Hochschulerfahrungen und/oder -empfehlungen?

Lieber Hasenbein,

ich bin so positiv überrascht von deinem Beitrag, dass ich dafür gerade meinen allerersten Like überhaupt vergeben habe. :)

Übrigens schreibe ich oft ausführliche Beiträge, zumindest dann, wenn ich wirklich Inhalt oder Zusammenhänge transportieren möchte. Wie soll ich denn sonst all die Fragen und die inneren Zusammenhänge so darstellen, dass nicht ungeklärte Sachen übrig bleiben oder Missverständnisse entstehen? Es sind Fragen aufgetaucht, auf die ich selbstverständlich Antworten hatte, und diese dann auch geben wollte.

Was du in deinem letzten Beitrag geschrieben hast, sehe ich ebenso als Problem. Zwar nehme ich persönlich nun ganz sicher keiner erfahrenen, alten Kraft die Arbeit weg (da kann ich aber natürlich auch nur von unserer Musikschule sprechen, das mag in anderen tatsächlich so aussehen, dass diese "gegangen werden", um billigere einzukaufen), denn bei uns haben die "Alten" noch anständige Verträge im Gegensatz zu den Neuen. Das Ganze mit den Honorarverträgen wurde ja erst vor ein paar Jahren durch Neuerungen in der Arbeitsgesetzgebung möglich. Dort liegt das Übel begraben. Diejenigen, die vorher waren, haben dementsprechend noch andere Verträge.

Bei uns wird niemand von Praktikanten verdrängt, ganz bestimmt nicht! Es ist eher so, dass Stellen von Leuten, die gekündigt haben, u.a. mit Leuten nachbesetzt werden, die sich im Praktikum als sehr geeignet erwiesen haben (aber natürlich nicht nur mit ehemaligen Praktikanten!). Sie verdrängen somit keine alten Arbeitskräfte, sondern ersetzen welche, die gegangen sind. Wie dies an anderen Musikschulen ist, weiß ich nicht. Auch das Festival - da habe ich beileibe keinen alten Hasen verdrängt. Ich bin einfach Teil des Fachbereichs - und jeder dort hat noch mehrere andere Baustellen neben der Musikschule. Ich baue eben an der Baustelle Neue Musik mit (deren Bausteinchen sind so spannend :D), darüber sind wieder andere froh, die an anderen Baustellen beschäftigt sind, auf denen ich nicht gerade eine Hilfe wäre (z.B. im Jazz...... :D)

Dieser Teil zumindest trifft also auf mich nicht zu. Den anderen Punkt sehe ich natürlich schon, dass jeder, der als Honorarkraft mit dieser Bezahlung arbeitet, da mitspielt und dafür sorgt, dass das so funktionieren kann. Das ist eben der Punkt: Für jeden Einzelnen (so wie in meinem konkreten Fall) ist es absolut nachvollziehbar, dass man das gerne und gut macht, aber in Summe funktioniert so ein ganzes System. Es gibt einfach immer genug Leute, aus deren Situation heraus das verständlich ist und denen man es nicht verdenken kann, dass sie diese Konditionen selbstverständlich akzeptieren. Ansetzen müsste man wohl in der Gesetzgebung.

herzliche Grüße,
Partita
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nur aus der Sicht des GANZEN, so leid es mir tut, ist das eben NICHT gut, weil Du dazu beiträgst, ein System am Laufen zu halten, wo immer mehr nur noch der Billigste gefragt ist und erfahrene, ältere Kräfte immer mehr das Nachsehen haben und Musiker-/Musiklehrer-Gagen immer mehr in den Keller gehen.
jetzt bin ich aber neugierig:
ich hab´ ja schon mehrmals (wenn auf offenbar vor tauben Ohren) deutlich gemacht, dass es sehr wohl gar nicht mal sooo wenige richtig gute Jobs gibt, für die man sich nur mittels eines Instrumentalstudiums qualifizieren kann -- wie ist es deiner Ansicht nach denn dort, Hasenbein? Werden da auch "nur noch die billigsten" eingstellt?

was ist eigentlich so schwer daran, einfach zuzugeben, dass es tatsächlich saugute (!) Jobs (oder weniger salopp gesagt: Stellen, Berufe) gibt, nur dass die halt ooch nicht "häufiger" sind als entsprechend gute Stellen für Romanisten, Archäologen, Mediävisten etc.? Weder im geisteswissenschaftlichen noch im kulturwissenschaftlichen Bereich und ebenso im musikalischen Bereich sterben die guten Stellen aus, sie sind lediglich genau so statistisch gestreut wie auch schon vor 20 oder 50 Jahren. Das weiß man doch seit langem - und es ist kein Grund, schwarz zu sehen und total abzuraten.

(aber wozu wiederholen, was keiner sehen oder hören will... meinetwegen immer feste druff, immer mit großer Geste und viel Aplomp abraten, madig machen, schlechtreden: tut man das nur feste genug und findet damit Gehör, dann macht das Schule und eines fernen glücklichen Tages wird jedes Instrumentalspiel - auch das Jazzpiano, Hasenbein, auch das! - nur noch von ich-will-aber-das-und-nicht-üben-und-meine-Mutti-hat-gesagt-und-außerdem-GEFÜÜÜÜHLE-Hobbyspielern betrieben. Vater Staat spart viel Geld, weil für solche Klientel benötigt man keine Musikhochschulen...;):D...)
 
Ich finde es ja lustig, wie sehr du dich an der Sache mit der Zeit für eine Partnerschaft aufgehängt hast, lieber Hasenbein... Anscheinend verstehst du auch keine Ironie... Selbstverständlich ist das eine Frage der Prioritäten! So blöd für wie du mich hältst, bin ich nämlich leider nicht. Ich habe zur Zeit einfach keinen Partner, es ist zur Zeit auch keiner in Aussicht, insofern kann ich meine Prioritäten woanders legen. Wenn aber einer kommt, werden sich meine Prioritäten auch mit verschieben, soviel ist doch klar... So lange aber nicht, kann ich mir meine Zeit doch frei einteilen und andere Dinge tun, die mich glücklich machen.
...ich zitiere diese Passage in der Hoffnung, dass dir eine küchenpsychologische Ferndiagnose erspart bleibt...
 
Übrigens, nur zur Klärung dieser Frage, habe ich Rolf in der Tat schon persönlich getroffen, auch wenn ich jetzt nicht sagen würde, dass er mich "bestens" kennt. Meine Persönlichkeit kann er glaube ich trotzdem besser einschätzen als jemand, der mich noch nie gesehen hat... ;)
na, wer für solche nutzlosen Eskapaden Zeit hat, der/die kann ja gar nicht völlig arbeitssüchtig sein :D:D:D
 
Puha, da bitte ich doch regelrecht um Entschuldigung für meine Posts, wenn sie Dich so stark nicht haben ruhen lassen, dass Du eine derart ausführliche Entgegnung schreiben musstest! Sorry und vielen Dank!

Lieber hasenbein,

ich würde mir ja wünschen, dass du erst gar nicht solche Formulierungen wie "arbeitssüchtig" etc. benutzt. Du müsstest dich ziemlich oft entschuldigen, wenn jeder sich die Arbeit mit einer ausführlichen Entgegnung machen würde. :p Denn leider vermischst du in deinen Beiträgen oft sehr kategorische Beurteilungen/Klischees mit durchaus zutreffenden Standpunkten. Erinnert mich ein bisschen an die Bild-Zeitung. :floet: :D

Ansonsten stimme ich dir in der Beurteilung der Situation für Musiker absolut zu. Ich bin selbst sehr betrübt darüber und finde es entsetzlich, wie der Staat seine Ressourcen verschwendet.

@rolf: ich finde wirklich nicht, lieber rolf, dass es saugute Jobs für Musiker gibt. Als Leiter einer größeren Musikschule übernimmst du im Wesentlichen administrative Aufgaben und wir wollen doch Musik machen und sind dafür auch ausgebildet. Hier mal einer der absoluten Highlights unter den Bestverdienenden der pädagogischen Kräfte

Universitätsprofessorin/ Universitätsprofessor für Klavier | nmz - neue musikzeitung

Wow! 4600€ Brutto als Professor an der Musikhochschule Wien (freiwillige Überzahlung besteht allerdings evtl.). :tuba:

In dieser Statistik

clavio1.jpg

wird deutlich, dass unter allen künstlerischen Berufen Musiker in der Künstlersozialkasse das geringste Einkommen haben. Ich bin absolut der Meinung Barretts, dass man überall glücklich und erfolgreich werden kann und es nicht ausgeschlossen ist, dass man auch finanziell gut dastehen kann. Ich weiß, dass Unterbezahlung viele Berufe betrifft. Und ich bin auch der Meinung, dass, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, man auch mit den negativen Konsequenzen leben muss. Das heißt aber nicht, dass ich die katastrophale Entwicklung der letzten Jahre gutheiße! Wo soll das noch hingehen? Eine Krankenschwester ist auch unterbezahlt, aber sie bekommt ihr Geld auch, wenn sie krank wird, sie hat ein festes Gehalt, mit dem sie rechnen kann und mit dem sie trotzdem noch deutlich über dem von Musikschullehrern liegt.


Liebe Grüße

chiarina
 
In dieser Statistik

Den Anhang 7566 betrachten

wird deutlich, dass unter allen künstlerischen Berufen Musiker in der Künstlersozialkasse das geringste Einkommen haben. Eine Krankenschwester ist auch unterbezahlt, aber sie bekommt ihr Geld auch, wenn sie krank wird, sie hat ein festes Gehalt, mit dem sie rechnen kann und mit dem sie trotzdem noch deutlich über dem von Musikschullehrern liegt.

Liebe Grüße

chiarina

Die Zahlen sind ja erschreckend!!!Hierkönnen noch weitere Zahlen eingesehen werden.

Ist das tatsächlich alles was einem Künstler/Musiker zum Leben bleibt, oder kann man davon ausgehen, dass durch privaten Unterricht mehr reinkommt?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei diesen Einkommen vernünftig leben kann und evt. noch eine Familie tragen könnte.

Was verdient eine Krankenschwester in Deutschland heute?

mfg
40er
 
Meine Schwester als auch mein Nichte gehen mit ca. 1.100 € nach Hause, inkl. Wochenenden und Schichtdienst. Meine Schwägerin ist Oberschwester, da kommt bissel mehr zusammen.
 
Diese Statistiken sind wertlos und irreführend, da das die Zahlen sind, die von den Musikern bei der KSK angegeben werden.

Was das heißt, kann sich jeder selber denken.

Musiker verdienen in der Regel nicht doll, aber SO miserabel nun auch nicht.
 
Ich schätze, dass Schauspieler noch schlechter dran sind. Die können keinen Privatunterricht geben...
 
Meine Schwester als auch mein Nichte gehen mit ca. 1.100 € nach Hause, inkl. Wochenenden und Schichtdienst. Meine Schwägerin ist Oberschwester, da kommt bissel mehr zusammen.

Als Fachkraft im Gesundheitswesen mit Verantwortung gegenüber kranker Menschen! Einfach nur noch bitter was da abgeht.

Als Single geht in der Regel noch eine volle Miete weg.
 
Meine Schwester als auch mein Nichte gehen mit ca. 1.100 € nach Hause, inkl. Wochenenden und Schichtdienst. Meine Schwägerin ist Oberschwester, da kommt bissel mehr zusammen.

Lieber Peter,

aber netto, oder? Und da fragt es sich, welche Steuerstufe die haben. In der Regel beträgt das Gehalt bei Vollzeitarbeit

Krankenschwester Gehalt - Krankenschwester Ausbildung .

Trotzdem viel zu wenig bei den Arbeitsbedingungen.

Liebe Grüße

chiarina

@hasenbein: du spielst auf Schwarzarbeit an, nehme ich an. Ich muss ehrlich sagen, dass klassische Musiker durch Spielen herzlich wenig Geld verdienen, sicher im Gegensatz zu den Jazz-, Pop-, Rock-Leuten.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Nein, nicht auf Schwarzarbeit. Sondern darauf, welche Zahlen Musiker der KSK vorlegen.
 
PS: Was ich also eigentlich ursprünglich nur sagen wollte und worüber glaube ich alle einig sind, die hier schreiben: Musik sollte man nur studieren, wenn man vorher realistisch weiß, auf was man sich einlässt, dass die Welt nicht auf einen gewartet hat, man sehr bereit dazu sein sollte, sein Leben und seine Aufträge/Arbeitssituation selbst in die Hand zu nehmen und voran zu treiben und gleichzeitig eben nicht davor scheut, viel Arbeit in etwas zu investieren, was in Teilen der Gesellschaft nicht mehr ausreichend gewürdigt wird, was sich somit leider teilweise auch finanziell niederschlägt.
Aus meiner Sicht sehr schöne Zusammenfassung, und ich glaube, hasenbein wollte nichts anderes sagen. Dass er niemals so "nett" (nett ist der kleine Bruder von Sch...) formulieren wird, wissen wir und damit können wir doch umgehen, ne?
 
Wow! 4600€ Brutto als Professor an der Musikhochschule Wien (freiwillige Überzahlung besteht allerdings evtl.). :tuba:
wir wollen doch immer vollständig zitieren ;):D
Mindestentgelt:
Gemäß Kollektivvertrag beträgt das monatliche Bruttoentgelt mindestens € 4.601,20,-
(14 mal). Abhängig von den Vorerfahrungen und der bisher innegehabten Position der
Bewerberin/des Bewerbers besteht die Bereitschaft zu einer freiwilligen Überzahlung.
14 x 4.601,20 geteilt durch 12 Monate = monatl. 5368.- --- jede Wette dass jeder Musikschullehrer, egal ob fest angestellt oder auf Honorarbasis, liebend gerne selbst für das zitierte Mindestentgelt nach Wien wechseln würde wow, vierfache Alliteration :)
 
Um sich solche Rechnungen zu ersparen, vergleicht man normalerweise Jahresgehälter. Dann sind wir bei ca 65 tausend, die im Fall des Wiener Professors angeboten werden. Nun müsste noch einkalkuliert werden, was dieses Geld in Österreich für eine Kaufkraft hat, dann erst kann man wirklich sagen, das ist aber viel. Oder wenig.
 
14 x 4.601,20 geteilt durch 12 Monate = monatl. 5368.- --- jede Wette dass jeder Musikschullehrer, egal ob fest angestellt oder auf Honorarbasis, liebend gerne selbst für das zitierte Mindestentgelt nach Wien wechseln würde wow, vierfache Alliteration :)

Na klar würde er das :p : Aber egal ob 12, 13 oder 14 Monatsgehalt - findest du nicht, dass das für einen Professor für Klavier erschreckend niedrig ist??? Das wird ja nicht jeder (Musikschullehrer schon gar nicht) und ist die höchste Stufe, sowohl qualitativ wie finanziell, die man erreichen kann als angestellter Pädagoge. Darum ging's mir - mal die höchstmögliche Stufe zu benennen.

Aber vielleicht täusche ich mich auch und das ist ein üblicher Satz überhaupt unter Professoren. Es kam mir allerdings verhältnismäßig wenig vor. :shock:

Liebe Grüße

chiarina
 
Ohne Berücksichtigung der Zusagen für die Altersversorgung, die ja für einen sinnvollen Vergleich immer gemacht werden müssen, liegt der Wert in Österreich etwa im Bereich W2-W3, also nicht so wesentlich anders wie in Deutschland.
 
Diese Statistiken sind wertlos und irreführend, da das die Zahlen sind, die von den Musikern bei der KSK angegeben werden.

Was das heißt, kann sich jeder selber denken.

Musiker verdienen in der Regel nicht doll, aber SO miserabel nun auch nicht.
Niedrig angesetzte Zahlen haben zur Folge, dass die abzuführenden Beiträge ebenfalls niedrig sind, aber die zu erwartenden Leistungen aus der Rentenversicherung fallen ebenso gering aus. Da bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als aus anderen Quellen sein Auskommen zu finden: Fortsetzung der Berufstätigkeit auch jenseits der Pensionsgrenze, ein wirtschaftlich gut gestellter Ehepartner oder Herkunft aus gehobenen Verhältnissen mit Aussicht, vom ererbten Vermögen leben zu können... .

Ob man durch "schattenwirtschaftliche" Aktivitäten sein Einkommen gewaltig steigern kann, wage ich zu bezweifeln - dafür bleibt nur der "private" Bereich, wenn man etwa bei Oma Mathildes achtzigstem Geburtstag Kaffeehausmusik spielen oder den Nachbarskindern Klavierstunden geben soll. Natürlich muss man dazu mittelfristig ein einigermaßen "reguläres" Einkommen dokumentieren können und darauf hoffen, dass man nicht durch einen einem nicht wohlgesonnenen Zeitgenossen an zuständiger Stelle angeschwärzt wird. Üppig sind diese "Gestaltungsspielräume" nicht - und sie werden definitiv nicht dazu führen, dass man an die offiziellen Zahlen eine Null hintendran hängen kann, um so vom Rande des Existenzminimums zum Spitzenverdiener aufzusteigen.

LG von Rheinkultur
 

Zurück
Top Bottom