Finger trainieren für Fortgeschrittene

Aber ein wenig bewegliches, aber doch durchlässiges Handgelenk? Was meinst Du damit, @mick?
Nein, was gemeint ist, ist ein SEHR bewegliches Handgelenk, was dasselbe bedeutet wie "durchlässig" - d.h. wenn man wollte, könnte man es jederzeit mit minimaler Kraft in jede Richtung bewegen. Was Mick anspricht, ist lediglich, dass zwar Durchlässigkeit vorliegt, jedoch die tatsächlich ausgeführten Bewegungen nur klein sind.

Horowitz z.B. ist ein gutes Beispiel: Alle Gelenke stets sehr durchlässig und beweglich (sonst wäre auch diese äußerst feine und differenzierte Kontrolle gar nicht möglich) - aber sehr kleine ausgeführte Bewegungen und dadurch quasi äußerste "Energieeffizienz" (jemand verglich mal das Aussehen von Horowitz, während er spielt, mit einem freundlichen alten Mann, der auf den Bus wartet :coolguy:).
 
Ich habe es auch nicht verstanden. Bei mir klingen Fingerübungen und jede Tonleiter abgedroschen, keinesfalls nach Musik.
Ich bin viel unterwegs und Fingerübungen mache ich über meinen Beinen und am Lenkead. Die klingen nach nichts, dadurch werden aber meine Finger flinker. Das verstehe ich von der Fingerübung, die keine Musik macht.
 
das interessiert mich jetzt aber auch, die Sache mit den musikalischen Tonleitern.
Ernstgemeinte Frage: kann mir mal jemand ein paar Links zu Videos oder Audiofiles nennen, wo man sich musikalisch unterschiedlich interpretierte und ausgeführte Tonleiterübungen anschauen/anhören kann?
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht wirklich etwas darunter vorstellen.
Natürlich kann man Tonleitern stakkato, legato, laut, leise, lauter/leiser werdend, eine Hand lauter als die andere, etc. spielen.
Ist es das, was man unter Tonleitern "musikalisch üben" zu verstehen hat?
Sobald man also Tonleitern z.B. nicht exakt im "metronomischenTempo" und/oder nicht in gleichbleibender Lautstärke übt, spielt man sie musikalisch?
Ist das schon musikalisch?
Also rein vom Gefühl her würde ich dies trotz allem nicht als musikalische Vorträge bezeichnen wollen, sondern als das, für das ich sie halte: Variationen von Trainingseinheiten zur Optimierung der Muskelkoordination.
Ich weiß nicht, ob man da Analogien ziehen kann, aber Leistungssportler trainieren ihren Sport ja auch nicht ausschließlich durch das Ausführen ihrer speziellen Sportart.
Sondern durch Trainingseinheiten an Gewichten und unzähligen Wiederholungen kleiner, aber elementarer Bewegungsabläufe, etc.
Ein Fußballer bspw. spielt ja beim Training auch nicht ständig Fußball im Wettkampfmodus, was ich in der Musik analog als musikalischen Vortrag bezeichnen würde, sondern er kickt z.B. unzählige male hintereinander am Stück Freistöße (analog: Fingerübungen), um die Bewegung im Wetkampf ohne groß nachzudenken parat zu haben.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, falls ich mit meiner Einschätzung falsch liege.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne mich mit dem Fussballtrainig nicht aus, aber weiß denn der Spieler nicht, dass er gerade den Freistoss trainiert und nicht Elfmeter oder sonst einen anderen Stoss?
 
Achtung, absolut dilettantisch und mein ganz eigener Zugang unter anderem auch dadurch geschaffen, sehr viel Musik zu hören, zu singen und Musik verstehen zu lernen, also selbst Zugang zur eigenen inneren Musikalität finden, über viele Wege abseits des Instrumentes. Dies steckt dann als innere Haltung als Musik in einem und will sich Ausdruck verschaffen, zusammen mit der eigenen Kreativität, das Instrument zu erkunden und auszuprobieren im Sinne dieser Musikalität, die eben auch einen Willen zum Ausdruck und zum schönen, runden, vollen, schwebenden Klang beinhaltat. So gehe ich auch an Tonleitern und sie sind für mich Musik. Ich denke,es hat viel mit energetischem Fluß, Linien, Formen o.ä. zu tun. Eine Tonleiter aufwärts hat eine andere Energie als abwärts, dies gilt es zu spüren und daneben sich zu öffen für all die kreativen Spielereien bezüglich Anschlag, Dynamik, Tempo, Lautstärke deren ich mit Hilfe von Tonleitern Ausdruck verschaffen kann. Vieles hängt meiner Meinung nach von der eigenen Aufgeschlossenheit, Sensibilität, Kreativität und Wille ab und ist auch nicht umbedingt alles durch einen Lehrer so vermittelbar. Stumpf technisch ohne innere Beteiligung etwas zu üben, käme für mich nicht in Frage.
 
das interessiert mich jetzt aber auch, die Sache mit den musikalischen Tonleitern.
Ernstgemeinte Frage: kann mir mal jemand ein paar Links zu Videos oder Audiofiles nennen, wo man sich musikalisch unterschiedlich interpretierte und ausgeführte Tonleiterübungen anschauen/anhören kann?
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht wirklich etwas darunter vorstellen.
Natürlich kann man Tonleitern stakkato, legato, laut, leise, lauter/leiser werdend, eine Hand lauter als die andere, etc. spielen.
Ist es das, was man unter Tonleitern "musikalisch üben" zu verstehen hat?
Sobald man also Tonleitern z.B. nicht exakt im "metronomischenTempo" und/oder nicht in gleichbleibender Lautstärke übt, spielt man sie musikalisch?
Ist das schon musikalisch?
Also rein vom Gefühl her würde ich dies trotz allem nicht als musikalische Vorträge bezeichnen wollen, sondern als das, für das ich sie halte: Variationen von Trainingseinheiten zur Optimierung der Muskelkoordination.
Ich weiß nicht, ob man da Analogien ziehen kann, aber Leistungssportler trainieren ihren Sport ja auch nicht ausschließlich durch das Ausführen ihrer speziellen Sportart.
Sondern durch Trainingseinheiten an Gewichten und unzähligen Wiederholungen kleiner, aber elementarer Bewegungsabläufe, etc.
Ein Fußballer bspw. spielt ja beim Training auch nicht ständig Fußball im Wettkampfmodus, was ich in der Musik analog als musikalischen Vortrag bezeichnen würde, sondern er kickt z.B. unzählige male hintereinander am Stück Freistöße (analog: Fingerübungen), um die Bewegung im Wetkampf ohne groß nachzudenken parat zu haben.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, falls ich mit meiner Einschätzung falsch liege.
Huhu, meine Antwort darauf ist der bereits gepostete Beitrag #120. Videos unterschiedlich gespielter Tonleiterübungen brauch man nicht, hör dir einfach mal tonleiterartige Ausschnitte in verschiedenen Werken an. Z.B. Beethoven 3. KK, Haydn Hob XVI:52, Brahms Rhapsodie op. 79 no. 1, und auch eigentlich alles was Läufe beinhaltet, z.B. Beethoven op. 10 no. 3, c-Moll Variationen, ...
 
Musikalisches Üben mit sportlichem Training zu vergleichen ist gänzlich irrig, da es im Sport um visuell-motorische Abläufe geht und das Bewegungsergebnis entscheidend ist, in der Musik hingegen geht es um audiomotorische Abläufe, und zum einen ist das Klangergebnis entscheidend, während Bewegungen stets etwas Sekundäres sind, zum anderen ist bei diesem Klangergebnis der emotionale und kommunikative Gehalt entscheidend, und abhängig von jenem ändert sich auch die dafür zweckmäßige Bewegung. Bewegungen isoliert einzuüben macht daher beim Musizieren ungefähr so viel Sinn wie Gedichte in einer Sprache, die man nicht versteht, nach phonetischen Vorlagen einzuüben.
 
Schade dass es so ist ,denn es kann auch ein Ziel sein, dass jeder Ton der Tonleiter mit Klang erfüllt ist, dass die aufstrebende und abfallende Linie hörbar wird, dass bestimmte dynamische Aufgaben umgesetzt werden, und dass letztlich aus jeder Übung, aus jeder Tonleiter Musik wird zumindest als innere Haltung und Anspruch, das strebe ich an.

„Abgedroschen“ war wohl der falsche Ausdruck, aber schön klingen meine Tonleitern nicht. Ich versuche zwar auch, was Du beschreibst, aber immer wieder erschwert der ungeliebte Daumenuntersatz ein flüssiges Spielen. Aber auch, dass ich noch immer nicht verinnerlicht habe, wann Finger 3 dran ist und wann 4. Mein KL hat es mir hunderte Male erklärt (innerhalb der Oktave Finger 3, hin zur nächsten Finger 4) und meist müssen sich die beiden Finger ja nur abwechseln. Aber Tonleitern kommen immer wieder - neben dem holperigen Daumenuntersatz - ins Stocken, weil ich den falschen Finger benutze. Das Hirn kapiert es einfach nicht. Und schon deshalb klingt es nicht gut.
:dizzy: :cry:

Ich dachte immer, Tonleitern seien eine reine Technikübung für die Geläufigkeit der Finger. Ich war total erstaunt, als jemand – ich glaube es war hasenbein – irgendwo den Sinn der Tonleitern erklärt hat.

Nein, was gemeint ist, ist ein SEHR bewegliches Handgelenk (...)

Hmm..... :konfus::denken:

Die Arpeggien in op. 10/1 kommen hingegen ohne jeden Daumenuntersatz aus - da braucht man ein durchlässiges, aber kein besonders bewegliches Handgelenk.
 
.....in der Musik hingegen geht es um audiomotorische Abläufe, und zum einen ist das Klangergebnis entscheidend, während Bewegungen stets etwas Sekundäres sind, zum anderen ist bei diesem Klangergebnis der emotionale und kommunikative Gehalt entscheidend, und abhängig von jenem ändert sich auch die dafür zweckmäßige Bewegung. Bewegungen isoliert einzuüben macht daher beim Musizieren ungefähr so viel Sinn wie Gedichte in einer Sprache, die man nicht versteht, nach phonetischen Vorlagen einzuüben.


Die meisten älteren Anfänger haben wohl mit motorischen Abläufen ihre Probleme bzw. zu kämpfen. So zum Beispiel links Legato und rechts Stakkato spielen. Oder Tonleiter gespiegelt mit beiden Händen etc. etc. Wenn man eine motorische Blockade hat, dann hilft der Klang auch nicht viel. Auch gewisse Rhythmen wie 2 gegen 3 und ähnliches, all dies kann man wohl getrennt z.B. durch Klopfen oder klatschen, auch ohne Instrument üben.

Wie @mick mehrmals erwähnt hat, auch bei lesen eines Notentextes kann man einiges trocken (=Mental) üben. OK, sowas braucht spezielle Begabung, die nicht jedem in die Wiege gelegt wurde.
 
Die meisten älteren Anfänger haben wohl mit motorischen Abläufen ihre Probleme bzw. zu kämpfen. So zum Beispiel links Legato und rechts Stakkato spielen. Oder Tonleiter gespiegelt mit beiden Händen etc. etc. Wenn man eine motorische Blockade hat, dann hilft der Klang auch nicht viel. Auch gewisse Rhythmen wie 2 gegen 3 und ähnliches, all dies kann man wohl getrennt z.B. durch Klopfen oder klatschen, auch ohne Instrument üben.

Wie @mick mehrmals erwähnt hat, auch bei lesen eines Notentextes kann man einiges trocken (=Mental) üben. OK, sowas braucht spezielle Begabung, die nicht jedem in die Wiege gelegt wurde.

Mh, nach meiner Erfahrung ist das leider wie gesagt alles falsch.

Motorische Abläufe werden nur besser, wenn man weiß, wie es klingen soll. Links Legato und Rechts Staccato klappt bei mir nur zuverlässig, wenn ich mir beides zeitgleich auch akustisch vorstellen kann. Wobei "beides" hier falsch ist, weil man den Klang "als ganzes" und "einzeln" verinnerlicht haben sollte. Nur wenn ich weiß, wie die Tonleiter klingen soll, kann ich sie auch spielen. Diese Umgewöhnung vom "visuell-motorischen" zum "auditiv-motorischen" Spiel/Üben ist das was hauptsächlich geübt werden sollte, auch bei älteren Anfängern, wie mir scheint. Und hier hilft nach meiner Meinung - aber gut, ich bin nun wirklich kein Klavierpädagoge, und darum ist diese Aussage wirklich mit völliger Vorsicht zu genießen - wenn man ins kalte Wasser springt und jahrelang versucht zu schwimmen. Irgendwann kann man dann schwimmen.

Mental üben braucht nach meiner Erfahrung keine besondere Begabung nur viel Spielerfahrung. Diese kommt mit viel Übung. Ich konnte vor 4 Jahren noch gar nicht mental üben, mittlerweile kann ich Notentext mental lernen und hierbei auch technische Probleme im "Vorfeld" spüren und behandeln. Begabung ist dann in erster Linie, wenn jemand diese Erfahrung schon in sehr jungem Alter gesammelt hat. In zweiter Linie ist es natürlich auch schnelle Lernfähigkeit, etc. Aber ich sage dir: Übe täglich intensiv und konzentriert Klavier und Abends vorm einschlafen mental, und es kommt mit den Jahren.

Ich finde Begabung ist mit das gefährlichste Konzept. Der Mensch, der "einfach so" alles kann, den gibt es nicht. Da steckt immer eine Menge Arbeit - teils halt im frühkindlichen Alter, wenn man das noch nicht so empfunden hat - dahinter. Und dieses nicht-existente Ideal-Fantasy-Konzept emporzuheben führt nur dazu, dass man denkt, dass die eigene Arbeit am Spiel sich nicht lohnt. Aber das stimmt nicht, es lohnt sich total. Dauert nur manchmal halt Jahre.
 
OK, soweit einverstanden ... was vorstellen muss man sich dabei immer. Nur Klang, und damit verstehe den Ton, die Tonhöhen oder z.B. einfach einen schönen Klang einer Stimme, eines Instruments etc. Deswegen sehe ich keine Verbindung zwischen Klang und Motorik.
Aber wie auch immer, die Begriffe sind halt manchmal verwirrend und mehrdeutig :-)
 

OK, soweit einverstanden ... was vorstellen muss man sich dabei immer. Nur Klang, und damit verstehe den Ton, die Tonhöhen oder z.B. einfach einen schönen Klang einer Stimme, eines Instruments etc. Deswegen sehe ich keine Verbindung zwischen Klang und Motorik.
Aber wie auch immer, die Begriffe sind halt manchmal verwirrend und mehrdeutig :-)

Naja, der Klang hat aber viel mehr Parameter als Ton und Tonhöhe, und vor allem umfasst er auch zeitlich viel mehr. Es geht hier nicht darum, sich einen einzelnen Ton einer Tonleiter mit seiner Höhe vorzustellen, sondern die Tonleiter als ganzes, incl. Anschlagsfarbe, Verlauf der Anschlagsdauer, etc. . Rein akustisch, und dann zu versuchen diesen inneren Höreindruck möglichst gut umzusetzen, wobei die "Feinmotorik" sich hier hauptsächlich über die Rückkoppelung und den Vergleich zwischen vorgestelltem Idealbild und wahrgenommenem Klangeindruck moduliert. Und um dort hinzukommen, muss man natürlich klein anfangen, aber man muss halt diesees "Prinzip" erlernen.

Natürlich meine ich hiermit nicht grundlegende Haltungsprinzipien, o.ä. Meines Erachtens müssen die einem natürlich schon "motorisch" gezeigt werden. Aber die Feinabstimmung der Motorik kann meines Erachtens nicht deskriptiv Erfolgen. Man lernt ja auch nicht Sprechen, indem ein Erwachsener einem sagt: "Du musst nun für ein sanftes L die Zunge an den Gaumen führen, ja, nein, nicht so schnell, etwas langsamer. Oh nein, jetzt ist es zu hart geworden, ...". Nein, das Kind hat eine Vorstellung vom Wort "Lokomotive" und versucht die akustische Vorstellung des Wortes "Lokomotive" die in seinem Kopf herrscht nachzuahmen. Klingt halt zunächst vielleicht erstmal nach "Mokotomive" oder "loggomotife", aber durch permanente Rückkopplung und Übung, wird die Feinmotorik des Sprachapparates so trainiert. An dieser Stelle steht das "L" für den Klangeindruck eines einzelnen Tons wie du ihn beschreibst, und das Wort "Lokomotive" für die exakte Vorstellung einer musikalischen Sinneinheit und der Nachahmung dieser, welche ich propagiere.

Aber ich bin Alibiphysiker und nicht Alibibiologe, deswegen ist dieses Gleichnis als Gleichnis zu sehen.
 
So zum Beispiel links Legato und rechts Stakkato spielen.
Ich denke, dass es eher ein Problem des Hörens ist und oft auch ein Problem des sich Überforderns z.B. Ungeduld, zu hohes Tempo, negative Selbstsuggestion, zu schwere Stücke etc, was ich genau hören kann, kann ich auch spielen, auf dem jeweiligen Niveau natürlich und da geht es immer vom SEHR Einfachen zum Schwierigen.
 
Hallo zusammen

Für mich ist der Thread schwierig. Ernsthaft jetzt. Ich hab das Problem, dass ich schon seit Wochen (und Monaten) lese, dass ich jahrelang falsch geübt und möglicher Weise falsch unterrichtet worden bin. Ich lese von hasenbein, rolf und mick (u. a.) was komplett Neues für mich und im diametralen Gegensatz zu dem steht, was ich jahrzehnte lang gelernt und praktiziert habe. Und über mick, rolf und hasenbein weiß ich gar nichts außer das, was sie schreiben. Ich möchte mich bitte jetzt nicht so verstanden wissen, dass ich jetzt Referenzen einforderte! Ich lese das, was ihr schreibt, und es hört sich für mich logisch an, außerdem hat (mindestens) Hasenbein seine Äußerungen an konkreten Belegen (Krazert) nachgewiesen. Ich kann nur nicht beurteilen, was richtig ist, weil, wie gesagt das, was ich hier lese, im diametralen Gegegensatz zu dem steht, was ich über viele Jahre gelernt habe.

Für den engagierten Laien (wie mich) stehen die Grundsätze, "Fingerübungen helfen, technisch besser zu werden" und "Fingerübungen sind völlig nutzlos" mehr oder minder gleichberechtigt gegenüber. Und ich bin in der nicht so vorteilhaften Situation, mich entscheiden zu müssen, was jetzt richtig ist. Und eine Meinungsfrage ist es nicht, eins muss richtig sein, das andere falsch, schluss.

Ich versuche mal die beiden Grundsätze zusammen zu fassen und hoffe, dass ich das richtig verstanden habe, ansonsten bitte ich um Korrektur:

- Fingerübungen bringen nichts, den Skill erwirbt man beim Üben von Stücken, und die Finger folgen dem musikalischen Verständnis mehr oder minder "von allein", wie das Laufen, wie Kratzert schreibt.

vs.

- Dedizierte Fingerübungen wie Tonleitern, Hanon, Czerny, Burgmüller et al. helfen bei der Fingerfertigkeit, Geläufigkeit (was immer das ist), bei der Treffsicherheit und so weiter. Hanon versteigt sich ja auch in die Aussage, man erwerbe Virtuosität beim Üben seiner Etüden und spare haufenweise Zeit beim Üben von Stücken.

Nun seid ihr nicht die Einzigen, die jahrelang Klavierunterricht genossen haben, ich übrigens auch, zwischen meinem 7. Lebensjahr etwa und dem 20. (nicht sehr erfolgreich, zugegeben, weil ich ne faule Socke und Mozart echt nicht meins war). Nach 11 Jahren klavierfreier Zeit spiel ich wieder seit sechs Jahren etwa, seit kurzem wieder mit KL. In der Musikschule damals waren Tonleitern und Etüden jedenfalls völlig normal. Auch als ich unlängst meine damalige KL angerufen hatte und sie fragte, welche Übungen denn sinnvoll seien, nannte sie mir die üblichen Verdächtigen. Dann gibt es nicht nur Kratzert, sondern auch noch andere Bücher, die Etüden und Übungen empfehlen, eines davon ist vom Heumann das Buch "Pianissimo", das im Sch(r)ott-Verlag erschienen ist. Er schaltet den Etüden einige "vorbereitende" Übungen vor, einige Hanon-Sachen sind da auch rauszitiert. Dann sind in diesem Thread auch die furchtbar klingenden Fesselübungen genannt worden, die ich sicher nicht am Feurich, sondern am abgeschalteten Roland gemacht hätte, wenn ich sie machen wollte.

In meinem Freundeskreis sind auch zwei KL (studiert), der eine schlägt sich auf die eine Seite, der andere auf die andere. Einer meint, Tonleitern seien ungefähr so wie die Laufübungen beim Fußball, der andere hat nur ganz gezielt Übungen gemacht, wenn er sie brauchte. Über die Fesselübungen meinte er nur Bach-Fuge (logisch, eigentlich).

Angenommen, es stimmte, dass dedizierte Übungen überflüssig seien, und die Fertigkeit ausschließlich aus dem musikalischen Verständnis käme:
- Was wäre, wenn jetzt ein findiger Ingenieur Platz sparen wollte und ein Klavier erfände, dessen Tasten einen Millimeter schmaler seien? Ich wage zu behaupten, Konzertpianisten hätten mit dem Klavier so ihre Pobleme. Und musikalisches Verständnis setze ich hier mal als gegeben voraus. Für Elise ginge wahrscheinlich nach 5 Minuten Eingewöhnung, Chopin-Etüden bräuchten sicherlich länger...
- Mir ist keine andere Disziplin (außer Fahrradfahren vllt) bekannt, in welchem nicht dedizierte Bewegungsabläufe geübt werden müsste, Judo zum Beispiel.

Wahrscheinlich werde ich auch mein Übeparadigma ändern und mir den Hanon sparen. Spielt ihr euch vor dem Üben oder Konzertieren warm? Wenn ja, womit?

Übrigens zum Beispiel mit den Ärzten: Hier sind für mich, wie beim KL Hochschulabschlüsse (und je nach Anforderung) Erfahrung wichtig.

Einspielungen: Also klar, mich würde schon aus reiner Neugier interessieren, was hier so gespielt wird, aber nicht um zu beurteilen, welche Kompetenz dahinter steht, sondern einfach mal reinzuhörn :) Ich fordere das aber nicht ein oder so.

Mit verwirrten Grüßen
 
Zuletzt bearbeitet:
Orgeltastaturen sind oft einen Tick schmaler. Stört mich nicht wirklich - natürlich könnte man einwenden, das Repertoire sei zu unterschiedlich, und der Vergleich untauglich, aber selbst beim Wechsel zwischen Orgel und Akkordeon klappt die Umstellung auf die kleineren Tasten fast ohne Nachdenken.

Die Tastenbreite allein macht's Kraut net fett ;-)
 
Für den engagierten Laien (wie mich) stehen die Grundsätze, "Fingerübungen helfen, technisch besser zu werden" und "Fingerübungen sind völlig nutzlos" mehr oder minder gleichberechtigt gegenüber.
Das wurde hier aber nie so gesagt. Es wurde eigentlich nur darauf hingewiesen, dass Fingerübungen ohne Klangvorstellung und dessen Umsetzung nutzlos sind. Hasi hat es mit dem Unterschied von visuell-motorisch und audiomotorisch ganz gut beschrieben.
 
Seemawn, Du kannst es ja mal ausprobieren.

Mach mal Deine "Fingerübungen" (ein Wort, das ich gänzlich ablehne) für einige Wochen AUSSCHLIESSLICH auf dem ABGESCHALTETEN Roland. Richtig schön regelmäßig und durchaus intensiv.

Spielen ("mit Sound") tust Du in der Zeit bitte ausschließlich Stücke, keine Übungen.

Und dann berichte, ob Dir diese Praxis etwas gebracht hat und ob es Dir genauso viel bringt wie Deine bisherige Praxis, die Übungen "mit Sound" zu machen. Nach der Theorie, dass Fingerübungen etwas sind, was "sportartig" die Finger mechanisch auf Vordermann bringt, müsste es ja egal sein, ob Du den Sound an oder aus hast.

Ach so, und dass Du früher Anderes gelernt hast und die zwei KL, die Du kennst, divergierender Meinung sind, ist lediglich nun auch für Dich Beleg der bedauerlichen Tatsache, dass sehr viele KL keine Ahnung haben. Sie mögen evtl. gut spielen und selber auch vieles richtig machen; verbreitet ist jedoch, das, was man bei gelungenem Spiel tut, falsch zu analysieren (was auch sehr schwierig ist), oder überlieferten pädagogischen Unsinn einfach zu übernehmen ("man muss immer erstmal Fingerübungen machen", "Hand als würde man ein Bällchen halten", "Finger vor dem Anschlag heben" usw.).
 
Zuletzt bearbeitet:
Orgeltastaturen sind oft einen Tick schmaler. Stört mich nicht wirklich - natürlich könnte man einwenden, das Repertoire sei zu unterschiedlich, und der Vergleich untauglich, aber selbst beim Wechsel zwischen Orgel und Akkordeon klappt die Umstellung auf die kleineren Tasten fast ohne Nachdenken.

Die Tastenbreite allein macht's Kraut net fett ;-)
:lol: Die Antwort wollte ich auch grade geben... Die Tasten an unterschiedlichen Orgeln sind meistens nichtmal gleich... und wenn man dann noch die Pedalabstände betrachtet. Mei da dürfte man gar nicht mehr Orgel spielen, so unterschiedlich wie die sind. Man müsste ständig auf den falschen Tasten landen! :dizzy:

Gleiches gilt natürlich für Anschlag etc. Man kann eigentlich nur nach Gehör spielen. Verwende ich an 2 unterschiedlichen Instrumenten den selben Anschlag, kann es bei einem matschig und beim anderen absolut zickig oder abgehackt klingen. Je nachdem wie direkt das Instrument ist! Trotzdem kann man ohne großes Einspielen auf beiden Instrumenten spielen, wenn man HÖRT!
 
Seemawn, Du kannst es ja mal ausprobieren.

Mach mal Deine "Fingerübungen" (ein Wort, das ich gänzlich ablehne) für einige Wochen AUSSCHLIESSLICH auf dem ABGESCHALTETEN Roland. Richtig schön regelmäßig und durchaus intensiv.

Spielen ("mit Sound") tust Du in der Zeit bitte ausschließlich Stücke, keine Übungen.

Und dann berichte, ob Dir diese Praxis etwas gebracht hat und ob es Dir genauso viel bringt wie Deine bisherige Praxis, die Übungen "mit Sound" zu machen. Nach der Theorie, dass Fingerübungen etwas sind, was "sportartig" die Finger mechanisch auf Vordermann bringt, müsste es ja egal sein, ob Du den Sound an oder aus hast.

Ach so, und dass Du früher Anderes gelernt hast und die zwei KL, die Du kennst, divergierender Meinung sind, ist lediglich nun auch für Dich Beleg der bedauerlichen Tatsache, dass sehr viele KL keine Ahnung haben. Sie mögen evtl. gut spielen und selber auch vieles richtig machen; verbreitet ist jedoch, das, was man bei gelungenem Spiel tut, falsch zu analysieren (was auch sehr schwierig ist), oder überlieferten pädagogischen Unsinn einfach zu übernehmen ("man muss immer erstmal Fingerübungen machen", "Hand als würde man ein Bällchen halten", "Finger vor dem Anschlag heben" usw.).

Tangiert das alles zwar nur peripher, aber zur Wichtigkeit der audio-motorischen Rückkoppelung und ihrer Relevanz auch in anderen Bereichen:

http://www.spektrum.de/news/die-musik-des-faustkeilschlagens/1456103

Und wenn das hier schon wichtig ist, dann sollte es beim Klavierspiel doch erst recht relevant sein!

Edit: Und zu der Sache mit den unterschiedlich breiten Tasten: Ich spiele manchmal zum Spaß Cembalo, und hier sind die Tasten natürlich anders beschaffen. Brauche meist so 20s um mich darauf einzustellen, eben wohl weil ich auf den Höreindruck achte und der Griffeindruck sekundär ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich ist der Thread schwierig. Ernsthaft jetzt. Ich hab das Problem, dass ich schon seit Wochen (und Monaten) lese, dass ich jahrelang falsch geübt und möglicher Weise falsch unterrichtet worden bin. Ich lese von hasenbein, rolf und mick (u. a.) was komplett Neues für mich und im diametralen Gegensatz zu dem steht, was ich jahrzehnte lang gelernt und praktiziert habe. Und über mick, rolf und hasenbein weiß ich gar nichts außer das, was sie schreiben. Ich möchte mich bitte jetzt nicht so verstanden wissen, dass ich jetzt Referenzen einforderte! Ich lese das, was ihr schreibt, und es hört sich für mich logisch an, außerdem hat (mindestens) Hasenbein seine Äußerungen an konkreten Belegen (Krazert) nachgewiesen. Ich kann nur nicht beurteilen, was richtig ist, weil, wie gesagt das, was ich hier lese, im diametralen Gegegensatz zu dem steht, was ich über viele Jahre gelernt habe.

Ich kann gut verstehen, dass Dich dieser Umstand irritiert. :konfus: Vielleicht nützt es Deiner Einschätzung hinsichtlich der Glaubwürdigkeit, wenn Du Dir vor Augen hältst, dass diese Leute unabhängig voneinander schreiben? Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie sich überhaupt persönlich kennen... ;-)

Im Gegensatz zu Dir habe ich das Glück, dass meine Klavierlehrerin genau in die gleiche Richtung lehrt. Ich erleide also keine kognitive Dissonanz beim Lesen :lol:, sondern finde eigentlich nur lauter Bestätigungen bzw zusätzliche Anregungen.

Vielleicht kannst Du für Dich selbst die Kompromisslinie finden, dass Du es einfach mal ausprobierst, wie hier (mittlerweile freundlicherweise konkretisiert) dargestellt. Das birgt kein Risiko für Dich, Du könntest nur gewinnen dabei. :-) Wenn Du dann feststellst "Hey, es flutscht doch alles viel besser!" - tant mieux.

Und hat es nicht schon jeder/jede von uns an sich selbst verspürt, wie die Finger wie durch Zauberhand beschleunigt werden, wenn man sich nur eine ganz klare Vorstellung davon verschafft hat "wie es im musikalischen Kontext klingen soll" und es einem mit frischem Höreindruck und ausgeschaltetem Großhirn gelingt, z. B. zuvor (wegen des Tempos) als schwierig empfundene Passagen zu spielen? ;-)

Als lächerlich kleiner, aber wie ich finde beeindruckender Beleg für die Wirksamkeit der audiomotorischen These sei folgende Anekdote bemüht, kürzlich mit Verblüffung erlebt:

Betagte Person (jenseits der 60 Lenze) sitzt lt eigener (glaubwürdiger) Aussage zum ersten Mal in ihrem Leben an einem Klavier, holzt mühsam und ungelenk eine C-Dur-Tonleiter. Ich spiele eine vor, deutlich schneller und so schön wie ich sie als Anfänger eben hinbekomme. Die besagte Person spielt sie nach diesem Höreindruck nach und - oh Wunder! - nix mehr hölzern und nix mehr ungelenk. Die bloße Klangvorstellung ließ die vollkommen untrainierten Fingerchen inkl. des bösen Ringfingers zu verblüffender Lebendigkeit erwachen und vollkommen automatisch ging das Handgelenk sogar nach oben und der Unterarm nach rechts, um den Daumen"untersatz" bruchlos realisieren zu können. :heilig: Woher "wusste" dieser Körper das? Er wusste es gar nicht. Er hat einfach nur die Klangvorstellung umgesetzt.
 

Zurück
Top Bottom