Einspielung - Beethoven: Sonate Nr.31 op.110 - 1. Satz

Troubadix

Dorfpolizist
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Ich habe diesen Satz letzte Woche in Wien nach einiger Zeit mal wieder rausgekramt, dort hat er leider gar nicht funktionieren wollen. Das ist immerhin Grund genug, sich mal wieder etwas näher damit auseinanderzusetzen.

Diese Sonate ist mir von allen Sonaten Beethovens die Liebste. Bis auf die Fuge hatte ich sie auch schon komplett in den Fingern, vor der Fuge hatte ich aber bis jetzt immer zu großen Respekt. Nachdem ich die Sonate einige Zeit ruhen gelassen habe, möchte ich sie nun wieder aufwärmen. Ich finde den ersten Satz im großen und ganzen manuell überschaubar. Es gibt nur ein paar wenige gemeine Stellen, wie die berüchtigten Girlanden in E-Dur oder die Stelle, in der die Girlanden in der linken Hand liegen (vor dieser Stelle warnt auch von Bülow). Auch die ff Alberti-Figuren am Ende jeder Girlanden-Passage funktionieren nicht immer zuverlässig.

Adolf Marx hat den Satz ja mal als Allegro mit Adagio-Charakter bezeichnet. Das trifft es wohl ziemlich gut. Daher empfinde ich meine Aufnahme etwas zu schnell, auch wenn sie immer noch unter Czernys Tempovorgabe liegt.

Die Aufnahme ist einmal der erste Schuss. Ich möchte den Satz noch etwas weiter ausarbeiten und dann noch eine Aufnahme hier reinstellen. Bis dahin freue ich mich über Verbesserungsvorschläge und Anregungen. Die Unsauberkeiten verzeiht ihr mir hoffentlich vorerst.

Beethoven: Sonate Nr.31 op.110 in As-Dur - 1. Satz Moderato cantabile molto espressivo

Viele Grüße!
 
Dank dir hab ich ja dieses Sonate auch angefangen und inzwischen ein bisschen drauf.

Ich finde deine Panik vor den beiden Fugen überflüssig, die sind gut machbar.

Bei der EInspielung würde ich sagen, etwas langsamer spielen, denn es sind sehr viele Temposchwankungen und Zeitverzögerungen drin, die ich beim Einstudieren so nicht rausgelesen habe. Werde den ersten Satz im Spätsommer auch mal hochladen.
 
Ich kann es theoretisch nicht so beurteilen, wie Du Dir das wünschst. Das Eine kann ich aber wohl sagen, mir hat es super gefallen. :super:
 
Bei der EInspielung würde ich sagen, etwas langsamer spielen...

Ich habe mir darüber einige Gedanken gemacht. Ich finde es bei diesem Satz unheimlich schwierig, ihn als Ganzes darzustellen. Man läuft irgendwie Gefahr den Eindruck zu erwecken, dass der Satz alle paar Takte endet und wieder von vorne beginnt und somit der musikalische Fluss verloren geht. Ich werde demnächst mal probieren, den Satz etwas langsamer und nicht so frei im Tempo bzw. plausibler im Tempo zu spielen.

Viele Grüße!
 
Ich habe mir darüber einige Gedanken gemacht. Ich finde es bei diesem Satz unheimlich schwierig, ihn als Ganzes darzustellen.
@Troubadix
hierzu zwei Ansätze für weiterführende Überlegungen:
1. Glenn Gould anhören (erstaunliche Rubati!!!...) und überlegen, ob man das ähnlich machen/empfinden möchte ((nb exzellent musikalisch gespielt ist das, aber ob beispielhaft?...)
2. Uhlig lesen (Reklam) und sich Gedanken über die "historisierende" Sonate machen

Nachdem das gemacht ist und lange Zeit (!!) gären konnte, Pollini anhören und neu anfangen, über den 1. Satz dieser Sonate nachzudenken.

((verblüffend: trotz einheitlicher Tempovorgabe spielt eigentlich niemand (!) den 1. Satz in einem durchgehend gleichbleibendem Puls... als ob die expressiven Kräfte dieser Musik unterschiedliche Tempi erzwingen würden... ...mal das Experiment wagen, stur ein einheitliches Tempo durchzuhalten... (ja ok, da können manche 32stel Girlanden ärgerlich sein... c´est la vie...) ... auffällig ist, dass besonders expressive Momente in allen Aufnahmen gerne verlangsamt dargebracht werden: einfach mal viele Aufnahmen anhören))

...die Fuge... die ist schwieriger, als man glaubt... hier ist Gould das non plus ultra an Deutlichkeit, Expressivität und Tempo (nicht mal Pollini spielt die Fuge derart fantastisch)
 
Danke @rolf für die Tipps. Den Uhde habe ich mir gerade bestellt, das hatte ich eh schon länger vor.

verblüffend: trotz einheitlicher Tempovorgabe spielt eigentlich niemand (!) den 1. Satz in einem durchgehend gleichbleibendem Puls... als ob die expressiven Kräfte dieser Musik unterschiedliche Tempi erzwingen würden...

Das ist sehr schön formuliert. Ich weiß auch, was du meinst, nur das Ergebnis finde ich bei mir noch nicht durchgehend plausibel und ausgereift, zum Teil sicher auch durch manuelle Schwächen bedingt. Heute am Abend wird auf jeden Fall Gould aufgelegt. :-)

Viele Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @Troubadix weisst du, was @rolf unter historisierend versteht.

Geht es darum, das in der Sonate Beethovens Krankheit aufgezeigt wird. Zuerst starkes und lustvolles Leben und dann das plötzlich Auftreten einer Krankheit. Dann der erste Versuch, daraus zu entkommen mit einem jammervollen Rückfall und dem zweiten Versuch, bei welchem er triumphierend entkommt.

Oder hat rolf was anderes gemeint. Vielleicht Beethoven im geschichtlichen Zusammenhang mit Komponisten wie Bach/Haydn und Liszt, quasi der Übergang von derBarock/Klassik in die Romantik.
 
Keine Ahnung, der Uhde ist noch nicht angekommen. :-)

Das hier...

Geht es darum, das in der Sonate Beethovens Krankheit aufgezeigt wird. Zuerst starkes und lustvolles Leben und dann das plötzlich Auftreten einer Krankheit. Dann der erste Versuch, daraus zu entkommen mit einem jammervollen Rückfall und dem zweiten Versuch, bei welchem er triumphierend entkommt.

...glaube ich aber nicht. Ich bin immer sehr vorsichtig bei solchen Spekulationen. Bernstein hat einmal darauf hingewiesen, dass Beethoven kein Lebenshoch hatte, als er seine 6. oder 7. Sinfonie geschrieben hat, auch wenn das gelegentlich behauptet wird. Szymanowski hat in einer Zeit, in der es ihm absolut bescheiden ging, seine 4. Sinfonie (Sinfonia Concertante) geschrieben, die vor überschwänglicher Freude nur so strotzt. Daher bin ich kein großer Freund davon, die momentane Lebenssituation des Komponisten zur Entstehungszeit des Stückes zwanghaft mit dem Stück selbst verknüpfen zu wollen. Wie würden denn dazu die ersten beiden Sätze passen? Deine zweite Vermutung könnte da eher passen. So z.B. die Fuge als Rekonstruktion des Barocks, aber gleichzeitiger formaler Anpassung an den pianistischen Stand der Dinge (Oktaven im Bass etc.).

Viele Grüße!
 

Man läuft irgendwie Gefahr den Eindruck zu erwecken, dass der Satz alle paar Takte endet und wieder von vorne beginnt und somit der musikalische Fluss verloren geht.
Zunächst (allgemeiner) Tipp von mir hierzu: Stelle dir beim Spielen die nächsten 3-4-soviele wie geht Takte so detailliert wie möglich (akustisch) vor. Nach meiner Efahrung klingt allein dadurch das Spiel schon viel logischer und zusammenhängender.

Und nun noch ein kleiner Tipp in Bezug auf op. 110: In der Sonate kommt es häufiger vor, dass ein Gedanke vorgespielt wird, und auf eine Auflösung hingespielt wird, und dann aus einer anderen Stimme aus dem "Auflösungsmehrklang" heraus ein weiterer Gedanken gesponnen wird. Ich finde es recht schön, wenn man es so spielt, wie ich es beschrieben habe. Den Gedanken zuende denken, beim Mehrklang die Auflösungstöne rausarbeiten, und dann ganz nebenbei, als ob Konturen aus einem Nebel herauswandern würde, den nächsten Gedanken weiterspinnen.

Aber ich übe die Sonate auch erst eine Woche, bin also sicher noch nicht der Kompetenteste auf dem Gebiet.

LG,

Daniel
 
So...zweiter Versuch.

Wieder ist mir nicht alles gelungen. Dafür konnte ich bei einigen Stellen mehr Sicherheit erlangen. Generell bin ich etwas mit dem Tempo runtergegangen. Takt 59 (32stel links, Triller rechts am Anfang der Reprise) habe ich in den Sand gesetzt, auch die E-Dur-Girlanden in Takt 70 sind noch nicht zufriedenstellend, insgesamt bin ich aber schon sehr viel mehr zufrieden, als bei der ersten Einspielung.

Bitte zerlegt mich, dafür ist dieser Faden schließlich da. :-)

op.110 - 1.Satz 2.Versuch

Viele Grüße!
 

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