Das werde ich nie vergessen!

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David_Turman

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Dieser Thread ist für eure Erlebnisse und Erfahrungen, die für euch so gewaltig waren, dass ihr sie nie wieder vergessen werdet.

Vielleicht habt ihr stundenlang an einem Stück gesessen und gedacht, das schafft ihr nie, nur um dann plötzlich den Durchbruch zu erzielen und es spielen zu können.
Vielleicht habt ihr auf einer Party ein Klavier entdeckt und einfach in die Tasten gegriffen und wart plötzlich von einer ganzen Traube Leute umringt.
Vielleicht habt ihr irgendwo jemanden gesehn, dessen Spiel so wunderschön war, dass ihr anfangen musstet zu weinen.
Vielleicht habt ihr in einem Konzert später mit dem Pianisten gesprochen und daraus entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft.

Vollkommen egal, was euch passiert ist: hier ist der Ort, an dem ihr davon erzählen könnt, wenn ihr möchtet.
Welches Erlebnis eurer Klavierspiellaufbahn werdet ihr noch sehr lange in Erinnerung behalten?
 
Möchtest du hiermit die Dreiklangfestspiele eröffnen?:denken::schweigen:
 
Für mich ist es meine erste Klavierstunde. Vor keiner Prüfung, noch bei meiner Hochzeit war ich so nervös und hatte so schweißig nasse Hände. Diese Nervosität hat sich erst nach einigen Unterrichtsstunde gelegt. Aber trotzdem war es einer meiner schönsten Momente, weil endlich ein langer Jugendtraum in Erfüllung geht.:-)
 
Ich mit meinen gerade 23 Jahren, einer Westerngitarre und zwei Sängerinnen auf der Bühne an unserem Rathaus. Eine Kundgebung anlässlich 10 Jahre Tschernobyl (das muss also 1996 oder 97 gewesen sein).

Wir spielten nur ein Stück (More than Words von Extreme) und der Moment, an den ich mich das ganze Leben werde erinnern können, kam erst, nachdem wir die Bühne wieder verlassen hatten (das Stück lief bemerkenswert gut).
Ich fragte einen Ordner oder Polizisten (so genau habe ich das nicht im Kopf behalten), was er meint, wie viele Leute da gerade zuschauen.
Er sagte "Och ... so 10.000 könnten das schon sein".

Ich kann die Gefühle in diesem Moment noch immer nicht beschreiben ... vorher hatte ich immer nur auf dem Bielefelder Campus vor Grüppchen von höchstens 50 Leuten gespielt ... meist welche, die ich auch irgendwie kannte. Und nun waren da plötzlich Tausende mir größtenteils unbekannte Menschen.
Hätte ich das vorher gewusst, mich hätten wohl keine 10 Pferde auf diese Bühne bekommen ... aber irgendwie habe ich mir da vorher keine Gedanken drüber gemacht.
Manchmal ist es ein Segen, nichts mitzukriegen :lol:
 
Och, jetzt habe ich doch glatt gedacht, dass Du den Anfang machst, @David_Turman.
;-)
 
Mein Erlebnis schlechthin war so vor 5 Jahren: Ich hatte zum damaligen Zeitpunkt nur rudimentaere Kenntnisse und Hoererfahrungen der klassischen Musik und diese nur dank ein bisschen Neugierde meinerseits und der Sonntag-Vormittag-Familien-Konzerte des hier in Rom beheimateten Orchesters "Accademia Nazionale di Santa Cecilia" (danke, dass es Euch gibt!).

Rein zufaellig sah ich dann einmal nach einem dieser Konzerte die Ankuendigung des 3. Klavierkonzerts von Rachmaninow, ja, den kenne ich, seine Symphonischen Taenze hatte ich schon mal gehoert, die waren gar nicht so schlecht, warum nicht mal ein vollstaendiges Abend-Konzertprogramm besuchen? Gesagt, getan.
Das Konzert dann war emotional absolut aufwuehlend, in der Nacht darauf habe ich auch fast nicht geschlafen, in meinem Kopf und Koerper schwirrten nur noch Klaenge und Gefuehle.

Und damit fing alles an: Im Laufe von mehreren Jahren viele Einspielungen von Klavierkonzerten und Sinfonien gekauft (und natuerlich gehoert), Einarbeit in die Materie der (klassischen) Musik, haeufige Konzertbesuche, auch ein bisschen Oper und Gesang und immer wieder Versuche zu verstehen, was alles genau dahinter steckt.
Aber Lesen und Zuhoeren ist eine Sache, mir fehlte irgendwann das Anfassen, das Werkzeug zum besseren Verstehen und Ausprobieren ... und so hocke ich heute mehr als gluecklich und zufrieden da mit Klavier, KL und der wunderbaren und erfuellenden Welt der klassischen Musik!
 
Musikalische Erlebnisse, die ich nie vergessen werde, gibt es sehr viele! Ich will mal von drei ganz verschiedenen erzählen:

1) Beim ersten Clavio-Treffen in Wien 2009 habe ich mehrere neue und wunderbare Instrumente spielen können. Darunter waren tolle Flügel verschiedener Hersteller, ein Giraffenklavier im Salon von Bernhard Balas und ein Hammerklavier aus der Zeit Chopins im Instrumentenmuseum. Das Spiel auf dem Hammerklavier war ein augenöffnendes und ohrenöffnendes Erlebnis und hat mein Klavierspiel für immer verändert! Ich habe seit diesem Zeitpunkt verstanden, warum Chopin so schrieb wie er schrieb, welchen Sinn seine Fingersätze haben, seine Artikulation, viele Motive, Melodien, Pedal und Klangideen. Der Moment wurde sogar zufällig gefilmt.

2) Als Jugendliche habe ich im Jugendchor gesungen. Eines der Lieder: Swing low, das hauptsächlich aus einem Solo bestand, welches ich inne hatte. Mit dem Chor fuhren wir mehrmals auf Chorfahrt ins In- und Ausland. Der Busfahrer war ehrenamtlich tätig: Ein netter Familienvater, seine Frau eine Bekannte meiner Eltern, die zwei Kinder teilweise glaube ich im Chor. Die Frau hatte vor, sich das Lied von mir zur Silberhochzeit zu wünschen, weil es ihr so gefiel. Doch soweit kam es nicht: Ein, zwei Jahre später im Sommer ist jener Busfahrer und Familienvater an Krebs gestorben. Schnell war der Chor zusammengetrommelt, um bei der Beerdigung zu singen. Mein Solo musste dabei sein. Ich habe versucht, mein Hirn während des Singens möglichst leer zu haben, sonst hätte ich wohl keinen Ton herausgebracht. Das war einer der schwierigsten Auftritte meines Lebens. Die Frau war mir dafür sehr dankbar, und ich bin froh, dass ich es gemacht habe.

3) Meine erste Klavierstunde! Die fünfjährige Stilblüte hat bei einer netten jungen Frau Unterricht. Mama sitzt daneben, weil man die Fünfjährige ja nicht einfach allein lassen kann. Klein-Stilblüte macht vermutlich irgendwas Schönes mit ihrer Lehrerin, wartet insgeheim aber darauf, dass die Mama endlich mal rausgeht. Irgendwann fragt sie (sinngemäß): "Mama, wann gehst du eigentlich endlich?" Mama ging schnell raus. Ich kann mich nicht erinnern, ob sie anschließend noch irgendwann mit reingekommen ist (nur beim Üben hatte ich meine Eltern gern dabei). Mehr ist von der ersten Stunde leider nicht hängen geblieben. Zumindest hat es sich in den unterbewussten Teil meines Hirns verkrochen ;-)
 
Noch ein schönes Erlebnis, an welches ich mich wohl noch sehr lange erinnern werde.

Meine damalige Freundin machte Abitur (vielmehr war sie damit bereits fertig ... es standen nur noch die Zeugnisvergabe und die anschließende Abi-Fete an).
Ich habe die Zeit an einem Klavier in einer der Übezellen verbracht ... und mit der zeit füllte sich der Raum mit Interessierten (DAS war ich bereits gewöhnt).

Irgendwann waren DIE sich dann aber einig, dass man mich mitsamt Klavier in die Aula bzw. Cafeteria schieben müsste.
Da habe ich dann etwa eine Stunde Klavier gespielt ... zwischendurch immer mal ein klassisches Stück ... aber größtenteils habe ich improvisiert.
Wider Erwarten schien das den Zuschauern und -hörern zu gefallen und so haben sie mich mehrmals davon abgehalten, das Klavier zu verlassen.

Dieses Erlebnis hängt direkt mit einem weiteren zusammen, welches ebenfalls hängen geblieben ist (ohne das erste wäre es zum zweiten wohl nicht gekommen).
Ich spielte eine Weile in einem Restaurant/Café Klavier ... viel Ragtime, ein bisschen Klassik, ein bisschen Impro.
Irgendwann kam wer vom Personal ans Klavier, und stellte ein Glas Bier ab ... "vom Tisch da hinten".
Ich kam mir kurz vor wie in einem Film.

Ich weiß allerdings bis heute nicht, ob denen mein Klavierspiel gefallen hat, oder ob sie ein Bier spendiert haben, weil ich beim Trinken nicht spielen kann :lol:
So ala Al Bundy ... "will stop singing for ... $".
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorspiel im Rahmen einer schulischen Veranstaltung, damals noch 7 Jahre alt oder so und hatte bis dahin noch nicht öffentlich gespielt, glaube ich.
Vorgesehen war eigentlich nur ein Stück; als ich fertig war und Applaus folgte, war ich so begeistert und beflügelt, dass ich einfach ein weiteres Stück gespielt habe, worauf wieder Applaus folgte, und dann noch eins, usw., usw.....alle haben wohl gedacht, es wäre alles Teil des Programms, und keiner hat sich getraut, mich von der Bühne herauszukomplimentieren :-)
Irgendwann war ich mit meinem damaligen Repertoire durch, und unter dem Mix von Applaus und Gelächter (spätestens dann merkte man, dass diese Programmerweiterung nicht so gemeint war) verließ ich den Ort des Geschehens :-)
 

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