Schau mal auf mein Blog, Thema "Dreistimmige Invention von Bach" oder so ähnlich. Wenn man so auf den Punkt hin arbeitet und sich dann nicht mehr um das Stück kümmert, ist Vergessen garantiert. Ich konnte es ca. zwei Wochen nach der Prüfung nicht mehr.
In der Regel lerne ich neue Stücke aber anders. Obige Methode war sehr erfolgreich, um das Stück für eine Prüfung vorzubereiten, die nicht sonderlich anspruchsvoll war, ich hatte trotz einiger Unsicherheiten und lanweiliger Spielweise ohne Probleme bestanden. Normalerweise feile ich an jeder Stelle im Stück solange, bis sie mir gefällt. Glücklicherweise bildet sich bei mir immer eine Vorstellung davon, wie es werden soll und das bedeutet zwangsläufig, daß ich mich mit jedem Stück lange beschäftigen muß, auch wenn ich es schon sicher spielen kann. Frust, Freude, Überaschung und Erfolgserlebnisse tragen dann dazu bei, daß ich es nicht so schnell vergessen kann (Erinnerungen sollen ja an Emotionen gekoppelt sein, solange die nicht so extrem sind, daß es zu einem Trauma kommt).
Daß man Stücke vergißt, ist völlig normal. Vergessen bedeutet aber nicht, daß man bei der nächsten Begegnung von Null anfangen muß. Erstens hat man alle schweren Stellen schon einmal bewältigt und zweitens kommt mit dem neuen Üben auch die Erinnerung. Man erinnert allerdings auch die Fehler, die man beim ersten Mal gemacht hat, und spielt die genauso virtuos wie früher. Es ist also ratsam, Stücke erst dann zu vergessen, wenn man sie sicher spielen kann.
Die beste Methode, Stücke zu verinnerlichen, ist vermutlich, sie mehrmals öffentlich aufzuführen und wenn man nach Noten spielt, muß man umbedingt alle erledigten Notizen entfernen und darauf achten, daß dort nur der Fingersatz steht, den man auch tatsächlich spielt. Meistens reicht es dann, ein paar besondere Stellen wieder zu spielen und der Rest fällt einem sofort wieder ein.
PS: Mir fiel noch auf, das hier viel von auswendig Spielen die Rede war. Ich glaube nicht, daß es wirklich wichtig ist, aber wenn man mit Notizen arbeitet (die meistens in die Noten geschrieben werden), reduziert sich ein Stück sehr schnell auf ein paar Bleistiftstriche, die man viel leichter behalten kann, als jede einzelne Note. Das funktioniert allerdings nur, wenn man sich auch intensiv mit den Noten auseinandersetzt und nicht gleich alles auswendig spielt.