Empfindsamer Stil gleiche Epoche wie J.S. Bach?

mick

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17. Juni 2013
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Hallo,

ich bin echt sauer. Am Freitag muss ich in der Schule vorspielen, als Pflichtstück habe ich mir einen Sonatensatz von C. Ph. E. Bach aus dem obligatorischen Pflichtstück-Katalog ausgesucht. Als Wahlstück wollte ich J.S. Bachs Französische Ouvertüre (1. Satz) spielen, nun hat mein Musiklehrer mir gerade gesagt, dass er das nicht akzeptiert, weil man Stücke aus unterschiedlichen Epochen spielen muss.
Für mich sind das unterschiedliche Epochen - stilistisch sind die beiden Werke sehr verschieden - aber er beharrt auf seinem Standpunkt. Ich hätte große Lust, aus "Rache" irgendeinem Mist zu spielen, spontan fällt mir da das "Gebet einer Jungfrau" ein. Oder noch besser: 4'33'' von Cage. Was haltet Ihr davon - bin ich zu frech? Sollte ich doch lieber nachgeben?

Grüße, Mick.
 
Ich würde unbedingt das Gebet einer Jungfrau spielen. Und zwar mit Lang Lang in nichts nachstehenden Grimassen.

Viel Spaß! Ich wäre gerne dabei :D

LG, Sesam
 
Mir fällt noch ein: kann es sein, dass dein Musiklehrer nicht gut klar kommt damit, dass du vielleicht besser spielst als er? Ich kenne den Mann ja nicht, aber irgendwie...

Wenn ich daneben liege, bitte ich jetzt schon mal um Verzeihung! ;-)
 
Ich hätte große Lust, aus "Rache" irgendeinem Mist zu spielen
dafür eigenet sich di viel zu lange, viel zu langweilige und viel zu nichtssagende Fantasie fis-Moll von Wagner :):):) (das ist nicht schwer zu spielen, das kriegst du weitflächig vom Blatt hin - und das wird für den uneinsichtigen Musiklehrer eine Tortur sein; du könntest ja so tun, als ob das Wunder was für eine selten gespielte Entdeckung sei usw.)
 
dafür eigenet sich di viel zu lange, viel zu langweilige und viel zu nichtssagende Fantasie fis-Moll von Wagner :):):) (das ist nicht schwer zu spielen, das kriegst du weitflächig vom Blatt hin - und das wird für den uneinsichtigen Musiklehrer eine Tortur sein; du könntest ja so tun, als ob das Wunder was für eine selten gespielte Entdeckung sei usw.)

Wenn ich das etwas früher geahnt hätte - fast eine halbe Stunde gähnende Langeweile - herrlich! Aber bis Freitag schaffe ich die wohl nicht mehr auswendig. Oder vielleicht doch? Das wär eine Riesenspaß! Ich muss mal sehen, wie viel sich da wiederholt...
 
Hi mick,

@ Epochen:

Hatte das Vergnügen, mal ein Prüfungs-Referat über "Die Klassik" halten zu müssen, und dabei kam natürlich auch das zur Sprache, was zeitlich davor war.. .

Übereinstimmend gemäß mehrerer Quellen ( z.B. MGG alt ( war Pflicht für Note 1, wegen den nervig langen Texten / Sätzen, die man durcharbeiten musste ) ) , ferner noch Robertson / Stevens: Klassik und Romantik, Buch hab ich hier, ) wurden beispielsweise die Bach-Söhne der Vorklassik bzw. dem GALANTEN Stil zugeordnet, so wie auch Telemann, z.B.

Wichtige Punkte waren dort: Abkehr von der "verstaubten" Fugentechnik von Altvadder Johann S. Bach, und weg von überladenem Satz, und von Sachen wie 29,8 Verzierungen auf 3 1/2 Noten.

Also erstmal vom STYLE her: VERSCHIEDEN ! Bedenken sollte man aber, dass Übergänge zwischen Epochen immer mit Vorsicht zu behandeln sind, weil fließend. Und der "empfindsame" Stil, den hab ich eben nochmal im Web gecheckt, ich meine, in den alten Referatquellen wurde da nichtmal großartig unterschieden: Weiterentwicklung / Intensivierung des galanten Stils.

Problem KÖNNTE nat. sein, dass Dein Musiklehrer GANZ VIELLEICHT dann Recht hätte, wenn Dein C.P.E.-Sonatensatz vielleicht aus einem ganz frühen Werk stammt, wo die Entwicklung "weg vom Vadder" noch nicht vollends stattgefunden hat. Ansonsten, @ Musiklehrer: Bitte Feinunterteilung von Epochen und deren Vertreter nachlesen! ;)

LG, Olli !
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Problem KÖNNTE nat. sein, dass Dein Musiklehrer GANZ VIELLEICHT dann Recht hätte, wenn Dein C.P.E.-Sonatensatz vielleicht aus einem ganz frühen Werk stammt, wo die Entwicklung "weg vom Vadder" noch nicht vollends stattgefunden hat.

Das ist definitiv nicht der Fall. Wenn man nicht wüsste, von wem das Stück ist, würde man es eher für eine frühe Haydn-Sonate halten.
 
So, ich habe mit einem Klassenkameraden den Vorspieltermin getauscht. Nun habe ich eine Woche länger Zeit und werde dann einen unvergesslichen Beitrag zum Wagner-Jahr abliefern. Danke, Rolf, für den Tipp! Das Stück ist wirklich furchtbar, ich habe es mir eben auf YT komplett angehört. Ich hoffe, dass nach meinem Vortrag die halbe Klasse im Koma liegt, Musiklehrer eingeschlossen.
Die Noten habe ich im IMSLP gefunden, jetzt gehe ich mal ans durchklimpern!

Gruß, Mick.
 
Ich werde berichten!
 
Bin schon jetzt gespannt auf Deinen Bericht. :D
 

Liebe Mick ,klär mich doch bitte mal auf ,was ist das für eine Schule? Gibt es da Noten ?
Die neugierige Monique
 
Ja, das ist ein musisches Gymnasium. Da muss man in jedem Schuljahr vorspielen und vorsingen - und das wird dann auch benotet.
 
Aha! Aber wenn Du dann deiner Lehrerin ein auswischen willst, besteht dann nicht Gefahr, dass Du Dich bei Ihr unbeliebt machst und Du letztenendes durch die
Notengebung Dein Zeugnis vermasselst? Ich glaube nicht ,dass sie Dich dann noch sehr lieb hat !
 
Hallo Mick,
ich gehe einmal rein hypothetisch davon aus, daß dein(e) Klavierlehrer(in) hier im Forum mitlesen wird und sich ebenfalls etwas Lektüre und einen kleinen Imbiss in die Tasche packt. :D:D:D
 
Erstens ist es ein Musiklehrer (männlich) und zweitens werde ich die Wagner-Fantasie bestimmt nicht schlecht spielen - jedenfalls nicht absichtlich. Das Stück ist halt nervtötend langweilig - aber er hätte ja meinen Bach akzeptieren können. Das hätte mir, meiner Klasse und ihm viel (also knapp 30 Minuten) Kummer erspart. Bewerten muss er wohl oder übel meinen Vortrag und nicht die musikalische Substanz des vorgetragenen Werkes. Die Klasse werde ich vorher einweihen, damit die hinterher nicht sauer auf mich sind.
 
ich gehe einmal rein hypothetisch davon aus, daß dein(e) Klavierlehrer(in) hier im Forum mitlesen wird und sich ebenfalls etwas Lektüre und einen kleinen Imbiss in die Tasche packt

Meine Klavierlehrerin ist schon über 70, die hat es nicht so mit dem Internet. Allerdings werde ich das Stück mit ihr durchgehen - sie hat viel Sinn für Humor und ist bestimmt auf meiner Seite, weil ich den Bach nicht spielen darf. Mein Musiklehrer an der Schule ist Hauptfach-Cellist, der wird sich auch eher nicht hierhin verlaufen. Ich hoffe es jedenfalls. :-)
 
Hallo,

ich bin echt sauer. Am Freitag muss ich in der Schule vorspielen, als Pflichtstück habe ich mir einen Sonatensatz von C. Ph. E. Bach aus dem obligatorischen Pflichtstück-Katalog ausgesucht. Als Wahlstück wollte ich J.S. Bachs Französische Ouvertüre (1. Satz) spielen, nun hat mein Musiklehrer mir gerade gesagt, dass er das nicht akzeptiert, weil man Stücke aus unterschiedlichen Epochen spielen muss.
Für mich sind das unterschiedliche Epochen - stilistisch sind die beiden Werke sehr verschieden - aber er beharrt auf seinem Standpunkt. Ich hätte große Lust, aus "Rache" irgendeinem Mist zu spielen, spontan fällt mir da das "Gebet einer Jungfrau" ein. Oder noch besser: 4'33'' von Cage. Was haltet Ihr davon - bin ich zu frech? Sollte ich doch lieber nachgeben?

Grüße, Mick.
Ich schlage als Alternative "Ballade pour Adeline" oder "River flows in you" vor, damit die Rechtslage so klar ist, dass sie schon nicht mehr klar ist...!:D
Das Szenario mit dem geschwiegenen Cage-Stück kenne ich aus meiner Hochschulzeit: Auch bei Nebenfachprüfungen ist der Vortrag von Werken aus verschiedenen Epochen obligatorisch und ein Kandidat mit dürftigen Fertigkeiten im Nebenfach und einer guten Portion Dreistigkeit versuchte der Kommission dieses Stück unterzujubeln. Freilich sollte der Prüfungsteilnehmer die Beherrschung des Klavierspiels unter Beweis stellen und nicht den Humor der Prüfer austesten, die den Schweigemarathon schon bald abgebrochen haben.:D

Was die Konstellation Bach-Vater und Bach-Sohn im gleichen Programm betrifft: Natürlich ist hier der Klavierlehrer ein Stück weit päpstlicher als der Papst selbst, keine Frage. Ob er sich bei Händel oder Scarlatti in Kombination mit dem Bach-Sohn auch noch sperren würde, vermag ich nicht zu beurteilen. Generell ist die Abgrenzung verschiedener Epochen gegeneinander in Einzelfällen problematisch: Bach-Vater ordnen viele dem "Spätbarock" und Bach-Sohn der "Frühklassik" zu - und die meisten Bewerber (respektive deren Lehrer) achten von sich aus auf eine klare stilistische Abgrenzbarkeit der Prüfungsstücke. Wer also beispielsweise etwas "spätklassisches" wie eine der 32 Beethoven-Sonaten mit höherer Ordnungszahl spielen möchte, wird sich statt eines "frühromantischen" Webers wohl eher einen "spätromantischen" Brahms oder Liszt aussuchen.

Ich würde es mir aber sehr gründlich überlegen, ob ich bei meinem Prüfungsvorspiel auf Konfrontationskurs gegenüber dem Musiklehrer gehe, da er im Zweifelsfall nun mal am längeren Hebel sitzt - und ich hätte doch gerne eine gute Note? Mit dem quälend langweiligen Wagner nimmst Du der Gegenseite zwar den Wind aus den Segeln - aber das hier überzeugt mich mehr...!

In jedem Falle wünsche ich Dir ein gelungenes Vorspiel und alles Gute!

LG von Rheinkultur
 
Ich würde es mir aber sehr gründlich überlegen, ob ich bei meinem Prüfungsvorspiel auf Konfrontationskurs gegenüber dem Musiklehrer gehe, da er im Zweifelsfall nun mal am längeren Hebel sitzt - und ich hätte doch gerne eine gute Note?
Na ja, das Pflichtstück geht doppelt in die Vorspielnote ein, und für die Musiknote auf dem Zeugnis sind ja noch andere Sachen (Schulaufgaben, Exen, Vorsingen und das erste Instrumentalvorspiel) relevant. So schlecht kann ich dieses eine Stück gar nicht spielen, um meine Eins da noch ernsthaft zu gefährden. Im nächsten Jahr habe ich einen anderen Musiklehrer, da hat mein Vorspiel auch keine negativen Nachwirkungen mehr.

Nein, den Spaß lasse ich mir nicht mehr nehmen, ich habe heute nachmittag schon die ersten 3 Seiten auswendig gelernt, das ziehe ich jetzt durch. Wenn ich im nächsten Jahr die Eignungsprüfung an der Musikhochschule mache, werde ich dieses fis-Moll-Machwerk aber ganz bestimmt nicht spielen. Das verspreche ich hoch und heilig! Vielleicht versuche ich es dort mal mit "River flows in you" - ist ja kurioserweise auch ein Meisterwerk in fis-Moll.
 

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