Harmonielehre im Selbststudium (Krämer et al.)

@Melegrian: Danke dir für's Suchen. Ich habe die kostenlose App für Android und mache das auf meinem Handy. Die Screenshots sind für die Desktop-Version, glaube ich. Im Moment reicht mir der Funktionsumfang, da ich es nur nutze, um mit die Lösungen vorspielen zu lassen, wenn ich kein Instrument habe. Da macht ein Notenhals ja keinen Unterschied. :schweigen:
 
Jetzt sehe ich, daß ich anscheinend andere Übungen habe und einige Nummern gibt es bei mir gar nicht. :cry:
Wäre es besser, wenn ich mir die gleiche Ausgabe kaufe (meine ist antiquarisch) und wir die Übungen vergleichen können oder soll ich andere Übungen aus den Kapiteln zeigen?

:025: Unterschiedliche Übungen sind doch bereichernd! Der didaktische Grundgedanke hat sich ja nicht geändert. Krämer schreibt im Vorwort zur 7. Auflage (2016), dass er den Teil der B-Aufgaben mit Lösungen erhöht hat. Ansonsten habe er kleine Fehler korrigiert, am Konzept jedoch nicht geändert.
 
Also, die letzte Aufgabe habe ich jetzt doch gefunden, aber mit Numerierung 3.C.1 - ist das bei dir auch so? Wäre es möglich, zu besseren Verfolgung die Aufgabenstellungen komplett hier einzustellen, wie folgt?

74ec7b-1552474711.jpg


Hier erscheint das Bild nicht gedreht. Komisch...
Jedenfalls fange ich damit jetzt mal an.
 
@Susi Sorglos: Ich habe die Aufgaben verglichen, die Noten sind dieselben. Ansonsten sieht meine Seite exakt identisch aus, nur dass die erste Aufgabe als 3.B.6. bezeichnet wird (=Lösung im Anhang) und die zweite als 3.C.
 
So, die obere Übung:

76e62e-1552479442.jpg


Quartsextakkorde finde ich nahezu unumgänglich, um wenigstens etwas Fluss in den Choral zu kriegen. Interessieren würde mich, ob jemand eine schöne Lösung in T. 5/6 ohne Sextakkord findet. Ich fand die alle hölzern.
 
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1. Der Übergang vom ersten zum zweiten Takt ist aus verschiedenen Gründen nicht gut. Zum einen wegen der Oktavparallelen zwischen Alt und Bass, zum anderen, weil der Vorhaltsquartsextakkord ohne gleichzeitigen Harmoniewechsel (meist steht davor die Subdominante) immer wie ein Fremkörper wirkt. Besser ist in so einer tänzerisch angelegter Melodie ein Harmoniewechsel auf der schweren Zeit - also drängt sich die Subdominante in Takt 2 geradezu auf.

2. Im vorletzten Takt hast du eine Wendung, die typischerweise in hemiolischen Figuren vorkommt. Das gibt die Melodie in diesem Fall aber in keinem Fall her. Besser wäre es deshalb, mit dem h' der Melodie keinen Quartsextvorhalt zu beginnen, sondern dieses als Durchgangsnote zu sehen und die Dominante erst auf der ZZ. 3 zu bringen. Wobei ich nicht weiß, ob das in diesem Stadium des Buches schon vorgesehen ist - ansonsten müsste man S-D-T in dem Takt schreiben.

3. Im Takt 5 könnte man im Bass c-c' anstelle des noch nicht besprochenen Sextakkordes notieren. Der Oktavsprung belebt den Takt genügend, so dass er auch mit zwei S-Grundakkorden nicht schwach wirkt.
 
1. Der Übergang vom ersten zum zweiten Takt ist aus verschiedenen Gründen nicht gut. Zum einen wegen der Oktavparallelen zwischen Alt und Bass, zum anderen, weil der Vorhaltsquartsextakkord ohne gleichzeitigen Harmoniewechsel (meist steht davor die Subdominante) immer wie ein Fremkörper wirkt. Besser ist in so einer tänzerisch angelegter Melodie ein Harmoniewechsel auf der schweren Zeit - also drängt sich die Subdominante in Takt 2 geradezu auf.
Außerdem bewegen sich in der aktuellen Lösung von @Susi Sorglos hier alle 4 Stimmen gleichzeitig nach unten - auch nicht schön. Ich hab diese Aufgabe damals auch mit der Subdominante in Takt 2 gelöst.

2. Im vorletzten Takt hast du eine Wendung, die typischerweise in hemiolischen Figuren vorkommt. Das gibt die Melodie in diesem Fall aber in keinem Fall her. Besser wäre es deshalb, mit dem h' der Melodie keinen Quartsextvorhalt zu beginnen, sondern dieses als Durchgangsnote zu sehen und die Dominante erst auf der ZZ. 3 zu bringen. Wobei ich nicht weiß, ob das in diesem Stadium des Buches schon vorgesehen ist - ansonsten müsste man S-D-T in dem Takt schreiben.
Du meinst vermutlich S-T-D :001:

3. Im Takt 5 könnte man im Bass c-c' anstelle des noch nicht besprochenen Sextakkordes notieren. Der Oktavsprung belebt den Takt genügend, so dass er auch mit zwei S-Grundakkorden nicht schwach wirkt.
...und dann entsprechend aber auch Alt oder Tenor (oder beide) mit ändern, damit die Terz nicht verloren geht.

Ich hab den Krämer selbst auch mal durchgearbeitet und hab ihn jetzt durch diesen Thread hier doch auch mal wieder hervorgekramt! :super:
 
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weil der Vorhaltsquartsextakkord ohne gleichzeitigen Harmoniewechsel (meist steht davor die Subdominante) immer wie ein Fremkörper wirkt.
Dachte ich ja auch immer, aber in letzter Zeit ist mir das bei Analysen öfters begegnet, z.B. hier (Clementi op. 36/1). Zweite Seite, Andante, Takt 3 und später auch noch öfters.

3. Im Takt 5 könnte man im Bass c-c' anstelle des noch nicht besprochenen Sextakkordes notieren. Der Oktavsprung belebt den Takt genügend, so dass er auch mit zwei S-Grundakkorden nicht schwach wirkt.
Aber schön wird das nicht, oder? Zum einen finde ich den Rücksprung des Basses zum g ungelenk und zum anderen ergeben sich schlechte Mittelstimmen. Mach gleich mal ein Beispiel, moment...
 
Dachte ich ja auch immer, aber in letzter Zeit ist mir das bei Analysen öfters begegnet, z.B. hier (Clementi op. 36/1). Zweite Seite, Andante, Takt 3 und später auch noch öfters.
Zum einen ist das ein ganz anderes Genre, zum anderen entsteht der Quartsextakkord dort aus einem Lagenwechsel innerhalb einer harmonisch ohnehin statischen Klangfläche. Sowas gibt es in der Klaviermusik tatsächlich häufig, aber das ist in jeder Hinsicht eine andere Situation als im vierstimmig-homophonen Satz, der ja zum großen Teil auf den Regeln des linearen Kontrapunktes aufbaut.

Aber schön wird das nicht, oder? Zum einen finde ich den Rücksprung des Basses zum g ungelenk und zum anderen ergeben sich schlechte Mittelstimmen.
Wenn man sich auf wenige Mittel beschränkt, dann muss man aus den "erlaubten" Mitteln das Bestmögliche machen. Ich finde den Rücksprung auch nicht ungelenk - in vielen Balletti des 16. Jahrhunderts findet sich sowas zuhauf, es passt definitiv zum Stil des Satzes. Außerdem hat man dann eine schöne Gegenbewegung zur Melodie und den Mittelstimmen (die man ganz unproblematisch in enger Lage führen kann).
 

also jetzt mal so:

388f72-1552495831.png


mich stört das markierte Terzen hin und her. Aber zugeben muss man, daß die Lösung mit dem Sextakkord die eleganteste war. Solche Beschränkungen sind ja auch nur dazu da, Verwirrung zu vermeiden. Mich hat der Sextakkord jetzt nicht verwirrt. ;-)
Ich meine, der kommt in dieser Situation häufig vor, auch im Bach-Rock. Also immer, wenn es von der S wieder zur T geht.
 
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Beide Lösungen sind möglich, die obere gefällt mir etwas besser. Ich würde nur den Schlussakkord nicht leer lassen - das macht man eigentlich nur, wenn man unbedingt einen Leitton korrekt auflösen will. So oder so müsste der Tenor zum h gehen.
 
auweia, ich hampel hier in der Bücherei mit nem Programm rum, das ist irgendwie unkonzentriert. Habs korrigiert.
 
Aber zugeben muss man, daß die Lösung mit dem Sextakkord die eleganteste war.
Finde ich nicht. Und wenn man sich Balletti im 3er-Takt aus dem 16./17. Jahrhundert aus der Nähe ansieht, wird man feststellen, dass die alten Meister in solcher Musik auch nur sehr selten Sextakkorde verwendet haben. Der munter hin und her springende Bass ist ein wichtiges Stilmerkmal dieser Musik.
 
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Hier wäre mal ein Beispiel für so ein Balletto. Ist zwar fünfstimmig (wie meistens in der Zeit), aber das tut wenig zur Sache. Es gibt genau zwei Sextakkorde, davon nur einen "schwachen":

balletto.png
 
Es ist die Mehrzahl von balletto.

Ich habe das für ne Choralmelodie gehalten.
Der Rhythmus ist halt ein typischer Tanzrhythmus, und in Kombination mit den geforderten Grundakkorden ergibt sich beinahe zwangsläufig der Charakter eines Tanzliedes.

Ich will aber nicht bestreiten, dass man aus der Nummer auch was anderes machen kann.


 
Laß mich mal raten: du meinst, in seiner typischen Funktion als "Weiterleiter" auf leichter Zeit?
Prinzipiell ein Sextakkord, der nur Vertreter seines Grundakkordes ist und in der Tat fast nur auf leichter Zeit anzutreffen ist. Ein starker Sextakkord ist zum Beispiel der Sextakkord der 7. Stufe in Dur - er steht für sich selbst und nicht in Vertretung seines Grundakkordes. Den kann man bedenkenlos auch auf schwerer Zeit einsetzen.

Was deinen Choral angeht: sicher kann man das so sehen. Aber die Melodie, die ihr immanente Harmonik und der Rhythmus haben einen Tanzcharakter, den man nicht so einfach wegdiskutieren kann. Eine Choralzeile mit Schwerpunkten auf jedem Takt ist nicht gerade typisch.
 

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