Ich hatte heute eine tolle Klavierstunde

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Im Klavierunterricht arbeite ich zur Zeit am Valse Romantique von Debussy (schon seit Januar) und an Präludium und Fuge in G-Dur aus WTK II (seit kurz vor den Ferien). Nachdem wir letzte Woche eine Stunde lang am Präludium gearbeitet haben, war heute der Debussy dran.

Zuerst hat sich mein KL entschuldigt, dass der Schüler vor mir überzogen hat. Ich meinte dann, das wäre nicht schlimm, ich hätte es nicht eilig. Gedanklich wäre mein Dienstagvormittag eh für Musik reserviert, denn wenn ich im Unterricht schon an das denken würde, was alles noch zu erledigen ist, könne ich mich nicht auf das Klavierspielen konzentrieren. Das hat ihm wohl gefallen, denn ab da war alles super entspannt.

Nach dem Einspielen hat mir mein KL erläutert, dass er mir den Debussy ausgesucht hat, um am Klang zu arbeiten. Er selbst hätte an diesem Stück SEINEN Klang gefunden. (Ich hatte ihn letzte Woche gefragt, wie er darauf gekommen wäre, mich ausgerechnet mit diesem Stück zu „quälen“, denn ich finde es noch immer sauschwer. Der Bach ist da vergleichsweise einfach.)

Wir haben dann versucht, für die einzelnen Abschnitte des Stücks Stimmungen oder Bilder zu finden und haben überlegt, welches Orchesterinstrument welches Motiv spielen könnte. Ich habe immer versucht, abschnittsweise diese Überlegungen umzusetzen und habe (neben ganz viel Kritik und Verbesserungsvorschlägen) sogar einmal ein Lob bekommen (gefühlt das erste in diesem Jahr). Insgesamt war es ein steter Wechsel von Reden und Spielen und gelacht haben wir auch. Als wir aufgehört haben, waren (mit dem verspäteten Beginn und einer Unterbrechung durch den Kaminkehrer) fast zwei Stunden vergangen, die ich sehr genossen habe.

Eigentlich habe ich nur eine Stunde Unterricht und ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn wir den Unterricht überziehen (so arg wie heute war es aber noch nie). Ich hatte heute aber den Eindruck, dass es meinem KL auch gefallen hat, wie wir an diesem Stück gearbeitet haben. Wenn nicht, hätte er den Unterricht ja auch pünktlich beenden können. (Als ich beim Gehen meinte, ich hätte den Vorteil, dass nach mir kein anderer Schüler kommt, sagte mein KL nur „Dieses Privileg hat halt nicht jeder.“)

Jetzt müssen meine Finger nur noch den Klang so hinbekommen, wie ich ihn mir vorstelle :).

Liebe Grüße
Susanne
 
Du scheinst einen guten Klavierlehrer zu haben.
Ich selbst (KL) finde es immer hilfreich,bei der Arbeit mit Metaphern und Bildern zu arbeiten. Von Sängern habe ich oft gehört, dass sie bei bestimmten musikalischen Situationen intensive Farbempfindungen haben.
Und da das Klavier letztlich ein mechanisches Gerät ist, dessen Hervorbringungen zum Leben erweckt werden sollen, kann man ruhig zwecks Erreichung dieses Ziels mit allen Mitteln arbeiten. Vor allem finde ich Beziehungen zu anderen Kunstformen spannend, auch wenn jetzt zum Beispiel ein Roman von Jean Paul nicht einfach eins zu eins in ein Schumann-Stück zu übersetzen ist. Versteckte Korrespondenzen gibt es fast immer.
Technische Anweisungen alleine helfen beim Klavierunterricht meist nicht weiter.
Viele Grüße
 

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