Ich bin total begeistert

  • Ersteller des Themas Leofric
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was soll man da noch sagen.
werk vollbracht
den fortschritt macht
der die pforte öffnet für jedermann

kein heine, aber für tucholskys schnippselein reicht es alle mal. steht das bei euch auch zu hause?

danke

verbeugen

dunkel

vorhang


applaus
 
Yannick! Tucholsky ist mir heilig! Uffjepasst!
 
Gaaanz ruhig bleiben Leute .. wooooooozaaaa,..

also Rolf, das hier ist meine Quelle (bzgl des Repetierens) http://www.havasi.eu/

kann ja sein das sie lügt (also ich war nich dabei als er das gemacht hat)

Also eure empfohlenen Stücke mit dem Thema Sturm kannte ich alle schon (Sturmsonate habe ich gespielt) und finde sie allesamt sehr schön!

Naja da mir leider auch dieses havasi Stück (und auch andere Musik dieser Art) gefällt fühle ich mich durch manche Kommentare indirekt ein wenig gekränkt (aber nur ein wenig, es sind halt alle Menschen Opfer ihrer Umstände, das beruhigt mich dann doch ein bisschen).
Also Geschmäcker sind halt verschieden, das sollte man akzeptieren. Auch manchen hier anwesenden Koryphäen würde ich ein bisschen mehr Toleranz empehlen (Ich kann doch nix dafür das ich das schön finde, es tut mir leid aber ich kann nichts dafür, es spricht mich halt an).

Aaaalso nach Kernbeisser bin ich musikalisch auf dem Stand eines 14- Jährigen und er rät mir indirekt an, musikalisch erwachsen zu werden werden.
Yannicks Empfehlung sich den "Stocke aus dem Arsch zu nehmen" kann ich mich anschliessen. (Das empfehle ich im Allgemeinen nicht nur ihm, aber um größere (lächerliche) Streitereien zu vermeinden bin ich mal lieber still.

Laut "The Pianist", der wohl die Weisheit mit Löffeln gegessen hat, (sry wer austeilt muss auch einstecken können) werden von solcher Musik nur Leute beeindruckt die nichts von Klavierspielen verstehen.. d.h ich gehöre dazu.
Also das ist schon recht unverschämt! (Ich habe den 5 jährigen Unterricht einer Lehrerin die im Weimarer Musikinternat war genossen, schon mehrere Vorspiele gehabt und spiele seit etwa insgesamt 11 Jahren). Also ein bisschen was verstehe ich schon vom Klavierspiel. Man sollte Menschen nicht nach ihren Geschmäckern beeurteilen (verurteilen) (denn für dieselben können sie nichts). Ich finde z.B den primitivsten Hip-Hop mit vulgären Fäkaltexten (so vulgär das sich dir die Nackenhaare kräuseln würden) toll, obwohl ich nicht das geringste von Hip- Hop verstehe. (Ich weiss es ist oberpeinlich sowas zuzugeben, aber ICH KANN NIX DAFÜR DAS MIR DAS GEFÄLLT. Also mein Tipp für dich: Wenn jmnd etwas gefällt, oder jmnd einen Geschmack hat, der nicht unbedingt deiner ist, nicht gleich verurteilen und diverse (falsche) Schlüsse daraus ziehen. Dabei streite ich ja garnicht die Möglichkeit ab, das dieses Klavierspiel primitiv, oberflächlich und einseitig sein kann.
 
Dabei streite ich ja gar nicht die Möglichkeit ab,
daß dieses Klavierspiel primitiv, oberflächlich und einseitig sein kann.

Guten Abend, Homie!

Vom Klavierspiel habe zumindest ich gar nicht gesprochen,
sondern nur von der Musik - von der Du immerhin auch gesagt hast,
daß sie nach dem dritten Anhören langweilig wird.

Mein bissiger Kommentar dazu lautete: schon beim ersten Hören.
Und meine Begründung: Das Material taugt weder für die Stücklänge
noch für den ungeheuren Bombast, zu dem es aufgebläht wird.

Das ist das Problem bei allen Havasis, Einaudis, Tierssens, Yirumas & Co -
sie haben oft hübsche Einfälle, die für Miniaturen geeignet wären,
aber nicht für zehnminütige Rhapsodien.

Das hat der "Begründer" dieser Art von Pianistik -
der legendäre Richard Kleiderschrank - besser drauf gehabt:
Die für ihn komponierte Adeline-Ballade dauert nicht länger
als ein Standard-Popsong.

Gruß,

Christoph
 
Zum Glück können wir uns immer noch selber raussuchen was wir hören und auf dem Klavier spielen. Insofern spielen und spielen lassen...
 
Musik darf alles sein wenn Menschen daran Gefallen finden. (Ups ich wiederhole mich)

Nahrungsmittel darf alles sein wenn Menschen daran Gefallen finden - und da sie an allerlei Gefallen finden, können sie auch allerlei verzehren. Vom Cheeseburger bis zum Bio-Salat... Warum an manchem Gefallen gefunden oder suggeriert wird, sei dahingestellt...

Ich kann mit solcher wahlloser Beliebigkeit nicht viel anfangen, eher tendiere ich dazu, Gomez´ Erklärungen für vernünftig zu halten - den Grund dafür habe ich in einem Vergleich klar zu machen versucht.

Gruß, Rolf
 
Gefallen

Hallo, Homie!

Meine Aussagen habe ich sehr erschöpfend begründet.
Es kann höchstens sein, daß Dir die Begründung nicht einleuchtet.

Ferner: Für einen vernünftigen Gedankenaustausch zu diesem Thema
wäre ich sehr zu haben. Ich bin sogar richtig streitlustig!
Was nicht heißt, daß ich Dich kränken oder beleidigen will -
es geht mir um den Streit in der Sache.

Ich bin zwar davon überzeugt, recht zu haben - was aber nicht heißt,
daß ich mich von einem guten Gegenargument nicht überzeugen ließe.
Und das ist zur Zeit mein Problem mit Dir: Die guten Argumente enthältst Du mir vor.
Du hast bisher überhaupt nicht argumentiert - subjektive Betrachtungsweise,
subjektives Gefallen sind kein Argument, sondern ein Diskussionstöter
("Ich seh das halt so", "Mir gefällt es - haste was dagegen?").

Also: Hau mir Deine Argumente um die Ohren - widerlege mich!

Freundliche Grüße,

Christoph
 
Naja, Homie leugnet ja nicht die Argumente für deine Position, Gomez, sondern, dass diese Position überhaupt relevant ist beziehungsweise dass es da überhaupt etwas zu diskutieren gibt. Du hast eine Position dazu, wann ein Musikstück qualitativ hochwertig ist.
Er/Sie hingegen lehnt anscheinend die Idee von Qualitätsmerkmalen von Musik überhaupt ab. Das kann man machen.

Du hast für gewisse Leute (unter anderem auch mich) sehr schön formuliert, warum sie diese Musik als irgendwie lächerlich empfinden. Es ist Teil unserer Identität als Musikwahrnehmer, solche Kriterien anzuwenden.

Andere Leute teilen diese Empfindung aber unter Umständen nicht und haben möglicherweise überhaupt keine solchen Kriterien. Jemand wie du kann dann mit denen auch nicht besonders sinnvoll diskutieren, fürchte ich.
 
Hallo Gomez,

Deine sogenannten "objektiven" Kriterien (ich habe mal unten kopiert, was ich finden konnte) sind alles andere als objektiv.

"Das Material taugt weder für die Stücklänge, noch für den ungeheuren Bombast, zu dem es aufgebläht wird"
"Der Zweck und die Mittel müssen in einer nachprüfbaren Relation zueinander stehen"
"Sie darf nicht lügen. Sie sollte ehrlich sein." (übrigens: da fällt mir doch gerade unser Rigoletto-Faden ein, mit den ganzen von Liszt eingefügten "verlogenen" Stellen ;) )

Wer hat das Recht, die verbriefte Kompetenz, das zu beurteilen? Ich erinnere mich z.B. noch gut, wie ich im Wolters den abschätzigen Kommentar zum Ende der Variationen über Weinen, Klagen gelesen habe: er tut das Erscheinen des Chorals Was Gott tut, das ist wohlgetan auch als puren Bombast ab. Für mich ist es das nicht; im Gegenteil, das ist ein immer wieder eine sehr ergreifende Stelle für mich. Ob es Liszt nun mit Blick auf diesen Effekt komponiert hat, und nicht ehrlich empfunden hat? Ich glaube kaum, es spielt aber für meine persönliche Beurteilung des Stückes keine Rolle.

Bezüglich Deines Kriteriums der Stücklänge: auch die schubertschen Längen werden nicht von jedem als "himmlisch" empfunden...

Der Standpunkt von Homie ist also sehr einfach zu verstehen: er teilt Dein musikalisches Wertesystem nicht (vollständig oder teilweise), und deshalb sind auch Deine auf diesem Wertesystem aufbauenden Schlussfolgerungen für ihn irrelevant.

Das Argumentationsproblem sehe ich eher auf Deiner Seite, weil es bei Dir so klingt, als ob es objektive, quasi naturgesetzliche und überzeitliche Kriterien für die Qualität von Kunst gäbe. Wenn Du solche hast (und wie gesagt, das oben zitierte ist im doppelten Sinn nicht objektiv: weder ist das Kriterium per Natur gegeben, noch ist es objektiv überprüfbar)

Edit: ...dann schreibe sie doch bitte hier auf!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zitat von pianovirus:
"Das Material taugt weder für die Stücklänge, noch für den ungeheuren Bombast, zu dem es aufgebläht wird"
"Der Zweck und die Mittel müssen in einer nachprüfbaren Relation zueinander stehen"

Du wirst aber doch zugeben, dass es aus Sicht eines an der klassischen Klaviermusik geschulten Ohres irgendwie lächerlich und/oder erbärmlich wirkt, den ganzen A-Teil eines Stückes aus einem einzigen Motiv aufzubauen, ohne viel davon, was man unter "Verarbeitung" eines Motivs verstehen würde.

Es mag vage Fälle geben, aber nur weil es die gibt, heißt das nicht, dass man das Kriterium für die Fälle, die irgendwie klar sind, auch gleich wegschmeißen kann. Man hört auch nicht auf, von Häusern zu sprechen, nur weil nicht klar ist, ob der Buckingham Palace eines ist.

Das zweite Problem, das der Nichtobjektivität der Kriterien selbst, sehe ich also in durchaus geringerem Maße gegeben als du. Jedenfalls für diesen Fall. Bei dem Lisztbeispiel ist das unter Umständen anders.
 

Du wirst aber doch zugeben, dass es aus Sicht eines an der klassischen Klaviermusik geschulten Ohres irgendwie lächerlich und/oder erbärmlich wirkt, den ganzen A-Teil eines Stückes aus einem einzigen Motiv aufzubauen, ohne viel davon, was man unter "Verarbeitung" eines Motivs verstehen würde.

Ich kann mit den Kategorien "lächerlich" und "erbärmlich" wenig anfangen. Man kann sicher objektiv feststellen, daß das Stück nur sehr wenige und kaum variierte Motive hat. Trotz seines Bombasts wird es daher auch für mich nach spätestens 2 Minuten langweilig. Es ist aber trotzdem ganz gefällig und man muss die, die das mögen, ja deshalb nicht gleich abwerten.

Ein Musiker, der sich als Zielpublikum die mit den "an klassicher Klaviermusik geschulten Ohren" aussucht, wird wahrscheinlich über kurz oder lang verhungern ;-)
 
Du wirst aber doch zugeben, dass es aus Sicht eines an der klassischen Klaviermusik geschulten Ohres irgendwie lächerlich und/oder erbärmlich wirkt, den ganzen A-Teil eines Stückes aus einem einzigen Motiv aufzubauen, ohne viel davon, was man unter "Verarbeitung" eines Motivs verstehen würde.

Also mir gefällt es überhaupt nicht, es klingt für mich leer und, ja, auch wichtigtuerisch (was ich oben mal aussen vorgelassen hatte, um meinen Standpunkt erst mal nicht zu verwässern ;) ).

Aber: man sollte nicht so argumentieren, als ob so ein Urteil auf objektiven Prinzipien fusst. Schlüsselsätze sind hier "aus Sicht eines an der klassischen Klaviermusik geschulten Ohres" oder auch Gomez' frühere Aussage "Es wäre auch töricht, sich kleinen New Age-Piano-Stückchen mit einem analytischen Begriffsinstrumentarium zu nähern, das an Musik aus der sogenannten bürgerlichen Hochkultur geschult ist" (deshalb hat mich verwundert, dann im gleichen Zusammenhang oben zitierte Statements (Zweck und Mittel,...) zu lesen, die natürlich von einem bestimmten kulturellen Kontext geprägt sind).

Ich denke, man muss das wirklich strikt auslegen: die Ästhetik, die (trotz aller individuellen Unterschiede) dem "klassisch geschulten Ohr" (und das sind wohl die meisten Ohren hier im Forum) gemeinsam ist, ist auf andere Art von Musik nicht übertragbar (wenn jemand anders denkt, dann bitte um Diskussion!). Die Musik, und die Leute, denen sie gefällt, haben offensichtlich andere Ideale.

Es mag vage Fälle geben, aber nur weil es die gibt, heißt das nicht, dass man das Kriterium für die Fälle, die irgendwie klar sind, auch gleich wegschmeißen kann. Man hört auch nicht auf, von Häusern zu sprechen, nur weil nicht klar ist, ob der Buckingham Palace eines ist.

Natürlich soll man Musik kritisieren dürfen, aber ohne dabei die nicht weiter begründbaren Annahmen, auf denen solche Kritik beruht, unter den Tisch zu kehren, und so zu tun, als ob es ein völlig objektives "besser" oder "schlechter" gibt.

Zur Klarstellung: das sage ich jetzt nicht, um Homie (ungebeten) zu verteidigen, weil manche Kommentare ja etwas persönlich wurden, sondern weil ich bis jetzt von niemandem schlüssig so ein objektives "besser" oder "schlechter" definiert bekommen habe. Auf die Generationen nach Bach wirkte seine Musik schlimmstenfalls überladen, komplex, schwerfällig. Warum? Nicht, weil es auf einmal ein besser Qualitätsverständnis gab, sondern weil sich die Wertesysteme/Ästhetik ja über die Zeit verschiebt.

Jetzt kann man natürlich fragen: gibt es Musik, die unter allen denkbaren Wertesystemen schlecht dasteht? Ich denke, es wird nicht einfach sein, für eine solche Behauptung zu argumentieren.

Interessant fände ich auch den Versuch, die verschiedenen individuellen Wertesysteme (oder wie auch immer man es nennen möchte) etwas expliter zu machen und miteinander zu vergleichen. Sicher schwierig, sind wir uns doch oft nicht selbst explizit im Klaren, warum uns etwas anspricht (Gründe für Ablehnung sind vielleicht sogar leichter zu erklären)...
 
Es gibt doch aus allen Epochen Musik, die auf BLUFF beruht. Mal gekonnt, mal weniger...

Man sollte das nicht so ernst nehmen.....
 
Jetzt kann man natürlich fragen: gibt es Musik, die unter allen denkbaren Wertesystemen schlecht dasteht? Ich denke, es wird nicht einfach sein, für eine solche Behauptung zu argumentieren.

für mich gibt es nur gute und schlechte Musik
Guiseppe Verdi (1813-1901) - ich nehme mal an, dass Du dem Verdi eine gewisse Sachkenntnis zugestehst

freilich könnte man auch restlos alles, was unter dem Namen "Musik" auftaucht, a priori für gut halten - na fein, dann gibt es eben gute und bessere Musik :D

ansonsten: nicht alles, was gefällt, ist allein darum schon gute Musik - der Witz setzt ganz woanders an: gar zu oft will triviales eingereiht werden, wo es nicht hingehört. Und das Lieblingsargument dafür ist "aber so und so vielen gefällt´s doch".

ich halte nach wie vor Gomez´ Betrachtung für vernünftig und auch nicht für argumentationsfrei.

Gruß, Rolf

p.s. das Thema der Lüge in Rigoletto und Rigoletto-Paraphrase scheint mir ein wenig anders gelagert zu sein ;)
 
Zitat von pianovirus:
die Ästhetik, die (trotz aller individuellen Unterschiede) dem "klassisch geschulten Ohr" (und das sind wohl die meisten Ohren hier im Forum) gemeinsam ist, ist auf andere Art von Musik nicht übertragbar (wenn jemand anders denkt, dann bitte um Diskussion!).

Sie ist schon übertragbar, das Resultat ist nur, dass dieses Musik dann in großer Gefahr ist, ihren Ansprüchen nicht zu genügen.

Ich möchte ganz allgemein zwischen zwei Dingen getrennt haben: Der objektiven Anwendbarkeit von Kriterien (die ich gegen deine Skepsis zu verteidigen suchte) und der objektiven Notwendigkeit, diese Kriterien anzuerkennen.

Ich frage mich, wieviel Anerkennung die Behauptung, dass keine besonders tolle kreativ-schöpferische Leistung dahinter steckt, einen ganzen A-Teil mit ein und demselben Motiv in der Oberstimme zu schreiben, steckt. Eventuell kann man das sogar akzeptieren, wenn einem das Stück trotzdem gefällt.

Zitat von Homie:
Ich habe ein an der klassischen Musik geschultes Ohr und für mich klingt es nicht lächerlich & erbärmlich (sowie für andere an der klassischen Musik geschulte Ohren die ich kenne auch).

Das erstaunt mich irgendwie etwas. Offensichtlich hat sich da bei dir (und besagten anderen) ein anderes musikhörerisches Selbstverständnis entwickelt als bei den meisten anderen hier.

Ja, weil es vielen gefällt.. das ist doch ein gutes Argument..

Nein. Dass es vielen gefällt, berechtigt es ausschließlich, in die Kategorie "Dinge, die vielen gefallen" eingereiht zu werden.:D
 
Im Sturm

Guten Abend, Homie!

Vielen Dank, daß Du geantwortet hast.
Du bittest mich, in Kürze noch einmal meinen Standpunkt darzulegen.
Das wird mir schwerfallen (das mit der Kürze!).

Zunächst einmal: In einer Diskussion, wie wir sie führen, bitte ich alle hier
ehrenamtlich tätigen Sozialarbeiter und Gleichstellungsbeauftragten,
sich zurückzuhalten. In einem Streit geht es zunächst einmal
um das Herausarbeiten gegensätzlicher Positionen - da hilft Gutmenschentum
nicht weiter. Man muß den Mut haben, einseitig Position zu beziehen
und sich auch in die Nesseln zu setzen. Das werde ich jetzt tun.

Die Frage, um die sich hier alles dreht, ist die nach der Verbindlichkeit von Bewertungsmaßstäben.
Natürlich gibt es verbindliche Kriterien zur Beurteilung einer künstlerischen Arbeit -
das Kunstwerk selbst stellt sie auf und muß sich daran messen lassen.
Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Konstruktion.

Kunstwerke sind immer konstruiert. Man lese dazu Poes Essay über
die Entstehung seines Gedichts "The Raven".
Kunstwerke werden konstruiert wie Häuser und Kriminalromane
(die bekanntlich vom Ende, von der Lösung her geschrieben werden),
und mißratene Konstruktionen erkennt man bei Häusern daran,
daß einem die Bude überm Kopf zusammenkracht, und bei Krimis,
daß am Ende der Täter wie ein Karnickel aus dem Hut gezaubert wird,
statt als Verdächtiger von Anfang an präsent zu sein.
Auch in der bildenden Kunst gibt es klare Kriterien für das Gelingen -
bei einem (photo)realistischen Bild sieht sogar ein Laie,
ob die Perspektive richtig getroffen ist, die Proportionen stimmen.

Nur für die Musik soll das nicht gelten? Dort ist alles reine Gefühlssache?
Wird ein Musikstück schon dadurch geadelt, daß jemand Gefallen an ihm findet,
und ist es dadurch gegen alle Kritik gefeit - mit dem grandiosen Zusatzargument,
negative Kritik würde die Liebhaber dieser Musik ausgrenzen?

Das New-Age-Klavierstück von Havasi genießt keinen Immunitätsschutz.
Es wird in seine Einzelteile zerlegt - und heraus kommt sogar bei seinen
Apologeten die Beobachtung, daß es Langeweile erzeugt.
Sie entsteht durch die permanente wörtliche Wiederholung: Fehler Nr.1.
Auch in einem Stück Unterhaltungsmusik ist es möglich,
eine Wiederholung abwechslungsreich zu gestalten, zum Beispiel
eine wörtlich wiederkehrende Melodie harmonisch neu einzukleiden
oder dem Melodieverlauf eine überraschende neue Wendung zu gönnen.

Das ist offenbar nicht Havasis Sache - er hält es mit der Entwicklungslosigkeit,
reiner musikalischer Statik. Dagegen ist nichts zu sagen, außer daß
das nun gerade kein zur Darstellung der Sturm-Thematik geeignetes Kunstmittel ist.
Weil Havasi musikalische Entwicklungslogik offenbar ganz fremd ist,
vermag er das Herannahen und Wüten des Sturms einzig
durch zunehmenden pianistischen Kraftaufwand wiederzugeben,
auch die Musik des "Sturm"-Teils bleibt dem Material nach unverändert,
nur die Klangdichte wird durch Austerzungen und Oktavierungen gesteigert,
den Rest besorgt die Dynamik. Mit den Mitteln statischer Musik einen Vorgang,
eine Entwicklung nachzeichnen zu wollen - das kann nicht gutgehen: Fehler Nr.2.

Nun kann man sowohl diese Musik lieben als auch ihren Mängeln gegenüber
taub sein - aber das setzt meine Kritik noch lange nicht außer Kraft.
Doch überlasse ich Dir jetzt das Rednerpult - und bin auf Deinen Beitrag gespannt.

Ihr Mandant, Mr.Homie!

MfG, Christoph


P.S. Vielen Dank, Kleines Cis, für Deine Hilfe!
 
Es ist sehr schwierig, die Qualität oder mangelnde Qualität eines Kunstwerkes genau zu benennen. Entweder gerät man dabei ins allzu Fachliche oder ins allzu Oberflächliche. Warum das hier diskutierte Stück indiskutabel ist, dazu hat Gomez ein paar Sätze gesagt, ich unterschreibe sie alle. Nun könnte man das genauer erläutern, aber das ist mühsam, weil nur auf gleicher Augenhöhe möglich, nämlich bei gleicher fachlicher Qualifikation. Selbst unser Dichterfürst Goethe war da etwas ratlos:
"Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen ..."

aaalso nach Kernbeisser bin ich musikalisch auf dem Stand eines 14-Jährigen und er rät mir indirekt an, musikalisch erwachsen zu werden werden.

Genauer lesen! Ich hatte gesagt: "Wenn 30jährige (ist das richtig geschätzt?) Musik für 14jährige produzieren ...", und dem 30jährigen anempfohlen, erwachsener zu werden. Damit hatte ich aber nicht irgendeinen Rezipienten gemeint, sondern den Pianisten und Compositeur, der sich damit in die Öffentlichkeit begibt. Da er sich damit in die Öffentlichkeit begibt, muß er sich öffentliche Kritik gefallen lassen. Ich bedauere also keineswegs, ihn polemisch verrissen zu haben. Wenn das so verstanden wurde, daß ich einen Hörer, der das gut findet, verreißen wollte, ist das ein Mißverständnis, das ich bedauere, und bitte um Entschuldigung für mißverständliche Formulierungen.
 
Es ist sehr schwierig, die Qualität oder mangelnde Qualität eines Kunstwerkes genau zu benennen. Entweder gerät man dabei ins allzu Fachliche oder ins allzu Oberflächliche.

hallo Kernbeisser,

ich unterschreibe sofort Deinen Beitrag, wie ich auch Gomez´ Beitrag unterschreibe!!!

Ich zitiere oben nur einen kleinen Ausschnitt, weil mir dazu ganz speziell was einfällt: mir ist das "allzu Fachliche" weitaus lieber - und das nicht nur in Sachen Musik.

scherzando:
unlängst war in allerlei Journaille zu lesen, dass ein Fußpfleger infolge von Geschick und Fälschungen als Arzt praktiziert haben soll - ich gehe lieber Ärzten, als zu Fußpflegern, wenn mir eine OP bevorsteht!!! Also "allzu Fachlich" ist gewiß kein Nachteil.

Was sich hier, und zuvor schon in anderen Fäden, abspielt, das ist etwas ganz anderes:
wenn ein ballermann-artiges Liedchen wie "Jan Pillemann" große Beliebtheit erlangt, so ist dagen gar nichts einzuwenden (nicht einmal, das dass der Pillemann ein spätmittelalteriches Lied verwendet, habe ich daran auszusetzen! und das, obwohl der Pillemann auf eine Quellenangabe verzichtet - - da bin ich gleichmütig und sehr tolerant). Mir gefällt das übrigens auch, ich kann über den geschickt gemachten Text und die Musik vom Pillemann herzlich lachen - ist ne fast kabarettistische Nummer, wenn man´s mit Wohlwollen "rezipiert". Dann aber kommen gelegentlich Schlaumeier daher, die sich gleichsam wie der oben erwähnte Fußpfleger verhalten: mit dem Scheinargument "Pillemann ist Musik, Beethoven ist Musik, beides gefällt sehr vielen" soll erreicht werden, den Pillemann oder Konsorten neben Beethoven oder Konsorten zu stellen. Da will also der Fußpfleger als Herzchirurg praktizieren und akzeptiert werden... :D

Ich hoffe, ich habe das mit etwas Humor klarmachen können.

Gruß, Rolf

p.s. ich bin davon überzeugt, dass man über Qualität nicht mehrheitlich entscheiden kann - manchmal hat Schiller recht: "man muss die Stimmen wägen, und nicht zählen". Hört sich krass an - aber wenn ich da an hie Fußpfleger, da Herzchirurg denke: ganz so falsch liegt der Schiller da nicht.
 
Zitat von Gomez de Riquet:
In einer Diskussion, wie wir sie führen, bitte ich alle hier
ehrenamtlich tätigen Sozialarbeiter und Gleichstellungsbeauftragten,
sich zurückzuhalten.
Nah aber jetzt hör mal bitte auf o.g Berufsgruppen als nicht diskussionsfähig zu bezeichnen!
Das ist wohl eher ein Hinweis auf die Moderation :) muss also nicht zu Grimm führen

Diese Diskussion erinnert mich an einen Beitrag von J. Gedan, auf den ich an dieser Stelle gerne verweise, denn er erscheint mir sehr passend.

lg marcus
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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