Wenn ich technische Übungen mache, dann trainiere ich meist ein mechanisches Problem. Da gibt es oft keinen nennenswerten musikalischen Inhalt. Das soll die Finger geschmeidiger machen.
Und genau das ist Unsinn und abzulehnen.
Es gibt beim Instrumentalspiel keine "mechanischen Probleme". Sondern alle aus Sicht des Uninformierten scheinbar "mechanischen" Probleme sind stets Probleme, bei denen Klangvorstellung, Klangwahrnehmung (Martienssen: "Klangwille"), Zweckmäßigkeit und Schnelligkeit des Wahrnehmens und Denkens sowie mechanische bzw. körperphysiologische Aspekte
zusammen kommen und untrennbar sind.
Dabei ist sehr wichtig, dass unterschiedliche musikalische Inhalte und Parameter - also nicht nur der genaue "Linienverlauf" des Gespielten, sondern auch Tempo, Dynamik, Phrasierung usw. - ganz entscheidenden Einfluss auf die erforderlichen zweckmäßigen Bewegungen haben, also die Vorstellung eines vom "musikalischen Inhalt" gelösten "Techniktrainings" gänzlich irrig ist.
Sofern man nicht unter einer manifesten Erkrankung des Bewegungsapparates leidet, hat man bereits die erforderliche Fingergeschmeidigkeit, die muss nicht extra gesteigert werden. Was man jedoch gucken muss und in der Tat durch zweckmäßige Übungen und Übeweisen befördern kann, ist, in welcher Art die Bewegungen der Finger als untergeordnete Bewegungen in gesamtkörperliche Bewegungsabläufe eingebunden sind! Nur dann können sie gut und ermüdungsfrei arbeiten.
Und deshalb ist auch für "Schnellspielen" (sofern man sich nicht im Bereich sehr virtuoser Literatur bewegt) meist auch nicht "Training" im "sportlichen" Sinne erforderlich, sondern man muss eher sozusagen den "Trick" kennen ( also z.B. vom Lehrer gezeigt bekommen und dann zur Gewohnheit machen), dann kann man auch ohne Einspielen und auch nach 2 Wochen Urlaub gleich schnell und locker spielen, und lediglich das "kopfmäßige Hineinkommen in die musikalische Welt" braucht einen Moment.