Empfindsamer Stil gleiche Epoche wie J.S. Bach?

folglich: Immerhin ist die Fantasie dann erlernt und im positiven Fall auch später bei Bedarf abrufbar.

Ich befürchte, davon ist später nichts abrufbar. Stücke, die ich mir in so kurzer Zeit reingepaukt habe (meist die Pflichtstücke für Musik :-) ), vergesse ich in der Regel ebenso schnell wieder. Das geht nur ins Kurzzeitgedächtnis und ist nach wenigen Wochen wieder restlos daraus gelöscht. Ich kann mir aber ohnehin nicht vorstellen, die Wagner-Fantasie jemals wieder zu spielen. Muß echt nicht sein.
 
Ich kann mir aber ohnehin nicht vorstellen, die Wagner-Fantasie jemals wieder zu spielen. Muß echt nicht sein.
Sollte sich aber aus purem Voyeurismus jemand finden, der sich die Jugendsünde des Achtzehnjährigen aus der Nähe betrachten möchte, stösst er hier auf gut zwanzig Notenseiten gähnende Langeweile: http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usimg/f/f2/IMSLP38417-PMLP21131-Wagner_Fantasie_Wo22.pdf
Wenn man nicht wüsste, was Wagner wirklich an genialen Schöpfungen der Nachwelt hinterlassen hat, hätte hier auch der Yiruma des neunzehnten Jahrhunderts heranwachsen können...!

In der Zeit des schwarzen Vinyls gelangte diese Doppel-LP in unseren Plattenschrank: Google-Ergebnis für http://www.rauhvinyl.com/bilder/gross/2595.jpg
Irgendwie hat diese Fantasie in meinem Gedächtnis keinerlei Spuren hinterlassen. Aber inzwischen spiele ich mit dem Gedanken, das Stück als Background Instrumental zu missbrauchen. Ein befreundeter evangelischer Pfarrer pflegt einmal jährlich eine Frühstückslesung mit Klaviermusik durchzuführen: Er trägt diverse Balladen aus der Feder deutscher Romantiker vor und als Zwischenspiel am Flügel interpretiere ich passende kürzere Klavierstücke, z.B. ein Brahms-Intermezzo oder mal ein Frühwerk von Richard Strauss oder etwas von Max Reger. Die Wagner-Fantasie plätschert so belanglos vor sich hin, dass eine Text-Rezitation möglicherweise an Spannung gewinnt. Natürlich ist die Lautstärke entsprechend zu reduzieren nach dem Motto "Als ob's auf kalter Wiese ging, so leis' spielt Walter Gieseking!" (Wandspruch im Herren-WC der Kölner Musikhochschule, darunter stand etwas später: "Wenn spielte Artur Rubenstein, klang's technisch nie ganz stubenrein!"). Ein Dankeschön an rolf und mick: Von selbst wäre ich nie auf diese Idee gekommen! Aber ich werde mich weigern, das Stück auswendig zu lernen, dafür ist mir die Zeit zu schade.

LG von Rheinkultur
 
Die Wagner-Fantasie plätschert so belanglos vor sich hin, dass eine Text-Rezitation möglicherweise an Spannung gewinnt.

Na, da plappern die zahlreichen Rezitative aber sauber dazwischen! Und im Allegro agitato (wo Wagner ungeniert aus der Appassionata klaut :-) ) gibt es auch ein paar Oktavstellen, bei denen man durchaus mal hinlangen darf.

Aber das D-Dur Adagio eignet sich bestimmt ganz gut. Dann fällt auch nicht so auf, dass Wagner hier nur Soße komponiert hat und dabei das Fleisch vergessen hat. (Zitat von meinem Papa)

Gruß, Mick.

PS: Noch vier Seiten, dann bin ich erstmal durch mit dem Stück.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi all,

sagt mal, kennt einer "die Feen", von Wagner, und ist das eine schöne Oper ?

Denn in meinem Wagnerbuch steht, dass Wagner Motive aus der fis-Moll-Fantasie in diesem Feendings verwendet hat.

LG, Olli
 
man hört Orientierungen wie Rossini, Spohr und Weber heraus :) zwar steht Wagner auf dem Ettikett, aber es schmeckt doch noch nicht nach Holländer oder Tannhäuser - aber recht hübsch sind sowohl Feen als auch Liebesverbot

hmm, thx, Rolf.. . Ok, bin zwar kein Opern-Mann, aber so Rossini und Weber, sowie Holländer und Tannhäuser ist mir n grober Begriff.

Dieses Liebesverbot kommt in meinem Buch auch im Artikel über die fis-Moll-Fantasie vor, aber nicht direkt im Bezug, sondern es geht da um nen Sänger namens KRUG, der ein Ex. der Fant. von Wagner geschenkt bekam und sich wohl mit dem "Liebesverbot" beschäftigt hatte.

Ok, thx for info

LG, Olli !
 
Hi all,

sagt mal, kennt einer "die Feen", von Wagner, und ist das eine schöne Oper ?

Denn in meinem Wagnerbuch steht, dass Wagner Motive aus der fis-Moll-Fantasie in diesem Feendings verwendet hat.

LG, Olli
Das Stück sagt mir was, aber dass der Komponist "thematisches" Material bei sich selbst geklaut haben soll, wusste ich bislang nicht. Dann wären ja genau die richtigen Opera miteinander verknüpft: "Die Feen" : Richard Wagners peinliche Jugendsünde - Nachrichten Kultur - Bühne und Konzert - DIE WELT

Die Oper dürfte als eine Art "Euryanthe für Besitzlose" in guter Gesellschaft mit der "Wanderer-Fantasie für Arme" sein. Aber inzwischen ist ebenso oft wie erfolglos versucht worden, diese Stücke als Geheimtipp zu reanimieren. Nachdem von der "Hochzeit" nur Bruchstücke überdauern sollten, gelangte "Die Feen" posthum zur Uraufführung, ohne über die Rolle einer Kuriosität im stilistischen Gefolge von Weber und Marschner herauszukommen. Diese Stücke sind im papiernen Massengrab der Musikgeschichte gelandet, wo man sie liegen lassen kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Denn Wagner hat uns eine Vielzahl wirklicher Meisterwerke für das Musiktheater geschenkt; und was er später noch für Klavier geschrieben hat, ist diesen Erstlingsarbeiten himmelweit überlegen. Da ist das Bemühen um eine gute Interpretation am Platze - und ohne den gebrauchsmusikalischen Aufhänger (engstirnige Schulmusiker piesacken) taugt die Fantasie am ehesten noch für eine Blattspiel-Trainingseinheit. Gerade wenn Komponisten wirklich Großartiges geschaffen haben, kann man weniger gelungene Nebenwerke getrost ignorieren. Wer misst schon Beethoven an "Wellingtons Sieg" oder Tschaikowsky an der "Ouvertüre 1812"?

LG von Rheinkultur
 
UFF, @ Rheinkultur ;)

..der Artikel aus DIE WELT geht ja hart ins Gericht mit den Feen! Hmm.

hee, Euryanthe für REICHE: da kenn ich nur "die Tale dampfen, die Höhen glühn", weil es auf einer Jagdplatte ist. ( Das ist wirklich super ).

hmm, scheint so, als wären manche also NICHT so überzeugt von den besagten Werken "Fantasie" und "Feen". Hmm. Ah, aber Wellingtons Sieg von Beethoven hatte ich ja bis vor kurzem auch noch nicht gehört ( zumindest einige TEILE daraus nicht mit dem WERK in Verbindung gebracht ), bis wir dieses Panharmonikon im Rätselthread hatten. Aber dieses 1812 von Tschaikowsky: Das wird doch oft gespielt, oder ?

Hmm, wahrscheinlich ists wie immer: Komponisten haben öfters mal Granaten komponiert, aber ab und an auch mal ein mäßigeres Stück eingebaut. Wer die wenigsten mäßigen Stücke im Vergleich zu den Granaten eingebaut hat, müsste also der MASTER aller Komponisten sein ;)

Trotzdem find ich so nach dem ersten Eindruck, dass die Fantasie zwar nun nicht der Oberhammer ist - aber ganz Mülleimer find ich sie auch nicht. Wie gesagt. Außerdem mag ich fis-Moll bzw. werde schon hibbelig / gierig, wenn Stücke in fis-Moll sind. ;)

LG, Olli !
 
UFF, @ Rheinkultur ;)

..der Artikel aus DIE WELT geht ja hart ins Gericht mit den Feen! Hmm.

hee, Euryanthe für REICHE: da kenn ich nur "die Tale dampfen, die Höhen glühn", weil es auf einer Jagdplatte ist. ( Das ist wirklich super ).
@LMG: Webers "Euryanthe" und Marschners "Hans Heiling" decken die Sphäre ab, in der Wagners musiktheatralisches Frühwerk anzusiedeln war. Auch Spohr galt als charakteristischer Vertreter der frühromantischen Oper. Gerade weil Wagner ab "Rienzi" so profiliert ein gereiftes Meisterwerk nach dem anderen vorzulegen imstande war, wird der Klassenunterschied so überdeutlich, wenn man sein Frühwerk unter die Lupe nimmt. Für das eher klein dimensionierte Klavierwerk gilt dasselbe: Die reiferen Klavierwerke (Albumsonate, "Ankunft bei den schwarzen Schwänen") sind auf einer viel höheren Ebene anzusiedeln als die ermüdenden Überlängen der Fantasie. Aber in den Wesendonck-Liedern gelingt Wagner ein wunderbarer Klaviersatz und eine fantasievolle Behandlung des Instruments, so dass man die früheren Werke gerne als zu Papier gebrachte Lebenserfahrung abhakt.

LG von Rheinkultur
 

@LMG: Webers "Euryanthe" und Marschners "Hans Heiling" decken die Sphäre ab, in der Wagners musiktheatralisches Frühwerk anzusiedeln war.
@Rheinkultur: alles richtig!!! - lediglich als kleine Schikane sei angemerkt, dass Wagners Frühwerke (Liebesverbot, Feen, Rienzi) bei weitem nicht an die Qualität von Weber (Freischütz, Oberon, Euryanthe) heranreichen
((aber das macht ja nix, dafür gehts dann ja ab dem Holländer steil bergauf :) war halt kein Frühzünder, der Wagner))
 
So, heute habe ich die Fantasie zum ersten Mal ohne Noten von vorne bis hinten durchspielen können. Es gibt zwar noch etliche Unsicherheiten bei den Übergängen und im Adagio (da ist alles sehr ähnlich, aber doch nie ganz gleich), aber immerhin.

Leider habe ich eine Menge mehr Zeit in das Stück investiert als ich eigentlich wollte, und bis Donnerstag werde ich auch noch etliche Stunden opfern müssen, aber ich bin ja selbst schuld.

Inzwischen finde ich das Stück gar nicht mehr soo schlimm, zumindest nicht die längeren geschlossenen Abschnitte. Da fehlt mir momentan wohl die nötige Distanz. Mit den Rezitativen werde ich mich aber bestimmt nicht mehr anfreunden - die sind sowas von dämlich auf dem Klavier. Um sie zu lernen, habe ich mir (nicht weniger dämliche) Texte unterlegt und singe die immer beim Üben mit - wenigstens das Auswendiglernen ging auf diese Weise ziemlich schnell.

Ich halte Euch auf dem Laufenden!

Gruß, Mick.
 
So, morgen um 8:05 Uhr wirds ernst - da spiele ich die Sonate von C.P.E. Bach und dann - tataa - als Höhepunkt des Wagner-Jahres die atemberaubende, spektakuläre und dabei so ergreifende fis-Moll-Fantasie des verehrten Meisters.
Ich fühle mich inzwischen sehr sicher mit dem Stück, da kann eigentlich nichts passieren. Trotzdem - wer mag, darf morgen früh die Daumen drücken.
Erst am Freitag werde ich dann berichten, ob ich damit meinen internationalen Durchbruch feiern konnte - morgen nach der Schule muss ich mich sputen, um rechtzeitig in der Staatsoper zu sein: Um 16 Uhr gehe ich in die Tristan-Vorstellung, worauf ich mich jetzt schon total freue.

Gruß, Mick.
 
Das sind aber unterschiedliche Arten von Spaß wenn ich das richtig vermute:D
 
Gestern war das Vorspiel in der Schule und es ist leider vollkommen anders gelaufen, als ich das erwartet und erhofft hatte. Nicht, das ich schlecht gespielt hätte - ich habe nichts vergessen und es gab auch keine gröberen Schnitzer - nur die Reaktion meines Musiklehrers war völlig unerwartet. Dieser Mensch war TOTAL BEGEISTERT von der Wagner-Fantasie!!! Wozu habe ich mich 10 Tage damit abgequält, dieses lange und langweilige Stück zu lernen? 10 Tage, in der ich kaum Zeit für meine "richtigen" Stücke hatte. Und am Ende gratuliert er mir, und sagt, das sei das interessanteste Vorspiel gewesen, das er je in der Schule gehört hat. Was für ein Quatsch!

Wenigstens fand es die Klasse einigermaßen öde - nach 10 Minuten Wagner wurde es allmählich unruhig, und beim Adagio hat kaum noch jemand zugehört. Am Ende haben sich aber alle gefreut, dass wegen meines 35-minütigen Geklimpers kein Unterricht mehr stattfand.

So, nun ist erstmal Schluß - ich habe jetzt Physik.

Gruß, Mick
 
Und am Ende gratuliert er mir, und sagt, das sei das interessanteste Vorspiel gewesen, das er je in der Schule gehört hat. Was für ein Quatsch!
Hihi, wer hat hier wen verarscht? :D Evtl. hat er hier ja doch mitgelesen. :D:D
Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich Dich beglückwünschen soll. Ach ich mach´s einfach wie Dein Lehrer: Gratuliere!
 
Dieser Mensch war TOTAL BEGEISTERT von der Wagner-Fantasie!!! Wozu habe ich mich 10 Tage damit abgequält, dieses lange und langweilige Stück zu lernen? 10 Tage, in der ich kaum Zeit für meine "richtigen" Stücke hatte. Und am Ende gratuliert er mir, und sagt, das sei das interessanteste Vorspiel gewesen, das er je in der Schule gehört hat.

Lieber mick,

ich gratuliere dir ganz herzlich zu diesem gelungenen Vorspiel (auch wenn du etwas anderes als die Begeisterung deines Lehrers erwartet hast);)

mit einem kleinen Vers:

Der Lehrer in der Schule spricht:
Eigne Wünsche gibt es nicht!

Zweimal am Bach ist nicht erlaubt,
weil mir das echt die Nerven raubt!

Spiel auch noch ein andres Stück
Dann fällt gering aus die Kritik!

Das Stück sei aus ner andren Zeit,
- für dich doch eine Kleinigkeit!

So sucht im Jubiläumsjahr
der Bengel, was dort findbar war:

Ganz große Namen gab es zwei,
- Für Pianisten allerlei;

Er hat sich dann ganz frech entschieden
Und alle Ohrwürmer gemieden:

Ein Stück, recht lang, voll Fantasie
Das reizte dieses Junggenie;

Er biss sich durch zehn harte Tage,
studierte klaglos ohne Plage;

am Ende dieser Mühen dann
stand das Konzert hoch auf dem Plan;

der Pianist – er hats gemeistert
und den magister hoch begeistert!!!
:D:D

LG

Debbie digitalis
 

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