Flügel mit Wiener Mechanik restaurieren??

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Tastenkatze

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13. Feb. 2010
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Hallo, was haben denn diejenigen hier, die Flügel mit Wiener Mechanik besitzen, für Erfahrungen gemacht? Habt Ihr mal restaurieren / neu besaiten lassen? Ich überlege, ob ich so etwas machen sollte. Die Meinungen der von mir bis jetzt befragten Klavierbauer gehen von "nee, mit denen werden Sie immer Probleme haben, die restaurieren wir gar nicht mehr.." bis "wenn ich Ihnen neue Wirbel und Saiten draufmache, haben Sie keine Probleme mehr..."
(In Bezug auf die Stimmbarkeit und das Halten der Stimmung). Ja, wie denn jetzt?? **bin verwirrt** :confused:Oder soll ich Ihn entkernen und ein DP einbauen lassen? An sich ist es ein sehr schöner Klang und ein angenehmes Spielgefühl. - Also, ich bin gespannt auf Meinungen und Erfahrungen der Community...
 
Hängt vom generellen Zustand des Flügels ab. Die meisten Klavierbauer lehnen leider und für mich unverständlicherweise Restaurationen aufgrund der Mechanik ab weil die wiener Mechanik eben nicht die Diffizilität im Anschlag wie ne neue bringen kann.
Wenn Dir also das Spielgefühl der Mechanik wirklich zusagt, Stimmstock, Gußplatte (sollte allerdings schon ein Vollpanzerinstrument sein sprich Wirbel stehen durch ne Gußplatte nach oben und nicht nur paar einzelne Metallstreben längs der Saiten) und Resonanzboden in Ordnung sind spricht technisch nix gegen ne Restaurierung.

Mach mal bitte wenn möglich paar detailliertere Fotos (Wirbelbereiche, Resonanzboden, Tastenhöhenverlauf) von Deinem Exemplar denn dann lässt sich vielleicht konkreteres abschätzen.
Wenn die Stimmhaltung noch gut ist würd ich eventuell nur die Saiten tauschen und bei Bedarf die Hammerköpfe überarbeiten lassen; die Mechanik selbst ist wegen ihrer einfachen und robusten Bauweise nämlich kaum totzukriegen.

Ein DP einzubauen wird bei alten Instrumenten sogar eher schwierig denn wenn der nur 85 Tasten hat wie ich mal vermute, wird´s für ein DP da drinnen in der Breite sehr knapp.
 
Ja, genau so wird's gemacht! Gestern war hier ein netter Klavierstimmer, der sich meinen Flügel genau angesehen hat und meinte, der sei doch für sein Alter in einem recht guten Zustand!!! Jepp!!! Es wurden jetzt nur wirklich notwendige und behutsame Maßnahmen beschlossen:

1. Austausch einiger Wirbel im mittleren Bereich
2. Danach natürlich die richtige Stimmung ;)
3. Einige Tasten bleichen und polieren
4. Erhöhung durch passende Untersetzer und "Tieferlegen" der Lyra.

Falls Petz das liest: Bitte poste doch mal ein Foto von Deinen Untersetzern, damit ich meinem Tischler was als Vorlage zeigen kann... Das wäre toll!

Ich bin sehr froh, daß der Flügel doch noch nicht verloren ist und alles neu gemacht werden muß. Diese behutsame Lösung ist mir doch lieber als ein DP einzubauen. Das muß an dieser Stelle auch mal gesagt werden: Wer nicht unbedingt eine Pianistenkarriere anstrebt mit 'zig Übungsstunden am Tag und virtuosen Stücken, sondern eher hobbymäßig Klavier spielt und das auch noch in einer Mietswohnung, der ist mit einem alten Wiener Flügel sehr gut bedient! Es ist ein schöner warmer Klang, und vor allem nicht so laut und dominant!! Im Gegenteil, ich habe einfache Klaviere gehört und gespielt, die viel lauter sind als dieser Flügel! Zu den Stücken, die ich darauf spiele (Sonatinen, Schubert-Tänze, Diabelli etc.) paßt der Klang supergut. Ich finde es auch sehr faszinierend, daß der Klang quasi derselbe ist wie vor 100 Jahren... Also es lohnt sich immer, sich auf die Suche nach einem einfühlsamen Fachmann zu machen und dann so einen Flügel wieder "flottzumachen" (Frühjahrskur!).
 
Nachdem mir Tastenkatze paar Bildchen zukommen ließ, handelt sich es beim Objekt ihrer Begierde um einen Heitzmannflügel in gutem und sehr gepflegtem Zustand.
Mehr als kleine, leicht behebbare Höhendifferenzen bei vereinzelten weißen Tasten sind als Mangel nicht erkennbar und innen sieht der noch fast wie neu aus.

Hab mal meinen Flügel hinten wieder kurz "tiefergelegt" um nen Untersetzer auf den Scanner (mangels USB - PC - Anschluß) zu kriegen.
Ergebnis seht Ihr anbei wobei ich die Teile nicht nach Optik sondern technischen Gesichtspunkten und der Verfügbarkeit dreier Tischlereireste gemacht hatte; die Vertiefung auf der Oberseite beträgt 5 mm am Rand und 10 mm in der Mitte; Gesamtflügel"höherlegung" daher 80 mm.

Wenn man (wie Tastenkatze) bereits Untersetzer besitzt, böte sich auch die Möglichkeit an eventuell alte Flügelbeinsegmente als zusätzliche Unterlagen zu nutzen, weil die runden "Haxen" meist aus mehreren dicken Rundholzteilen zusammengesetzt sind; die wurden auf nem zentralen Holzstab aufgefädelt welcher oben das Korpusverschraubungsgewinde und unten die Laufrolle trägt. Die Untersetzer müssten nur etwas größer sein als das Mittelloch der Holzfußteile.

Generell halt ich (zum Unterschied vieler Klavierlehrer etc.) als Lerninstrument für die ersten Jahre auch ein Instrument mit Wiener Mechank für geeignet und sinnvoll, denn das was man dann auf einem solchen zusammenbringt spielt man auf nen Instrument mit neuerem Mechaniktyp dann mit Links.
Wenn ich gedanklich die grausam ausgelatschte Pianinomechanik meines ehemaligen Lernistruments mit jener meines Wiener Flügels vergleiche wär das wie der Umstieg auf nen Konzertsteinwayflügel...:floet:
 

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Prinzipiell will ich die Wiener Mechanik nicht verteufeln - eine Restauration kann sich durchaus lohnen, wenn das Restinstrument gut in Schuss ist ( wie Petz und Klavierrestaurato schreiben). Aber eben auch nur dann. Eine englische Doppelrepetition ist aber technisch besser und aktueller Stand seit 1910, und das sind nun mal eine paar Jahre und hat auch sicher seinen Grund. Bösendorfer hat sich lange gegen die “englische“ gewehrt und bis ca. 1910 beide Mechaniken im Angebot, sich dann aber dem mainstream gebeugt.
 
Hängt vom generellen Zustand des Flügels ab. Die meisten Klavierbauer lehnen leider und für mich unverständlicherweise Restaurationen aufgrund der Mechanik ab weil die wiener Mechanik eben nicht die Diffizilität im Anschlag wie ne neue bringen kann.
Wenn Dir also das Spielgefühl der Mechanik wirklich zusagt, Stimmstock, Gußplatte (sollte allerdings schon ein Vollpanzerinstrument sein sprich Wirbel stehen durch ne Gußplatte nach oben und nicht nur paar einzelne Metallstreben längs der Saiten) und Resonanzboden in Ordnung sind spricht technisch nix gegen ne Restaurierung.

Mach mal bitte wenn möglich paar detailliertere Fotos (Wirbelbereiche, Resonanzboden, Tastenhöhenverlauf) von Deinem Exemplar denn dann lässt sich vielleicht konkreteres abschätzen.
Wenn die Stimmhaltung noch gut ist würd ich eventuell nur die Saiten tauschen und bei Bedarf die Hammerköpfe überarbeiten lassen; die Mechanik selbst ist wegen ihrer einfachen und robusten Bauweise nämlich kaum totzukriegen.

Ein DP einzubauen wird bei alten Instrumenten sogar eher schwierig denn wenn der nur 85 Tasten hat wie ich mal vermute, wird´s für ein DP da drinnen in der Breite sehr knapp.
 
Auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden, überholen auch wir Kantorenklöppel.

Aber die Kollegen haben durchaus Recht, das ein Wiener immer Probleme bereiten wird

Eine Repetition ist auf diesen Instrumenten nicht möglich.
 

(...), ob die Appasionata darauf so gespielt werden konnte wie man sie heut spielt, sei mal dahingestellt.
Hat das noch niemand versucht? Walter-Originale und Nachbauten von 1790-1800 gibt es doch?

Zum Beispiel Ronald Brautigam, "Contributing factors to the ‘refreshing directness’ that reviewers have experienced in these performances are the widely praised recorded sound and the carefully selected instruments, built by Paul McNulty after originals from 1788-1819 by the foremost Viennese makers of fortepianos."

 
Zuletzt bearbeitet:
Beethoven, war der nicht taub auf den Ohren? :017:
Repitition spielt da keine Rolle :009:
 
Warum soll man auf einer Wiener Mechanik keine Töne wiederholen können?
Was hatte Beethoven unter den Fingern, als er die Appassionata oder z.B. Op.7 komponierte?
Gemeint ist die schnelle Tonwiederholung, also das Wiederanschlagen, bevor der Hammer in die Ausgangslage zurückgefallen ist. Das geht mit der englischen wesentlich besser als mit der Wiener, wenn auch nicht ganz unmöglich.
Das ist ja auch der Grund, warum sich die englische Mechanik durchgesetzt hat. Besonders das repetitive Anschlagen einer Taste führt bei der Wiener schnell ans technische limit.
 
1806 hatte er den Broadwood noch nicht...
 

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