musikalische Ausbildung in einem Konservatorium auch "in Teilzeit" neben dem Studium machen? Z.b. eine Ausbildung in Richtung Pädagogik während man Studienfach X studiert?

Ich bedanke mich ehrlich für eure Hilfestellung!
Bin grad am Scheideweg: Entweder ein Studium in musikalischer Richtung oder ein Studium der Medizintechnik. Puuh das fällt mir wirklich schwer...

Viele Grüße und vielen Dank!!
Sinan
 
Wer immun ist gegen Rückenschmerzen, gerne stundenlang am Klavier hockt, sich nicht daran stört, dass seine Umgebung ihn für leicht spinnert hält und Geld sowieso Scheiße findet, für den ist ein Musikstudium sehr zu empfehlen.

CW
 
Frage zwei ist: Kann man eine musikalische Ausbildung in einem Konservatorium auch "in Teilzeit" neben dem Studium machen? Z.b. eine Ausbildung in Richtung Pädagogik während man Studienfach X studiert?

Ich hoffe, daß noch jemand antwortet, der gerade aktuell Musik studiert. Seit der Bologna-Refeorm ist es das grundlegende Problem, daß das Studium so verplant ist, daß man Studiengänge, die nicht bewußt aufeinander abgestimmt sind, schwer unter einen Hut bekommt. Du müßtest da schon Glück haben, und einen Teilzeit-BA finden (sowas gibt es), wenn das nicht ein Kampf gegen die bürokratische Hydra werden soll. Warum nicht eher neben einem Studium, das seinen Mann ernähren wird, guten Klavier- und Theorieunterricht nehmen? Geld kosten wird das andere Studium vermutlich auch, wenn es nicht Dein Erststudium ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Warum nicht eher neben einem Studium, das seinen Mann ernähren wird, guten Klavier- und Theorieunterricht nehmen? Geld kosten wird das andere Studium vermutlich auch"

Das ist auch worüber ich selbst nachgedacht habe, aber ich weiß nicht recht, wo und wie ich einen "guten Klavierlehrer" bzw "guten theorieunterricht" erkennen könnte.. Gibt es da bestimmte "suchkriterien"?
 
Z. B. Musik-Profs Deiner Uni ansprechen, ob sie Dich privat unterrichten?
 
Noch bin ich leider kein Student, aber vlt telefoniere ich einfach erstmal die Musikschulen ab und probier mal aus, was es da so zu bieten gibt
 
Vielleicht nochmal zur Ausgangsfrage:

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Musikschulen und Musikhochschulen. An Musikhochschulen kann man studieren und einen Abschluss BA/MA erwerben und an Musikschulen nicht. Konservatorium ist glaube ich kein "geschützter" Begriff. Ob es sich bei einem Konservatorium um eine Musikschule oder um eine Musikhochschule handelt, kannst du daran erkennen, ob dort BA/MA Studiengänge angeboten werden oder nicht.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Musikschule und Musikhochschule ist, dass es bei Musikhochschulen Aufnahmeprüfungen gibt und bei Musikschulen nicht. Die Aufnahmeprüfungen zu bestehen ist recht schwierig, da es in der Regel nur wenige Plätze für viele Bewerber gibt. Eine Musikschule wiederum ist vergleichbar mit privatem Unterricht bei einem Klavierlehrer deiner Wahl.

Dann gibt es noch Unis an denen man Musikwissenschaften und ich glaube auch Musikpädagogik studieren kann. Wie das allerdings dort mit Aufnahmeprüfungen ist weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob diese Studiengänge dazu dienen können, dein eigenes Klavierspiel zu verbessern.
 
Da gibt es mehrere Fragen zu beantworten:

1. Warum willst du Klavier / sonstiges mit Musik studieren?
Wenn du das möchtest, um deine Fähigkeiten für dich selbst zu professionalisieren, bist du mit gutem Unterricht besser beraten. Wenn du wirklich beruflich tätig sein willst stellt sich die nächste Frage:

2. Kannst du eine Aufnahmeprüfung bestehen?
Es ist leider / zum Glück keine rein persönliche Entscheidungsfrage ob man Musik studiert oder nicht, denn es wird radikal aussortiert. Das geht soweit, dass selbst konzertierende Pianisten, die Wettbewerbe gewonnen haben nicht sicher sein könnten, überall zu bestehen (nicht nur aus Qualitätsgründen,.......).
Kurzum: Es gibt Möglichkeiten an Berufsfachschulen (Bayern) und anderen Institutionen, bin nicht sicher, was es da noch genau gibt, Akademien und Konservatorien? Da müsstest du selbst mal googeln. Auch Musik als Nebenfach im Lehramt Nicht-Gymnasium ist wohl zu schaffen.
In 10 Jahren kann man sehr weit kommen, man kann aber auch ziemlich schnell stehen bleiben, v.a. wenn man ohne Lehrer übt. Wo du da stehst, müsstest du erst herausfinden.

3. Wie findet man einen guten Lehrer?
Das ist eine Frage, über die hier schon hunderte Seiten Diskussionen geführt wurden. Ein recht leicht zu erkennendes Kriterium ist: Wenn jemand gute Schüler hat, ist er oft auch ein guter Lehrer. Allerdings muss es natürlich jemand sein, der dir persönlich viel beibringen kann. Dafür muss er erstmal selber deutlich viel besser spielen als du und es dir dann noch so veritteln können, dass du es verstehst.
Das kann eine lange Suche sein, wenn man nicht Kontakte im "Milieu" hat. Manchmal bieten Hochschulangehörige Privatunterricht an. Professoren eher weniger, die kriegen ja genug Geld, aber es gibt auch oft sehr gute andere Dozenten, Lehrbeauftragte, evtl. auch Studenten, die geeignet sind.
Musikschullehrer gibt es natürlich auch gute.

4. Von einem Musik-Teilzeit-Studium hab ich noch nie gehört. Man kann natürlich mal Urlaubssemester nehmen, wenn man triftige Gründe hat. Aber ansonsten kann ich mir da schwer was vorstellen.
Wobei es immer wieder Studenten gibt, die (vollzeit) Musik + etwas anderes studieren. Erfordert aber viel Fleiß und Freizeitopferung.
 
Man kann in Hannover zumindest den Master in Musiktheorie in Teilzeit studieren. Setzt aber schon einen abgeschlossenen Bachelorstudiengang voraus, wo ich allerdings auch nicht weiß, ob es da auch Teilzeitstudiengänge gibt.
 
Lieber sinan,

hier erst einmal eine Liste der unterschiedlichen Ausbildungsinstitute:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Musikhochschulen_und_Konservatorien_in_Deutschland .

Weiter unten findest du auch eine Übersicht über die Konservatorien. Der Unterschied zu Musikhochschulen ist der, dass Konservatorien in der Regel auch Laien ausbilden. Man kann dort eine professionelle Bachelor-Ausbildung etc. machen, aber eben auch guten Unterricht ohne Studium bekommen. Oft sind die Aufnahmeprüfungen für die Studiengänge auch nicht so schwer wie an Musikhochschulen.

An Musikhochschulen musst du eine sehr anspruchsvolle Aufnahmeprüfung machen, von der Stilblüte schon berichtete. Du bist 21, hast bis jetzt (zumindest die letzten 10 Jahre) ohne Klavierlehrer quasi autodidaktisch geübt und gespielt. Bitte sei mir nicht böse, aber wenn du nicht sehr talentiert bist und dir möglichst wenig Schlechtes angewöhnt hast, wird es schwierig. Schau dir mal an, was an Musikhochschulen verlangt wird bei der Aufnahmeprüfung - dann kannst du dein Können besser einschätzen.

Aber vielleicht ist es auch gar nicht das, was du willst und was dir gut täte. Ein Konservatorium, dass Erwachsenen neben Klavierunterricht auch Zugang zu Theorie, Harmonielehre, Gehörbildung, Kontakt zu anderen Interessierten, Möglichkeiten zur Kammermusik etc. ermöglicht, könnte genau das Richtige sein. Zugleich kann es ein Vorteil sein, dass die Möglichkeit zum Studium dort gegeben ist und ein Lehrer deshalb eine gute Einschätzung deiner Fähigkeiten und Möglichkeiten geben kann.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Berufsfachschule. Pilschen hier aus dem Forum hat dort studiert und es gibt einen Faden dazu.

Außerdem kann man Musik an PHs, Pädagogischen Hochschulen, studieren, auch als Zweitfach. Dort sind die Prüfungsbedingungen nicht mit den an Musikhochschulen zu vergleichen, sondern wesentlich einfacher, hier mal ein Beispiel:

http://www.ph-karlsruhe.de/institute/ph/institut-fuer-musik , daraus http://www.ph-karlsruhe.de/fileadmi...dlagen/Lehramt/Eignungsfeststellung_Musik.pdf .

Als Allererstes aber bedarf es aus meiner Sicht einer qualifizierte Einschätzung deiner Fähigkeiten und Potentiale und die kann nur ein guter Klavierlehrer geben. Alles Weitere wird sich ergeben.

Liebe Grüße und viel Erfolg! :)

chiarina
 
@dilettant
@pianoboe
@Stilblüte

Vielen Dank für die tollen ausführlichen Antworten!

Ich möchte meine Technik verfeinern und würde gern die Fähigkeiten erlernen auch mal irgendwo aufzutreten (sowohl bei einer jam Session, jazz oder auch mal mit einem klassischen Stück). Wahrscheinlich ist dann Privatunterricht besser, dann muss ich suchen. Ich würd später schon gern selbst privaten klavierunterricht für Anfänger geben, aber dazu brauch ich halt erst mal selbst ein Vorbild ;)
Zu meinem jetzigen Stand kann ich sagen, dass ich recht zufrieden mit einigen chopin Walzern bin und mir den ersten Satz der pathetique von Beethoven aneignen konnte. Technische Mängel gibt es gewiss.

Dann werde ich mal sehen ob eine Musikschule ne Mischung von Privatunterricht und Theoriestunden anbietet. Ich denke das könnte für mich der richtige Weg werden.

Vielen Dank für eure Hilfestellung :)
 

Ich kann nur sagen: ich wollte neben meinem Jurastudium damals auch Musikwissenschaft studieren, Klavier wäre eh nicht gegangen. Mir hat ein Prof der MHS Düsseldorf damals den Ratschlag gegeben sich auf das Studium zu konzentrieren und die Musik nebenbei zu machen. Es war ein goldener Ratschlag! Und ein befreundeter Pianist, Professor im Osten, meinte eigentlich müsse er seinen Studenten raten etwas anderes zu machen, weil der Markt völlig übersättigt sei....

Es fragt sich auch, ob Du mit der Pathetique und Chopin Walzern bestehen könntest. Vielleicht für Instrumentalpädagogik, für den Studiengang im Konzertfach wird es wohl kaum reichen dürfen, da musst Du leider sehr realistisch sein....
 
Hey das ist gut zu hören. Danke für diese Einschätzung. Mein Vater hat mir ähnliches gesagt, aber das du es davon unabhängig nochmal bestätigst zeigt, dass ich es vielleicht versuchen sollte außerhalb meines Berufs zu ner "großen Meisterschaft" zu bringen ...
 
Mach neben dem Studium weiter denn es kommen Phasen, da hast du einfach keine zeit für das Klavier. In einem "richtigen" Studium fatal!
 

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