Geschwister - gleiches Instrument oder lieber nicht?

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terrigol

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29. März 2012
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Guten Abend allerseits,

ich poste jetzt mal die Frage einer Mutter aus der Musikschule, in die mein Kleiner zur musikalischen Früherziehung geht. Sie hat zwei Töchter (5 und 7) und wollte gerne beide zum Klavierunterricht anmelden.

Die von ihr favorisierte Lehrerin meinte aber, dass es nach ihrer Erfahrung günstiger wäre, wenn beide Kinder ein unterschiedliches Instrument lernen würden (in diesem Fall Violine und Klavier), da sonst schnell eine Konkurrenzsituation eintreten würde und sehr wahrscheinlich das Mädchen, welches noch nicht so gut wie das andere ist, die Motivation bzw. Lust verlieren könnte - einfach weil es immer schlechter als die Schwester ist.

Gibt es dazu Erfahrungen und Meinungen?

Vielen Dank schon mal.

Viele Grüße

Terri
 
Hallo Terri,

keine Erfahrung meinerseits aber einige Gedanken, die mir diesbezüglich durch den Kopf gehen.

Das hört sich erst einmal logisch an was die Lehrerin sagt. In der Regel ist es ja so, dass Geschwister unterschiedliche Instrumente lernen um z.B. zusammen musizieren zu können.
Auf der anderen Seite wären dann so tolle Geschwisterduos wie Kontarsky, Pekinel, Paratore oder Labéque nie entstanden wenn deren Eltern diese Auffassung vertreten hätten.
Eine spielerische Konkurrenz im Kindersalter kann ja auch sehr anspornend für die Kinder sein. Das Bedarf natürlich aber auch eine gute Organisation mit vorhersehbarer Quengelei wenn beide großen Spaß am Klavierspiel entwickeln und möglischt viel am Klavier sitzen möchten.

LG
Christian
 
hmm - ich habe zwei Brüder und wir haben alle früh Klavierspielen gelernt.
Was du bzw. die Lehrerin sagt klingt zwar nachvollziehbar, aber bis jetzt ist mir nicht im entferntesten der Gedanken gekommen, dass sich so etwas einstellen könnte. Ich kann da nur auf meine persönliche Erfahrung zurückgreifen, aber ich fands gerade wenn man etwas weiter fortschreitet sehr interessant.
Dann merkt man sehr direkt wie unterschiedlich Komponisten verschiedentlich interpretiert werden können, was sich sehr anregend auswirken kann.

hängt aber vielleicht auch von der charaketersturktur der kinder ab. wenn da jetzt schon ein ausgeprägtes konkurrenzdenken da ist, dann überträgt sich das vielleicht auch auf das instrument - wobei man aber auch ein konkurrenzdenken zwischen verschiedenen instrumenten genauso möglich ist. insofern...
 
Wir hatten genau diese Situation zu Hause. Meine beiden Töchter begannen gleichzeitig, Klavier zu spielen. Die Kleine war 4 und die Grosse 6. Schon nach kurzer Zeit war meine kleine Tochter wesentlich besser als ihre grosse Schwester und diese verlor sehr schnell die Lust daran. Bereits nach ein paar Monaten wollte meine "Grosse" dann nicht mehr. Inzwischen spielt sie Gitarre und ihre kleine Schwester spielt immer noch Klavier. Generell finde ich auch, dass man die Kinder das Instrument spielen lassen sollte, das sie möchten. Und somit hat bei uns jetzt jede ihr Instrument gefunden. Beide vergleichen sich nicht mehr, jede hat ihre Vorliebe für ein Instrument entdeckt. Das, was die Lehrerin sagte, kann ich also nur bestätigen, bei uns ist es genauso eingetroffen. Aber wenn beide Lust haben, das gleiche zu lernen, sollte man sie lassen, der Rest zeigt sich dann.
 
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Bei uns war es so, dass meine Schwester (2 1/2 Jahre älter) und ich erst beide Flöte gespielt haben und beide begonnen haben Klavier zu spielen. Meine Schwester war immer in allem besser als ich, sie war eine vorbildliche Schülerin, spielte besser Flöte, malte besser und so weiter.
Beim Klavier spielen stellte sich dann ganz schnell heraus, dass ich das wesentlich besser konnte. Also habe ich weiter gespielt und kräftig geübt und meine Schwester hatte keine Lust mehr.
Mir tat es richtig gut mal etwas zu haben, in dem ich besser war und meiner Schwester hat es nicht geschadet. Sie hat weiter Flöte gespielt und wenn wir uns heute mal länger sehen, machen wir immer zusammen Musik.
Also ich würde es ausprobieren (wenn die Kinder das unbedingt wollen), in dem Alter ist es ja nicht zu spät, um noch nach einer Weile auf ein anderes Instrument umzusteigen.
LG Fine
 
Hi Terrigol,
Mit folgender Erfahrung kann ich aufwarten:
Ich und mein älterer Bruder haben von unserer Mutter inspiriert ziemlich zur gleichen Zeit mit dem Klavierspiel angefangen. Im Anfangsstadium hatten wir auch beide aus den selben Noten gespielt und hatten immer nacheinander Unterricht....

Als wir dann beide in die Mittelschule kamen, und unser Niveau höher war, haben wir zwar noch immer den selben Lehrer gehabt, aber ziemlich bald mit der Bitte nicht das gleiche Repertoire zu erarbeiten. Das hat eigentlich immer funktioniert.

Konkurrenz kam eigentlich nie auf, ausser vielleicht wer ans Klavier darf:D
Mein Bruder hat sich letzes einen Jazzer als Lehrer gesucht und gleitet jetzt auf Jazzspuren, wogegen ich mich letztlich erfolgreich am Konservatorium, Klavierklasse, beworben hatte.

Das Repertoire ist groß, wenn die Kinder nicht gerade das selbe Repertoire erarbeiten, und man diese Konkurrenz gar nicht aufkommen lasst, à la ich hab meine Stärken und deine etc. könnte das durchaus hinhauen.

LG frnic
 
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Eigene Erfahrungen:

Meine Eltern haben meinen Bruder + mich jeweils ein Jahr vor der Einschulung ein Instrument spielen lassen. Da ich die ältere bin, wir einen Flügel haben und beide Eltern Klavier spielen, war das halt automatisch das Klavier. Was ich genau wollte, weiß ich nicht mehr. Bereue es aber nicht :D
Mein Bruder sollte absichtlich etwas anderes lernen und wollte auch gern Geige spielen. Mehr als zehn Jahre wollte er auch partout keine Taste drücken. So mit 16 hat ihn plötzlich der Klavierwahn gepackt, er hat wie ein Besessener geübt und sehr schnell außergewönlich gut gespielt. Da war ich aber schon so weit, dass wir in keiner Konkurrenz mehr standen, er hat mich sogar um Rat gefragt.

Anders herum habe ich zwei Studentinnen in meiner Klavierklasse, die die jeweils jüngere von zwei Mädchen sind und beide besser Klavier spielen als die ältere Schwester. Was in beiden Fällen nicht so optimal aussieht - die eine ältere Schwester musste sich wohl rechtfertigen, dass sie eben nicht so "professionell" Klavierspielen kann oder möchte, im anderen Fall kapieren die Eltern nicht, dass die ältere nicht professionell genug spielt, als dass dauernde vierhändig-Konzerte mit der jüngeren nicht so vorteilhaft für die jüngere sind.
Und eine ehemalige Freundin von mir, ebenfalls jüngere von zwei Schwestern, stand immer im Schatten ihrer älteren klavierspielenden Schwester. Obwohl sie eigentlich die begabtere war, hat sie das Klavierspielen schließlich ganz aufgegeben, sehr schade...
Alle Mädchen waren auch ungefähr zwei Jahre im Alter auseinander.
Ich würde sowas vermeiden, wenns geht.
 
Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich möchte Euch allen erst einmal für Eure Meinungen und Erfahrungsberichte danken. Das ist hochinteressant zu lesen und jetzt schon viel Stoff zum Nachdenken - vielleicht kommt ja noch mehr. Ich werde den ganzen Faden nächste Woche ausdrucken und der Mutter der Mädchen in die Musikschule mitbringen.

Noch einmal vielen Dank, Ihr habt alle sehr geholfen.

Liebe Grüße

Terri
 
Halb OT: Cello und Klavier ist ohrenverträglicher als Geige und Klavier ;-)
 

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