Die Stücke von Henselt sind ganz wunderbar. Ich muss gestehen, dass ich sie nicht kannte, was nun aber zu ändern ist.
Ich habe mal in Robert Schumanns Tagebüchern gestöbert und z. B Folgendes gefunden:
"Donnerstag am 21sten (Dezember 1837).
Mit Henselt u. Weber im Hotel. herzlicher Mensch, der viel zu denken gibt, dieser Henselt- hat alles auf der Zunge.
Freitag am 22sten. Früh zu Henselt bei Mendelssohn, wo er wahrhaft herrlich gespielt auf dem Englischen-....
Abends schrecklich viel Bier getrunken- was ist das schwach und erbärmlich! Dann mit Lorenz zu Henselt, der wunderschön gespielt u. lieb wie immer war.
Sonnabend am 23 sten- zu Mendelssohn, wo Henselt-...
um 8 zu Henselt- Briefe seiner Frau- Etuden, neue, von ihm bezeichnet-treuherzig- Geständnisse, auch von mir, die mich beihahe ärgern- Du- wie ein Bruder kömmt er mir vor
Sonntag, am 24sten Heiliger Abend- mit Weber u. Henselt viel zusammen- .....
Abends bis 1 Uhr bei mir- Henselt wie ein Gott am Clavier-
September 1842:
Sontag d.18, nachdem wir ihn zweimal vergeblich erwartet hatten....
Er entzückte mich wie ehemals durch sein imposantes und dabei weiches Spiel; sein Vortrag ist schön und natürlich, überhaupt der ganze Mensch Gemüth glaube ich. Als Componist hat er aber keine Fortschritte gemacht, alle Melodieen hatte er früher schon frischer, und die Form ist immer Dieselbe. So herrlich nun sein Spiel ist, so deutlich jeder Ton, so glaube ich doch, daß durch das viele mechanische Studium sein Anschlag an Zartheit verloren hat. So recht hingehaucht, poetisch scheint er nicht spielen können, es sieht und hört sich bei solchen Stellen imer ein gewisse Steifheit heraus. Schade, daß er sich da nach Petersburg hin vergraben hat, wo sein Talent in Stunden geben wenn nicht untergeht, so doch leidet. Er hat mich übrigens durch sein Spiel wieder wie vor 6 Jahren ermuthigt, dann aber auch angefeuert. Ich bin jetzt unverzeihlich faul im Clavierspiel gewesen, doch ich will Alles wieder gut machen, so viel es mir möglich ist."
Ende des Zitats
Als Klavierlehrer scheint Henselt unglaublich streng, geradezu unerträglich gewesen zu sein.
Sehr schön weist Schumann hier ( wenn wir annehmen, dass er mit seinen Beobachtungen recht hat) auf die Gefahren mechanischen Übens hin.