Klavierunterricht für Flüchtlinge

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Hab jetzt keinen Satz aus diesem Faden gelesen, aber meine Meinung ist, dass wir hier keine Flüchtlinge wollen.

Vielleicht solltest du einfach insgesamt mehr lesen. Das könnte das Denken nach vorne bringen und es wären die mentalen Möglichkeiten geschaffen, sich in Menschen hineinzuversetzen, die sich auf der Flucht befinden. Vielleicht würde sich dadurch auch die unklare Sicht weit vor Erreichen des Tellerrandes etwas auflösen...
 
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Bei mir sitzen vor allem die Flüchtlinge, deren Anträge abgelehnt wurden. Neben dem Balkan sind es vor allem welche aus Armenien, der Ukraine, dem Iran und Marokko. Klavierunterricht ist deren letzte sorge. Wie und warum sie gekommen sind ist ebenso unterschiedlich wie der Fortgang des Verfahrens. Auch sitzen häufig diejenigen bei mir, die aufgrund der sog. "Dublin III Verordnung" wieder in ein anderes Land abgeschoben werden sollen. Viele kommen in dem Glauben, Krankheit und Armut sei ein Grund für Asyl. Die Schleuser informieren sie falsch in der Heimat, sie machen das Geld. Viele kommen aber auch ohne Papiere, wissen auch dass ihr Antrag keine Chance hat und versuchen zu heiraten oder ein Kind zu zeugen. Ich bin auch schon gefragt worden, ob ich Frauen kenne, die für Geld heiraten würden. Natürlich habe ich auch schon Abschiebungen miterlebt....

Übrigens rief letzte Woche das Fernsehen bei mir an, als ich in Österreich war. Wir telefonieren heute noch einmal, es geht um einen Beitrag über Balkan-Flüchtlinge....
 
Finde ich wirklich toll, dass du das gemacht hast und hier deine Erfahrungen mit uns teilst. Schön, dass dich die teils recht negativen Kommentare hier, nicht aus dem Konzept gebracht haben.
Aus den folgenden Gründen kann ich bei dem Projekt allerdings nicht mitmachen:
  1. Ich bin noch Anfänger und spiele zu schlecht Klavier
  2. Bei uns im Ort gibt es gar keine Flüchtlinge



Also ich bin der Meinung, dass der Eingangspost überhaupt nicht den Eindruck erweckt, dass alle das anbieten sollten. Einzig das Wort Aufruf ist vielleicht etwas unpassend gewählt, wenn man allerdings den gesamten Text liest entsteht dieser Eindruck nicht. Man muss ja nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.;-) Im Text steht klar: "Wer würde mitmachen?", "dass jeder in seinem Ort das anbieten kann." Es steht weder was von müssen, noch von sollen.




Diese Unterstellungen sind ja wirklich unterste Schublade und für mich nicht zu verstehen. Anderen Menschen zu helfen und etwas Gutes zu tun ist also mit logischem Menschenverstand nicht zu verstehen? Und was das ganze mit Trollerei zu tun haben soll, kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Des Weiteren hast du kürzlich den Thread "Welche Partei würdet ihr heute wählen" erstellt, deshalb wäre es ja wohl logischer dir zu unterstellen, dass du die Forenmitglieder politisch aufmischen möchtest.



Ich habe jeden einzelnen Beitrag gelesen und war etwas überrascht, über die vielen negativen Kommentare. Wenn sich schon jemand für was Gutes einsetzt, sollte er etwas mehr Zuspruch und Unterstützung erhalten. Und diejenigen, die mit der Idee nichts anfangen können und auch keine sinnvollen Ideen beitragen können sollten sich vielleicht an folgendes halten: "Reden (Schreiben) ist Silber, Schweigen (Lesen) ist Gold." Anstatt immer alles gleich schlecht zu machen und gute Ideen schon im Keim zu ersticken.

Wünsche trotzdem allen einen schönen Tag

LG
ibex
Aus meiner Sicht ist dies der beste und hilfreichste Beitrag im ganzen Faden, danke dafür !
 
Das ist übrigens die wahre Dramatik an der Sache. Deutschland ist ja nun in die EU eingebunden, und wenn alle EU-Staaten entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit Flüchtlinge aufnehmen würden, gäbe es überhaupt kein Problem. Offenbar ist Xenophobie in anderen EU-Ländern wesentlich stärker ausgeprägt als hierzulande, und darüber sollten wir mal froh sein. Den meisten Leuten ist die Relation gar nicht klar: Während Deutschland bisher in 2015 etwa 400.000 Asylbewerber aufgenommen hat, sind es in Frankreich gerade mal 30.000, als mehr als ein Faktor 10 weniger. Weltweit sind 60Mio Menschen auf der Flucht, selbst wenn die EU jetzt sofort ALLE aufnehmen würde, wären nur etwa 10% der Bevölkerung Flüchtlinge.Hass und Aversionen gegen Flüchtlinge sind also fehl am Platze, diese Energie wäre besser eingesetzt, um unsere europäischen Nachbarn, die ihren Vorteil für sich selbst ja schon bereits in der Griechenlandfrage gezogen haben, zu schnellem und menschlichen Handeln zu bewegen
Tj
DIejenigen, die mit Dir zusammen aus dem "ich" ein "wir" machen, sind erfreulicherweise in Deutschland eine Minderheit. Sie sind eine unbestimmbare, nicht genau zu fassende Menge. Da braucht man sich nur die einschlägigen Statistiken anzusehen. Sie sind zum Glück in der deutlichen Minderheit.

Und wenn ich die Exemplare dieser Gattung im TV sehe, wenn ich höre, was sie so erzählen, wenn ich ihre Gesichter sehe, dann fällt mir immer ein Wort ein: Prekariat.

Prekär im Intellekt und prekär im Gefühl. Aber gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergeblich.

Pass auf, dass Du da nicht zu nahe heranrückst.

CW
 
Klavierunterricht ist deren letzte sorge.

Das kann ich mir vorstellen. Andererseits lese ich von der Situation, dass z.B. in Österreich in Traiskirchen die Flüchtlingskinder beschäftigungslos und unbetreut den ganzen Tag auf der Wiese herumsitzen (müssen)... Da klingt ein - egal wie geartetes - "Programm", mit dem sie ein motivierter Ehrenamtlicher für ein Weilchen aus dieser Situation herausholt und ihnen etwas Positives vermittelt (und sei es, erstmal nur auf den Klaviertasten herumzuhauen und Lärm zu erzeugen) für mich irgendwie sinnvoll.
 
Das fängt ja schon bei der Sprache an. Wie willst du etwas auf arabisch oder mazedonisch erklären? Wir beim DRK entwerfen gerade ein Konzept, wie wir den Kindern spielerisch helfen können die Sprache zu lernen. Meist ist es leichter etwas in der Gruppe zu machen. Und ansonsten steht zumindest für die Jungs vor allem Fußball ganz oben an. Im übrigen besteht zumindest hier auch Schulpflicht
 
Laut Caritas und anderen Hilfsorganisationen ist das mit der Schulpflicht zumindest in Ö wohl so eine Sache... "[...] Und sie haben in Traiskirchen keinen geregelten Tagesablauf, keine adäquate Betreuung, keine Möglichkeit Deutsch zu lernen oder zur Schule zu gehen. "

Ich finde das skandalös.

Bei diversen Aktivitäten (sportlich/musikalisch/künstlerisch) würde ich denken, Sprache ist zunächst sekundär - vieles kann man sicher auch mit Gesten erklären, einfach zeigen und nachmachen lassen. Und natürlich wäre Deutschunterricht enorm wichtig.

Jedenfalls sehr bewundernswert, @Pianojayjay, wie du dich beruflich (und auch offenbar ansonsten) in dieser Thematik engagierst.
 
Andererseits lese ich von der Situation, dass z.B. in Österreich in Traiskirchen die Flüchtlingskinder beschäftigungslos und unbetreut den ganzen Tag auf der Wiese herumsitzen (müssen)...
Sofern es sich um keine Waisen handelt, befinden sich die jeweils zuständigen Eltern am selben Ort und in derselben Lage (abwarten und nichts tun können) - zumindest eine ganz normale elterliche Aufsicht/Betreuung wird da von niemandem verhindert...
 
Wer bezahlt eigentlich die von Dir geleistete Rechtsbeihilfe?

Das müssen die selber bezahlen. In einem Klageverfahren beantrage ich Prozesskostenhilfe. Die wird aber nur bewilligt, wenn die Klage Erfolgsaussicht hat, was höchst selten der Fall ist. Daher lasse ich mir auch Klagen vorab bezahlen. Oftmals läuft dies dann über Verwandte oder Bekannte hier in Deutschland. Schön ist es immer wenn sie fragen, ob das auch in Raten gehe. Aber wer zahlt die, wenn sie das Land verlassen müssen?
 

Das müssen die selber bezahlen. In einem Klageverfahren beantrage ich Prozesskostenhilfe. Die wird aber nur bewilligt, wenn die Klage Erfolgsaussicht hat, was höchst selten der Fall ist. Daher lasse ich mir auch Klagen vorab bezahlen.
@Pianojayjay
rechtsschutzversichert werden diese Klienten wohl nicht sein... Wie hoch ungefähr sind die Kosten eines abgelehnten Verfahrens? Ich frage das übrigens wegen des Asylbewerberleistungsgesetzes, worin zu den auflagen gehört, vorhandene Vermögensverhältnisse offen zu legen.
 
Ich kenne sowohl Erstaufnahmeeinrichtungen für UMF als auch Wohngruppen für UMF, in die sie nach Abschluss des Clearingverfahrens kommen.
In keiner dieser Einrichtungen sind die Jugendlichen unbetreut. Aber natürlich sehen wir sie auch einfach mal rumhängen und nichts tun. Ist im Teenie-Alter ja normal ;-)
Ansonsten steht Fußball unheimlich hoch im Kurs, vor allem bei den Jungs.

Wenn jemand eine Einrichtung in seiner Region hat, in der Kinder mit ihren Eltern untergebracht sind und der die Eltern entlasten möchte, empfiehlt es sich, mit dem zuständigen Träger der Einrichtung zu sprechen. An vielen Orten werden freiwillige Helfer gesucht. Aber ich wiederhole mich...
 
. Offenbar ist Xenophobie in anderen EU-Ländern wesentlich stärker ausgeprägt als hierzulande, und darüber sollten wir mal froh sein. Den meisten Leuten ist die Relation gar nicht klar: Während Deutschland bisher in 2015 etwa 400.000 Asylbewerber aufgenommen hat, sind es in Frankreich gerade mal 30.000, als mehr als ein Faktor 10 weniger. Weltweit sind 60Mio Menschen auf der Flucht, selbst wenn die EU jetzt sofort ALLE aufnehmen würde, wären nur etwa 10% der Bevölkerung Flüchtlinge.Hass und Aversionen gegen Flüchtlinge sind also fehl am Platze, diese Energie wäre besser eingesetzt, um unsere europäischen Nachbarn, die ihren Vorteil für sich selbst ja schon bereits in der Griechenlandfrage gezogen haben, zu schnellem und menschlichen Handeln zu bewegen

Warum ist das so? Warum öffnet Deutschland seine Türen während andere europäische Länder Zäune ziehen dürfen?

Doch nicht so weit her mit dem europäischen Gedanken.

In Baden Württemberg(!) ist heuten Nacht wieder ein Haus abgebrannt, das zur Beherbung von Asylsuchenden verwendet werden sollte. Wer sind die Leute, die solche Taten begehen? Welche Ängste haben Leute, die so was tun? Dies sollte ernst genommen werden.
 

http://umf.asyl.at/aktuell/

Besonders interessant das dort verlinkte Positionspapier. Ich zitiere: "... monatelange Anhaltung in ungeeigneten und überfüllten Erstaufnahmezentren ohne Obsorge und Betreuung, Schulbesuch oder Tagesstruktur..."

Hoffen wir also mal, dass in Deutschland tatsächlich andere Zustände herrschen als in Österreich. Lasst uns hier also nicht um des Kaisers Bart streiten.
 
In Baden Württemberg(!) ist heuten Nacht wieder ein Haus abgebrannt, das zur Beherbung von Asylsuchenden verwendet werden sollte. Wer sind die Leute, die solche Taten begehen? Welche Ängste haben Leute, die so was tun? Dies sollte ernst genommen werden.

Unwissenheit generiert Angst, Angst generiert Hass. Gegen Unwissenheit kann man etwas unternehmen. Man kann sich informieren, sich Lebensgeschichten anhören, engagieren (und zwar produktiv, um eben etwas zu ändern). Aber es ist einfacher, seine Ängste und Hassgefühle zu pflegen. Irgendwer muss ja an der eigenen Lebenssituation schuld sein.
Schlimm ist es, wenn Kinder in so einem Haushalt aufwachsen. Sie haben keine Chance, sich zu informieren oder den Horizont zu erweitern, wenn sie so etwas vorgelebt bekommen. Da wird unter Umständen die nächste Generation von Menschen aufwachsen, an deren diffusen Ängsten und sozialen Probleme diejenigen schuld sind, die eh schon am Boden liegen und sich nicht wehren können.
 
. Alle anderen haben sich besserwisserisch eingeklinkt, möglicherweise in der besten Absicht, Flüchtlinge vor so etwas gefährlichem wie dem gemeinen Klavier bewahren zu müssen.

Es mag den einen oder anderen besserwisserischen Beitrag in diesem Faden gegeben haben, aber sehr viele waren meiner Ansicht nach geprägt von Erfahrungen, Sachverstand und dem berechtigten realistischen Blick darauf, was vorrangig ist. (z.B. sattelfeste Sprachkenntnisse, Sorge um's Überleben ...)

Es muss einfach auch immer die Frage nach der Nachhaltigkeit gestellt werden, und auch da spielt die Sprache (neben der puren Existenzsicherung) eine zentrale Rolle. Insofern ist auch der wiederholte Hinweis auf das Singen hier kein Zufall. Es verbindet eben Sprache und Musik.

@Romeo: Das soll in keinster Weise Deine Initiative schmälern.

Im Übrigen fände ich es an der Zeit, dass die dicken, fetten Schlagzeilen in der Zeitung mal häufiger den Helfern gelten und die Neonazis mit ein bisschen kleineren Artikeln bedacht werden. Das war auch die Überlegung im Kommentar meiner Tageszeitung heute. Leider haben sie ihn nicht angewandt, und so hatten die Rechtsradikalen wieder die fette Schlagzeile.
 
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