Hochschulerfahrungen und/oder -empfehlungen?

und schließlich will ich mich aber doch nochmal fragend an Dich wenden @ hasenbein: ich kenne Dich nicht, aber beim Verfolgen dieses Threads habe ich herausgelesen, dass du Jazz-Klavierlehrer bist? (Bitte korregiere mich, falls das nicht richtig ist!) Wenn ja, darf ich fragen, was Du studiert hast?

das würde mich wirklich interessieren...:-)
 
Da ich anonym hier bin und das bleiben will, bitte ich um Verständnis dafür, dass ich lediglich sagen kann, dass ich ein Musikstudium mit Jazz-Klavier als Hauptinstrument abgeschlossen habe.
 
Hm, ich weiß nicht, ich stimme einerseits Peter völlig darin zu, dass es einem nicht hilft, viel Geld zu verdienen, wenn einem dafür die Arbeit keinen Spaß macht --- das würde ich mir nie nie antun wollen, weil mir dabei einfach das halbe Leben draufginge!

Andererseits finde ich es wie Hasenbein ein Unding, wie Musiklehrer gehandelt und bezahlt werden... wir SIND nunmol hochqualifiziert. Und ja, wir sollten wirklich dringend auch Zeit zum Üben haben...

Ich würde generell auch nicht unbedingt zu einem Musikstudium anraten... es lohnt sich beinahe nur, wenn man für sich selbst einfach dringend noch hervorragenden Unterricht will und den sonst nicht bekommen kann (weil man einfach zu gut ist)... zum Leben ist es schon hart, vor allem, wenn man bedenkt, wie viel man da hineingesteckt hat...

Tja! ;) Schwierig!
 
Andererseits finde ich es wie Hasenbein ein Unding, wie Musiklehrer gehandelt und bezahlt werden... wir SIND nunmol hochqualifiziert.
Ja, aber "Ihr" seid eben viele, wie Hasenbein ebenfalls richtig festgestellt hat. Und deshalb hat Qualifikation NICHTS mit finanziellem Erfolg zu tun.
Das Unding der Unterbezahlung trifft nun wirklich viele Branchen. Trotzdem wollen auch heute noch viele Frauen eine unterbezahlte Krankenschwester werden (40 Bewerberinnen auf eine Lehrstelle), weil es ihnen eben Spaß macht.
 
Trotzdem wollen auch heute noch viele Frauen eine unterbezahlte Krankenschwester werden (40 Bewerberinnen auf eine Lehrstelle), weil es ihnen eben Spaß macht.

Das bezweifle ich sehr, dass Letzteres wirklich der Grund ist!!

Und vielleicht stellen die sich vor, bevor sie tatsächlich im Job arbeiten, dass es Spaß machen könnte ("Ich helfe gerne Menschen..."), oder sie finden, dass der Beruf "an sich" einer ist, der ihnen wirklich liegt - aber die konkrete Berufspraxis heutzutage macht den wenigsten Spaß.

Oft ist es doch nur die Frage: "Was kann ich mit meiner Schulausbildung und meinen Interessen (Frauen sind i.d.R. eher sozial orientiert) für einen Beruf ergreifen, in dem ich auch tatsächlich Chancen auf Anstellung habe und nicht von Arbeitslosigkeit bedroht bin?"

Ähnlich wie beim Paradebeispiel Beerdigungsunternehmer - das wird man nicht, weil es einem Spaß macht, sondern weil es ein krisensicherer Job ist und/oder man den Betrieb des Vaters übernimmt.
 
Klar ist das falsch, diese Übertreibung kommt aber von Dir. Hasenbein hat hier im Faden nur geschrieben, dass die allermeisten keinen solchen Job ergattern. Ob das für Musik gilt, weiß ich nicht, bin ja nur Anfänger.
mit Verlaub: sooo erschrecklich wenig gute Jobs, die ein abgeschlossenes Instrumentalstudium als Qualifikation voraussetzen, sind es nun auch wieder nicht. Man kann unschwer die Anzahl der deutschen Musikhochschulen, Musikakademien (Landesakademien) und staatlichen Musikschulen/Konservatorien ermitteln, man kann sich auch ein ungefähres Bild über die dann vorliegende Anzahl von deren "guten Jobs" machen -- es ist statistisch sogar häufiger, einen solchen Job "zu ergattern" als es nach einem Journalistikstudium zum Pressesprecher der Landesregierung oder zum Chefredakteur bei meinstwegen Zeit oder Spiegel zu bringen.

die allermeisten Verwaltungsangestellten werden nun auch nicht gerade Amtsleiter oder Bürgermeister ;)

wie schon mal gesagt: es ist nicht leicht, einen der gewiß nicht wie Sand am Meer häufigen guten Jobs zu bekommen, aber das bedeutet nicht, dass ein Instrumentalstudium nur für die extrem wenigen, die dann Konzertkarriere machen/können/schaffen, in Frage käme und dass man insgesamt davon dringend abraten müsse. Ich rate davon ab, a priori den Podiumstraum zu träumen (allerdings kann man während des Studiums durchaus bemerken, ob man dafür taugt oder nicht), aber ich rate nicht pauschal davon ab, ein Instrumentalstudium mit der Absicht hinterher ordentlich leben zu können, zu beginnen: denn sooo chancenlos, wie Hasenbein es einseitig darstellt, ist es nicht.

und dasselbe gilt noch für manches andere Studium.
 
und dasselbe gilt noch für manches andere Studium.

Frag mal die Geisteswissenschaftler.
kicher.gif


Nee, nee - aus ALLEM kann man was Tolles machen.
 
Och hasenbein, vor ein paar Jahren wurde bei uns in der Nähe in einem Kaff eine Berufsfachschule für Bestatter eröffnet. Hab mal eine kurze Doku im Regionalfernsehn gesehen - da wurde über eine junge Frau / Mädchen berichtet, die das sehr gerne gemacht hat, z.B. den Blumenschmuck für die Beerdigungsfeier herzurichten usw.
Ich glaube, die ungewöhnlichsten, abstoßendsten Berufe können Spaß machen. Ich las mal von einer Putzfrau, die ein Buch veröffentlicht hat und daraufhin von ihrem Mann gefragt wurde, ob sie denn nicht endlich aufhören will zu putzen - nein, das macht sie weiter, sie putzt gerne. Oder ein Metzger - dem muss es auch Spaß machen, tote Schweine zu zerlegen. Und so weiter.
Hasenbein, du bist sehr realistisch, manchmal aber glaube ich doch etwas pessimistisch, nicht wahr? ;)
 
Hasenbein, wie kommst Du da drauf, ich hätte mir den Buckel krumm geschuftet?
Ich kann es mir gar nicht wirklich vorstellen, jeden Tag 8 Std. zu arbeiten. Eben weil ich niemals Sklave des finanziellen Erfolges war und bin und mir Zeit für das Privatleben immer wichtiger war als dem Geld hinterher zu ackern.
Und ich preise auch nichts an...jeder soll das machen, womit er glücklich wird. Aber genau darum ging es mir: Finanzieller Erfolg macht garantiert nicht glücklich. Es ist völlig Wurscht, ob man in einer Stunde viel Geld verdient, wenn diese Stunde nur Verschwendung von Lebenszeit ist. Nicht leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben...so sollte es sein. Und das geht am besten, wenn einem die Arbeit Spaß macht.

Barrat: Richtig! :) Aber dieses Feeling hält auch nicht sonderlich lange an. :)

Peter, du kannst das nicht so pauschalisieren. Es gibt zu dem Thema "Geld verdienen" oder/und "Anspruch" oder/und ob "Geld glücklich macht" kein richtig oder falsch. Oder: "du musst..., und dann bist du auch..., und wenn du nicht..., dann alles böse."

Jeder entscheidet für sich alleine, wie viel Geld er zum Leben benötigt, welche Ziele er im leben hat, was er bereit ist dafür zu tun..., usw.

Dass Geld nicht glücklich macht, ist eine total unsinnige Aussage. Das ist wie "Klavier spielen macht keinen Spaß". Den einen macht Geld glücklich, den anderen nicht. Der eine lebt von 700,- Euro im Monat, der andere möchte mindestens 10.000. und keiner von beiden ist der schlechtere Mensch, keiner von beiden sollte mißachtet, beleidigt oder unrespektiert bleiben. Es muss einfach jeder für sich entscheiden, wie er leben möchte.

Das einzige, was unterstellt werden kann, ist, das Geld nicht stinkt. Sprich, die meißten Menschen hätten gerne "viel" Geld. Wobei "viel" wieder relativ ist. Die Hürde IST jedoch, etwas für das "viel" Geld zu tun. Und da scheitert es bei den meißten, und es setzt der wohlbekannte "Zweckoptimismus" ein. "Ein Golf ist doch ein tolles Auto. Ich "brauche" kein größeres, schnelleres, schöneres."

Die Wahrheit ist, sie haben keinen Bock mehr zu tun. Und das Verhältnis Arbeit pro Tag/Gehalt/Auto geht für sie in Ordnung. Die wenigsten Menschen sind da ehrlich zu sich.

Das gesamte Leben ist ein Tauschgeschäft. Ich tausche Freizeit gegen Arbeitszeit. Diese Arbeitszeit bringt mir Geld. Ich tausche Zeit mit der Familie etc.

Glücklich ist, wer gut tauschen kann. Fertig.
 

Diese FDP-mäßigen Sprüche, dass jeder "für sich alleine entscheidet... bla", sind Unsinn und oft genug eine Unverschämtheit. Das Problem, besonders in der heutigen neoliberalen Welt, ist nämlich, dass die meisten froh wären, wenn sie einfach mal "für sich alleine entscheiden" könnten! Sehr viele müssen nehmen, was kommt... und noch viel deutlicher wird es, wenn wir in arme Länder gehen! Als Näherin in Bangladesh würde ich Nils eins in die...., wenn ich solche Sprüche von ihm hören würde.
 
Diese FDP-mäßigen Sprüche, dass jeder "für sich alleine entscheidet... bla", sind Unsinn und oft genug eine Unverschämtheit. Das Problem, besonders in der heutigen neoliberalen Welt, ist nämlich, dass die meisten froh wären, wenn sie einfach mal "für sich alleine entscheiden" könnten! Sehr viele müssen nehmen, was kommt... und noch viel deutlicher wird es, wenn wir in arme Länder gehen! Als Näherin in Bangladesh würde ich Nils eins in die...., wenn ich solche Sprüche von ihm hören würde.

Was tatsächlicher Unsinn ist. Zum einen bist du keine Näherin in Bangladesch. Wärst du es, hätte es mein Posting in dieser Form nicht gegeben.

Weiterhin lebst du/wir eben nicht in einem Land, wo du nehmen müsst, was kommt. Deutschland ist das Land der beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten. Es gibt kaum ein Land, in dem es so viele Möglichkeiten gibt, eine Ausbildung zu machen, die Hochschulreife zu erreichen und/oder zu studieren.

Und selbst der Haupt- oder Sonderschulabsluß, führt hier nicht selten zum Millionenvermögen.

Selbstständigkeit und totale Freiheit für 15,- Gewerbeanmeldung. Zeige mir, wo es das gibt.
 
Zu "Berufs- und Zukunftsaussichten": lt. diverser Statistiken findet man in Deutschland verhältnismäßig gut einen Job, um seine Brötchen verdienen zu können.

Das wird Musikerberufe einschließen.
 
Liebe Leute, insbesondere lieber Herr Hasenbein und liebes Operkind,

woher habe ich nur gewusst, dass genau jener Absatz, den Hasenbein als allererstes empört aufgegriffen hat, eben jene Diskussion nach sich zieht? ;)

Um das erstmal vorweg zu sagen: Hasenbein (und alle anderen, die diese Meinung vertreten) hat absolut recht, wenn er sagt, dass Musiklehrer an deutschen Musikschulen unterbezahlt sind und es eine erschreckende Entwicklung weg von echten Stellen hin zu diesen Honorarverträgen ist. Das sehe ich schon alles genauso. Im Übrigen wollte ich einmal anmerken, dass ich letztes Jahr einen Lehrauftrag an einer deutschen Hochschule (!) hatte, der übrigens noch schlechter (!) bezahlt war, als es Musikschultätigkeiten sind. Das Problem beschränkt sich somit nicht nur auf Musikschulen. Ich weiß z.B. auch, dass es auch an unserer Hochschule Dozenten gibt, die seit Jahren Lehraufträge haben und wertvolle Arbeit leisten, teilweise besser als so mancher Prof, aber sie werden eben nur mit eben jenen Lehraufträgen abgespeist und haben genau genommen keine Sicherheit. Sicher, ich wäre sofort dafür, dass da anständige Löhne her müssen, gar keine Frage...

Trotzdem gibt es ein paar Gründe, warum ich zur Zeit an einer Musikschule arbeite und das auch sehr gerne tue.

Lieber Hasenbein, hast du dir z.B. mal überlegt, dass man ganz am Anfang, wenn man sich als Student finanzieren muss, erstmal irgendwo Geld her kriegen muss und froh ist, immerhin einen besseren Stundenlohn zu kriegen als die 8 Euro, die man als studentische Hilfskraft oder in irgendeinem anderen Studentenjob verdient? Ist es da nicht viel schöner, sein Geld mit dem zu verdienen, was man später Vollzeit als Beruf machen möchte und was auch noch echt besser bezahlt wird als all die üblichen Studentenjobs? Hast du schon mal überlegt, dass es auch Vorteile hat, als Student an einer Musikschule zu unterrichten, z.B. dass man Räume + Instrumente zur Verfügung gestellt bekommt? In einem anderen Faden habe ich mich belehren lassen, dass man nämlich im Miethaus nicht unterrichten darf. Soll ich als Studentin etwa hingehen und mir auch noch einen Raum mieten mitsamt Instrumenten drin, um dort unterrichten zu können? Das Geld kann kein einziger der Studenten, die ich kenne, eben mal noch zusätzlich zum Lebensunterhalt vorstrecken. Ganz zu schweigen davon, dass man am Anfang erstmal irgendwo Schüler herkriegen muss und man sich ganz schön verschuldet, wenn man noch nicht so viele Schüler bekommt, dass man seinen Raum abbezahlen kann, geschweigedenn dass man Gewinn einfährt. So viel, dass man einen Raum auch noch gewinnbringend vollkriegen würde, kann man auch rein zeitlich kaum arbeiten neben dem Studium, so ganz nebenbei mal erwähnt (zumindest nicht bei den Kölner Mieten :p)... Ebenso bekommt man an einer Musikschule die Schüler schonmal automatisch und muss sich nicht um die Akquise kümmern - man hat sofort 6 oder 7 Stück und bekommt dafür dann auch Geld, so wie andere Studenten eben im C&A verkaufen gehen oder sich bei Kaufland an die Kasse setzen.

Außerdem: Mittlerweile, wo ich genügend Schüler habe und nicht auf jeden einzelnen angewiesen bin, mittlerweile, wo ich mir einen Namen gemacht habe und ich schon Schüler auf Empfehlung bekomme und auswählen kann, wen ich nehme, kann ich privat andere Stundensätze verlangen, aber am Anfang, wo man dringend auf jeden angewiesen ist, da unterrichtet man auch für weniger Geld die Stunde, hauptsache, man hat einen Job, der einem Spaß macht und deutlich mehr pro Stunde abwirft, als die 400 Euro Studentenjobs um die Ecke.

Hast du darüber hinaus mal überlegt, dass ich evtl. an der Musikschule auch Sachen mache, die ich privat gar nicht machen könnte (z.B. studienvorbereitende Ausbildung in Musiktheorie/Gehörbildung unterrichten, Workshops zu Neuer Musik etc.). Das alles ist mit einer Handvoll Privatschülern überhaupt nicht möglich. Oder auch das Neue-Musik-Festival, das du angesprochen hast: Sicherlich ist das mehr Arbeit als man letztendlich Geld sieht - aber ganz abgesehen davon, dass ich das als Studentin nicht eben mal so alleine auf die Beine stellen könnte und sich niemand finden würde, der mir ein solches Wahnsinnsprojekt finanziert - hast du auch mal überlegt, dass auch ein Stück weit Idealismus ist, um sein Herzensprojekt voran zu bringen und überhaupt einmal einen Fuß in diese Tür zu setzen? Du sprichst von den erfahrenen alten Hasen :D auf der einen Seite und den billigen unerfahrenen jungen Arbeitskräften auf der anderen Seite - und wie werden letztere zu ersteren? Na? Wohl durch Erfahrung, oder? Wo soll man die bitteschön sammeln, wenn man solche Projekte machen möchte später als eben IN solchen Projekten?

Heutzutage will jeder überall Erfahrung sehen, bevor er dich überhaupt für irgendwas richtig anstellt: Unterrichserfahrung, Projekterfahrung – wo soll man die hernehmen? Man fällt nicht auf einmal vom Himmel mit Projekterfahrung, genauso wenig mit Unterrichtserfahrung.

Was die Praktika betrifft: In der Tat waren diese alle vom Studienverlaufsplan festgeschriebene unbezahlte (!) Praktika. Beim Festival habe ich dann über die im Praktium vorgesehene Stundenzahl hinaus gearbeitet, wurde dafür vergütet und werde es dieses Jahr wieder tun und voll dafür vergütet werden.

Aus meinen Mathematikzeiten weiß ich noch, dass man in Finanzmathematik Geld z.B. nicht nur als reine Größe ansieht, sondern man muss es immer mit der jeweiligen „Nutzenfunktion“ des Investors bewerten - einfachstes Beispiel: Wenn jemand nur 1 Euro hat, ist der Zugewinn von 1 Euro für ihn deutlich wichtiger, darüber freut er sich deutlich mehr als wenn einer, der 1000 Euro hat, 1 Euro bekommt. Das geht auch über die reine Prozentangabe der relativen Steigerungsrate hinaus - es gibt Modelle, in denen z.B. Präferenzen des Investors mit modelliert werden.
So ähnlich ist es auch hier: Zum einen freut sich ein Student sehr über die x Euro Zugewinn, da sie für ihn deutlich mehr sind als die y Euro in einem normalen Studentenjob. Darüber hinaus kann es aber sein, dass man eine bestimmte Arbeit z.B. auch einfach ein Herzensprojekt geworden ist, für das man sich einsetzt, und wo man den reinen Geldgewinn auch ideell mit aufwerten muss. So ist es z.B. auch ganz klar mit meine Neue Musik Projekten und Workshops und auch mit dem Seminar, für das ich letztes Jahr den Lehrauftrag hatte. Ich weiß einfach noch ganz genau, wie es sich anfühlt, keinen Zugang zur Neuen Musik zu haben und bin sehr froh, dass ich diesen nun an Menschen weitergeben kann in Projekten, Workshops und Seminaren, die alleine als Privatlehrer gar nicht durchzuführen wären. Übrigens hatte ich dadurch auch schon von einem größeren Festival eine Anfrage bekommen, bei ihnen mitzuarbeiten, was ich allerdings ablehnen musste, so lange ich noch studiere, da dies nicht in Köln war und ich die Zeit nicht habe, dorthin zu fahren, so lange ich studiere. Solche Sachen kämen gar nicht erst in Gang, wenn ich nicht die Erfahrung sammeln würde, die ich in der Musikschule sammen kann!

Später, nach dem Studium, werde ich ganz sicher nicht nur an Musikschulen arbeiten, sondern auch privat, so wie ich es jetzt auch schon tue. Meine Klavierschüler zahlen jetzt auch schon mehr und tun dies auch gerne, weil ich mir mittlerweile schon einen Namen gemacht habe und ich Schüler auf Weiterempfhleung kriege. Meine Klasse ist voll, ich kann keinen Schüler mehr aufnehmen und konnte/kann mir alle, die in Zukunft kommen, schon aussuchen. Jetzt zahlen sie es gerne, aber von Anfang an war das nicht möglich, da musste ich für weniger Geld unterrichten, um mich überhaupt finanzieren zu können. Vielleicht kann das jemand, der keine Finanzierungsprobleme hatte, nicht nachvollziehen.

Ich finde es ja lustig, wie sehr du dich an der Sache mit der Zeit für eine Partnerschaft aufgehängt hast, lieber Hasenbein... Anscheinend verstehst du auch keine Ironie... Selbstverständlich ist das eine Frage der Prioritäten! So blöd für wie du mich hältst, bin ich nämlich leider nicht. Ich habe zur Zeit einfach keinen Partner, es ist zur Zeit auch keiner in Aussicht, insofern kann ich meine Prioritäten woanders legen. Wenn aber einer kommt, werden sich meine Prioritäten auch mit verschieben, soviel ist doch klar... So lange aber nicht, kann ich mir meine Zeit doch frei einteilen und andere Dinge tun, die mich glücklich machen.

Ich war und bin eben sehr vielseitig interessiert, nicht nur musikalisch, sondern generell. Aber eben auch musikalisch: Ich studiere nicht einfach nur Klavier mit dem geringstmöglichen Aufwand, sondern ich habe eine große Liebe zum Tonsatz und den alten ebenso wie den Neuen Satztechniken entwickelt, interessiere mich für Komposition und Neue Musik – sicherlich kann ich da nicht alles so intensiv machen wie ich gerne wollen würde (Prioritäten!), aber ich sehe es nicht als schlecht an, wenn man sich möglichst umfassend weiterbildet und somit eine vielschichtige Musikerpersönlichkeit herausbildet. Viel erschreckender finde ich die Übemaschinen, die tagtäglich 10 Stunden üben und sich durch die restlichen Seminare irgendwie mit geringstem Aufwand irgednwie durchmogeln. Das ist nie meine Art gewesen und das wird es auch nie werden!

(Fortsetzung siehe nächster Beitrag)
 
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(Fortsetzung)
Wenn wir schon dabei sind: Ich übe nicht wie besessen, sondern lieber effektiv, da ich wie gesagt auch noch ein paar andere Dinge unterkriegen muss und möchte. Ich habe auch keinen Spätstudiumskomplex und muss niemandem mehr irgendwas beweisen, habe beste Noten im Studium, bin sehr geschätzt bei meinen Schülern und Kollegen und sehe so ganz nebenbei auch kein Problem darin, mich nach meinem Studium gut durch Privatunterricht zu finanzieren. Trotzdem werde ich die Musikschularbeit zumindest im Bereich der Neuen Musik und der Musiktheorie/Gehörbildung nicht aufgeben, da ich - wie glaube ich deutlich wurde - sehr interessante Sachen machen kann, die ich als alleine als Privatlehrerin gar nicht machen könnte. Zudem haben wir ein Kollegium aus sehr qualifizierten und engagierten Dozentinnen und Dozenten (sicher hat man auch die Pappnasen, aber ich erlebe sehr viele sehr engagierte Kollegen!) und eine wunderbare Arbeitsatmosphäre, auch menschlich gesehen. Ich habe wunderbare Chefs, die mich in meiner Arbeit sehr unterstützen, mir sehr viel ermöglichen, was nicht selbstverständlich ist und die auch nichts dafür können, dass es keine anderen Verträge gibt und dass die Stadt überall spart. Übrigens kenne ich einige, die sehr gerne dort arbeiten würden, aber nicht reinkommen... Insofern bin ich wirklich sehr froh, dort arbeiten zu können und all diese Möglichkeiten zu haben, den Fachbereich so aktiv mitgestalten zu können und meine eigenen Ideen auch wirklich umsetzen zu können! Wie schon gesagt könnte man das alleine gar nicht in diesem Maße machen und auch nicht jede Musikschule ist so offen und begrüßt solche Projekte!

Wie es mit Klavier aussehen wird, kann ich noch nicht sagen - aber auch da fühle ich mich im Fachbereich sehr wohl, auch wenn ich natürlich privat deutlich besser verdiene. Aber ich finde es auch irgendwo angenehm, einen Teil meiner Schüler einfach ganz klar an einem Nachmittag zu haben ohne dass ich mich dabei um irgendwas kümmern muss (Instrumente, Raum, Zeiten, Schüler, ...).

Übrigens, nur zur Klärung dieser Frage, habe ich Rolf in der Tat schon persönlich getroffen, auch wenn ich jetzt nicht sagen würde, dass er mich "bestens" kennt. Meine Persönlichkeit kann er glaube ich trotzdem besser einschätzen als jemand, der mich noch nie gesehen hat... ;)

Herzliche Grüße,
Partita
 
PS: Was ich also eigentlich ursprünglich nur sagen wollte und worüber glaube ich alle einig sind, die hier schreiben: Musik sollte man nur studieren, wenn man vorher realistisch weiß, auf was man sich einlässt, dass die Welt nicht auf einen gewartet hat, man sehr bereit dazu sein sollte, sein Leben und seine Aufträge/Arbeitssituation selbst in die Hand zu nehmen und voran zu treiben und gleichzeitig eben nicht davor scheut, viel Arbeit in etwas zu investieren, was in Teilen der Gesellschaft nicht mehr ausreichend gewürdigt wird, was sich somit leider teilweise auch finanziell niederschlägt.

Da könnt ihr mir nun sagen, was ihr wollt: Ich habe es keine Sekunde lang bereut, diesen Schritt gegangen zu sein und kann es Opernkind auch nur raten, wenn ihr Herz ebenso für die Musik brennt, wie meins. Dann wird sie dieses Feuer auch weiter tragen, das werden ihre Schüler und ihre Kollegen ebenso merken und dann wird sie ebenso Freude daran haben wie ich.

PPS: Es ist zum Teil auch richtig, dass ich tendenziell lieber zu viel beschäftigt bin als unterbeschäftigt. Aber nichts geht über das zwischenmenschliche Beisammensein. Lieber Hasenbein, um es noch deutlicher werden zu lassen: Ich komme ursprünglich aus dem Saarland, falls dir das Lebensgefühl dort was sagt. ;) "Hauptsach gudd gess, geschafft hammir schnell". Heißt nicht, dass wir nicht arbeiten können oder wollen. Heißt aber wohl, was unsere Prioritäten sind im Leben ;)
 
Liebe partita,

wir kennen uns zwar nicht, aber ich finde es toll, dass Du Dich für Neue Musik interessierst und Dich auf diesem Gebiet auch engagierst. Ich bin auch sehr daran interessiert und über immer wenigstens ein Werk der Neuen Musik (damit meine ich jetzt nicht Bartok, Prokoffiew oder Strawinsky, sondern Stücke, die nach 1950 komponiert wurden). Dieser Teil der Klaviermusik kommt allgemein viel zu kurz - und es ärgert mich sehr, wenn Profimusiker diese Musik aus Bequemlichkeit oder Desinteresse links liegen lassen. Und ich habe schon öfter die erstaunliche Erfahrung gemacht, dass auch ein weniger gebildetes Publikum sich von dieser Musik wirklich bereichern lässt. Was würde uns ohne Messiaen, Ligeti, Berio, Nono, Cage, Crumb, Stockhausen und vielen anderen fehlen. Bitte, mach weiter damit und begeistere auch den Pianistennachwuchs dafür!

LG, Mick
 
Puha, da bitte ich doch regelrecht um Entschuldigung für meine Posts, wenn sie Dich so stark nicht haben ruhen lassen, dass Du eine derart ausführliche Entgegnung schreiben musstest! Sorry und vielen Dank!

So verständlich Deine Einwände sind - es gilt das, was ich weiter oben schrieb: Natürlich ist die Situation aus DEINER Sicht (bzw. allgemein aus der Sicht des niedriglohnarbeitenden Studenten) ok und nutzbringend! Nur aus der Sicht des GANZEN, so leid es mir tut, ist das eben NICHT gut, weil Du dazu beiträgst, ein System am Laufen zu halten, wo immer mehr nur noch der Billigste gefragt ist und erfahrene, ältere Kräfte immer mehr das Nachsehen haben und Musiker-/Musiklehrer-Gagen immer mehr in den Keller gehen.

Ein junger Mensch soll Erfahrung sammeln, ja, unbedingt; aber es soll dann so sein, dass er ausdrücklich zum Erfahrungsammeln eingestellt wird, d.h. noch nicht umfänglich Verantwortung übertragen bekommt und die Bezahlung zwar niedrig, aber eben auch gemäß der Maxime "du kriegst zwar nur soundsoviel, aber dafür musst/darfst du auch nur Folgendes machen" erfolgt! (Was also automatisch beinhaltet, dass erfahrene Mitarbeiter durch den Erfahrungsammler nicht verdrängt und ersetzt werden können.)
 
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