Kann man ein Absolutes Gehör entwickeln?

Stilblüte

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So liebe Klavier- und Musikliebhaber, nun mal eine Frage, die mich schon lange beschäftigt...
Ich bin heute übrigens im Schreibrausch, habe schon ein paar Einträge hinterlassen :wink:
Bin froh endlich mal sowas wie ein Klavier-Forum gefunden zu haben...

also die Frage: Wie ist das mit Absolutem Gehör?
Ich habe einerseits gehört, dass man es hat oder nicht hat, woran dann auch nichts zu rütteln oder zu er- bzw. verlernen ist.
Andererseits höre ich immer öfter, dass man es doch lernen kann...
was stimmt denn nun?
Hat das hier jemand?
Und hat es jemand gelernt?
Kann man es trainieren?
Wie?
Ich hätte nämlich gerne eins, manchmal treffe ich auch ein paar Töne richtig, aber eben nur manchmal.....

dankeschön :-D

Stilblüte
 
ich hab dort mal gepostet, dass ich nen Kumpel hat, der ein erlernt hat.
Allerdings hat mich das hier von Toccata überzeugt
Antrainierbar ist es meiner Meinung nach so weit, dass man mit viel Übung vielleicht in etwa die Töne bestimmen, bzw. sich bis zu einem gewissen Grad auch Tonhöhen sogar exakt merken kann.
Aber die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Schwingungen, zwischen den verschiedenen Hz, ist (glaube ich) nicht erlernbar. Das hat man oder man hat es nicht.
Er hat nur ein Tongedächtnis, das er kein richtiges absolutes Gehör hat, zeigt dann eigentlich, dass sich sein Gehör auch "verstimmt" wenn sich sein Flügel verstimmt
 
es stimmt.man kann sich das absolute Gehör ein Stück weit antrainieren, sodass man Töne oder Tonarten WIEDERerkennt...aber wie schon oben beschrieben "wandert" das GEhör mit, wenn man an einem tiefer oder höher gestimmten Klavier sitzt!
LG

PS: ICh kannte mal jemanden, den das "permanente As vom Rasenmäher" tierisch genervt hat....also ist absolut hören doch nicht immer schön...der hörte selbst dabei noch einen Ton "für mich war das alles nur laut" (Zitat vpn Georg Kreisler)
 
Was für Vorteile hat man, wenn man das absolute Gehör besitzt?

Bis jetzt hörte ich von den Betroffenen nur Nachteile. Es beginnt ganz harmlos am Klavier. Da möchte man einen schönen Akkord anschlagen und man hört anstatt den Akkord nur 3 separate Töne. Das gleichzeitige Anschlagen mehrerer Töne verursacht eine gewisse "Stimmung" und die geht bei Leuten mit dem absoluten Gehör gerne verloren, da das Gehirn dauernd die einzelnen Töne heraushören möchte. Das kann wirklich lästig sein.
Zusätzlich können solche Leute sich in einem Konzert nie richtig an der Musik erfreuen, da immer irgendein Instrument mal hier mal dort n'falschen Ton spielt oder leicht verstimmt ist. 99.9% hören das nicht, aber mit einem absoluten Gehör hört man dies sehr wohl! Man kann sich nicht mehr auf das Konzert konzentrieren sondern hört ständig einzelne Noten und das Gehirn analysiert alles Richtige und Falsche wobei von Entspannung kaum die Rede sein kann! Oder wie schon erwähnt: alle Alltagsgeräusche wie Staubsauger, Kaffeemaschinen, Sirenen, PC-Lüftungen, all diese Dinge versucht das absolute Gehör zu analysieren. Manche mit einem absoluten Gehör wünschten sich dieses nicht zu besitzen, da es ihnen rein nichts bringt.
Einziger Vorteil ist es, wenn man Musiklehrer/Instrumentallehrer ist und man ständig die Schüler kontrollieren muss. Da ist es von Vorteil denke ich.
Inwieweit diese Informationen der Wahrheit entsprechen kann ich nicht sagen, da es mir von Betroffenen erzählt wurde. Vielleicht ist es bei Jedem auch etwas anders in der Ausprägung.

Was mir aber viel hilfreicher als das absolute Gehör erscheint ist das "relative Gehör", und das kann jeder mehr oder weniger antrainieren! Dabei drückt man einmal auf das c'. Egal wie das Klavier gestimmt ist, es erklingt bei c' ein Ton. Nun stellt man sich eine Melodie vor und spielt diese Melodie auf dem Klavier vom c' aus. Wenn man ein relatives Gehör antrainiert weiss man genau, in welchem Abstand zu den einzelnen Tasten (Halbtonschritte, Ganztonschritte) man die Melodie spielen muss. Auch für das Singen vom Blatt ist das ganz wichtig. Oder wenn man ein Stück auf dem Klavier spielt so sollte man nie den Ton spielen und dann den Ton hören, sondern immer zuvor den Ton innerlich hören und dann spielen. Es gehört soviel Konzentration dazu, dass nicht einmal ich das lange durchhalten kann, denn es braucht sehr viel Übung und ich halte es maximal 10 Minuten so aus! *grins* Und dann spiele ich einfach wieder drauflos, was ich lese. Aber es geht viel einfacher, wenn ich mein relatives Gehör trainiere. Darum denke ich, sollte man eher das etwas trainieren. Dadurch gibt es auch eine kleine Hilfe beim Transponieren verschiedener Stücke auf dem Klavier, ...bei mir jedenfalls.

Möchte es nicht zu lange machen, aber wollte nur mal meine Meinung zu dem Thema sagen.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz
Romano
 
Was für Vorteile hat man, wenn man das absolute Gehör besitzt?

Bis jetzt hörte ich von den Betroffenen nur Nachteile. Es beginnt ganz harmlos am Klavier. Da möchte man einen schönen Akkord anschlagen und man hört anstatt den Akkord nur 3 separate Töne. Das gleichzeitige Anschlagen mehrerer Töne verursacht eine gewisse "Stimmung" und die geht bei Leuten mit dem absoluten Gehör gerne verloren, da das Gehirn dauernd die einzelnen Töne heraushören möchte. Das kann wirklich lästig sein.
Zusätzlich können solche Leute sich in einem Konzert nie richtig an der Musik erfreuen, da immer irgendein Instrument mal hier mal dort n'falschen Ton spielt oder leicht verstimmt ist. 99.9% hören das nicht, aber mit einem absoluten Gehör hört man dies sehr wohl! Man kann sich nicht mehr auf das Konzert konzentrieren sondern hört ständig einzelne Noten und das Gehirn analysiert alles Richtige und Falsche wobei von Entspannung kaum die Rede sein kann!

Hallo Romano!

Ich muss dir hier jetzt mal ein wenig widersprechen. Man ist mit einem absoluten Gehör sehr wohl in der Lage auch einen Akkord als Ganzes zu hören und nicht nur einzelne Töne. Erstrangig höre ich den Akkord und nur wenn ich will (!) kann ich auch die einzelnen Töne des Akkords benennen.
Aber ich sitze jetzt nicht neben meinen Schülern und höre nur einzelne Töne, sondern schon die Musik als Ganzes. Sonst wäre wohl kein Musiker mit absolutem Gehör in der Lage, Musik zu produzieren.
Und das mit dem Konzert, dass man sich nicht entspannen kann, ist auch nicht wirklich wahr. Man lernt mit der Zeit, quasi "abzuschalten", d.h. ich sitze bei Gott nicht in einem Konzertsaal und analysiere ständig die Noten in meinem Kopf. Wenn du mich aber mitten im Konzert fragst, welchen Ton gerade im Orchester die Posaunen spielen, dann werd ich es dir sagen können. Man lernt auch mit der Zeit, über falsche Töne hinweg zu hören.


Oder wie schon erwähnt: alle Alltagsgeräusche wie Staubsauger, Kaffeemaschinen, Sirenen, PC-Lüftungen, all diese Dinge versucht das absolute Gehör zu analysieren. Manche mit einem absoluten Gehör wünschten sich dieses nicht zu besitzen, da es ihnen rein nichts bringt.

Da hast du recht. Alltagsgeräusche, vor allem permanente wie eben PC-Lüftungen, Staubsauger, Kreissäge, etc. gehen mir derart auf den Geist, da kann ich nicht weghören. Ich weiß, dass die Kreissäge meines Nachbarn in einem dreigestrichenen fis surrt und das nervt wirklich gewaltig.

Einziger Vorteil ist es, wenn man Musiklehrer/Instrumentallehrer ist und man ständig die Schüler kontrollieren muss.

Ja, da ist auch ganz hilfreich. Ich muss nicht immer unmittelbar neben den Schülern stehen um falsche Töne zu hören. Wenn ich gerade im Nebenraum bin um Noten zu suchen, hör ich genauso, welcher Ton in der linken Hand falsch war. Meine Schüler finden das allerdings manchmal weniger komisch... ;)
 
. Ich weiß, dass die Kreissäge meines Nachbarn in einem dreigestrichenen fis surrt und das nervt wirklich gewaltig.
Glaube mir, das nervt auch ohne das Wissen um´s Dreigestrichene gewaltig. :D
Erstaunt bin ich immer über gute Klavierstimmer/-bauer, die eine Temperatur so exakt stimmen können wie kein Messgerät.
In diesem Zusammenhang fallen mir gleich noch Fragen ein. Ich denke mir, dass jedes Instrument eine andere "Temparatur" hat, zumindesit nicht alle absolut gleich sind. Wie kann ein Orchester dann noch gut klingen, wenn jemand mit absolutem Gehört zuhört? Oder werden diese klitzkleinen Unterschiede vom Klang der Instrumente überlagert?
 
Hallo Peter!
In einem großen Orchester mit Instrumenten so vieler verschiedener Stimmungen fällt das nicht mehr wirklich auf. Da vermischt sich irgendwie alles mit- und ineinander und der Gesamtklang ist trotzdem sehr schön.
Was anderes ist, wenn ein Instrument in einem Orchesterstück plötzlich eine kurze Solostelle hat. Da merkt man dann sehr wohl, wenn die Stimmung nicht exakt passt.
Aber wie schon gesagt, man lernt mit der Zeit, über "Stimmungsschwankungen" hinweg zu hören. ;)
 
Hallo Toccata

Ich dachte mir auch, dass das etwas zu übertrieben war mit dem Nur-Noch-Einzelne-Töne-Hören. Wie bereits erwähnt war es ja die Aussage von diesen Betroffenen (2 Personen). Sicher erlebt dieses Phänomen jeder ein wenig anders und dabei kann es wahrscheinlich auch extreme Ausprägungen geben, von denen ich gerade sprach.
Denke kaum, dass es jeder so schlimm damit hat bzw. deren Aussage war etwas übertrieben.

Ab wann stelltest Du eigentlich fest, dass Du n'absolutes Gehör hast? Kam das plötzlich oder war das schon immer da?

Gruss
Romano
 
Absolutes Gehör

Hallo Toccata und Romano,

ich möchte Toccata mit ihrer Ausführung zustimmen.
Ein absolutes Gehör kann sie natürlich für sich gesehen leichter entwickeln, wenn sie nur an ihrem Klavier spielende Schüler hört. Die Stimmung des eigenen Klaviers geht sicher leichter in Fleisch und Blut (oder eben ins Gehör) über, als wenn jemand viele nicht richtig/unterschiedlich gestimmte Klaviere wechselweise hört.

Meine Tante hatte sich früher (unter anderem auch an mir) als Klavierlehrerin versucht und meine Mutter wunderte sich auch darüber, daß sie auf Entfernung mir zurief:
FIS, Du mußt FIS spielen!

Ich hatte als Junge mit 8 Jahren ein einschneidendes Beispiel erlebt, das mehrere interessante Dinge gleichzeitig beinhaltete:

Ich spielte beim Weihnachtsfest für Kinder in der Firma, in der mein Vater beschäftigt war, mein erstes Mal öffentlich am Klavier.... am Flügel.

Nervosität kannte ich damals ja nicht (wie bei Kindern oft üblich) und ging also frischen Mutes an den Flügel.
Der erste Anschlag ließ mich wieder abbrechen und eine Oktave tiefer wieder anfangen. Auch dort brach ich wieder ab und spielte den höhere Anschlag wieder. Ich saß ja vor dem Schloß und das hatte man mir ja auch gesagt:
Du must Dich vor das Schloß-C setzen.
Nach dem Spiel, das dann fehlerfrei lief, stand ich auf, verbeugte mich und sagte:
Entschuldigung für den Anfang, aber .... ähh.. wir haben zu hause ein braunes Klavier und dieses ist schwarz.

Was ich damals noch nicht wußte, war die Tatsache, daß ich zu hause immer auf einem alten Tafelklavier spielte, das zur Schonung des Resonanzbodens fast einen halben Ton tiefer gestimmt war, damit die Saiten nicht ausrissen. Da hatte mich dann schon mit 8 Jahren gestört, daß etwas nicht war wie immer und ich hatte es aber wohl bemerkt.

Ich glaube, an anderer Stelle habe ich hierüber schon einmal berichtet. Darum nun nicht noch mehr vom alten Tafelklavier.
Aber der Hinweis, daß ein Gehör schon früh geschult werden kann, ist doch sicher unbestritten.
Stören und analytisches Hören hat es aber auch bisher nicht gegen meinen Willen gegeben, wenn ich beim Konzert zuhöre und nicht analysieren möchte, obwohl ich viele Fehler raushören kann.
Ich möchte mich ja nicht durch Analyse beim Konzert um den Genuß des Dargebotenen bringen.

Gruß Hartwig
 
Da ich nun endlich wieder ein wenig Zeit habe, hier im Forum einen Beitrag zu verfassen, fange ich gleich mal in diesem Thread an.

@Hartwig:
Stimme mit dir da vollkommen überein und deine Geschichte vom braunen und schwarzen Klavier ist wirklich überaus nett! :)

@Romano:
Ich hatte als kleineres Kind keine Ahnung von einem absoluten Gehör, wußte auch nicht, was das war.
Dass ich etwas konnte, was andere nicht konnten, fiel mir erstmals auf als ich ca. 10 Jahre alt war. Da begann ich zusätzlich Violine zu lernen und bemerkte, dass ich mein Instrument ohne Angabe des Kammertons stimmen konnte. :cool:
Mein Lehrer erklärte mir dann eigentlich erst, dass das ein absolutes Gehör und etwas ganz Seltenes sei.
 

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