Klavierstimmen mit TuneLab

Sven100

Sven100

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Hallo,
ich wollte mein Klavier wieder einmal stimmen und habe mir deshalb das Programm TuneLab heruntergeladen.
Jetzt weiß ich leider nicht, was ich alles vorher im Programm einstellen muss und wie ich ein gutes Stimmergebniss erreiche, und was ich im Programm und am Klavier für Möglichkeiten habe (z.b auf 441 Herz stimmen oder welche Töne ich nicht mit diesem Programm stimmen sollte) da ich in Tune Lab noch nicht ganz durchblicke. Ich Danke im vorraus für eure Ratschläge.
 
hmmm...
ich glaube deine ohren sind ein viel besseres program... ich habe mit so einem ding auch schon probiert --> resulat: jede saite ist so weit wie möglich perfekt gestimmt. man märkt es aber, dass es ein "ohr fehlt" das die stimmung irgendwie harmonisch und "weich" machen kann... brauchst ja nur eine stimmgabel und die quint hören zu können...
irre ich mich??

lg
emmanuel
 
Mit Tunelab hast du so viele Möglichkeiten so dass du dich eher fragen solltest, was du eigentlich willst. Du kannst auf jede beliebige Tonhöhe stimmen und hast etliche historische Stimmungen. Mein Vorschlag wäre, einfach auf 440 Hz zu stimmen und zwar gleichschwebend temperiert. Schau mal hier, da findest du das Benutzerhandbuch und Tipps auf Deutsch:

http://www.wolfgang-wiese.de/Klavierstimm-Programm TuneLab.html

Das Programm erfordert definitiv einiges an Einarbeitungszeit um es korrekt nutzen zu können. Du kannst natürlich auch einfach alle Standardeinstellungen übernehmen (was ich empfehlen würde).

Ganz wichtig ist, dass du vorab Inharmonizitätsmessungen an deinem Klavier vornimmst. Standardeinstellung ist hier, dass alle C´s gemessen werden vom C1 bis C5 (C1 ist dabei das erste, also tiefste C). Bevor du anfängst, solltest du alle C´s mit Stimmkeilen so abdämpfen, dass immer nur eine Saite schwingt, die gemessen werden soll. Wichtig ist auch die Mikrofoneinstellung deines PDS´s bzw. Laptops. Der Input darf nicht übersteuern, da sonst komische Werte gemessen werden. Zu empfehlen ist hier die automatische Aussteuerung.

Wenn du eine neue Stimmdatei öffnest, startet glaube ich die Inharmonizitätsmessung automatisch. Es wird C1 angezeigt und dann drückst du halt C1 solange, bis die Anzeige von measuring auf calculating umspringt. Ein neues Fenster geht auf mit Inharmonizitätswerten. Zur Sicherheit kannst du sichern+ anstelle von sichern wählen, dann wird die Messung wiederholt. Wenn du auf sichern klickst, dann wird C2 gemessen und das ganze wiederholt sich bis zum C5. Sollte irgendwann die Meldung kommen, dass die gemessenen Werte für ein Klavier ungewöhnlich sind, dann überprüf mal die Mikrofoneinstellungen, auf jeden Fall aber alles Abbrechen und nochmal ganz von vorne anfangen!! Tipp: sei dir im Klaren, dass das automatisch und zügig voran geht, also dass Tunelab nach "sichern" sofort auf den nächsten zu messenden Ton umspringt und von dir dann auch erwartet, dass du diesen auch anschlägst. Das Problem bei all diesen Messungen: Tunelab deutet jeden Input als den zu messenden Ton. Sobald du also aufgefordert wirst, z.B. C2 zu messen, steht unter dem C2 "measuring". Wenn du zu dem Zeitpunkt hustest oder redest oder das Telefon schellt, hast du ein Problem, da Tunelab das für ein C2 hält und dann komische Werte produziert. In dem Fall einfach so lange Krach machen, bis es auf "calculating" umspringt und die Werte-Tabelle erscheint. Dann einfach auf Abbrechen klicken und die entsprechende Taste noch einmal messen.

Nachdem du alle C´s gemessen hast, geht ein neues Fenster auf: die Stimmkurve. Dort hast du viele Möglichkeiten, die du anfangs einfach ignorierst und die Standardeinstellungen akzepierst. Wichtig ist, dass die untere Hälfte des Fensters keine Kurve mehr anzeigt, sondern zwei möglichst gerade Linien. Die sind zwar nie ideale Linien, aber je gerader desto besser. Kann sein, dass nach Programminstallation in diesem Fenster nicht automatisch sondern manuell ausgewählt ist. In dem Fall musst du auf automatisch oder manuell klicken (weiß ich gerade nicht mehr so genau), aber auf jeden Fall da irgendwo rumfummeln bist du tatsächlich siehst, dass die unterne Kurven zu Linien werden. Erst dann auf ok klicken und die normale Programmoberfläche zum Stimmen erscheint. Angezeigt wird der zu stimmende Ton (z.B. A4 oder C1 oder was auch immer). Diesen kannst du manuell ändern indem du in der unteren Fensterhälfte herumklickst. Die untere Hälfte ist in vier Flächen eingeteilt. Klickst du z.B. in das linke obere Quadrat, springst du eine Oktave nach unten, machst also aus dem A4 ein A3. Klickst du in das rechte obere Quadrat, springst du zum A5. Klickst du in das linke untere Quadrat, wird aus dem A4 ein Gis4, das untere rechte Quadrat macht aus dem A4 ein Bb4. Die Quadrate musst du dir vorstellen, die sind nicht eingezeichnet. Man kann auch einstellen, ob man die Töne manuell auswählt oder ob das automatisch passieren soll. Aber Tunelab kann nicht automatisch über die ganze Klaviatur die Töne erkennen, immer nur in einem Bereich von +/- 3 oder 4 Halbtönen.

Wenn du soweit gekommen bist, empfiehlt es sich, die Datei zu speichern und dann mit dem Stimmen loszulegen. Ich empfehle, beim tiefsten Ton (A0=Subkontra A) anzufangen und ganz stumpf bis zum höchsten Ton (A7 oder C8 ) durchzustimmen. Dabei immer nur eine Saite nach Gerät stimmen, die Choir-Reinheit immer nach Gehör. Nur in der höchsten Oktave kann es sinnvoll sein, alle Saiten nach Gerät zu stimmen. Dabei mit Stimmkeilen die störenden Saiten abdämpfen, so dass immer nur die nach Gerät zu stimmende Saite erklingt. Macht man als Profi eigentlich nicht, aber für Anfänger ist gerade die höchste Oktave die größte Herausforderung, so dass diese Methode wahrscheinlich zu besseren Ergebnissen führt als das anfängermäßige Rumprobieren. Die meisten Leute fluchen da oben anfangs und sagen, dass sie da gar nichts mehr hören!

Voraussetzung für all das Geschriebene ist, dass das Klavier bereits auf ca. 440 Hz steht. Sollten die Abweichungen mehr als sagen wir mal 8-10 Cent betragen, sollte man zwei mal stimmen. Dazu gibt es auch noch einen Overpull-Modus, aber da wird´s dann noch komplizierter. Ganz grundsätzlicher Tipp: immer darauf achten, dass der Ton den du gerade stimmst auch tatsächlich derjenige ist, den Tunelab anzeigt!! Also nicht C2 stimmen und Tunelab zeigt C1 an!! Man beachte die amerikanische Schreibweise der Töne. Unser eingestrichenes A, was manchmal auch als A1 geschrieben wird, ist bei den Amis das A4. Die Amis fangen nämlich beim tiefsten C an zu zählen. Das bezeichnen die dann als C1. Alles darunter hat den Zusatz Null, also das tiefste A ist bei den Amis das A0.

All das Geschriebene ohne Gewähr, da ich es aus dem Gedächtnis heraus geschrieben hab. Ich habe mich zwar ein wenig mit Tunelab beschäftigt, aber ich selber nutze das Programm Verituner. Ist wesentlich komfortabler, einfacher, liefert bessere Ergebnisse und ist wesentlich teurer. Gegen Verituner ist Tunelab sozusagen die Hartz4-Variante :D Aber Tunelab ist auch super und hat bei weitem das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Auf der ober verlinkten Seite kannst du übrigens auch die Deutsche Demo-Version runterladen. Aber Vorsicht: kann sein, dass wenn du die englische Version bereits installiert hast, es zu spät ist für die deutsche Version und du ständig aufgefordert wirst, den Freischalt-Code einzugeben. Wenn dir das Programm gefällt und du dein Klavier öfters stimmen willst, solltest du es sowieso kaufen. Am besten beim Wolfgang Wiese, da er den Vertrieb in D macht und auch für die deutsche Übersetzung gesorgt hat.

Viel Spaß und Erfolg damit. Ich hoffe, du bist ein seeehr geduldiger Mensch mit hoher Frustrationstoleranz. Falls nicht: geh zum Telefon und ruf einen Klavierstimmer an!
 
Vielen Dank Tastenscherge,
für deine Tipps über TuneLab. Ich werde mich noch ein bisschen mit dem Programm auseinandersetzen und deine Ratschläge befolgen und ausprobieren. Meine Frage, die ich mir noch stelle ist ob ich die Messungen mit den C-s machen muss und wofür sie genau zuständig ist.
Es wäre schon, wenn dazu jemand bescheit weis :)
 
ja, die Messungen sind zwingend notwendig. Da misst Tunelab die Inharmonizität dieser C´s und errechnet daraus ein Modell, wie denn wohl die Inharmonizität über das ganze Klavier verteilt sein mag. Wenn du die Messungen nicht machst, ist das Ergebnis nicht so brauchbar. Zum Thema Inharmonizität oder Klavierstimm-Theorie einfach mal googlen oder hier im Forum suchen. Ist eine lange Geschichte....:)
 
Ich würde keinesfalls auf 440 Hz herunterstimmen, weil sein Klavier doch auf 441 bzw. etwa 442 Hz steht. Es ist ein Neuinstrument!
 

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