Frustriert, demotiviert, unentschlossen

C

Clara

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29. Mai 2008
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Hallo,

Ich bin neu hier und suche Rat. Erstmal zu mir: ich bin 18 und spiele seit eineinhalb Jahren Klavier. Ich war vorher länger in einem Chor und habe Blockflöte gespielt (aber damit früh wieder aufgehört). Ich höre wahnsinnig gerne Musik (z.B. die "Träumerei" von Schumann, Stücke von Brahms, Chopin, Bach, oder moderne Komponisten wie Philip Glass und Gabriel Yared) und mein absolutes Lieblingsinstrument ist das Klavier. Anfangs war ich sehr motiviert und habe jeden Tag eine halbe Stunde und oft auch länger geübt. Immer wenn ich mir ein kleines Stück zu Weihnachten oder einem Geburtstag vorgenommen hatte, habe ich fleißig und mit Ausdauer geübt und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Aber ich habe auch andere Interessen wie z.B. Pflanzen, meinen Hund, lesen und schreiben, die ich im Zweifel vorziehe. Wenn ich viel zu tun habe, leidet das Klavierspielen immer als erstes darunter. Ich denke manchmal, dass wenn ich es genug wollte, wären das Üben, die Geduld und Audauer kein Problem und ich würde es auch weitermachen wenn mehr anderes zu tun ist. Während meines Abiturs habe ich kaum bis gar nicht geübt, aber bin trotzdem mit meinem Hund spazieren gegangen und meine Pflanzen haben auch nicht darunter gelitten. Ich meine, im Zweifel finde ich für diese Hobbies immer Zeit, bleibe auch mal bis um zwei in der früh auf um eine Idee für eine Kurzgeschichte aufs Papier zu bringen.

Im Moment bin ich nah dran, dass Klavier zu verkaufen und aufzuhören. Ich habe mit meinem Klavierlehrer gesprochen und er meinte, es sei so schade damit aufzuhören und ich könne das Instrument doch erstmal behalten. Irgendwie finde ich es auch unheimlich schade und blöd, aber entweder ich mache das richtig oder gar nicht. Ich weiß, dass keine Konzertpianistin aus mir wird und, dass ich nur mit viel Üben Fortschritte machen kann, aber ich übe nicht mehr regelmäßig und ich habe deswegen ein schlechtes Gewissen. Der Lehrer meinte, ich solle es nicht so verbissen und endgültig betrachten. Ich habe ihn gefragt, ob ich nicht einfach Stücke, die mir gefallen üben kann, weil ich da immer sehr motiviert bin. Er findet das ist Unsinn und die Grundlagen müssen da sein. Ich bin eigentlich seiner Meinung, bin mir aber nicht sicher, ob ich wirklich über Jahre diese Feinmotorik und dieses Gefühl trainieren werde. Ich bin eben auch sehr ungeduldig und mich zieht es total runter, wenn ich andere spielen sehe oder etwas höre und weiß, das spielst du vielleicht in zwei Jahren. Mich regt diese mangelnde Perfektion, dieses mechanische, diese Fließbandarbeit auf. Das hat nichts mit der Musik zu tun, die ich mir vorstelle, die ich höre, die ich erwarte, die in meinem Kopf spielt. Ich kann nicht das umsetzen was ich will. Ich weiß, das kommt mit der Zeit und viel Übung, aber trotzdem.

Was soll ich machen? Ich weiß, diese Entscheidung muss ich letzendlich selbst treffen, aber ich hätte gerne mal eine andere Perspektive.
Sollte ich mich durchbeißen oder lieber aufhören, noch eine Schumann-CD kaufen und wieder in einen Chor eintreten? Habe ich gerne Musik hören mit Spielen verwechselt?

Liebe Grüße und danke schonmal für die Antworten,

Clara
 
Also ich bin selbst Anfänger und kann nur sagen das man eben wirklich Geduld braucht, aber ich finde gerade darin liegt die Herausforderung, dass man eben einen Grad den man gern am Klavier verwirklichen würde nicht so leicht erreichen kann. Ich habe auch schon einen Versuch vor einigen Jahren mit dem Klavierspielen hinter mir, wo ich dann nach zwei Monaten wieder aufgegeben habe. Also ich meine damit, wenn du jetzt aufhörst, kann es gut sein, das du vielleicht in z.B. 6 Jahren wieder anfängst, wenn du vielleicht etwas "reifer" bist. Ich denke mal man muss sich damit abfinden, das man in "höhere Sphären" des Klavierspiels wirklich erst nach vielen Jahren stetigen Übens kommt und dazu gehören eben Eigenschaften wie Geduld und vielleicht auch Bescheidenheit.
 
Ich finde die Entscheidung, dich Stücke, die dir gefallen, nicht spielen zu lassen, nicht richtig. Wenn er doch weiß, wie es momentan um deine Situation steht, wäre das doch eine super Motivationsmöglichkeit!

Ich habe einen Freund, der selber von Youtube Stücke lernt und sie doch einigermaßen gut hinbekommt (das Problem ist eher, dass er nicht auf einem Klavier üben kann). Obwohl er eigentlich Geige spielt, motiviert ihn seine Liebe zu einigen Stücken (aus Naruto und so) doch, sich auch ein paar davon am Klavier zu erarbeiten und er arbeitet offenbar doch einigermaßen verbissen daran.

Ich denke also, dass du durchaus probieren solltest, mit Stücken, die dir gefallen, deine Motivation zurückzuholen - auch wenn ich deinen Lehrer verstehen kann, soll er dich gefälligst dabei unterstützen, wenn du im Begriff bist, deine Liebe fürs Klavierspiele zu verlieren.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg und Motivation und hoffe, dass sich seine Liebe zum Klavier neu entfachen lässt.
 
Hallo Clara,
ich kann deine momentane Lage gut nachvollziehen.
Du hast richtig Bock aufs Klavierspielen, hörst gerne klassische Musik, und willst das auch auf dem Klavier spielen.
Aber das Problem ist, dass du dir mit Stücken, die dir nicht gefallen, die Grundlagen erarbeiten sollst, wobei in deinem Kopf ganz andere Musik spielt.
Dadurch bist du natürlich nicht wirklich motiviert, was zu machen.

Ich denke nicht, dass du mit dem Klavierspielen aufhören sollst, aber so bringt das Ganze auch nicht weiter.
Erst mal folgende Frage: Auf welchem Niveau bist du, was für Stücke spielst du?
Du sagst, du magst Bach. Wie wärs, wenn du mal einfache Stücke von Bach oder Sonatinen von Beethoven und Mozart spielst?
Damit müsste dein Lehrer doch einverstanden.
Außerdem dürfte dein Lehrer doch einen solchen Kompromiss besser finden als das du aufhörst.

Und falls nichts geht, würde ich, bevor du wirklich aufhörst, den Lehrer wechseln. Ich denke, nach 1 1/2 Jahren sollte man schon in der Lage sein, ein paar schöne Stücke zu spielen.
Was will denn dein Lehrer so mit dir machen?

Ich persönlich würde mir das von einem Lehrer nicht sagen lassen. Die größte Motivation ist für mich beim Klavierspielen, dass ich Stücke einüben kann, die mir richtig gut gefallen, selbst wenn ich da dann über 3 Monate dransitze und am Ende immer noch Schwachstellen drinsind.

Und glaub mir, wenn das Klavierspielen dir erstmal richtig viel Spaß macht, dann wird ein halbe Stunde üben am Tag dir viel zu wenig vorkommen, bei mir reicht das grad mal zum Einspielen;)

Also, gib das Klavierspielen nicht auf, und hör weiter so gute Musik. Immerhin hast du schon mal nen guten Geschmack:p

Liebe Grüße,
Hacon
 
Hallo Clara,
also ich denke auch, dass du das Klavier behalten solltest, egal ob du erstmal pausierst und auch wenn es Jahre dauern sollte: irgendwann wirst du wieder spielen wollen, wetten? Du bist 18 Jahre alt, ich verstehe dich total gut, war ja auch mal so alt. Die Liebe zur klassischen Musik geht niemals verloren, es kommen immer andere Phasen dazwischen (bei mir war es die "neue deutsche Welle"!), aber du wirst dich auch in 20 Jahren noch an Brahms und Chopin erinnern. Sogar ich (mit 43) höre sogar manchmal Rammstein, aber ich liebe auch Chopin, keine Ahnung ob sich das verträgt, ist mir auch egal. Behalte das Klavier, du musst dir doch auch nicht das Ziel einer Konzertpianistin setzen, wer wird denn das schon?
Lieben Gruß von
Cati
 
Hallo,

Vielen Dank schonmal für die netten Antworten. Mir geht es jetzt ein wenig besser. Ich hätte nicht gedacht, dass mir meine Überlegungen so nahe gehen.

Ich weiß nicht auf was für einem Niveau ich spiele. Auf keinem hohen würde ich sagen. Ich habe zu Weihnachten "Stille Nacht" eingeübt, sowie eine vereinfachte Sonate von Beethoven und zwei Stücke von Czerny. Ansonsten haben wir die C-Dur Tonleiter durchgenommen und üben den Lagenwechsel zwischen F-, C- und G-Dur. Man muss dazu sagen, dass ich es mir öfters als Ziel vorgenommen habe, Stücke einzuüben die über meinem Niveau lagen weil sie mir so gut gefallen haben. Das hat auch immer gut geklappt und da habe ich auch brav geübt.

Die Geduld fehlt mir, ich weiß. Klar will ich keine Konzertpianistin werden, aber ich mache auch keine halben Sachen und wenn ich schon spiele, will ich nicht ewig "Schneeflöckchen" klimpern.

Das Problem wäre ja ganz banal: nämlich wieder regelmäßig üben. Das dumme ist, je weniger man Lust hat, desto weniger übt man und desto weniger verbessert man sich. Dann ist man frustriert und hat noch weniger Lust zum Üben. Ich setze mich ans Klavier und schlage die Fingerübungen auf und will sie üben, aber schon nach kurzer Zeit fällt mein Blick auf den Stapel mit Stücken. Und dann übe ich natürlich nicht die, bei denen ich Probleme habe oder die in den Lernplan passen, sondern die, die ich schon gut kann bzw. die ich einfach mag.

Mein Lehrer hat seine Sache, finde ich, bis jetzt ganz gut gemacht. Er erklärt alles sehr gut und gibt auch ganz viel Zusatzmaterial mit. Trotzdem stehe ich jetzt vor diesem Dilemma.

Ich wollte eigentlich zur Entspannung Klavier spielen, aber es ist im Moment nur noch zusätzlicher Stress. Ich bin sonst sehr diszipliniert, ich gebe alles, nehme alles sehr ernst was die Schule usw. angeht. Vielleicht nehme ich das hier auch alles viel zu ernst.

Ich werde weiter darüber nachdenken und mal die Dame anrufen, die mein Lehrer mir als kompetente und charismatische Musikprofessorin empfohlen hat.

Clara
 
nicht du bist das Problem...

...sondern Dein intoleranter, ignoranter, fauler KL!

Ich habe ihn gefragt, ob ich nicht einfach Stücke, die mir gefallen üben kann, weil ich da immer sehr motiviert bin. Er findet das ist Unsinn und die Grundlagen müssen da sein.

Sorry, aber das ist ein A...! Wäre meine KL so, hätte ich beim ersten "Down" (und davon gibt es immer mal welche) alles hingeschmissen. Nur das zu spielen, was der KL will - nee! Wenn er nicht so einseitig (oder faul) wäre, würde er versuchen, Stücke aus Deiner Geschmackswelt zu finden, die das abfordern, was Du im momentanen Stadium lernen solltest. Für das 08/15-Abarbeiten nach "Schema F" braucht es kaum einen KL...

aber entweder ich mache das richtig oder gar nicht
Jetzt solltest Du einfach mal das machen, was Dir Spass macht. Das machst Du dann automatisch richtig!

Und niemals das Klavier verkaufen!
 
Hallo Clara!

Ich kann dich schon verstehen. In so einer Situation war ich auch schon einmal.
Diese Situationen scheinen immer so verfahren und ausweglos.
Aber auch mal zu pausieren hilft, dass man dann wieder mit frohen Mutes ans Klavier geht.

Oder auch ein kleines Lob kann einem Freude bringen. Meine KL ist z. B. so, dass sie wirklich auch ehrlich ein Lob verteilen kann, wenn ich ein Stück schön vorgetragen habe. Und dann freue ich mich auch sehr. Das ist pure Motivation.
Kriegst du von deinem KL auch mal ein Lob, wenn die Klavierstunde super verlaufen ist?

Wieso darfst du deine Lieblingslieder nicht spielen? Das ist doch Quatsch! Gerade Lieder, die man gerne mag, versucht man mit Eifer zu erlernen und auch wiederzugeben. Wenn dir Grundlagen fehlen, dann probiere es doch mal mit einfacher gesetzten Versionen eines deiner Lieblingslieder. Darauf kann man wieder aufbauen. Schlag' es ihm doch vielleicht mal vor.

Caterina
 
Das Problem wäre ja ganz banal: nämlich wieder regelmäßig üben. Das dumme ist, je weniger man Lust hat, desto weniger übt man und desto weniger verbessert man sich. Dann ist man frustriert und hat noch weniger Lust zum Üben. Ich setze mich ans Klavier und schlage die Fingerübungen auf und will sie üben, aber schon nach kurzer Zeit fällt mein Blick auf den Stapel mit Stücken. Und dann übe ich natürlich nicht die, bei denen ich Probleme habe oder die in den Lernplan passen, sondern die, die ich schon gut kann bzw. die ich einfach mag.

Na, also: Problem erkannt, Problem gebannt :)

Ich werde weiter darüber nachdenken und mal die Dame anrufen, die mein Lehrer mir als kompetente und charismatische Musikprofessorin empfohlen hat.

Oder Problem doch nicht erkannt...? :rolleyes:
 
Das fasse ich nicht! Ich bin Fishermans Meinung: dein KL ist ein "fauler Sack". Ich könnte mir vorstellen, dass er von seiner Musikschule ein festes Gehalt bekommt und es ihm egal ist wie er seine Arbeit macht oder wie viele Schüler er hat. Wahrscheinlich - je weniger desto lieber!
Natürlich reine Vermutung von mir (ich kenne ihn ja nicht selbst und kann es daher in Gänze nicht beurteilen). Aber ein Hinweis darauf ist, dass er Dir eine andere KL empfiehlt anstatt sich nicht selbst mehr Mühe zu geben.


Ich versuche mir gerade vorzustellen wie dein Lehrer wohl andere Disziplinen unterrichten/vermitteln würde. Z.B. Fussball:
- "den ersten Monat legen wir die Grundlagen, d.h. kein Spiel, sondern Runden im Stadion drehen"
- "bevor die 400 m nicht unter 70 sec. geschafft sind, wird kein Ball angerührt"
- "danach 2 Monate Passspiel"
- "1 Monat frei laufen ohne Ball"
- "was? jetzt schon spielen wollen? Wir haben doch noch nicht mal den Torschuss gelernt, Kopfball, Dribbling, Eckstoß, Einwurf..."
- Grundlagen sind ja soooooo wichtig!

Ich würde auf jedem Fall den KL wechseln oder ohne KL alleine Stücke einüben, die mir Spaß machen.
 
Ach, weißt du, ich würde mir gar nicht so viel Stress machen. Behalte das Klavier und mach einfach das, was sich aus deiner Laune heraus ergibt.

Ich weiß, dass keine Konzertpianistin aus mir wird

Komische Argumentation. Warum sind Millionen von Leuten in Sportvereinen? Sicher nicht, damit sie trainieren, bis sie olympiareif sind! Wenn jeder Jogger aufgeben würde zu laufen, weil er weiß, dass er nie so schnell wie Paula Radcliff sein wird, wären die Gehwege bald um vieles leerer! Man darf sich nicht immer an den Höchstleistungen messen. Das mag für manche Menschen in manchen Teilgebieten richtig und angebracht sein, wenn man irgendwo ein fast übermenschliches Talent in sich entdeckt; aber im Normalfall ist es doch schlauer und besser für das eigene Wohlbefinden, einfach nur das Beste aus den eigenen Möglichkeiten zu machen, selbst wenn diese beschränkt sind.

Ich finde es - bei aller Leidenschaft und Hingabe an die Musik - ehrlich gesagt sogar beruhigend, dass du dich mehr um Lebewesen kümmerst als um Musik ;)

Red doch deinem KL mal ins Gewissen und zwar ungefähr so, wie du dich hier ausgedrück hast. Das kann doch nicht sein, dass er dir den Spaß am Spiel versaut. Nach 1,5 Jahren solltest du außerdem zumindest elementare Grundlagen beherrschen. Und dann verstehe ich nicht, warum man darauf nicht mit Liedern aufbauen kann, die dem Schüler Freude machen. Mit ein bisschen Mühe sollten sich Stücke finden lassen, die deinem Geschmack UND deinem Niveau entsprechen!
 

Hallo,

Ich muss jetzt aber ganz energisch meinen Klavierlehrer in Schutz nehmen!

Er ist ein sehr netter, erfahrener Herr, der überhaupt nicht faul oder engstirnig ist! Er arbeitet nicht an einer Schule, sondern freiberuflich. Er legt sehr viel Wert auf die Grundlagen (Tonleiter, Akkorde, etc.) und bietet aber auch viel Zusatzstücke zum Üben. Nur leider gefallen mir die meist nicht so sehr. Es gibt eben eine groß Diskrepanz zwischen was mir gefällt und was ich spielen kann. Er hat mich an diese Frau weitergeleitet, weil er meinte, ich solle einfach nochmal eine andere Sichtweise in der Sache haben, da sie sich bei Musikpädagogik besser auskennt.

Ich bin immer noch sehr unentschlossen. Mein Cousin, der wirklich wunderbar spielt, braucht ein Klavier. Vielleicht sollte ich ihm meins doch verkaufen, mit schönem Rotwein Schumann lauschen und einmal die Woche im Chor singen. Vielleicht ist das einfach das beste. Es nutzt doch nichts, wenn mich das auch noch stresst. Ich habe schon genug Stress im Alltag, da will ich das nicht noch in meiner Freizeit.

@Arpeggio
Du hast schon Recht. ich jogge und rudere selber und weiß, dass ich nie so schnell wie irgendwelche Leistungssportler werde. Und wie du sagtest: ich laufe trotzdem weiter. Und warum? Weil es mir höllisch Spaß macht. Das kann man ja auf vieles übertragen: ich schreibe auch sehr viel, auch wenn ich wahrscheinlich nie einen Klassiker wie "Die Buddenbrooks" schreiben werde. Trotzdem schreckt mich hier einfach dieser Berg von Übungen ab, diese lange, lange Zeit, die es alles dauert. Ich weiß einfach nicht, ob mir das im Endeffekt noch gut tut.

Clara
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Er ist ein sehr netter, erfahrener Herr, der überhaupt nicht faul oder engstirnig ist! Er arbeitet nicht an einer Schule, sondern freiberuflich. Er legt sehr viel Wert auf die Grundlagen (Tonleiter, Akkorde, etc.) und bietet aber auch viel Zusatzstücke zum Üben. Nur leider gefallen mir die meist nicht so sehr. Es gibt eben eine groß Diskrepanz zwischen was mir gefällt und was ich spielen kann.
Mal ganz ehrlich: Grundlagen braucht man zwar, aber die kann man sich auch auf andere Weise erarbeiten. Meine Lehrerin macht das mit ihren Anfängern folgendermaßen:
Zum einen sucht sie Notenhefte für Anfänger raus, zum Anderen hat sie immer einen Ordner mit einfachen Stücken dabei.
Das sind dann zwar meist keine klassischen Stücke, sondern eher Richtung Pop oder was Jazziges, aber die hören sich gut an, und an denen kann man sich genau so gut Grundlagen erarbeiten.
 
Hallo Clara,
eigentlich möchte ich Dir auch Mut machen, nicht aufzugeben.
Aber ist gibt im Leben halt Situationen, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen - weil der Tag nur 24 Stunden hat, auch wenn wir die Nacht noch mit dazu nehmen. Und in dieser Zeit kann man/frau sehr viel, aber nicht alles tun.
Ich habe selbst im Verlauf meines Lebens manche Aktivität mit großem Engagement begonnen, einige Zeit (und auch Geld) investiert - um dann irgendwann vor der Erkenntnis zu stehen: Nee - das ist nicht das meine! Ich halte es überhaupt nicht für ehrenrührig, sich das ehrlich einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen.
Bei aller Begeisterung für Musik finde ich es auch überhaupt nicht schlimm, wenn jemand andere Prioritäten setzt, wenn Du also sagst, laufen und schreiben ist mir wichtiger. Dann ist das bei Dir eben so.
Und eines ist schon klar: Ohne Kontinuität (um das verpönte Wort Disziplin zu vermeiden) beim Üben und - viel wichtiger! - ohne Begeisterung auch für das Üben werden die Ergebnisse eben frustrierend bleiben. (Über die wenigen Wunderkinder dieser Welt rede ich jetzt nicht.)

Aber ...
Was ich natürlich nicht einschätzen kann: Ob bei Dir jetzt wirklich diese Grundsatzentscheidung reift "Klavier ja oder nein" - oder ob es einfach eine dieser ganz normalen Durst- und Fruststrecken ist, die auch jeder Klavierbegeisterte wahrscheinlich irgendwann mal durchstehen muss.
Diese Frage solltest Du Dir besser von jemandem beantworten lassen, der Dich persönlich kennt.

Mach vielleicht einfach erstmal eine Klavierpause und beobachte, ob der Hunger dann nicht von alleine wieder kommt ... und wenn er sich nach längerer Zeit nicht einstellen will, tja dann genieße die Musik-CD beim Rotweinglas.

Alles Gute wünscht Ibächlein
:klavier:
 
Herzlichen Dank für das Mutmachen!

Ich werde den Rat befolgen, jetzt pausieren und schauen was passiert. Und falls sich der "Hunger" nicht einstellt, werde ich sicherlich auch ohne Klavier glücklich.

Gruß
Issie
 
So ein Klavier Forum ist natürlich schon parteiisch und wird dir nicht davon abraten das klavier zu verkaufen :)

ich auch nicht:
In solchen Situationen solltest du dich erstmal von der ganzen Sache etwas distanzieren. Das Klavierspielen betreibst du aus keinem anderen Grund als Spaß zu haben. Spiele nur was und wann es Spaß macht. Dann kommt die Laune und die Motivation schon wieder.
Klaviertiefs hatte hier jeder schon und alle haben sich wieder gefangen (oder abgemeldet).

bleib dran
jan
 
Du hast so einige Dinge gesagt, die wichtig sind, z.B. daß du von dir erwartest, daß es gut klingt (in anderen Worten). Das bedeutet natürlich, daß du auch entsprechend hart arbeiten mußt und vor allem auch die Grundlagen beherrschen mußt. Denn ohne Grundlagen steht man plötzlich vor einer Wand und kann sich einfach nicht erklären, warum es nicht besser klingen will.

Nun hast du noch andere Interessen und vermutlich auch bald den Schulabschluß vor dir...

Was ich feststellen mußte: Wenn man spät genug aufhört, kann man auch viel später wieder erfolgreich anfangen. Ich glaube, bestimmte Eigenschaften wie z.B. Grundschnelligkeit und eine gewisse Motorik kann man sich eben doch in jüngeren Jahren besser aneignen als z.B. mit 40. Deswegen würde ich die Entscheidung noch ein bischen rausschieben und nutze die Möglichkeiten jetzt.

Vielleicht solltest du deinen Klavierlehrer auch mal fragen, welche Möglichkeiten sich dir durch die "Grundlagenforschung" eröffnen, am besten gleich am jeweils aktuellen Stück. Das paßt nämlich hervorragend mit deinen Ansprüchen zusammen und könnte die Motivation vervielfachen, vor allem, wenn du siehst, wie Technik und Musik zusammengehören. Ein bischen Disziplin gehört zunächst dazu aber das wird mit den Erfolgen leichter. Man muß nur mal richtig hinsehen :)
 
Trotzdem schreckt mich hier einfach dieser Berg von Übungen ab, diese lange, lange Zeit, die es alles dauert. Ich weiß einfach nicht, ob mir das im Endeffekt noch gut tut.
Du bist die traurige Bestätigung meiner Theorie, daß es für die Musik tödlich ist, wenn der Fokus zu stark auf die manuelle Technik fixiert ist. Ich bin (im Gegensatz zu etlichen anderen hier) der Meinung, daß man Technik am angenehmsten lernt, wenn sie in "schönen" Stücken hübsch verpackt ist. Die Technik des Laufens lernst Du durch laufen und nicht dadurch, daß Du auf der Stelle trittst und übst, den Fuß abzurollen. Die Es-Dur-Tonleiter habe ich gelernt anhand des Schubert-Impromptu op.90,2. Und weil die "Tonleitern" rechts so viel Spaß machten, habe ich eine Variante für die linke Hand erfunden. (Ich kam mir damals ganz genial vor - bis ich Jahre später erfahren mußte, daß Godowksy schon längst auf ähnliche Ideen gekommen war.)

Aber das ist ja schon längst alles geschrieben worden (allerdings nicht von mir! :D) Was ich Dir ans Herz legen möchte (auch das nichts Neues :D): Wechsle den Lehrer! Nicht, weil ich ihn für einen schlechten Pädagogen oder inkompetent halte, sondern weil ich das Gefühl habe, daß Ihr beide als Lehrer und Schülerin) nicht zusammen paßt: Sein musikalischer und didaktischer Ansatz und Deine Bedürfnisse sind zu unterschiedlich. Und wichtig ist letztlich, daß Du mit der Musik glücklich wirst.

Ich habe ähnliche Situationen auch schon oft in meinem Unterricht erlebt, daß ich den Bedürfnissen des Schülers nicht gerecht werden kann, ohne meine musikalischen Überzeugungen zu verraten. Und dann heißt es, die Reißleine zu ziehen, bevor man sich gegenseitig zerfleischt oder der spielerische Elan schaden nimmt. Deswegen: Ein Lehrerwechsel braucht kein Zeichen von Mißtrauen oder Antipathie zu sein. Es sollten nur beide Seiten erkennen, was einem selber und dem anderen in dieser Situation gut tut.
 
Und weil die "Tonleitern" rechts so viel Spaß machten, habe ich eine Variante für die linke Hand erfunden. (Ich kam mir damals ganz genial vor - bis ich Jahre später erfahren mußte, daß Godowksy schon längst auf ähnliche Ideen gekommen war.)
@Koelnklavier: Da würde ich mir ja umso genialer vorkommen, wenn ich auf die selbe Idee wie ein solcher Meister gekommen wäre:D
 
Hallo,

So, ich habe gerade 50 EUR für Noten ausgegeben. Das sind einige Lieblingslieder, die ich meinem Nieveau entsprechend gekauft habe (also kein"Wohltemperiertes Klavier" oder so). Die werde ich jetzt einüben und falls ich Fragen habe, gehe ich zu meinem Klavierlehrer, er hilft mir bestimmt. Oder ich spiele ihm ab und zu mal was vor. Auf jeden Fall wird das Üben jetzt leichter fallen. Ich habe ja auch "Stille Nacht" schön gespielt. Dafür habe ich die C-Dur Tonleiter auch gelernt und dann ging es.

Liebe Grüße und vielen Dank für die Motivation!

Clara
 

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