Hallo tasterich,
ich habe Stücke "heiß", "warm" und "kalt".
Das Dumme bei regelmäßigem Klavierunterricht ist immer, dass der KL sich überwiegend um Einzelstücke kümmert, die "heiß" werden sollen. Sind sie dann "heiß" (= vorspielreif) werden sie abgesetzt und kühlen (mitunter sehr schnell) ab.
Willst Du aus den Unterrichtsstücken ein Repertoire anlegen, musst Du Dich als Klavierschüler in aller Regel selbst darum kümmern. "Heiße" Stücke nach den Klavierstunden kannst Du "warm" halten durch langsames, auf alle Einzelheiten achtendes Durchspielen. Tempo unbedingt reduzieren.
(Was von den Stücke Dir nicht oder nicht mehr gefällt kann ruhig kalt werden.)
Nimm dazu nur die Werke, die Dir wirklich gefallen und von denen Du überzeugt bist, dass Du Lebenszeit damit verbringen möchtest. Kümmere Dich um die optimalen Fingersätze und bleibe dann bei diesen. Sortiere Deine Stücke in eine logische Reihenfolge, wie sie vielleicht hintereinander als Konzertnummern dienen könnten. Spiele diese Sachen immer in derselben Reihenfolge, da sich das Gedächtnis auch an der Abfolge aufhängt.
Natürlich werden Profis jetzt maulen, aber diese Arbeitsweise hat sich bei mir als Amateurmusiker bewährt.
(Profis können ihre Klavierstücke so gut auswendig, dass sie von jedem Takt aus beginnen könnten - wirklich? Die haben auch mehr Zeit für ihre Profession aufzuwenden und das ist dort auch angebracht und nötig!)
Kopiere diese Musik für Dich, stecke sie in Prospekthüllen und diese in ein Ringbuch. Das sind dann "Deine" Stücke.
Dieses warm halten frisst Zeit, die vom Einüben der neuen Unterrichtssachen evtl. abgeht und die vor allem von den außermusikalischen Verpflichtungen abgeht.
Meine jetzt "kalten" Stücke, die ich im (Lebens-)Alter von ca. 25 Jahren und früher mal eingeübt habe, habe ich bei Bedarf sehr schnell wieder drauf, die aus späteren Lebensaltern gehen eben langsamer. So ist das Leben, da hilft nichts, da muss man durch.
Wenn es Dir möglich ist, kannst Du Dein "Schlafbewusstsein" ausnützen: spiele vor allem bei neuer Literatur heikle Stellen abens vor dem Einschlafen nochmals langsam durch - sie sind dann am nächsten Morgen in aller Frühe etwas gefestigter als zu den anderen Zeiten.
Ein E-Piano ist für das Üben in aller Frühe ein Segen!
(In meiner aktiven Zeit als Lehrer hatte ich fast jeden Morgen die halbe Stunde von 6:00 Uhr bis 6:30 Uhr als Übezeit, bis dann um 6:30 Uhr meine Familie auftauchte. Das hatte sich sehr, sehr gut bewährt.)
Wünsche gutes Gelingen und nur "langsame Abkühlung" Deiner mühsam erworbenen Sachen
Walter