Klavierreparatur Pianino Luner Bj. 1898

Hallo,

Momentan richte ich gerade die Tasten und wollte Euch mal den Unterschied zweier Tasten zeigen. Die obere ist eine Taste vom Luner Klavier von 1898 und die Untere ist aus meinem 10 Jahre alten Mechanikmodell von Renner. Die Modell-Taste ist stellvertretend für ein Kleinklavier bzw. ein nach hinten schmal gebautes Klavier. Auffällig ist der um ca. 5cm unterschiedliche Waagepunkt. Man kann sich gut vorstellen, dass die Kleinklavier-Taste, wenn sie hinten angeschlagen wird wesentlich stärker zu drücken geht, da der Hebel dann sehr ungünstig ist.

taste1.jpg


Als nächstes habe ich ein Frage: Warum wurde die Taste vom Luner Klavier unten enger gehobelt? Das ist ja ein beträchtlicher Aufwand. Ich habe beide Tasten umgedreht, damit man es besser sieht. Die Taste mit der roten Tastengarnierung ist stellvertretend für alle heute gebauten Klaviere.
Wer es weiß, der bekommt von mir ein Eis:D

taste2.jpg


LG
Michael
 
Als nächstes habe ich ein Frage: Warum wurde die Taste vom Luner Klavier unten enger gehobelt?
Kann ich nur raten.....
Als Prophylaxe gegen Tastenklemmen bei den stärker geschränkten Exemplaren würde das nichts bringen weil die Frontfläche nicht geschrägt wurde und es außerdem von vorn dämlich aussähe.

Nachdem ich aber kein Blei entdecke würde ich drauf tippen, daß Luner die Tasten auf diese Weise gewichtet hatte.

Als letzte Möglichkeit fiele mir nur noch ein, daß Luner eventuell Tierfreund war und den Mottenlarven in der Filzscheibe irgendeine Fluchtmöglichkeit bieten wollte....:D
 
@Petz
Sorry - das ist es nicht...

Übrigens war das keine lunerspezifische Angelegenheit sondern findet sich in verschiedener Ausführung in sehr vielen älteren Klavieren. Bei dem alten Bösendorfer zum Beispiel wurden die weissen Tasten abgesetzt (eine Stufe hineingesägt), sodass sie ebenfalls dünner sind, wenn man sie umgedreht betrachtet. Man sieht es in dem Video
Hier daraus ein Schnappschuss der "G"-Taste. Sie wurde links und rechts schmäler gesägt, ohne dass man es sieht von oben.

tasteunten.jpg

Die Klaviaturhersteller hatten sich etwas gedacht dabei. Aber was?

LG
Michael
 
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Ich tippe auf weniger bewegte Masse, wodurch das ganze leichtgängiger wird.

Mein Oberdämpferklavier ist so leichtgängig, da brauche ich nur drauf zu gucken und schon geht die Taste runter. :D

Und vor allem sehr flink wieder hoch. Da die Trägheit zunimmt, wenn man Masse weiter nach außen setzt statt nach innen, bringt es vielleicht was, wenn man da versucht, was an Masse einzusparen.

War es das?

Kriege ich jetzt ein Eis? :D
 
Wahrscheinlich steh ich wieder mal selbst auf der Leitung - und allein schon deshalb wär es indirekt sowieso besser wenn ich selbst dann kein Eis bekäme falls ich noch später auf die Lösung stoßen sollte....:D

@mindenblues, könntest Recht haben denn eine Verbesserung bez. Verminderung der Massenträgheit bringt das sicher; allerdings denk ich wenn es den Herstellern nur um dieses gegangen wäre, hätten sie noch mehr Material abfräsen können oder z. B. im schmalen Tastenteil auch noch paar Löcher zur weiteren Gewichtserleichterung reinbohren können.
 
Hallo Mindenblues,

Nein, obwohl der Gedankengang nicht schlecht ist und sicher etwas Masse eingespart wird, aber das ist leider auch nicht der Grund. Für eine marginale Einsparung an Masse würde man sich die Mühe und den enormen Aufwand nicht machen. Es hat also einen triftigeren Grund :cool:

Ich erhöhe den Einsatz auf einen Fruchtbecher mit Eis:D

LG
Michael
 
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"Scherzmodus an" Angenehmeres Geräusch durch geänderte Tasteneigenschwingfrequenz wenn jemand mit zu langen Fingernägeln spielt "Scherzmodus aus"...;)
Ich muß passen - trotz des, für mich besonders verlockenden erhöhten Einsatzes.
Vermutlich renn ich dann vor Zorn mit dem Kopf gegen die Wand wenn jemand anderer oder Michael auflöst......
 
Also die Aussicht auf einen Fruchtbecher mit Eis lässt mir keine Ruhe.

Nächster Versuch: Wenn es die Masse nicht ist, dann muß es etwas mit der Fläche zu tun haben, die man unten reduzieren möchte, beim Bösendorfer Flügel ja praktisch auf die Breite einer schwarzen Taste. Die Frage wäre, warum. Wenn die Seitenkanten schmaler gemacht werden unten, dann würde eine minimale Verdrehung der Taste, durch außermittigen Druck, nicht zu einer Verkantung führen. Hmmm, also bei meinem Flügel verkantet nix und die weißen Tasten sind auch nicht konisch gefräst. Bei Vorkriegs-Steinways mußte man wohl auch sparen. :D

Wahrscheinlich auch wieder daneben.:rolleyes:
 
Ich warte noch etwas, bis der Einsatz noch höher ist. :D

Oder sind Klavierbaumeister ohnehin ausgeschlossen?
 
Wenn die Seitenkanten schmaler gemacht werden unten, dann würde eine minimale Verdrehung der Taste, durch außermittigen Druck, nicht zu einer Verkantung führen.
Hatte ich mir auch schon überlegt nur hätte das nur dann einen Effekt, wenn die Abschrägung auch die Tastenvorderseite einbeziehen würde aber das ist nicht der Fall und sähe auch bescheuert aus. Ich wüßte auch nicht das da sonst irgendwas im Weg wäre um diese Materialabnahme zu erklären...

@Klavierbaumeister, Fachleute wurden nicht vom Rätsel ausgeschlossen also hol Dir den wohlverdienten Fruchtbecher; ich komm mal sowieso nicht drauf und auch meine Literatur gibt da nix her....:(
 
Nachdem ich sowohl das Internet befragt hatte als auch den dicken Schmöker "Piano servicing, tuning and rebuilding" von Arthur A. Reblitz, und nirgends Antwort gefunden habe, sehe ich leider auch die Aussicht auf das Eis nebst Früchten schwinden.

Also, Klavierbaumeister, dann lege mal los...
 

Bis jetzt ist die Antwort noch nicht gefunden worden. Klavierbaumeister, niemand ist ausgeschlossen, und ich bin ja nicht kleinlich, daher erhöhe ich den Einsatz nochmal. So spendiere ich statt simpler Früchte einen Waldfrüchte-Becher mit feinen Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Johannisbeeren und natürlich mit dazupassenden leckerem Joghurt-Eis. Als Zugabe gibts noch Schlagsahne und eine Hohlhippe oben drauf. :D

Appetit bekommen?

LG
Michael
 
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Hallo aus der Klavierwerkstatt!:)

Zwischenzeitlich hab ich ein neues Video aufgenommen. Fred hat die Hintergrundmusik beigesteuert. Seht selbst...
http://www.youtube.com/watch?v=vr9oqv7SQRI

Wen interessiert überhaupt, warum die Tasten vieler alter Klaviere unterhalb des Tastenbelages im Bereich der Vorderstifte verjüngt, das heisst schmäler gemacht sind? Oder esst ihr gar nicht gerne Eis?;)

Bevor ich nämlich so spezielle Infos preis gebe und nur 2,3 Leute interessiert daran sind, überlege ich mir, ob es nicht besser ist, diesen eine PN zu schicken. Wenn wirklich viele interessiert sind, dann würde ich zur Veranschaulichung sogar ein Video davon zu machen. Eis gibts allerdings nur, wenn jemand die Auflösung des Rätsels postet.

LG
Michael
 
Wen interessiert überhaupt, warum die Tasten vieler alter Klaviere unterhalb des Tastenbelages im Bereich der Vorderstifte verjüngt, das heisst schmäler gemacht sind?
Mich interessiert es!
Doch, und wie! Aber mir fällt nix ein, was zur Lösung beitragen könnte... :rolleyes:

EDIT:
Noch eine Frage zu deinem Video: Was haben die unterschiedlich farbigen Ringe zu bedeuten, die du über die Stifte steckst? Wenn ich richtig gesehen habe, sind es bei jeder Taste vier Ringe. Zuerst ein gelber, dann ein grüner, dann wieder ein gelber und zuletzt der rote Filzring.

Grüße von
Fips
 
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Noch eine Frage zu deinem Video: Was haben die unterschiedlich farbigen Ringe zu bedeuten, die du über die Stifte steckst? Wenn ich richtig gesehen habe, sind es bei jeder Taste vier Ringe. Zuerst ein gelber, dann ein grüner, dann wieder ein gelber und zuletzt der rote Filzring.

Hallo Fips,

Die Ringe (Beilagscheiben aus Papier und Pappe) sind zum Augleichen der Tastenhöhe vorne. Alle Tasten müssen am Ende in gleicher Ebene sein. Man nennt diese Arbeit "Tasten gerade legen". Das macht man, wenn die Tasten drinnen sind. Wenn vorher schon eine gewisse Menge an Beilagscheiben von unterschiedlicher Stärke (die Farben lassen die Stärke erkennen) unterhalb der dämpfenden Filzscheiben (die Tasten sollen ja nicht klappern) drinnen sind, dann kann ich bei einzelnen Tasten, die vorne zu hoch sind wieder welche heraus nehmen. Anderenfalls müsste man sonst alle Tasten an diese einzelnen zu hohen Tasten anpassen und Beilagscheiben hinzufügen. Wenn alle Tasten drinnen sind, ist das mehr Arbeit, als man gibt vorher schon eine bestimmte Menge an Beilagscheiben hinein und nimmt einzelne heraus.;)

LG
Michael

P.S.: Ich hab Dein Interesse an der Auflösung notiert ;-)
 
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Hallo Michael,

an der Lösung bin natürlich auch ich interessiert.

Beste Grüße
 
Die Lösung: Früher war man sparsam mit Material. Bei der Masse der Klaviere kamen viele Hobelspäne zusammen. Damit konnte man den Werkstattofen heizen....:D:D (Für diese "Lösung" gibt´s sicher Eiswürfel aus dem Gefrierschrank :rolleyes:)

Du machst es aber spa(n)nend, Michael...:)
 
Michael,

um es noch etwas interessanter zu machen:

poste doch bitte als Gegenüberstellung nochmals Bilder sowohl einer weißen Tasten, die zu zwei schwarzen benachbart ist (also wie schon abgebildet, z.B. d, g, a) also auch ein Bild einer weißen Taste, die zu einer weißen Taste benachbart ist, also z.B. h, c, e, f.
Und das dann jeweils für das Luner und den Bösi.

Dann ist die Verwirrung perfekt. :-)))
 
Ne, Klavierbaumeister!
Ich will ja die Leute nicht verwirren:D
...außerdem steht der Bösi nicht bei mir sondern im Gebirge;)


Als kleine Hilfestellung biete ich noch was an:
Es hat mit Stabilität zu tun, weshalb das getan wurde....
Aber was?, wieso?, warum?

LG
Michael
 
Hi Klaviermacher,

danke für die Erklärung mit den Ringen. :cool:

Zu der Tastenabhobelung:
Ich hatte gerade noch den Gedanken, dass es vielleicht etwas mit der Ausdehnung des Holzes bei Wärme und/oder Feuchte zu tun hat. Und damit sich die Taste nicht so leicht verzieht, sorgend man für ungerade Winkel der Flächen zueinander und dadurch für mehr Stabilität.

Also, ich hab jetzt mehr so ins Blaue hinein geraten, denn von Physik hab ich wenig Ahnung! :rolleyes:

Grüße von
Fips
 

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