Erfahrungsaustausch Spätberufene

@Edeltraud
Das kommt auf die "Hausaufgabe" an. Meistens gibt es bestimmte "Themen", die er hören mag.
Oder ich schicke ihm ganz bewusst die Stellen, an denen ich rausfliege.
Aber ganze Stücke sind schon auch dabei. Ihm im Unterricht "live" vorspielen finde ich eigentlich sogar schwieriger. ☺️

Er hat mich damit getröstet, dass er gerne Unterrichtet, weil er den Fortschritt merkt und gar nicht die Erwartungshaltung hat, etwas "Perfektes" zu hören.
 
Moinsen,

sodele es gibt mal wieder einen kleinen Statusbericht von mir.

Kurz vor den Osterferien überkam mich der Wunsch irgendwie mal ein bisschen mit Ragtime zu starten, sehr zur Freude meines KLs, der eh vom Jazz- und Rockpiano kommt und so haben wir in den letzten 2 Wochen vor den Ferien mal mit 2 kleinen Stückchen begonnen. Die klappten auch beide flott (waren nun auch wirklich nicht schwer) und machten Lust auf mehr.

So gab es dann "Downright Happy Rag" von Martha Mier über die Ferien auf, kurzer Blick drauf, ach das sieht doch auch recht harmlos aus :007: ....
Übermut tut selten gut, oder wie heißt es so schön? Da hat mich dieses kleine "Scheißerle" doch in der ersten Woche fast in den Wahnsinn getrieben! :009: :dizzy:
Notenmäßig ist das Stück wirklich nicht schwer, die Töne hat man schnell drauf, ABER...!!!!!!

...Rechts ständiger Wechsel zwischen non legato, legato und staccato, links dazu ein gleichmäßiges Staccato und ab und an ein kleiner Lauf im Legato. Und dieses non legato hat mich fast irre gemacht. Ich habe kein Problem mit einem Wechsel zwischen legato und staccato und auch nicht das die eine Hand legato und die andere staccato spielt.
Aber bis ich das hin bekommen habe, dass das non legato nicht zu einem Staccato wird oder zum Legato verwischt, vor allem im Zusammenspiel mit der anderen Hand, links staccato, rechts non legato dazu...aaargh, und dann die Melodie natürlich auch noch rhythmisch versetzt, man man man. Eine Woche für 8 Takte.:dizzy:

Und die gute Martha hat sich wohl gedacht, man kann noch die eine oder andere weitere kleine Schikane einbauen.:blöd:

Letzte Woche war dann zum Glück endlich wieder Unterricht, und ich habe mit meinem KL erst einmal meine aufgetauchten Probleme, die ich mit dem Stück hatte, besprochen. Nachdem er sich das angehört -und -gesehen hat, hat er mich dann eine kleine Übung spielen lassen und es ist immer wieder irre, wie anhand solcher kleinen Übungen* im Unterricht, sich plötzlich Schwierigkeiten in Luft auflösen.

Für die Übung hatte er eine kleine Phrase aus Joplins Entertainer genommen, die bestand rechts einfach nur aus 3 Melodietönen, und links anfangs nur aus einem Akkord. Angefangen sind wir dann mit Wechseln in der rechten Hand zwischen non legato, legato, staccato immer auf Zuruf und einem gerade Rhythmus, also gaaanz einfach.
Dann kamen die rhythmischen Veränderungen in der Melodie dazu und abschließend wurde die Begleitung immer mehr variiert und ausgebaut. Während der Übung hatte ich auf einmal das Bedürfnis die Augen schließen zu müssen und einfach nur noch zu hören und zu spüren, was ich da spiele und obwohl die Übung immer etwas umfangreicher und eigentlich schwieriger wurde, fiel sie mir immer leichter, als wenn sich eine Blockade löst. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert ist, aber der Ragtime lief anschließende deutlich besser.:super:

Als Hausaufgabe gab es dann einen kleinen Blues, meine Reaktion daruf: :008:
Blues mag ich ja nun gar nicht, entgegen Ragtime und Boogie Woogie. Ich hab mich aber dann doch bereit erklärt, gaaanz ausnahmsweise dieses Stück in Angriff zu nehmen, weil ist ja schließlich Grundlage blablub und man kann so wahnsinnig viel dran lerne noch mehr blablub.:015:

Am Montag im Unterricht, mein KL: "Ich glaube, wir waren letzte Woche beim Blues stehen geblieben ?! ",und guckt mich fragend, erwartungsvoll und (ich bilde mir ein leicht hämisch) grinsend an, er kennt meine Einstellung zum Blues ja inzwischen seit 1,5 Jahren.:007:

Und ich dann so zu ihm: "Da ich eine folgsame Schülerin bin habe das Stück natürlich brav, wenn auch zähneknirschend geübt..........

....und ich muss zu meiner Schande gestehen: Es mir sogar irre Spaß gemacht hat.:021: Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man nur zuhören muss oder selber spielt."

Mein KL konnte sich das Lachen natürlich nicht verkneifen.

Ich hatte die vergangene Woche über echt riesigen Spaß mit dem Stück, veielleicht auch, weil es keine wirklichen Probleme beim Üben gab. :lol:
Mein KL war zufrieden und somit gab es am Montag einen weiteren Blues und diesmal sogar ohne Murren meinerseits. :-D

Eigentlich wollte ich anfangs mit moderneren Stücken gar nix zu tun haben, ich wollte einfach klassisches Klavier lernen. Es hatte mich aber bisher auch noch nie gestört, dass mein KL nicht aus dem Klassikbereich kommt, wir machen ja auch immer wieder "Klassik", aber zur Zeit empfinde ich es für mich sogar als Vorteil. Es eröffnet mir Genres, um die ich sonst einen Bogen gemacht hätte und seinen Unterricht empfinde ich als sehr vielseitig, dieser Mix aus Klassik, jazzigem und auch ab und zu mal was von Queen oder den Beattles.

@Boogieoma , vielleicht ändere ich ja meinen Nick irgendwann mal in Boogioma_2. :-Daber dafür müsste ich dann erst einmal Oma werden.;-)

*Bei denen ich manchmal zuerst denke, was soll das denn jetzt, das hat doch mit dem Stück gar nichts zu tun.:konfus::lol:
 
Hallo @Albatros2016 ,

das freut mich sehr, dass Du nun die Boogie"oma"2 werden willst, weil Du Spaß am Boogies, Rags und Blues gefunden hast! Durch die Stücke von Martha Mier bekommt man automatisch gute Laune. Den Downrigth Happy Rag spiele ich auch ausgesprochen gerne, den habe ich vor Jahren gelernt und fest in meinem Repertoire, ich spiele ihn mindestens einmal pro Woche, vor allem wenn ich irgendwelche Sorgen habe.

Welche Blues-Stücke hast Du den gerade in Arbeit? Aus Heft 1 gefällt mir besonders der "Old Rocking Chair Blues".

Ich habe die Martha Mier Hefte 1 bis 4, wobei ich vom Schwierigkeitsgrad bei Heft 4 an meine Grenzen komme. Ich habe mir den "Last Chance Blues" aus Heft 4 mit viel Mühe alleine erarbeitet und bin gespannt was meine KL - wenn sie wieder zu mir kommen kann - dazu sagen wird, bzw. welche Verbesserungen sie mir vorschlägt.

Ich wünsche Dir weiter viel Freude am Klavier!

Viele Grüße

Ursula
 
Aus Heft 1 gefällt mir besonders der "Old Rocking Chair Blues".
Den habe ich letzten Montag als Hausaufgabe bekommen. :-D

Momentan macht der gebundene Übergang von Takt 4 zu 5 etwas Probleme, aber in erster Linie, weil ich an die Grenze meiner Griffweite komme. Aber das wird noch.

Der Blues davor war der Don't wanna' leave you . Den fand ich nach dem Downright Happy Rag relativ einfach. :lol:

Ja, es stimmt, die Stücke von Martha Mier machen mir auch gute Laune, auch die aus dem Romantic Impressions Buch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin total happy, heute im Unterricht hat alles super geklappt, und das obwohl ich gestern nach 20 Minuten Üben das Handtuch geschmissen hatten, weil absolut nichts klingen wollte.
Mein KL war extremst zufrieden mit mir. :-D

Meine Physiotherapeutin hatte heute Mittag auch noch meine verspannten Hände, Arme und Schultern (dank der Gartenbuddelei am WE) fein gelockert. Das sollte ich sie vielleicht jedesmal vorher machen lassen. ;-)

Nach den ersten Anfängen von Ragtime und Blues in den letzten Wochen, gab es heute den ersten kleinen Boogie Woogie auf.

Uih, macht das Spaß mit den ganzen verschiedenen Rhythmen zu spielen, ich hab mich ja eine ganze Weile dagegen gesträubt, aber gerade bin ich richtig angefixt und mir scheint das auch irgendwie echt zu liegen. :011:

Mein KL ist dabei aber auch voll in seinem Element, den Unterschied zwischen Klassik und diesem Stoff jetzt merkt man zugegebener Maßen schon.

Ich werde auf jedenfall noch eine Weile dabei bleiben, aber die alten Klassiker und Romantiker u.s.w. werden natürlich nicht fallen gelassen.
 
@Albatros2016
vielen Dank für Deinen schönen Bericht. Nachdem ich den gelesen habe, werde ich aus dem ständig wachsenden Stapeln an Notenheften (man muss ja Ziele haben :007:) das Heft von Martha Mier wieder hervorholen. Mir fehlt nur leider der Präsenzunterricht, der findet noch nicht statt. Naja, das wird sich ja irgendwann wieder ändern.
 
Ich bin gerade sehr stolz. Neben Schumanns "Wilden Reitern" über ich gerade eine Sarabande von William Gillock. Sie gefällt mir sehr gut und ich kann viel an ihr lernen. Meine Klavierlehrerin hat mich gelobt und mit mir Anschlagstechniken geübt, die sie zu denen für Fortgeschrittene zählt. Es ging darum die Tasten weich los zu lassen durch Bewegungen des Ellenbogens. Dadurch wird der Klang anders moduliert. Teilweise hat es geklappt, teilweise noch nicht. Ich muss halt üben.
 
Eigentlich rechne ich mich ja zu den Hardcore-Klassikern, aber die erwähnten Hefte von Martha Mier haben mich neugierig gemacht und stehen auf meiner Noten-Bestellliste.
 
Ich bin gerade sehr stolz. Neben Schumanns "Wilden Reitern" über ich gerade eine Sarabande von William Gillock. Sie gefällt mir sehr gut und ich kann viel an ihr lernen. Meine Klavierlehrerin hat mich gelobt und mit mir Anschlagstechniken geübt, die sie zu denen für Fortgeschrittene zählt. Es ging darum die Tasten weich los zu lassen durch Bewegungen des Ellenbogens. Dadurch wird der Klang anders moduliert. Teilweise hat es geklappt, teilweise noch nicht. Ich muss halt üben.

Ich habe mich in meinem Text ungünstig ausgedrückt. Der Ton der moduliert wird ist nicht der schon angeschlagene. Verändern tut sich mein Anschlag auf den/der nachfolgenden Taste/n und deren Töne.
 
Dann werd ich mal meinen Senf auch mal beitragen.
Letztes Jahr im Oktober glaub ich angefangen und durch Corona glaub erst 8 Stunden in der Schule gehabt. Natürlich habe ich Online Unterricht bekommen aber damit kann ich mich nicht wirklich anfreunden. Zum Überbrücken bzw grobe Fehler oder spezielle Fragen beantworten ok aber mM mehr auch nicht. Darum freue ich mich, dass es dann endlich los geht.

Sonst muss ich sagen, ist es manchmal schwierig sich zu motivieren. Sei es durch Wechselschicht, andere Hobbys oder weil es einfach nicht klappt bzw man meint das nix vorwärts geht.
 

Muss mich auch mal wieder melden...
Ist das folgende ein typisches Problem von Spätanfängern?

Ich verlerne das Notenlesen bzw. komme durcheinander. Ich habe als Kind / Jugendlicher Querflöte gespielt und konnte, als ich mit dem Klavier angefangen habe den Violinschlüssen immer noch flüssig lesen in jeder Tonhöhe. Bassschlüssel dagegen war mit neu, mit dem habe ich mich sehr schwer getan. Ich habe anfangs in Gedanken jede Note eine Linie nach oben verschoben und sie dann in der Violinschlüssen Systematik gelesen. So ganz langsam habe ich dann die Noten auch irgendwann direkt erkannt.

Mittlerweile spiele ich 4 Jahre und es klappt das Lesen im Bass ganz passabel. Dafür habe ich neulich mit Erschrecken festgestellt, dass ich im Violinschlüssel Probleme habe, da ich mit dem Basssystem durcheinander komme. Steht da ein c'', schön in der Mitte der Notenzeile, komme ich bisweilen ins Grübeln, ob das nicht eine Zeile nach oben geschoben in Wirklichkeit ein e ist und auch ein a habe ich da schon spontan gespielt. Und nachdem ich nun ein a im Bass auf der obersten Notenlinie ohne nachzudenken spiele, komme ich im Violinschlüssel nun plötzlich mit dem f'' auf der obersten Linie ins Straucheln. Das stört beim spielen neuer Stücke nach Noten gerade ganz erheblich.
 
Hmm, das Problem kenne ich persönlich nicht. Ich habe aber auch nie die Noten im Bassschlüssel als verschobenen Violinschlüssel gesehen und gelesen. Ich habe mir anfangs feste Ankernoten im Bassschlüssel gemerkt und mir diesen dann von da aus immer weiter erarbeitet. Bei mir gibt es im Kopf also gar nicht diese intensive Verknüpfung zwischen beiden Schlüsseln. Mir ist sie natürlich bewusst und klar, aber ich benötige und benötigte diese nie zum Lesen.
 
Mittlerweile spiele ich 4 Jahre und es klappt das Lesen im Bass ganz passabel. Dafür habe ich neulich mit Erschrecken festgestellt, dass ich im Violinschlüssel Probleme habe, da ich mit dem Basssystem durcheinander komme. Steht da ein c'', schön in der Mitte der Notenzeile, komme ich bisweilen ins Grübeln, ob das nicht eine Zeile nach oben geschoben in Wirklichkeit ein e ist und auch ein a habe ich da schon spontan gespielt. Und nachdem ich nun ein a im Bass auf der obersten Notenlinie ohne nachzudenken spiele, komme ich im Violinschlüssel nun plötzlich mit dem f'' auf der obersten Linie ins Straucheln. Das stört beim spielen neuer Stücke nach Noten gerade ganz erheblich.
Geht mir nach 3 Jahren "Spätberufung" immer noch ähnlich. Versuche, mich nicht davon stören zu lassen. Wenn ich gelegentlich aus Vergesslichkeit, Unkonzentriertheit oder Müdigkeit auf einmal nachdenken und abzählen muss: ist halt so.

Besonders "Spass" macht es, wenn auf einmal beide Hände im Violin- oder Bassschlüssel stehen.
 
Die Vorgehensweise, andere Schlüssel mit dem Umweg über bekannte Schlüssel zu lesen, hat ihre Schwächen. Sinnvoller erscheint es mir, jeden Schlüssel für sich lesen zu lernen. Die bereits erwähnten Ankernoten können da gut helfen.
 
Gehört evtl. eher in den Faden: was hat dich heute glücklich gemacht.

Ich habe tatsächlich eine Methode gefunden, Stücke zu analysieren, die mir etwas bringt. (Außer einem theoretischen Erkenntnisgewinn)
Bisher habe ich immer versucht die Funktionen der Tonart in den Noten des Stück wiederzufinden und nach Intervallen gesucht.
Meine neue Methode: ich setz mich ans Klavier und spiele den (oder die möglichen) Akkord(e) den die Noten an der Stelle hergeben. Schreib es darunter und suche erst hinterher die Funktion, die dieser Akkord evtl. erfüllt.
Wenn ich die Akkorde dann hintereinander spiele, weiß ich in etwa, wo mein Stück hin möchte und mir fällt es leichter Spannungswechsel zu hören. (Für die meisten vermutlich keine bahnbrechende Erkenntnis...☺️)
 
Oder sogar im Takt. Mein aktuelles Stück (Debussy, Doctor Gradus ad Parnassum) ist (auch) in der Hinsicht eine echte Herausforderung für mich. Da passiert praktisch alles. Sogar oben Bass- und unten Violin-Schlüssel. :blöd:
Das Stück hat bei mir eine gefühlte Ewigkeit gedauert..aber gerade die Stelle hat mich weitergebracht und gut auf die entsprechende Variation bei der KV 331 vorbereitet.
 

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