Facharbeit - "Rhetorisch-musikalische Figuren anhand von Bach Matthäuspassion"

@ mick: Bist Du dann auch auf einem altsprachlichen Gymnasium? Wir haben nämlich auch Latein ab der 5. Klasse...

Nein, das ist ein rein musisches Gymnasium, ohne altsprachlichen Zweig. In Bayern fangen die musischen Gymnasien bzw. Zweige immer mit Latein an, soweit ich weiß. Griechisch gibt's bei uns nicht. Die zweite Fremdsprache ist Englisch, und in der 10. kann man Latein gegen Spanisch "eintauschen", wenn man möchte.
 
Bei uns sind alle Schüler zwangsläufig interessiert - man muss nämlich ein Instrument spielen und hat jedes Jahr zwei benotete Vorspiele. Auch im Abitur ist instrumentales Vorspiel Bestandteil der Prüfung. Wer das Interesse verliert, wechselt meist die Schule. Wobei das auch nicht so einfach ist, weil wir mit Latein anfangen und Englisch als zweite Fremdsprache erst in der 6. Klasse haben. Bei den meisten Schulen ist das anders herum.
War bei uns ähnlich. Zwei benachbarte Gymnasien in der Stadt, am einen obligatorische erste Fremdsprache Englisch, am anderen Wahlmöglichkeit zwischen Englisch und Latein. Bei Wahl der zweiten Fremdsprache am erstgenannten Gymnasium Wahlmöglichkeit zwischen Französisch und Latein; am anderen Gymnasium war für die Latein-Kandidaten Englisch als Zweitsprache obligatorisch. Hintergedanke der verantwortlichen Personen war sicherlich, dass Englisch in jedem Falle eine der beiden Fremdsprachen sein sollte, um Wechselmöglichkeiten im Rahmen der Schullaufbahn nicht unnötig zu erschweren. Natürlich gab es auch Schulwechsel am Ort - und erfahrungsgemäß taten sich diejenigen leichter mit dem Nachlernen anderer Sprachkenntnisse, die mit Latein angefangen hatten. Offensichtlich bietet die von so vielen totgesagte lateinische Sprache doch ein besseres Fundament für das Erlernen anderer Sprachen, als viele das wahrhaben wollen...!

Auch wenn ein musikalischer Schwerpunkt an der Schule von Vorteil für diejenigen ist, die sich für einen Musikberuf entscheiden: Eine intakte Allgemeinbildung und brauchbare Kenntnisse in anderen Fachrichtungen haben später auch ihren Wert. Ansonsten wäre ich versucht, mit einem berühmten Lichtenberg-Aphorismus zu behaupten: Wer als Musiker nur etwas von Musik versteht, versteht auch von Musik nichts. Immerhin wird in einer guten Schule nicht nur Wissensvermittlung praktiziert, sondern letztlich auch das Lernen selbst gelernt.

LG von Rheinkultur
 
@ mick: Bist Du dann auch auf einem altsprachlichen Gymnasium? Wir haben nämlich auch Latein ab der 5. Klasse...

@ rolf: Hach, die gute alte Zeit....:D Diese Eleven waren aber nicht auf unserer Schule, sonst hätten sie Anstand und Benehmen gelernt. Man kann doch nicht einfach ein Kloster überfallen...;)

Konnten die eigtl. lesen ? - Obwohl: Nicht so wichtig, denn dieses book haben sie ja nicht bekommen:

Book of Lindisfarne

( Ich erinnere mich zufällig daran, da es Thema in Buchgeschichte war, ebenso wie z.B. das Stundenbuch des Duc de Berry, oder wie das "schwarze Stundenbuch". Alle genannten sind unglaublich schön, und..somit:

"habent sua fata libelli" ;)

LG, Olli
 

Pro captu lectoris habent sua fata libelli. Wenn man das Originalzitat aus Terentianus' Maurus' Gedicht betrachtet, offenbart sich noch ein tieferer Sinn: Schon damals gab es bibliophile Philanthropen und büchermordende Wikingerhorden, die nie in den Genuß einer Ausbildung auf einem der wenigen Gymnasien der damaligen Zeit kamen...;)
 
Hier noch eine facharbeitsunabhängige Frage, die mir im Zuge meiner Analysen aufgefallen ist: Das von mir analysierte Geißelungsrezitativ "Erbarm es Gott" Bach BWV 244-60 Erbarm es, Gott - YouTube versinnbildlicht Jesu Geißelung mit vielen Figuren, nur die Dynamische Angabe "piano" erschließt sich mir nicht ganz. Eigentlich hätte man bei einer Geißelung doch "forte" erwartet. Was hat es hiermit auf sich?

Herzliche Grüße

Euer Lisztomanie

Berufst du dich für deine Fragestellung auf die verlinkte Interpretation oder auf eine Partitur (welche Ausgabe)?
 
Das ist in Bachs Vokalmusik nur eine Konvention für: "Achtung, hier sind ein Solist, jetzt wird begleitet". In Arien steht fast immer ein p im Orchester, wenn der Solist singt, in Ritornellen dann f (bzw. im Eingangsritornell meist gar nichts).

Gruß, Mick (der im Musikunterricht ausnahmsweise mal aufgepasst hat :D:D)

Worauf basiert diese Antwort?
 
Hallo Pierre, schön, mal wieder was von Dir zu hören! ;)

Also: Die dynamische Angabe entstammt dem Urtext des Autographen. Und das wissen um die Verwendung von dynamischen Angaben in den Ritornellen von Bachs Arien der allgemeinen Empirie...:D
 
Ja, habe ich! Außerdem habe ich die Partitur in NBA-Ausgabe und den Klavierauszug von Peters...
 
Hallo Pierre, schön, mal wieder was von Dir zu hören! ;)

Also: Die dynamische Angabe entstammt dem Urtext des Autographen. Und das wissen um die Verwendung von dynamischen Angaben in den Ritornellen von Bachs Arien der allgemeinen Empirie...:D


Oh! Wahrscheinlich hat meine Brille Schokolade gegessen, und ich kann nicht mehr hindurch sehen. Wo genau siehst du dynamische Angaben im Autograph?
 
Komisch, soweit ich mich erinnern kann, habe ich da ein p gesehen...Vielleicht entstammt die Dynamik aber auch den "autographen" Stimmen...:D Ansonsten frage ich mich, wie sie sonst Eingang in die Urtextausgabe gefunden haben könnte - bei einem so gut erhaltenen Autographen!?

Also mein Tipp: In den Stimmen nachschauen, finde sie nur leider gerade nicht; hast Du sie zufälliger Weise zur Hand? :D
 

Guter Freund,

Was ist denn nun aus der Facharbeit geworden? Wie wurde sie bewertet und wann könnte man sie lesen? Mich reizt es sehr sie zu lesen, weil ich es immer sehr interessant finde zu erfahren, wie junge Leute mit dem Kulturerbe umgehen und welche Geheimnisse sie ihm entlocken können…

Beste Grüße
PiRath
 
Komisch, soweit ich mich erinnern kann, habe ich da ein p gesehen...Vielleicht entstammt die Dynamik aber auch den "autographen" Stimmen...:D Ansonsten frage ich mich, wie sie sonst Eingang in die Urtextausgabe gefunden haben könnte - bei einem so gut erhaltenen Autographen!?

Also mein Tipp: In den Stimmen nachschauen, finde sie nur leider gerade nicht; hast Du sie zufälliger Weise zur Hand? :D

Die Frage ging nicht an mich, aber ich habe den Autographen der Matthäuspassion zufällig zur Hand: :)

Objekt-Metadaten - Bach Digital

Es gibt dort noch einen Link zu einer weiteren Quelle.
Habe nicht zu der fraglichen Passage geblättert, aber doch tatsächlich hier und da Dynamikanweisungen in den Stimmen gesehen, vom Meister selber eingetragen.

Off-Topic:
Die Notenhandschrift Bachs zählt für mich zu den schönsten Notenhandschriften. Klar und deutlich, sehr fließend. Sehr selten Fehlerverbesserungen. Ein Vergnügen für mich, das zu lesen. Immer, wenn ich mir ein neues (Orgel-)werk von Bach einzimmere, suche ich bei Bach-Digital, ob es einen Autographen gibt und lese ihn mir durch (weil es mir Spaß macht).
 
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