@ Fips:
Lass dich durch die arrogante und engstirnige Art von dem Seminarverantwortlichen nicht abschrecken. Die meisten Organisten und Kantoren werden froh sein, wenn sich jemand für dieses "Nischeninstrument" interessiert.
@Hans:
Lass dich doch überraschen, wie es dir gefällt, auf einer Kirchenorgel zu spielen. Ich würde mir an deiner Stelle ein paar geeignete Klavierstücke vorbereiten, die sich eignen, nur mit den Händen auch auf der Orgel zu spielen. In erster Linie würde ich alle Klaviermusik aus der Barockzeit dazuzählen, dazu kommen choralartige Stücke aus späteren Epochen.
Jedenfalls bin ich so vorgegangen, vor ca. 3 Jahren. Bin mit meinen WTK1-Noten hingegangen und habe ein paar Präludien und Fugen daraus auf der Orgel gespielt. Ich werde nie den allerersten Satz vergessen, den mir der Kantor gesagt hatte, nachdem ich das erste Stück gespielt habe:
"Auf dem Klavier macht man Dynamik durch Änderung der Anschlagstärke, auf der Orgel durch Änderung der Anschlagdauer". Dieser Satz sagt sehr viel, eigentlich schon fast alles, aus.
Je länger ich Orgel spiele, desto mehr komme ich zur Erkenntnis und Einsicht, das Orgel und Klavier völlig verschiedene Musikinstrumente sind. Mit der Konsequenz, dass es kontraproduktiv ist, Orgelstücke auf dem Klavier zu üben und umgedreht, auch wenn es z.B. nur um den Klavierpart geht. Aber auch mit der Erkenntnis, dass man beide Instrumente sehr gut trennen kann. Weiterhin glaube ich auch, dass Orgelspielkenntnisse auch beim Klavierspiel weiterhelfen, insbesondere eben das Stilmittel der Artikulation auch beim Klavier einzusetzen (z.B. Glenn Gould war darin Meister auf dem Klavier), und umgedreht gilt das auch.
Das meiste, wo Orgelspiel schadet bzgl. Klavierspiel, ist m.E. schlicht die Zeit - wenn man Orgel übt, kann man nicht Klavier üben. Man kann sich eben nicht teilen. Das ist das Hauptproblem, was ich sehe, sonst eigentlich nichts.
Leider ist Orgelspiel etwas, was sehr viel Übeaufwand erfordert, da das Pedalspiel schwieriger ist, als man mglw. am Anfang glaubt. Obwohl ich ein paar Jahrzehnte Klavier gespielt habe, geht der ganze Mist des Unabhängig-Bekommens vom Pedalspiel zu den Händen, wie es am Anfang zwischen beiden Händen beim Klavierspiel ist, wieder von vorne los. Gegenläufige Melodielinien zwischen beiden Händen sowie Pedal erfordern viel Fleiß und Zeit, um das in den Griff zu bekommen. Das muß man einfach wissen.
Bzgl. Orgel habe ich das Glück, eine wirklich schöne kleine 2-manualige Orgel in einer Kirche in der Nähe zu haben, mit eigenem Schlüssel, wo die Heizung im Winter nicht abgeschaltet wird, sondern einigermaßen gute Temperaturbedingungen da sind. Weiterhin habe ich die Möglichkeit, bei Lust und Laune an verschiedenen Orgeln in meiner Umgebung spielen zu können. Ich denke, sowas ergibt sich im Laufe der Zeit automatisch im Zuge von z.B. Orgeldienstvertretungen.