Klavierstimmen lernen

  • Ersteller des Themas Krischu
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Nenee, "gemacht" wurde da nichts! Sondern das ist schlicht Verschleiß. Die Sechskantkerne der Basssaiten meines Ibachs haben sich über 40 Jahre hinweg mehr oder weniger tief in die (relativ weichen!) Umlenkstifte eingefressen, was natürlich die Reibung mehr oder weniger erhöht. Ich, als anfangender Selberstimmer, merkte zwar, dass ich den Wirbel an diesem Ton recht weit drehen musste, bis die Tonhöhe reagierte - das galt fürs' Hoch- genau wie für's Runterstimmen. Also war mir schon irgendwie deutlich, dass die Umlenkung schwergängig war. Aber ich hatte keinen Fachmann dabei, der mir etwas dazu sagen konnte, und ob die Schwergängigkeit noch im Bereich des Normalen sei. Also habe ich (wenn auch mit ungutem Gefühl) weitergemacht, und halt einfach mehr Kraft auf den Stimmschlüssel gesetzt.

Und schon war's passiert - möglicherweise durch meine Stimmtechnik (langsam ziehen) verschlimmert: 2 Schwebungen vor Torschluss machte es KNACK, und die Saite war direkt am Stimmwirbel gerissen. Nachdem ich die Furche aus dem Umlenkstift entfernt hatte, und die Saite geknüpft, ließ sie sich wieder völlig normal stimmen. Jetzt bin ich gewarnt. Wenn ich jemals wieder so eine Situation vorfinde, werde ich sehr vorsichtig vorgehen und ggf. erst nach der Ursache für die hohe Reibung suchen. (Eigentlich würde ich gern den gesamten Bass meines Ibachs entgraten, bin aber noch nicht dazu gekommen.)

Es sollte halt nur ein Beispiel sein, wie ein mit dem bloßen Auge kaum ersichtliches Detail große Folgen haben kann, die man als Anfänger nur bedingt, wenn überhaupt, einordnen kann.
 
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Fragen und Antworten zum "Bergwander-Effekt"

So, jetzt komme ich langsam zur meinerseits angedachten Abrundung des Themas "Klavierstimmen lernen". Vollständige Anleitung ist, wie bereits gesagt, von mir nicht beabsichtigt, es gibt ja bereits viel anderes dazu. Das Temperaturlegen war mir als Teilthema wichtig, das "Bergwandern" gestimmter Töne ebenfalls. Beide Teilthemen waren für mich in der Entwicklung meiner Tätigkeiten von maßgeblicher Bedeutung.

Ein paar Illustrationen kommen noch, wie angekündigt, und auch noch eine Nachbemerkung zu dem Roth&Junius-Flügel, den ich vor wenigen Tagen wiedersah, und der deshalb hier den Aufhänger für das zweite Teilthema hergab.
Hier nun aber erstmal, zur Abrundung des zweiten Teilthemas, eine überschaubare Liste von Fragen und Antworten.

- Was ist der (Von PianoCandle so genannte) "Bergwander-Effekt?"
Die Neigung soeben korrekt gestimmter Piano-Töne, ihre Tonhöhe subtil bis deutlich aufwärts zu verändern, sobald deren Nachbartöne gestimmt werden, und dabei zugleich kaum oder gar nicht ihre Chorreinheit zu verlieren.

- Gibt es eine präzise Erklärung dafür?
Mir ist bislang keine bekannt. Ist aber auch nicht zwingend erforderlich, wenn man die durchaus benennbaren Voraussetzungen zum Eintreten des Effekts dennoch ernst nimmt.

- Worin liegt die besondere Bedeutung dieses Effekts?
In seiner vordergründigen Unlogik. Man neigt eher dazu, ein Wieder-Absacken der frisch gestimmten Saiten zu erwarten. So etwas gibt es natürlich auch, vor allem im Zuge von Hochstimm-Vorgängen. Doch darum geht es hier nicht, sondern um etwas vordergründig Widersinniges. Die Thematisierung hier soll dazu beitragen, zwischen den Wirkungen des eigenen Tuns und den Dispositonen des jeweiligen Pianos hinlänglich zutreffend differenzieren zu können.

- Gibt es nennbare Vorausetzungen, unter denen mit diesem Effekt gerechnet werden muss?
Ja, und zwar:
- 1) Man sollte generell beim Klavierstimmen, auch unter günstigen Voraussetzungen, darauf gefasst sein und ggf. korrigierend nacharbeiten.
- 2) Bei Klavieren/Flügeln, deren obere/vordere Saitenumlenkungen stark reiben, gleich ob an Metall, Holz oder Textil, ist verstärkt mit dem Effekt zu rechnen.
- 3) Bei Klavieren/Flügeln, deren gespielte Saitenlängen durch (ggf. auch zwei- bis dreifache) stark schränkende Umlenkungen begrenzt werden, ist auch bei optimalem Finish der reibenden Materialien verstärkt mit dem Effekt zu rechnen.
- 4) Bei Klavieren mit suboptimaler Stabilität der Druckstäbe, der Kapodaster, der Stege, der Stimmstock-Gussplatten-Verschraubungen, ist verstärkt mit dem genannten Effekt und generell mit minder präziser Stimmbarkeit zu rechnen.

- Ist der Effekt beherrschbar?
In aller Regel ja, wirklich unstimmbare Pianos wegen der genannten Voraussetzungen gibt es nur in sehr seltenen Ausnahmen.

- Betrifft dieser Effekt nur Anfänger/innen?
Der Effekt betrifft alle, die Pianos stimmen, in unterschiedlichem Ausmaß (zwischen sehr stark und fast gar nicht), abhängig von Erfahrung, Vielfalt der Instrumentenkenntnis, sowie abhängig von der im Detail angewandten Stimmtechnik.

- Wie lässt sich der Effekt beherrschen?
Durch mehrere Durchgänge des Stimmens in den betroffenen Segmenten des Instruments. Dabei z. T. auch durch vorausahnendes Kompensieren des Effekts im ersten Durchgang oder mehreren Vor-Durchgängen, und schließlich durch zuverlässiges Erzielen der korrekten Tonhöhe ganz zuletzt. In allen Fällen ist die hinlänglich eingeübte zielführende Handhabung des Stimmwerkzeugs maßgeblich bedeutsam, sowie auch die als angemessen herausgefundene Intensität des Tastenanschlags beim Stimmen.

- Was geschieht, wenn der Effekt nicht beachtet wird?
Möglicherweise wird die Tonhöhe insgesamt zu hoch. Häufiger aber kommt es im Diskant, vor allem in der 2- und 3-gestrichenen Oktave, zu einem ungesund überspreizten "Buckel" in der Stimmung. Auch die Töne links der Temperatur-Oktave bis zur Bassspreize sind des öfteren leicht bis deutlich überhöht. Im Bass sind häufig die tiefsten Töne deutlich zu hoch. Alle diese genannten Wirkungen können mit der Ignorierung des Effekts zu tun haben, können aber auch andere Ursachen haben.

- Kann man als Anfänger/in den Effekt vermeiden?
M. E. nicht wirklich. Ich halte es für ratsam, sich darauf einzustellen, und in diesem Zusammenhang den geplanten Zeitaufwand für das Stimmen in Eigenarbeit auf mindestens das Dreifache des Erahnten hoch zu korrigeren. Wer also meint, er/sie könne sein/ihr Instrument etwa in der vierfachen Zeit eines Profis stimmen, kommt auf ca. sechs Stunden. Und sollte dann, gemäß dieser Empfehlung, nicht mit sechs Stunden sondern mit zwei Tagen und ggf. noch mehr rechnen. Und angesichts dieser Aussicht nur bei einem erkennbar einigermaßen aussichtsreichen Instrument überhaupt anfangen.

- Es wird doch allgemein eine leicht gespreizte Stimmung verlangt, ist dafür das "Bergwandern" nicht sogar günstig?
Schön wärs, zu schön um wahr zu sein. Eine Spreizung kann da Sinn machen, wo sie genau angesteuert wird und dort auch bleibt. Wer dafür einen unkontrollierten Effekt nutzt, macht aus der Not eine Tugend. Allerdings halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die Diskussionen um gespreizte Stimmungen in diesem Effekt eine von mehreren Nahrungsgrundlagen haben. Dazu könnte passen, dass ich vor langer Zeit einmal in einer Stimmanleitung las, dass die mittleren Oktaven nicht gespreizt, sondern etwas verengt sein dürfen, was deutlich an die meinerseits genannten unfreiwillig höher werdenden Töne links der Temperatur-Oktave erinnert. Und auch über zu hohe Basstöne (m. E. ein eher unfreiwilliges Ergebnis) habe ich bereits planvoll klingende Rechtfertigungen gehört. Meine Meinung: Eine optimale und gezielt angesteuerte Stimmspreizung hat mit dem "Bergwander-Effekt" nichts zu tun und darf sich seiner auch nicht bedienen. Und, in diesem Zusammenhang: Wer mit dem Stimmen anfängt, sollte sich strikt um saubere Intervalle kümmern. Das mit dem Spreizen kommt, wenn überhaupt, viel später.

Glückauf zum Erstversuch an alle Mutigen...

Gruß
Martin
 
Hier noch zwei Tipps zu einer der möglichen Standard-Vorgehensweisen (es gibt auch andere Wege) beim Stimmen vom Temperatur-Bereich aus in den Diskant hinein. Bei einem hinlänglich bearbeitungsfreundlichen Piano sollte das funktionieren.

- Bevor du mit dem Stimmen oberhalb des A-1 (a') beginnst, sorge bitte dafür, dass du in der Mittellage zwei komplette Oktaven (von Groß-A bis A-1) sauber fertig hast. Mindestens einen Teil des Basses solltest du also schon bearbeitet haben.

- Wenn du nun beim B-1 anfängst, Oktaven aufwärts zu stimmen, dann überprüf bitte zunächst sorgfältig, ob der jeweilige Ausgangston (in diesem Fall Klein-B) noch korrekt passt zu dem Ton, der eine Oktave unter diesem liegt (in diesem Fall Groß-B). Falls nicht, korrigiere zunächst den Ausgangston (Klein-B). Zwar wird diese Kontrolle bei den ersten Tönen günstig ausfallen, doch solltest du schon bald (etwa ab Es) mit notwendiger Vorkorrektur des Referenztones rechnen. An dieser Stelle darfst du rechtens und ohne Scham auch mit der Grenze deiner Belastbarkeit rechnen; denn hier tut sich ein hochsensibles Konfliktfeld auf. Du muss nämlich nachträglich, und letztlich zufriedenstellend (!), in deine bereits gelegte Temperatur eingreifen, und das mehrfach. Wenn du aber dennoch weitermachst, so sei nun gewiss: Diese Vorgehensweise kann insgesamt zu einer sehr (!!) langwierigen Prozedur werden, bei der du nicht einfach bloß chromatisch nacheinander die Töne stimmst, sondern (letztlich auch chromatisch) Kaskaden von zwei bis drei oktavierten Tönen, und dies womöglich mehrfach, bis alles zuverlässig stimmt.

Unten eine einigermaßen realistische Auflistung dieser möglichen Standard-Vorgehensweise. So wie hier als Möglichkeit dargestellt, wird aus 39 zu stimmenden Diskant-Tönen eine abzuarbeitende Kontroll- und Stimm-Liste von 135 Tönen. Und gesetzt den Fall, du gewährst dir für jeden dreichörigen Ton von vornherein zwei bis drei Minuten, dann wirst du für diese Liste mindestens fünf Stunden netto einplanen müssen, zuzüglich der Auszeiten für Nachbarn und Nerven, sowie der Zeiten für andere körperlich-seelisch-geistige Erfordernisse.

B-1
H-1
C-2
Des-2
D-2

Es-1 Es-2
E-1 E-2
F-1 F-2
Ges-1 Ges-2
G-1 G-2
As-1 As-2
A-1 A-2
B-1 B-2
H-1 H-2

C-1 C-2 C-3
Des-1 Des-2 Des-3
D-1 D-2 D-3
Es-1 Es-2 Es-3
E-1 E-2 E-3
F-1 F-2 F-3
Ges-1 Ges-2 Ges-3
G-1 G-2 G-3
As-1 As-2 As-3
A-1 A-2 A-3
B-1 B-2 B-3
H-1 H-2 H-3
C-2 C-3 C-4
Des-2 Des-3 Des-4
D-2 D-3 D-4
Es-2 Es-3 Es-4
E-2 E-3 E-4
F-2 F-3 F-4
Ges-2 Ges-3 Ges-4
G-2 G-3 G-4
As-2 As-3 As-4
A-2 A-3 A-4
B-2 B-3 B-4
H-2 H-3 H-4
C-3 C-4 C-5

Des-3 Des-4
D-3 D-4
Es-3 Es-4
E-3 E-4
F-3 F-4
Ges-3 Ges-4

C-4
G-3 G-4
Des-4
As-3 As-4
D-4
A-3 A-4
Es-4
B-3 B-4
E-4
H-3 H-4
F-4
C-4 C-5

Ges-4
G-4
As-4
A-4
B-4
H-4
C-5

Viel Erfolg!
Gruß
Martin
PianoCandle

.. und aus Krach wird Klang
 
Martin,
als mein Klavier von einem ausgesprochen fähigen Stimmer mit viel Fingerspitzengefühl gestimmt wurde, erfolgte dieser Arbeitsprozess:
- Wir haben uns auf eine Frequenz geeinigt (a'=420 Hz)
- Ein relativ modernes Stimmgerät wurde eingeschaltet; ich glaube dort wurde ebenfalls die Inharmonizität des Klavieres akustisch eingegeben.
- Dann wird von der Mitte nach tief, dann von Mitte nach Diskant gestimmt
- Von 3 Saiten werden immer 2 abgedämpft und die FREIE Saite wird ausschließlich nach dem Gerät gestimmt. Es erfolgt nichtmal eine Kontrolle, ob die drei Saiten eines Chores gleich schwingen, bevor zur neuen Saite übergegangen wird (Logik: Wenn drei Saiten gleiche Stimmung haben, klingen sie schwebungsfrei)
- Es wird keinerlei Stimmzirkel angewendet (und ich hatte vorher ELLENLANGE Bücher über das Thema gelesen.... :-) ). Es werden praktisch keine Intervalle systematisch geprüft.

ERGEBNIS: Das Klavier war sehr sauber gestimmt; ein Laie hätte vermutlich 20x so viel Zeit benötigt; die Kunst des Stimmens liegt also offensichtlich weniger im Gehör sondern im Feingefühl der Fingerspitzen.

Auffällig für mich, nach ersten - erfolgreichen! - Selbstversuchen war es gewesen, mit welcher Gewalt die Tasten beim Stimmen angeschlagen werden. Seitdem kommt die Arbeit des Klavierstimmers für mich gleich nach dem Bergmann. Seitdem bin ich auch nicht mehr so schüchtern.
 
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Danke, Neronick!
Natürlich, es führen viele Wege nach Rom. Die von mir beschriebene Vorgehensweise ist komplett anders als die von dir beschriebene, die maßgeblich auf Stimmgerät oder vergleichbares Computerprogramm angewiesen ist. Letztlich zählt das Ergebnis. Und der von dir erwähnte Fachkollege wird vermutlich den von dir beschriebenen Weg in seiner täglichen Arbeit so optimiert haben, dass er zu einem korrekten Ergebnis führt. Dabei, so nehme ich an, wird er auch systematische Kontrollen der Temperatur und der Intervalle nach Gehör einsetzen, selbst wenn das beim Zuschauen/Zuhören kaum auffallen sollte.

Dass die Kunst des Stimmens weniger im Gehör liegt als in den Fingerspitzen, stimmt nur bedingt. Das Handgriffe-Erlernen erfordert in der Tat sehr viel Zeit, und dabei zugleich die Disposition, zugleich derb-bergmännisch und sensibelst-uhrmacherisch zu sein. Aber auch das Gehör muss jahrelang lernen. Intervallgenauigkeit, Schwebungen zählen, Saitenunreinheiten von Chorunreinheiten unterscheiden, unterschiedliche "Form" des Gehörs an verschiedenen Tagen und/oder Tageszeiten, Erinnern sehr komplexer Klangtypen, undundund...

Gruß
Martin
 
Wahrscheinlich bin ich ein dummer konservativer Sack, aber "ausgesprochen fähiger Stimmer" und "Stimmgerät" widersprechen sich für meine Begriffe. Ein Stimmgerät verlangt eine Auge-Hand-Koordination, stimmen "nach Gabel" eine Ohr-Hand-Koordination. Letzteres ist mir lieber, da die Feinstimmung sich am Klangcharakter des Instrumentes orientiert.

PS: Dein Kammerton ist wirklich bei 420 Hz?
 
Lieber Neronick,

ich verstehe vom Stimmen herzlich wenig, aber eins weiß ich aus Erfahrung:

wenn bei mir ein Stimmer mit Stimmgerät aufkreuzen würde, dürfte er gleich wieder gehen! :D

Einmal hatte ich so einen Fall (leider war ich damals nicht dabei, weil der Flügel noch bei meinen Eltern stand) und es war eine absolute Katastrophe.

Bei meinem jetzigen Stimmer (natürlich ohne Stimmgerät!!!) klingt der Flügel danach einfach traumhaft und so muss es sein.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina, damit entledigst Du Dich aber gleichzeitig vieler älterer und toller Stimmer, die für die letzte Oktave altersbedingt einfach das Gerät benötigen.
Dem kann ich nur zustimmen. Zur ersten Stimmung unseres Klaviers hatte ich einen renommierten Stimmer unserer Gegend. Er hat nach Gehör gestimmt. Die letzten 3-4 Töne waren einfach nur falsch. Das habe ich leider erst festgestellt, als er weg war... naja, es war wie gesagt unsere erste Stimmung.

Liebe Grüße,
Mawima
 
Ich enthalte mich des Urteils, welcher Weg nach Rom genommen werden soll.

Das gefällt mir sehr gut, Neronick!
So halte ich's auch. Den meinigen Weg gehe ich mit Überzeugung und Engagement, halte aber sehr wohl für möglich, dass es auch was anderes Zielführendes gibt. Und erlaube mir auch, ohne Scheu dann und wann Dinge zu übernehmen, die ich vormals verpönte.
Seit etwa zwei Jahren besitze ich selbst ein Stimmgerät - gab's damals beim Discounter für weniger als 15 Euro. Okay, sagte ich mir, nehmichdaspielzeuchmamit... Bald darauf merkte ich, dass das Gerät zwar hinlänglich präzise arbeitet, mir aber im täglichen Umgang zu ungenau ist, um ihm die Intervallpräzision abzuverlangen. Dennoch leistet es mir inzwischen ausgezeichnete Dienste, und zwar als Stimmgabel-Ersatz. Denn während das Gerät die Tonhöhe korrekt anzeigt, habe ich beide Hände frei zum Stimmhammer-Steuern und zum Anschlagen. Dagegen braucht man zur Tonhöhen-Ansteuerung per Stimmgabel eigentlich immer drei Hände. Diese Form der Fummeligkeit kann ich dank Gerätchen zu den Akten legen, worüber ich freundlich und dankbar nicke. Ansonsten stimme ich weiterhin komplett nach Gehör.

Was die Vorgehensweise deines Stimmers betrifft - nun gut, da hätte ich in jeweils konkreten aktuellen Situationen schon diese oder jene neugierige Frage, inwieweit er sein Gehör dann doch zur Fühlungnahme und Verfeinerung einsetzt. Aber hier stelle ich solche Fragen nicht. Hier reicht es mir, ihm prinzipiell das Erzielen einer guten und schönen Stimmung mit Chorreinheit und Intervallkorrektheit prinzipiell zuzutrauen. Das "Wie" dafür ist seine Sache.

Gruß
Martin
 
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wenn bei mir ein Stimmer mit Stimmgerät aufkreuzen würde, dürfte er gleich wieder gehen! :D

Vermutlich würde er das sogar freiwillig tun! Welcher Fachmann lässt sich schon gerne von einem Laien sagen, wie er seine Arbeit zu machen hat :(

Ein Stimmgerät ist ein Werkzeug. Wie jedes Werkzeug muss man es zu gebrauchen wissen. Ich erzähl meinem Autoschrauber ja auch nicht, wie er den Schraubenschlüssel halten soll :roll:
 
Lieber Neronick,

wenn bei mir ein Stimmer mit Stimmgerät aufkreuzen würde, dürfte er gleich wieder gehen! :D

Bisher haben alle Stimmer die bei mir waren, ein solches Gerät zur Unterstützung genutzt. Und darunter war auch ein Stimmer, der hier im Forum einen sehr guten Ruf geniesst... Alle Stimmungen, haben zumindest mir sehr zugesagt!

Gruß Volker
 
Bisher haben alle Stimmer die bei mir waren, ein solches Gerät zur Unterstützung genutzt. Und darunter war auch ein Stimmer, der hier im Forum einen sehr guten Ruf geniesst... Alle Stimmungen, haben zumindest mir sehr zugesagt!

Gruß Volker

Okay, ich habe mich offensichtlich missverständlich ausgedrückt! Ich meinte natürlich die Verwendung eines Stimmgeräts, wie von neronick beschrieben! Wenn einer eins dabei hat und es z.B. zur Festlegung des Kammertons benutzt, ist das natürlich etwas ganz anderes! Ich wollte hier niemanden beleidigen und hoffe, ich habe das auch nicht getan. Allerdings habe ich mich mit schon mehreren sehr guten Stimmern über diese Geräte unterhalten und alle haben eine solche von neronick beschriebene Verwendung ausgeschlossen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Allerdings habe ich mich mit schon mehreren sehr guten Stimmern über diese Geräte unterhalten und alle haben eine solche von neronick beschriebene Verwendung ausgeschlossen.

Ganz recht, chiarina!
Wenn nun aber Neronick hier von einer auf dieser Grundlage gelungenen Stimmung berichtet?
Mich macht das neugierig. Natürlich auch skeptisch, aber letztlich vor allem neugierig.
Ich werd immer neugierig, wenn jemand möglicherweise mein Welbild durcheinanderbringt - es könnten ja vielleicht Horizonterweiterungen lauern. Wer weiß?

Gruß
Martin
 
Allerdings habe ich mich mit schon mehreren sehr guten Stimmern über diese Geräte unterhalten und alle haben eine solche von neronick beschriebene Verwendung ausgeschlossen.

Ja, Ja, Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich...! :-)

Ich denke, eine guter Stimmer, mit gutem Gehör, der arbeitet mit solch einer Technik nochmal besser oder sei es einfach nur "schneller", was Zeit spart. Ist doch schön wenn der Stimmer schon nach 30 Minuten fertig ist, mit gleichem Ergebnis, oder? ;-) Die Computerprogramme haben jedenfalls heute einiges drauf und werden immer besser.

Gruß Volker (der im arbeits Leben mit Computern arbeitet) ;-)
 
in Deutschland sind Stimmgeräte immer noch eher verpönt. Zu Unrecht, wie ich finde. Ich hab vor 5 Jahren allerdings noch genau so gedacht, bis ich es einfach mal ausprobiert habe und mich von der Qualität der Stimmungen überzeugen durfte. Lediglich das Stimmen der Choirreinheit mit Gerät würde ich ablehnen. Wenn ich Neronicks Beitrag richtig verstanden habe, hat sein Stimmer das aber so gemacht. Das geht nach Gehör besser und schneller.
 
... Ist doch schön wenn der Stimmer schon nach 30 Minuten fertig ist ...

Hallo Volker,

Zeitersparnis und/oder Qualitätsgewinn ergeben sich m. E. nur dann, wenn der/die jeweilige Stimmer/in mit Gerät die Tonhöhen zielsicherer ansteuern kann. Wer das nach Gehör gut kann, wird mit Gerät wohl nicht sonderlich schneller.
Ansonsten: Alle etwaigen Schwierigkeiten hinsichtlich der Stimmbarkeit eines jeweiligen Instruments werden vom Stimmgerät nicht gelöst und bestenfalls minimal akustisch erleichtert.

Bei deiner angeführten 30-Minuten-Stimmung kriegt jede Saite, sofern jede einmal bewegt wird, maximal ca. 8,5 Sekunden. Heftig knapp, das, ob mit oder ohne Gerät.
Bei Stimmungen, die in so kurzer Zeit abgeschlossen sind, ist anzunehmen, dass der eine oder andere Arbeitsgang entfällt, mangels Notwendigkeit. Eine vollständige Stimmung dauert wohl eher länger, mitunter auch deutlich länger, je nachdem in welchem Ausmaß nachkorrigiert werden muss.

Wie Tastenscherge schon sagt: Das Stimmgerät kann als Werkzeug dienen. Eine Wunderwaffe zum Stimmen müsste erst noch erfunden werden.

Gruß
Martin
 
Ok, ok, das war jetzt einfach so in den Raum gestellt. Bisher haben die Stimmer hier immer mehr als eine Stunde verbracht, zuletzt sogar über zwei Stunden. Dann geht das mit Gerät eben auch nicht schneller. :)
 
Bisher haben alle Stimmer die bei mir waren, ein solches Gerät zur Unterstützung genutzt. Und darunter war auch ein Stimmer, der hier im Forum einen sehr guten Ruf geniesst... Alle Stimmungen, haben zumindest mir sehr zugesagt!

Gegnbeispiel: Bei mir haben bislang vier Stimmer gearbeitet, drei davon ohne Stimmgerät. Diese drei haben NICHT gut gestimmt. Sie meinten, sie würden perfekt hören, hatten aber alle alters- oder krankheitsbedingt Schwächen. Mir ist ein Stimmer sympathisch, der sich selbst immer wieder überprüft! Niemals darf es soweit gehen, dass das Gerät "den Ton angibt" aber als zusätzliches Mess- und Kontrollgerät hat es durchaus seine Berechtigung.
 

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