hundealtes Tafelklavier

Wie war eigentlich die Stimmhöhe um 1850?

Lt. Wikipedia Zitat:
"In Kreisen der historischen Aufführungspraxis besteht heute eine pragmatische Übereinkunft darin, mitteleuropäische Barockmusik zwischen etwa 1650 und 1750 mit einem einheitlichen Kammerton von a1 = 415 Hz zu musizieren. Für einige Genres (z. B. italienisches Frühbarock) hat sich auch ein höherer Stimmton von 466 Hz eingebürgert, für andere (französisches Barock) 392 Hz. Für Musik zwischen etwa 1750 und 1850 wählt man häufig a1 = 430 Hz."

Wobei sich die Frage stellt ob das Tafelklavier nicht noch älter als Bj. 1850 ist. Ich würde es mal auf die Tonhöhe reinstimmen lassen wo es jetzt ist und beobachten, ob es da die Stimmung hält.

Ein Tafelklavier ist sicher ein erhaltenswertes Instrument aber ich würde keine großen Experimente mit ihm machen sondern zuerst prüfen ob der Stimmstock, Resonanzboden und Rastenkonstruktion noch schadenfrei sind. Falls dies der Fall sein sollte dann nur eine eventuelle Neubesaitung auf Basis der bestehenden Saiten und eine, sicher nötige Überarbeitung der Mechanik.

Eine Änderung auf die heutige Kammertonlage wäre nur möglich wenn man neuen Stimmstock einbaut und die ganzen Saiten auf die neue Stimmlage aber auf gleichen Saitenzug bezogen neu berechnet. Der Stimmstock ist zwar ein Kriterium aber eine generell höhere Saitenzugbelastung ist den alten Instrumenten auch mangels Gußplatte keinesfalls zuzumuten. Die neuen Saiten wären dann etwas dünner als die bestehenden und damit würde sich sicher auch der Klang verändern.
 
Ob nun 415, 430, 440, 466 oder ähnlich - der Unterschied zu ca. 315 Hz ist nahezu gleich bei derartiger Abweichung. Die alten, völlig verrosteten, eingefressenen Saiten würden glaube selbst eine Erhöhung um zwei Halbtöne nicht verkraften.
Der Resonanzboden selber ist auch unbrauchbar (durchgebogen wie eine Schüssel), also Stegdruck ebenfalls verständlicherweise Fehlanzeige.
Ohne Restauration macht man hier nur mehr kaputt.
Stimmstock sah noch brauchbar aus.

Wenn der Resonanzboden auch im Eimer ist erübrigt sich klarerweise jedweder Kommentar denn da geht ohne Neuaufbau nichts mehr wobei sich noch die Frage stellt ob er nicht durch mißbräuchliche Verwendung als Blumentropftasse zu einer Schüssel wurde und noch mehr Schäden bei einer Restauration zutagetreten würden. Oder die ganze Raste hat schon nachgegeben und den Resonanzboden so verunstaltet.

Vielleicht könntest Du mal paar Fotos von dem geplagten Oldtimer machen.

Also fürchte ich doch eher ein Fall für die Kettensäge wobei so ein Schlachtinstrument bei halbwegs intakter Mechanik mal ne interessante Basis für einen technischen Upgradeversuch wäre - Vollpanzerrahmen aus Stahlteilen konstruieren, neuer Stimmstock, Resonanzboden und die Saiten dann für 440 Hz mit höherer Spannung auslegen.
 
Gelegentlich geistern solche Instrumente bei ebay herum, und nicht allzu teuer (deutlich unter 500 €). Das wäre vielleicht eine Alternative. Hübsch waren sie alle, die ich gesehen habe, über den Zustand kann ich allerdings nichts sagen, ich habe nur die Bilder gesehen.
 

Zurück
Top Bottom