Gebrauch des linken Pedals

T

Tastimo

Guest
Bist du mit der russischen Schule großgeworden?
Nein, aber mit Lehrern, die das una-corda-Pedal als besonderen Effekt betrachtet haben: Pianissimo als Flüsterton sollte ohne linkes Pedal erzeugt werden, durch einen Anschlag, der nicht ganz bis zum Tastenboden reicht. Piano sollte immer einen „Kern“ haben. Und linkes Pedal sollte eingesetzt werden, um nicht die Lautstärke, sondern vor allem die Klangfarbe in Richtung Silbrigkeit zu verändern. Das waren Lehrer, die aus der Derlef-Kraus und Eliza-Hansen- bzw. Konrad-Hansen-Richtung kamen.

Ich finde das auch nach wie vor gut so. Wenn es in den Noten steht, benutze ich es ohnehin. Für mich ist una corda aber auch ein Stilmitel des Impressionismus und eigentlich diesem vorbehalten. Una corda zu benutzen, ohne dass es vorgeschrieben ist, benutze ich nur nach gründlichen Überlegungen, z.B. In der Pathtique-Durchführung, um das Dämonische, Fahle in der tieferen Lage zu verstärken.

Was meinst du dazu? Und, weil es vom Ursprungsthema abweicht: Neuer Faden?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hm, ich bin da pianistisch anders erzogen worden. Mein linker Fuß arbeitet, wie auch mein rechter, automatisch und halb-bewusst, wie etwa auch das Atmen. Ich kann das jeder Zeit beeinflussen und wahrnehmen, aber es funktioniert auch ohne mein aktives Zutun. Der linke Fuß ist im Prinzip ständig in Bewegung und nimmt Abstufungen des linken Pedals vor. Ich verwende es also ständig.

Dazu muss ich allerdings sagen, dass das vielleicht auch von den Instrumenten herrührt, auf denen ich übe. Die sind überwiegend laut und knallig, weil viel gespielt, und das linke Pedal schafft etwas schöneren (und natürlich auch leiseren) Klang. Wenn ein Flügel optimal intoniert ist, braucht man das linke Pedal vielleicht etwas seltener?

Auf Einzeichnungen in den Noten kann man sich finde ich nur bedingt verlassen, v.a. wenn die Komponisten vor der Spätromantik publiziert haben. Denn damals hatte das linke Pedal ja eine ganz andere Wirkung, fast wie heutzutage das Moderato-Pedal beim Klavier! Natürlich muss ich dies lesen und daraus meine Schlüsse über den beabsichtigten Klang ziehen. Einfach nur das Pedal zu treten, reicht aber bei weitem nicht.
Im Umkehrschluss verwende ich es aber selbstverständlich, selbst wenn das nicht so in den Noten vermerkt ist, wenn ich der Meinung bin, dass ich es brauche. Zum Beispiel, weil der Flügel sonst zu spitz und knallig ist.
 
Deine Erläuterungen sind ein guter Anlass, mal von meiner puristischen Sichtweise wegzukommen und das auszuprobieren.

Möglicherweise übernimmt dann der linke Fuß Aufgaben, die sonst durch besonders leichtes Spiel der Finger und deren Entlastung übernommen werden?

Wenn vor der Spätromantik das una-corda-Pedal eine fast gleiche Wirkung wie heutzutage das Moderator-Pedal hatten (wahrscheinlich, weil wirklich nur eine Saite angeschlagen wurde), dann müsste doch die una-corda-Angabe erst recht beachtet werden, oder?
 
Ich spiele so gut wie nie auf Instrumenten mit Una-Corda-Pedal, dafür aber auf solchen mit Piano-Pedal. Das gebrauche ich dann natürlich auch anders.
 
(1) Möglicherweise übernimmt dann der linke Fuß Aufgaben, die sonst durch besonders leichtes Spiel der Finger und deren Entlastung übernommen werden?

(2) Wenn vor der Spätromantik das una-corda-Pedal eine fast gleiche Wirkung wie heutzutage das Moderator-Pedal hatten (wahrscheinlich, weil wirklich nur eine Saite angeschlagen wurde), dann müsste doch die una-corda-Angabe erst recht beachtet werden, oder?

1: Hm, vielleicht. Ich weiß nicht, ob man das so pauschal sagen kann. Es ist ja eine ganz andere Art zu spielen. Wie du sagst, hat das linke Pedal ja auch die große Aufgabe, die Klangfarbe zu variieren. Ich glaube, deshalb bewege ich den Fuß die ganze Zeit. Tendenziell verwende ich es vermutlich eher zu viel.

2: Ich weiß leider nicht mehr genau, wie es funktioniert, aber ich meine, es passiert mehr als nur eine Verschiebung. Kann man sicher leicht googeln. Der Klang wird viel leiser, dumpfer und diffuser. Dadurch bekommen Stellen, bei denen es explizit vorgeschrieben ist (z.B. die Triller in Schubert D784 2. Satz) eine ganz andere Wirkung. Natürlich nimmt man dann unser linkes Pedal auch, aber das genügt nicht. Man muss sich auch noch anderes darum bemühen, diese starke Wirkung zu erzielen.
 
Wie auch immer man das alles betrachtet - wir sind uns sicherlich alle einig, dass das linke Pedal KEIN "Leise-Pedal" ist und dass man es NICHT als "Krücke" benutzen sollte, um leise zu spielen (wie so mancher Einsteiger wähnt), sondern dass die Benutzung auf einem bestimmten KLANGwillen beruhen sollte.
 
Bei Brahms gibt es nicht gerade selten u.c. Eintragungen. Bei Chopin sind mir noch keine begegnet. Aber da gibt es "sotto voce", das deutet auch auf einen anderen Klang hin. Man kann ja auch leise sprechen und ziemlich laut flüstern, ist auch vor allem ein anderer Klang. Also verwende ich bei "sotto voce" auch das Verschiebungspedal.
 
Wie auch immer man das alles betrachtet - wir sind uns sicherlich alle einig, dass das linke Pedal KEIN "Leise-Pedal" ist und dass man es NICHT als "Krücke" benutzen sollte, um leise zu spielen (wie so mancher Einsteiger wähnt), sondern dass die Benutzung auf einem bestimmten KLANGwillen beruhen sollte.
Das wissen die Beteiligten in diesem Faden im Nichtanfängerunterforum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle.

Warum mußte es jetzt nochmal extra erwähnt werden? Nicht Sinnvolleres dazu eingefallen?
 
Das wissen die Beteiligten in diesem Faden im Nichtanfängerunterforum mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alle.

Warum mußte es jetzt nochmal extra erwähnt werden? Nicht Sinnvolleres dazu eingefallen?
Wahrscheinlich bezog sich das auf meine Frage an Stilblüte, ob das linke Pedal den Händen Arbeit abnimmt. Mir war aber eigentlich sowieso klar, dass es natürlich großen Einfluss auf die Klangfarbe hat. War wohl schon etwas zu spät gestern.
 
Ich verwende das linke Pedal auch in allen Abstufungen und auch mein linker Fuß befindet sich (solange ich nicht mit dem linken Fuß das Tonhaltepedal betätige) immer in Kontakt mit dem u.c. Pedal.

Ja: Es ist ein besonderer Effekt, wenn man u.c. plötzlich einsetzt. Allerdings sind die vielen "Zwischenstufen" des linken Pedals (und vor allem in Kombination mit den vielen "Zwischenstufen" des rechten Pedals) eine wahre Fundgrube für Klangfarben.

Letzteres kann man sehr schön wahrnehmen, wenn man einen Akkord in möglichst weiter Lage relativ langsam mehrfach hintereinander anschlägt (Viertel ca. 80, ganze Noten), und mit tief durchgedrücktem u.c. und relativ trockenem rechten Pedal beginnt, und von Note zu Note u.c. immer weiter raus nimmt, dafür etwas mehr rechtes Pedal hinzugibt. (Und gerne die Akkorde von mal zu mal auch etwas leiser werden lässt).

Manchmal eignet sich das u.c. Pedal auch recht gut um bei "langsamer Scheinpolyphonie" Farbunterschiede zwischen den einzelnen Stimmen hervorzurufen. Bei Skrjabin gibt es z.B. häufiger nach unten ausladende Begleitfiguren unter einem liegenden Ton in der Melodie (oder auch Figurationen im Diskant über einem liegenden Melodieton). Hier kann es schön sein, wenn man die liegenden Melodietöne ohne u.c. spielt, und die Begleitfiguren/Figurationen mit u.c. spielt. Dafür braucht man natürlich einen recht flinken linken Fuß, aber es lohnt sich wirklich!

Außerdem kann man das u.c. Pedal zur Feinjustage bei großen Sprüngen einsetzen. Im passenden Moment gedrückt, wird die Sprungdistanz praktisch verkürzt! (Ok, das war nun ein Witz :-D ).
 
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Kleiner Hinweis, Flügel (Digi Sample) und Klavier unterscheiden sich erheblich! Beim Flügel wird statt 3 nur eine Saite angeschlagen, beim Klavier der Anschlagweg verkürzt.....
 
Beim Digi ist das linke Pedal ein einfacher Schalter und macht den Ton üblicherweise etwas leiser und dunkler. Es gibt allerdings auch Software-Instrumente mit separat aufgenommenen Una-Corda-Samples.
 
Arthur Rubinstein wurde mal nach dem Geheimnis seines schönen Tones befragt.
Er sagte: "Ich trete das linke Pedal und mit der rechten Hand spiele ich so laut ich kann".

Allgemein kann man sagen, daß viele Menschen das linke Pedal (am Flügel) scheuen. Es sind meistens diejenigen, denen der Begriff Klangfarbe auf dem Klavier noch nicht so viel sagt.
Das finde ich sehr traurig. Ich sehe es auch als ein Registerwerkzeug und liebe es sehr.
 
Ich oute mich jetzt mal:-): Ich spiele seit fast 45 Jahren nur mit dem rechten Pedal, obwohl ich ja jetzt an meinem Flügel gleich 3 habe:angst::cry2:.
 
@pianochris66 , hihi, probier die anderen doch einfach mal aus. Normalerweise stehen sie nicht unter Strom:dizzy::bye:
 
Und von Feurich gbt es sogar einen Flügel mit vier Pedalen ! Pedale harmonique. :005:
 
@pianochris66 , hihi, probier die anderen doch einfach mal aus. Normalerweise stehen sie nicht unter Strom:dizzy::bye:

Ich kenne sogar ihre Funktion:idee::-), bin aber irgendwie bisher auch ohne durchgekommen:005:. Nee, ernsthaft, irgendwie habe ich mich damit nie beschäftigt, war auch nie Thema in meinem leider schlechten Klavierunterricht, den ich als Kind hatte.
 
Also, ich nutze die anderen Pedale auch nie :021:

Das una corda klingt in meinen Ohren einfach nicht gut... und der Effekt vom Sostenuto klingt für meinen Geschmack ein wenig strange.

Das rechte Pedal: :024: - aber alle anderen: :022:
 
Wie auch immer man das alles betrachtet - wir sind uns sicherlich alle einig, dass das linke Pedal KEIN "Leise-Pedal" ist und dass man es NICHT als "Krücke" benutzen sollte, um leise zu spielen (wie so mancher Einsteiger wähnt), sondern dass die Benutzung auf einem bestimmten KLANGwillen beruhen sollte.
Find' ich übrigens gut, dass das hier explizit nochmal gesagt wure.
 

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