Einspielen und uneingespielt spielen

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Wutz

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Wutz.
 
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Ich spiele ein leichtes Stück am Anfang.

Allerdings bin ich aus meiner Zeit als Gitarrist der Auffassung, dass du deine Topleistung jederzeit abrufen können solltest. Gilt für Profis, is klar. Nich für mich.
 
Allerdings bin ich aus meiner Zeit als Gitarrist der Auffassung, dass du deine Topleistung jederzeit abrufen können solltest. Gilt für Profis, is klar.

Klar. Komisch nur, dass kaum ein Pianist auf die Bühne geht, ohne sich vorher vernünftig einzuspielen. Manche (z.B. Sokolov) tun das sogar stundenlang. Sind wohl alles Amateure.
 
Wichtig ist, dass die Hände warm sind, ansonsten ist das Üben an sich ja schon Einspielen genug, nach ner Zeit läuft es halt immer besser.

Wie wärs mit Armbädern frei nach Glenn Gould?

Klavirus
 
Klar. Komisch nur, dass kaum ein Pianist auf die Bühne geht, ohne sich vorher vernünftig einzuspielen. Manche (z.B. Sokolov) tun das sogar stundenlang. Sind wohl alles Amateure.

Man, entspann dich doch. Ich sagte, "sollten es können". Jeder Gitarrist spielt sich warm, wenn er die Möglichkeit hat. Aber wenn die Möglichkeit fehlt? Ankunft verspätet, supportband kackt ab und man muss eher on Stage etc..., es gibt tausend Gründe, weshalb die Zeit fehlen kann, sich warm zu spielen.
 
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Man, entspann dich doch. Ich sagte, "sollten es können". Jeder Gitarrist spielt sich warm, wenn er die Möglichkeit hat. Aber wenn die Möglichkeit fehlt? Ankunft verspätet, supportband kackt ab und man muss eher on Stage etc..., es gibt tausend Gründe, weshalb die Zeit fehlen kann, sich warm zu spielen.

Gitarre ist was anderes als Klavier. Ein Etüdenzyklus von Chopin ohne vorheriges Warmspielen geht nicht. Punkt. Ebenso, wie ein 100m-Lauf ohne Aufwärmtraining nicht geht.
 
Ich denke, dass das Warmspielen nicht in jedem Stadium des Könnens gleich ist, und nicht nur eine kurzfristige Beweglichkeit hergestellt wird, sondern auch das allgemeine Training eine Rolle spielt. Wenn ich ein bisschen Jogge und warm bin, kann ich deshalb trotzdem nicht 100 Meter in 12 Sekunden laufen.

Jemand, der gerade den Chopin-Walzer a-moll spielt und damit an seinem Limit ist, muss vielleicht ziemlich gut aufgewärmt sein, um eine Top-Leistung zu bringen. Wenn man schon alle vier Balladen durch hat, muss man sich für dasselbe Stück nicht aufwärmen. Zwei Leute spielen also mit gleich kalten Fingern dasselbe Stück, trotzdem kann es einer besser als der andere. Es liegt also nicht nur an der Steifheit. Je näher das darzubietende Stück an der persönlichen Leistungsgrenze liegt, desto eingespielter muss man sein.

Gleiches gilt auch für denselben Spieler mit einem Stück in unterschiedlichen Übestadien. Ein ganz neues Stück spiele ich nur eingespielt gut. Je besser, länger und sicherer ich es kann, desto uneingespielter kann ich sein und werde es trotzdem gut spielen.
Das nutze ich manchmal andersherum als Test: Wenn ein Stück uneingespielt funktioniert, kann ich es schon relativ gut.

Zusätzlich wäre sicher zu sagen, dass manche Menschen zu warmen, andere zu kalten Händen tendieren, und dass es ein Unterschied ist, ob man morgens um 9 spielt und sich noch nicht so viel bewegt hat, oder abends um 9, wenn die Hände schon viel geleistet haben (wenn vielleicht auch noch keine Tasten gedrückt).
 
Man kann sich diese Problematik zunutze machen und zum Einspielen heikle Passagen aus dem aktuellen Repertoire nehmen... ;)
 
Je näher das darzubietende Stück an der persönlichen Leistungsgrenze liegt, desto eingespielter muss man sein.
Grundsätzlich richtig, wobei das individuelle Bauchgefühl letztlich entscheidet, wie der Spieler sein Einspielpensum organisiert. Wenn sich im Podiumsbetrieb etablierte Persönlichkeiten ausgiebig warmspielen (mick hat Beispiele genannt), dann tun sie das sicherlich weniger aufgrund von Selbstzweifeln, sondern eher im Bewusstsein, dann ihre optimale Leistungsfähigkeit abrufen zu können. Denn das Einspielen solange auszudehnen, bis dadurch schon erste Ermüdungserscheinungen auftreten - das macht keinen Sinn, das wissen allerdings erfahrene Solisten ohnehin. Es sollte also nicht so laufen, wie ich das mal bei einem Chorjubiläum erlebt habe: Ich war als externer Klavierbegleiter engagiert - neben einem berühmten Stargast als Gesangssolisten, dessen Namen ich nicht nennen werde. Einiges sollte er mit dem gastgebenden Chor gemeinsam singen, kam aber gänzlich unvorbereitet zur Generalprobe, die sich dann stundenlang hinzog. Da das Konzert am gleichen Tage abends stattfand, waren alle Akteure schon "platt", bevor es "darauf ankam". Es ist also ein Unterschied, ob man Tempi abgleicht und mit Leistungsreserven ein Stück durchspielt oder ob man sich dreieinhalb Stunden lang "auspowert", wobei die individuelle Disposition (Belastbarkeit, Konzentrationsfähigkeit) eine entscheidende Rolle spielt. Insofern gibt es auf die Ausgangsfrage keine allgemein verbindliche Antwort.

Zusätzlich wäre sicher zu sagen, dass manche Menschen zu warmen, andere zu kalten Händen tendieren, und dass es ein Unterschied ist, ob man morgens um 9 spielt und sich noch nicht so viel bewegt hat, oder abends um 9, wenn die Hände schon viel geleistet haben (wenn vielleicht auch noch keine Tasten gedrückt).
In ausgeprägtem Umfang kennen Sänger dieses Phänomen. Wer also bereits um 9 Uhr morgens konzertieren und optimal leistungsfähig sein muss, wird seinen Tagesablauf dem Zweck entsprechend organisieren und früh genug aufstehen. Unausgeschlafen, mangelhaft konzentriert und mit verschleimtem Stimmapparat ankommen - das sind keine guten Voraussetzungen für einen überzeugenden Auftritt.

LG von Rheinkultur
 
Ich bin ja schon etwas älter und verfluche regelmäßig meine Neigung zu eisigen und steifen Händen & Fingern. Im Winter habe ich sogar mit durchblutungsfördernden Substanzen und Heiß-Kalt-Wechsel"bädern" zu tricksen versucht, bringt aber letztlich (fast) nichts.

Das Einspielen gestalte ich so, dass ich ein bestimmtes Stück langsam durchspiele und dann an das aktuelle Stück gehe, langsam anfange und mich allmählich steigere.

Einfach mal losspielen geht definitiv nicht. Ich möchte allerdings nicht ausschließen, dass auch der Faktor eine Rolle spielt, den Stilblüte genannt hat.
 

Ich habe mal gehört, dass kalte Hände etwas mit der Körperhaltung zu tun haben. Mehr als das kann ich dazu leider auch nicht sagen - eventuell aber jemand, der sich mit Körperübungen auskennt wie Alexandertechnik, Feldenkrais usw., ein Physiotherapeut oder was es sonst noch für Menschen mit Ahnung gibt. Kann auch Quatsch gewesen sein.
 

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