lieber Rolf,
ich bin nicht grimmig, ich weiß ja, wo du herkommst - ein Klavierspieler, der sich eben mal an die Orgel gesetzt hat zwecks amüsieren, und der nach eigenem Bekunden nicht viel mit Bach anfangen kann. Von daher erwarte ich ja auch nicht gerade tiefgreifende Bemerkungen von dir über das Fadenthema, ob nämlich das Erlernen der Kunst des Orgelspiels eine Bereicherung für den Pianisten ist.
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Die Chancen stehen gut, dass es besser klingen wird (und dem beträchtlichen Dynamikunterschied dieses Preludes angemessener ist) als ein Dauerlegatobrei auf der Orgel. Vielleicht steigert das ja das Amüsement...
lieber Mindenblues,
dass ich mich zum Zweck des eigenen Amüsements an eine Orgel gesetzt hätte, ist mir neu (und da ich dabei anwesend war, traue ich mir zu, wenigstens für mich sagen zu können, wie es für mich war) und ich halte es auch nicht für verwerflich, dass sich meinesgleichen auch mal an eine Orgel setzt
dass ich den Fehler gemacht habe, offen zu gestehen, dass ich Bachs Werke für Tasteninstrumente selber wenig spiele, tut mir im Nachhinein leid - wie in amerikanischen Gerichtsfilmen wird das a la "alles was Sie sagen kann gegen Sie verwendet werden" z.B. von Dir zitiert. Wenig spielen ist nicht dasselbe wie gar nicht spielen - und ich musste viel Bach spielen (freilich auf dem Klavier). woraus aber schließt Du nun, dass meine Wenigkeit hierüber gefälligst den Mund zu halten habe? (sinngemäß steckt ja sowas in Deinen an mich gewendeten Zeilen, allerdings muss darüber nun kein linguistischer Disput anheben)
Dir sei verraten, dass mich ein Orgelkonzert von Hans Richter in Ravenna (vor mehr als 20 Jahren) sehr beeindruckt hatte, u.a. war da die Passacaglia und Fuge c-Moll von Bach im Programm (bis heute übrigens halte ich das Original für besser, als Regers Klaviertranskription: Toccata & Fuge d-Moll)
dass Du von mir keine tiefgreifenden Bemerkungen erwartest, beruhigt mich übrigens - denn aufgrund Deiner Erwartungshaltung bräuchtest Du ja nicht gar so scharf loslegen, sondern könntest mit Milde über die Dummheiten der Dilletanten hinwegsehen :)
dass ich gewagt habe, öffentlich Gesang an einer Orgel zu begleiten, tut mir im Nachhinein ebenfalls leid - wie so manches andere, hätte ich wohl auch das für mich behalten sollen...
ich erlaube mir, aus meiner niedrigen Sphäre heraus, dennoch eine Bemerkung zum Fadenthema: für "Klavierspieler" ist die Erfahrung, an einer Orgel nicht sogleich das gewohnte Klangergebnis zu erzielen, ziemlich lehrreich - man erhält die Chance, sich im wörtlichen Sinne "be-greifend" manches klar zu machen (ich habe es absichtlich sehr allgemein formuliert). Und wer das ernsthaft durchdenkt, wird sich manches zum Pedaleinsatz am Klavier überlegen können und anschließend ausprobieren.
ist es eigentlich völlig unvorstellbar, dass es für beide Seiten amüsant und bereichernd war, mit Lisztsachen zwischen Orgel und Flügel hin und her zu wechseln? ist das gar verwerflich??
was Deine Ferndiagnose des "Klangbreis" betrifft: ich hatte Füllnoten ein wenig kürzer gehalten, als die Basslinie und die Melodie - und das amüsante daran war, dass Chopins c-Moll Prelude wegen des Klangs (Instrument) eben doch vorsichtig gesagt sonderbar anhörte - - kein Wunder, worüber viel Aufhebens gemacht werden muss, denn es ist ja für ein anders klingendes Instrument komponiert... bzgl. des "Greifens" war das lehrreich, bzgl. des "Fühlens" allerdings auch ärgerlich, denn innerhalb von Akkorden mangelt es der Orgel an den klaviertypischen Differenzierungsmöglichkeiten (dass man artikulierend, auch durch minimale Ungleichzeitigkeit, viel erreichen kann, ist mir bekannt und sogar geläufig)
liebe Grüße, Rolf