Finger - gekrümmt oder gerade?

T

theo_x

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12. Dez. 2014
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Hi there,

seit etwa acht Monaten spiele ich Klavier. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass - im deutlichen Gegensatz zu denen der meisten Profis - meine 'inaktiven' Finger meist fast vollständig ausgestreckt sind, anstatt wie in vielen Lehrbüchern beschrieben auf den Tasten zu ruhen. Ich glaube auch zu merken, dass dieser Sachverhalt beim Blindspiel mitunter die Ursache dafür ist, dass ich gelegentlich eine Taste verfehle.

Was ist zu tun? Gibt es erstrebenswerte Fingerhaltungen - und wie kann man sie trainieren?

Auf sachdienliche Hinweise freut sich mit vielen Grüßen

Theo_x
 
Könnte es einfach sein, dass Du (noch) zu angestrengt, angespannt, verspannt bist? Kontrolliere Deine Schultern! Hochgezogen oder entspannt hängend? Zunge, Lippen sind auch ganz wichtig - wenn die entspannt sind, folgt der Rest meist.

Nur ein paar Ideen, bin selbst Anfänger (5 J)
 
Hi theo_x ,

vieles ist abhängig davon, was einem beigebracht wird. Wenige denken drüber nach.

Was wissen wir ?

Wir wissen, dass Vladimir Horowitz mit eher flachen Fingern gespielt hat. Ein junger Mann aus seinem Umfeld, zunächst - und auch zwischendurch - Schüler von Isabell Vengerova, wurde von dieser Dame angeschnauzt, weil er ebenfalls mit eher flachen Fingern spielte - Vengerova war aber der Meinung, das könne nur Horowitz.

Und damit redete sie furchtbaren Quatsch. Valentina Lisitsa zeigt auch sehr gerne eher flache Finger. Und auch viele andere Leute, die denken können.

Eher flache Finger sind für manche Methoden sehr wichtig, denn wenn man etwas GREIFEN will zum Beispiel, muss man erstmal die Finger etwas ausstrecken. Wenn sie schon krallig oder hammerförmig sind, kann man nicht mehr gut greifen. Greifen ist aber wichtig.

Zusätzlich: Es gibt die - meiner Ansicht nach UNSÄGLICHEN Methoden, die diese "Hämmerchen"-Haltung verlangen: Dazu ist weiters zu ergänzen:

1. ) WARUM in dreiteufelsnamen sollen untätige Finger in Hämmerchenhaltung auf den Tasten liegen ( oder gar so in der Luft schweben ) , und nicht etwas flach und locker bereitliegen,

2. ) Warum soll man die Energie verschwenden, die zu diesem ( unnützen ) "Einrollen" zur Hämmerchenhaltung führt, UND DIESE ENERGIE weiter vergeuden durch das EINHALTEN dieser Position ?

Hier ist ein Bild von einem Mann, einem wichtigen Mann, der ALLES richtig macht: Schauen wir uns die rechte Hand an:

gotts.jpg

Sie - und auch die linke - sind ganz natürlich in ihrer Position, bereit für langsame und schnellste, schlangengleiche Bewegungen aller Art.

Nur eines sollte man natürlich nicht: In ein anderes Extrem verfallen, und die Finger ganz waagerecht strecken. Das ist ebenfalls nix. ( Und sieht dazu noch belämmert aus. )

Es gibt sehr seltene absolute Spezialisten für "eher eingerollte" Hämmerchen-Finger. Wie etwa Michelangeli, da ist es aber nicht sooo gravierend, wie man belegen könnte an Videomaterial. Oder auch Pogorelich, zumindest früher. Aber das sind absolute Ausnahmen. Am besten und sinnvollsten ist m.E. eine Hand- und Fingerhaltung wie im Bild gezeigt. Dass man auch ANDERE Arten der Haltung können SOLLTE, ist klar, aber hauptsächlich ist wichtig, so oft und wann immer möglich, zu dieser ruhigen und "lauernden" Position zurückzukehren während man spielt.

LG, Olli
 
Hi Olli,

he, wo ist das Bild?

Fand' ich gut was du zum mMn schwierigen Thema der Fingerform/haltung schreibst.

Gruß
 
seit etwa acht Monaten spiele ich Klavier.

...und vermutlich ohne Lehrer? :konfus:

Anfänger lernen im Unterricht zunächst die gebogene Haltung und spielen später auch die flache Haltung. Anfänger ohne Lehrer beginnen meist mit der flachen Haltung, was grundfalsch ist. Wenn Du flach anfängst wirst Du die gebogene Haltung vermutlich nie mehr richtig lernen und die Unabhängigkeit der Finger kann sich nicht mehr herausbilden.

Also: Das Thema Anschlag ist so wichtig, daß man es nicht aus der Ferne lernen sollte, was auch gar nicht geht. Gewöhnst Du Dir Fehler an, was mit Sicherheit passiert, wirst Du sie nur noch schwer los. Nimm Dir einen Lehrer, wenigstens als Anfänger.
 
So wie ich den ursprünglichen Beitrag lese, geht es gar nicht in erster Linie um die alte Frage "rund oder flach", sondern vor allem um das hier:

Dabei fällt mir immer wieder auf, dass - im deutlichen Gegensatz zu denen der meisten Profis - meine 'inaktiven' Finger meist fast vollständig ausgestreckt sind, anstatt wie in vielen Lehrbüchern beschrieben auf den Tasten zu ruhen. Ich glaube auch zu merken, dass dieser Sachverhalt beim Blindspiel mitunter die Ursache dafür ist, dass ich gelegentlich eine Taste verfehle.

Ich stelle mir das nach dieser Beschreibung so vor, dass Theo die Finger, die gerade nicht aktiv sind und auch nichts vorbereiten müssen, geradeaus in die Luft streckt. Und das ist auf jeden Fall grundfalsch, egal ob man eine eher runde oder flache Fingerhaltung bevorzugt. Die Finger sollten doch (besonders bei einfachen Anfängerstückchen) möglichst viel Tastenkontakt haben.
 
ahc, Du liest richtig! Aber nicht ganz:
Ich denke, der TE sollte dazu noch mal was sagen - vll. ist das halb so wild, bzw. "nur" ein Anspannungsthema. GANZ ausgestreckt wäre natürlich indiskutabel, was man aber unter "fast" und "meist" verstehen kann - da sind die Grenzen fließend und die Begriffe nicht sauber definiert.

Wenn ich mir noch Noten zusammensuche oder gar im Stress des Blindspiels (!!!) bin, dann passiert mir das auch - "kann" ich ein Stück, passiert es nicht (mehr).
 
Ich denke, daß am Anfang, wenn man keine weiten Griffe machen muß, die runden Finger hilfreich sind, und z. B. auf den Tasten c - g ruhig aufliegen können. Das gibt in diesem beschränkten Tonraum Halt und man entwickelt eine Vorstellung davon, welcher Ton wo liegt. Was mir besonders wichtig erscheint, ist aber, daß man dadurch den Fehler vermeidet, mit durchgedrückten Fingergelenken zu spielen.

Sobald man etwas fortgeschritten ist, ändern sich die Dinge von selber, besonders wenn man weit entfernte Töne gleichzeitig greifen muß.

Ich glaube, es ist für den Anfänger aber völlig unwichtig, wie Horowitz oder Michelangeli die Finger halten, zunächst ist das mit den abgerundeten Fingern eine Anfangsphase.

Manfred
 
Neeee, erzähl mir nicht, dass ich schon 7 Jahre "spiele". Ich stürz mich von der nächsten Brücke!!!! Nachrechen ... hmm... WO IST DIE BRÜCKE?

(Bitte lasse mir in Zukunft meine Seelenstreichelselbstwasvorlügrealitäten ;-))

PS. Jetzt warte ich auf TJ... und ducke mich schon mal vorsorglich. Im nächsten Jahr wird alles anders.
 

Nee, das kann nicht sein, höchstens 6 ...

da hab ich noch Welpenschutz!!!
 
Ich denke, daß am Anfang, wenn man keine weiten Griffe machen muß, die runden Finger hilfreich sind, und z. B. auf den Tasten c - g ruhig aufliegen können. Das gibt in diesem beschränkten Tonraum Halt und man entwickelt eine Vorstellung davon, welcher Ton wo liegt. Was mir besonders wichtig erscheint, ist aber, daß man dadurch den Fehler vermeidet, mit durchgedrückten Fingergelenken zu spielen.

Sobald man etwas fortgeschritten ist, ändern sich die Dinge von selber, besonders wenn man weit entfernte Töne gleichzeitig greifen muß.
Es geht darum, die Bewegungsabläufe zweckdienlich zu halten: Keine unnötigen Wegstrecken zurücklegen, Druckpunkte spüren, Bewegungsenergie optimal auf die Tastaturoberfläche und weiter bringen. Auf kleinem Raum die Finger wie Trommelschlägel zu benutzen ist ineffektiv. Sind hingegen große Distanzen zu überbrücken, tritt zwangsläufig das Gegenteil ein. Wenn der Fünftonraum nur in bescheidenem Umfang überschritten wird, gilt ganz sicher ersteres...!

Dazu kommt eine Erkenntnis aus der elementaren Physik: Druck erzeugt stets Gegendruck - viele versuchen diesen durch weiteren Druckaufbau auszuhebeln und erreichen damit genau das Gegenteil (Stichwort: Durchgedrückte Fingergelenke).

LG von Rheinkultur
 
c-d-e-f-g mit gestreckten Fingern wird für den Daumen heikel
e-fis-gis-ais-c mit total krummen Fingern fühlt sich sonderbar an

daraus kann man, ohne doktrinär werden zu müssen, etwas ganz schlichtes und natürliches ableiten
:-)
Ich bräuchte hier einen Erklärbär.
c-d-e-f-g mit gestreckten Fingern wäre schlecht weil der Daumen nicht auf der Tastatur läge und man somit weiter hinten in den Tasten spielen müsste was aber suboptimal wäre weil man mehr Kraft aufwenden muss und von den schwarzen Tasten eingeengt ist?
e-fis-gis-ais-c mit total krummen Fingern wäre nicht zu empfehlen weil die Finger dann zu hoch lägen?
 
HIer die kurze Antwort: du streckst deine inaktiven Finger weil du nicht entspannt spielst! A und O jedes Spiels ist Entspannung! Die nötige Spannung wo nützlich kommt später automatisch. Als Anfänger verkrampfst du dich, wie fischerman auch anmerkte.
Die Fingerhaltung krumm oder gerade wird sich mit der Zeit an die jeweils geforderte Spielart anpassen -und das kann durchaus individuell verschieden sein.

Setz dich an einen Tisch und spiele dein Stückchen auf der Tischplatte. Starte dabei, indem du zunächst Arme seitlich am Körper runterhängen lässt. Die Hand wird dann ihre natürliche entspannte Haltung einnehmen - Finger leicht gebeugt - und jetzt hebe die Unterarme mit den Oberarmmuskeln an -alles hängt nachwievor- und lege die Hände auf dem Tisch ab, und zwar so, dass die Fingerkuppen deiner entspannten Hand entsprechend aufliegen.

Noch eine Video-Reihe Empfehlung zur Piano Technik
https://www.youtube.com/playlist?list=PL753730BB176690A0



Im Übrigen wer allein ohne Lehrer lernt und Ambitionen hat, muss Englisch können - dann wird er auf alle Fragen Antworten im Netz finden! Ohne wird es schwierig!!!!!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
c-d-e-f-g mit gestreckten Fingern wäre schlecht weil der Daumen nicht auf der Tastatur läge und man somit weiter hinten in den Tasten spielen müsste was aber suboptimal wäre weil man mehr Kraft aufwenden muss und von den schwarzen Tasten eingeengt ist?
Zum einen das, und zum anderen folgendes: Beim Anschlag ist der Tastentiefgang im vorderen Bereich ein anderer als im hinteren. Da ist ein dynamisch differenzierter Anschlag deutlich eingeschränkt; hinzu kommt die geringere Tastenbreite, da sich dazwischen die schwarzen Tasten mit erhöhter Oberfläche befinden. Werden die Finger ohne Not gestreckt wie Trommelstöcke, verlagert sich auch der Schwerpunkt innerhalb der Muskulatur. Unter solchen Unzulänglichkeiten leiden alle Komponenten des Spiels.

e-fis-gis-ais-c mit total krummen Fingern wäre nicht zu empfehlen weil die Finger dann zu hoch lägen?
Auch hier leidet die Statik des Spielapparats. Des weiteren werden in diesem Fall schwarze und weiße Tasten mit ihren unterschiedlichen Positionen auf der Tastatur miteinander kombiniert, so dass beide Extreme (Streckung/Krümmung der Finger) in der Anwendung unbrauchbar sind. Eine starre und unveränderliche Idealposition gibt es nicht.

LG von Rheinkultur
 
So wie ich den ursprünglichen Beitrag lese, geht es gar nicht in erster Linie um die alte Frage "rund oder flach", sondern vor allem um das hier:



Ich stelle mir das nach dieser Beschreibung so vor, dass Theo die Finger, die gerade nicht aktiv sind und auch nichts vorbereiten müssen, geradeaus in die Luft streckt. Und das ist auf jeden Fall grundfalsch, egal ob man eine eher runde oder flache Fingerhaltung bevorzugt. Die Finger sollten doch (besonders bei einfachen Anfängerstückchen) möglichst viel Tastenkontakt haben.

Ergänzung:

Prinzipiell spiele ich mit gekrümmten Fingern, deren Spitze die zu spielende Taste etwa im rechten Winkel trifft. Nur Schwarz spiele ich gelegentlich mit gestrecktem Finger. Grundsätzlich strebe ich eine Haltung an, in der die Finger eher gekrümmt sind. Sobald ich jedoch - gleich ob total relaxt oder unter Druck - spiele, kann es sein, dass sich beispielsweise der Zeigefinger völlig unbewußt abspreizt, während ich mit kleinem Finger und Ringfinger der selben Hand etwas spiele. Insbesondere bei Lagenwechseln erkenne ich, dass der fehlende Tastenkontakt der unbewusst erhobenen Finger die Orientierung auf der Tastatur spürbar erschwert.
 
Was ist zu tun? Gibt es erstrebenswerte Fingerhaltungen - und wie kann man sie trainieren?
Da ist mal ne Runde Extinktionslernen angesagt. :geheim:
Blöde Angewohnheiten ("unbewusst") muss man sich erst bewusst machen (hast Du ja schon), dann bewusst dagegen arbeiten (ist erst a weng K(r)ampf) und einige Zeit drauf achten, dass Du den Fehler bei unvermutetem Auftreten direkt korrigierst.

Es geht m. E. gar nicht um "krumme oder gerade Finger auf den Tasten", sondern um das Wegspreizen derjenigen, die gerade keinen Tastenkontakt haben.

Nota bene: Ich bin KEIN Klavierlehrer, aber von der bloßen Vorstellung her würde ich wärmstens dazu raten, Dir das sofort abzugewöhnen (auch wenn Dich das zunächst irritiert, weil ein Teil Deiner Aufmerksamkeit dort absorbiert wird). Wieso hat Dein/e KL das nicht gleich von Anfang an korrigiert?

P.S. Ich habe krass hypermobile Fingergelenke (kann die Mittelgelenke aller Finger um fast 90° nach hinten biegen). "Automatisch" passierte es anfangs häufig, dass sie sich (da kein Widerstand) nach "hinten" überbogen. Muss man einige Zeit verstärkt drauf achten, dann hat das Kleinhirn kapiert, was es (nicht) machen soll, und dann läuft das.
 
P.S. Ich habe krass hypermobile Fingergelenke (kann die Mittelgelenke aller Finger um fast 90° nach hinten biegen).

Ey geil, Barratt! Hastn Foto ?? Da kannst Du ja dann mit umgedrehten Händen Klavier spielen, mit Handrücken nach unten, und auch noch in der Hämmerchenhaltung! Oder: Eine Hand umgedreht, die andere normal, und dann immer wechseln im Stück :super::lol::lol::drink:
 

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