Ich kenne das Video - er bearbeitet Hämmer, die nur unzureichend elastisch gestochen wurden oder gar nicht ordentlich intoniert. Mit seiner Technik bekommt er einen schnellen, aber nicht dauerhaften Effekt, wenn überhaupt einen

- denn wenn er nur die Hämmer abzieht, hat er auch schon einen weicheren Klang. Sobald zuviel Dampf eingebracht wird, ist die Spannung weg und kein Klang mehr da. Dann muss er viel mehr abziehen um wieder einen halbwegs normalen Ton zu bekommen. Wenn der Hammer von Grund auf richtig intoniert wurde, ist diese Arbeit eigentlich NICHT erforderlich.
Rons Kommentar im Video sagt aber etwas ganz anderes aus.
Es steht ja schon in der Beschreibung vom Video: "Using steam and other techniques to minimize the need for destructive reshaping of the hammers", also "Die Anwendung von Dampf und anderen Techniken, um den Bedarf nach destruktivem Abziehen möglichst gering zu halten."
Es geht ihm also in erster Linie gar nicht um's Intonieren oder mangelhaftes Vorintonieren, sondern um ein vielbespieltes Schul- oder Uni-Instrument, dessen praktisch neue Hammerköpfe (vielleicht 6 bis 8 Monate alt) wegen der vielen Spielstunden schon Furchen haben. Er strebt eine
möglichst materialschonende Wiederherstellung des "strike point" (Scheitels) an.
Er sagt: wenn er traditionell abziehen würde, ohne vorher Dampf einzuspritzen und zu bügeln, wäre der Materialverlust höher.
Bei 3:00 setzt er sogar explizit voraus, dass sich am Inneren des Hammers nichts geändert hat, also: dass die Grundintonierung/Vorintonierung nach wie vor in Ordnung ist. Lediglich die äußere Schicht am Scheitel ist komprimiert und hat Furchen, die er "puff out" (aufpluschen, aufweichen) will, um (4:05)
möglicherweise einen Teil des Filzes nochmal zu verwenden, den man ansonsten einfach nur weggefeilt hätte.
Anschließend weist er auf die Wichtigkeit hin, den Scheitel zu bügeln, um den aufgeweichten Filz zu festigen, damit sich beim Einspielen seine Beschaffenheit nicht zu sehr ändert.
Bei 5:00 sagt er sein Fazit: wenn dann nach ein- oder zweimaligem Dämpfen/Bügeln (und ggf. Klangprüfung) noch gefeilt werden muss, so wird dies auf ein Minimum beschränkt. Der Scheitel wird (7:05) kurz genug gehalten, dass Saitenrisse verhindert werden, und nun man kann mit dem traditionellen Intonieren weitermachen.
Zumindest sagt Ron nichts von unzureichender (Vor)Intonation - im Gegenteil, er setzt korrekte Vorintonation voraus und stellt lediglich die Außenschicht möglichst materialschonend wieder her.
Mir leuchtet das sofort ein, und insofern wundert es mich, dass Michael (und nicht nur er!) hier einfach nur feilen würde.
[EDIT: genausowenig geht es Ron hier etwa um eine "Billigrenovierung", wie Thomas es etwa nannte, an der er einen schnellen Dollar verdienen kann. Im Gegenteil: er tut dies typisch an Instrumenten, die relativ gut gestimmt und instandgehalten sind, wo ein paar Minuten übrigbleiben, dass er sich im Rahmen eines Stimmservice der Langlebigkeit der Hammerköpfe widmen kann.]
Ciao,
Mark