Ibach Flügel Mensur

Als sich das "systeme americaine" durch andauernde Gewinne von Medaillen bei Ausstellungen als überlegen herausstellte,

War es wirklich überlegen? Ernsthafte Frage. Erinnerst Du Dich noch an das Zitat J.B. Streichers durch G. Hecher bei Michas letztem Wientreffen: "Wenn sie den Unfug haben wollen, sollen sie auch zahlen" (sie = die Kunden, Unfug = Saitenkreuzung)? Bis dahin hatte ich ganz naiv gedacht, Geradsaiter seien halt was Archaisches. Aber Streichers Argument mit der Reinheit des Klangs hat mich nachdenklich gemacht.
 
War es wirklich überlegen? Ernsthafte Frage. Erinnerst Du Dich noch an das Zitat J.B. Streichers durch G. Hecher bei Michas letztem Wientreffen: "Wenn sie den Unfug haben wollen, sollen sie auch zahlen" (sie = die Kunden, Unfug = Saitenkreuzung)? Bis dahin hatte ich ganz naiv gedacht, Geradsaiter seien halt was Archaisches. Aber Streichers Argument mit der Reinheit des Klangs hat mich nachdenklich gemacht.

Ja na sicher erinnere ich mich. Eine unvergessliche Sache, und mir eine Bestätigung, dass ich "eigentlich" das falsche Klavier hier stehen habe ..., hier steht ein Steinway-D-Vorläufer..., aber ich hätte nun doch lieber einen allerfeinsten Pleyel.

Geradsaiter. U.v.a. (und auch anders "behämmert"... Kaninchenleder... ;-) )

Ja, es ist bekloppt. Da HAT man schon eines der besten Klaviere der Erde, aber dann ist es eben DOCH so, dass man sich in Chopins Nocturnes verguckt hat..., und dann wird einem peu a peu klar, na prima, super Klavier, aber leiser wäre vielleicht besser..., filigraner wäre besser... WENN DENN denn man DIESE Schore bezahlen könnte...

Betreff dieses EINEN Aspektes Übernkreuzung, Klangreinheit, Klangtrennschärfe etc. kann man sehr lange diskutieren. Bevor in Frankreich wieder angefangen wurde, gerade besaitete Fllügel neu zu fertigen (Paulello macht das nun wieder im Nord-Burgund...), gab es intime Kenner des Klavieres, der Flügel, Konzertpianisten, Uni-Professoren, die Enormes aufwendeten, einen der verbliebenen feinen Geradsaiter-Flügel von Erard, Pleyel, Boisselot, Herz und Consorten zu erwischen, ihn dann zu hätscheln etc.

Eben UM diese sauberere Trennung zu haben, die ein Geradsaiter uU. eher bieten kann als ein bassüberkreuzter. Wobei..., mal ein Hinweis..., Bassüberkreuzt ist ja immer nur ein TEIL der Chose... ;-)

Das "systeme americane" besteht aber aus noch mehr Komponenten...

1- Darunter fallen die veränderten Hämmer (Dolge..., nicht mehr sieben bis neun Lagen einzeln manuell belegt, sondern "am Stück" die zwei Filzlagen gebogen, verleimt, verklammert, dann später ratzfatz an der Bandsäge getrennt.....viel viel schneller, billiger, UND haltbarer zu machen, bzw andersherum, die Herz-Methode ist heute nahezu unbezahlbar...),

2- sodann der einteilige Gussrahmen..., vor dem insbesondere die Franzosen sehr lange "fies davor" waren, den also keinesfalls wollten..., sondern metallische Stützen etc. nur so sparsam platzierten, wie man es eben noch meinte vertreten zu können,weil alles stählerne, eiserne verachtet und nur "zur Not" verwendet wurde...

3- dann auch wohl (meine Vermutung..) die Überwölbung des Resonanzbodens, ihn vom Rim her unter kräftige Spannung zu setzen, im Gegensatz zu den Franzosen, die den Resoboden beinahe flach hatten...

4- dann die idee, entgegen der Kammermusik der Franzosen, zugunsten der Eigenschaft, große und immer größere Konzertsäle beschallen zu können, alles zu tun, was das kann..., (und ich sage mal frech: EGAL, welch uU. negative Auswirkungen das Krach-Machen-Können auf die Filigranität, die Gestaltbarkeit, die Sublimität, etc. usw. des Klanges auswirkt)...
 
Ja, es ist bekloppt. Da HAT man schon eines der besten Klaviere der Erde, aber dann ist es eben DOCH so, dass man sich in Chopins Nocturnes verguckt hat..., und dann wird einem peu a peu klar, na prima, super Klavier, aber leiser wäre vielleicht besser..., filigraner wäre besser... WENN DENN denn man DIESE Schore bezahlen könnte...

Es hat schon einen Grund, weshalb die, die das bezahlen können, oft anfangen, verschiedene historische Flügel zu sammeln.
 
Bevor in Frankreich wieder angefangen wurde, gerade besaitete Fllügel neu zu fertigen (Paulello macht das nun wieder im Nord-Burgund...), gab es intime Kenner des Klavieres, der Flügel, Konzertpianisten, Uni-Professoren, die Enormes aufwendeten, einen der verbliebenen feinen Geradsaiter-Flügel von Erard, Pleyel, Boisselot, Herz und Consorten zu erwischen, ihn dann zu hätscheln etc.

Du meinst so etwas:

Boisselot frères, Marseille 1850, Länge 240 cm, A2-a4 , zwei Pedale
(Verschiebung, Dämpfung), eiserne Anhangplatte, einfache englische
Stoßzungenmechanik, prachtvollstes Palisanderfurnier.

Pleyel, Paris 1858, Länge 225 cm, A2-a4, zwei Pedale (Verschiebung, Dämpfung),
eiserne Anhangplatte, einfache englische Stoßzungenmechanik, Palisander

Erard, Paris ca. 1860, Länge 212 cm, A2 -a4, zwei Pedale (Verschiebung,
Dämpfung), eiserne Anhangplatte, Erard’sche Doppelrepetitionsmechanik mit
Unterdämpfung, Palisander

Erard, Paris 1888, Länge 212 cm, A2-a4, zwei Pedale (Verschiebung, Dämpfung),
eiserne Anhangplatte, Erard’sche Doppelrepetitionsmechanik mit
Unterdämpfung, Palisander

nicht wahr?
 
ja - mit allen ihren Einschränkungen, Macken, Fehlern und und.

Es gibt ein Pariser Großbürgertum, in dem du nur mit solchen Klavieren als echter Franzose, echter Musikkenner und kulitiverter Mensch durchgehst.
;-)
Ich habe, seit ich den Zweifel fing betreffs meines Konzertflügels, betreffs seiner Eignung für filigranes Spiel..., nein, filigranen Klang eher, immer sinniert, was es mir wert sei oder werden könnte, dazu zu gehören. Ich neige ja der unfachmännischen ... Meinung zu, dass Spielgewichte von 48-52 gr krass dummes Zeugs im Amateurumfeld sind, das ist den vermaledeiten Trainings- und Spielgewohnheiten der Konzertbühnendonnerer entlehnt. Die teils davon träumen, in der Royal Albert vor 8.000 Zuhörern mal spielen zu dürfen, und der Klang muss auch da hinten noch in die allerletzte Ritze, und unbedingt unverstärkt ...

Aber gegen die "Referenzen" kommst eben nicht an. Frederic Chopin würde meine D-Karre als Zumutung betrachten. Obschon der im Rahmen der Spezifikation hübsch leicht ist, und kein Konzertpianist daran wesentliches zu meckern finden dürfte. Er würde - casus theoreticus - zweidrei Töne drücken..., und dann höflich dankend verzichten. Als er in Paris reinschneite, Herbst 1831, merkte er, seine ihm vertrauten "Wiener" gibt's dort nicht, und suchte dann unter den "englischen" und "doppelt englischen" (Erard) diejenigen Kisten, die am leichtesten zu spielen waren - voila, Pleyel.

Sowas - immer werde ich erzählen, dass mir ein Pleyel 1835-1855 ein Träumchen wäre, und es doch aus Feigheit nie tun.

Dann aber holt mich auch auf den Teppich, dass ich eh nie wirklich aus der hässlichen Ecke meines Mindertrainings rauskommen kann, weil ich erst mit 16, 17 begann Klavier zu spielen. Und dann ist es auch nicht nur egal, dann ist es gut, diesen verlässlichen Flügel hier zu haben, und eben -<achselzucken>- alles, was anliegt, auf diesem zu verbrechern. Ich habe nur den einen, und einen zweiten wird es nicht mehr geben. (Es sei denn, queer gedacht, meine Madame schmeißt mich raus, ich gewinne bei "Bäuerin sucht Mann", und kann dann eine ganze Scheune mit alten Autos und uralten Klavieren voll machen. Der Ätz und Fluch der Großstadt - du hast keinen Platz.)
 

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