Einiges Grundlegendes

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der.unvollendete

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2. Juli 2007
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Hallo allerseits !

Ich verfolge dieses Forum schon längere Zeit und habe nun selbst ein paar Frage zu existenziellen Dingen und mich deshalb entschieden, mich mal anzumelden. Einen fundierten Rat habe ich dringend nötig.

Zur mir : ich spiele seit 16 Jahren Klavier, mal mehr mal weniger fleißig, die ersten zehn waren deswegen eigentlich ein Witz. Dann habe ich angefangen zu studieren, hatte für die ersten drei Jahre nur ein E-Piano, mit dem ich nicht viel Freude hatte, besitze jetzt aber ein "richtiges" Klavier (August Förster) und habe mit diesem in den vergangenen drei Jahren (für meine Verhältnisse) viel geschafft.

Dies ist in etwa mein Niveau : Beethoven op. 13, op. 14/1, Rondo C-Dur; Bach Inventionen (E-Dur, H-Dur), Scriabin op.11/6, Chopin Mazurken op. 7/1+2, Schubert Impromtus Ges-Dur, Rachmaninoff Prélude cis-Moll, und einiges andere.

Da ich nun im Examensstress stecke, habe ich nun keinen Klavierunterricht mehr, möchte aber natürlich weiterspielen (und evtl. ab und zu zur "Kontrolle" noch Stunden nehmen). Zwei Stunden pro Tag, auch zur Erholung, sind in jedem Fall vorgesehen.

Hier nun meine Fragen :
1. Nach mehr als 10 Jahren Unterricht sollte es eigentlich möglich sein, auch alleine an Stücken zu arbeiten. Oder nicht ?

2. Ich dachte nun an Stücke wie Schumanns Kinderszenen oder Bach Invention d-Moll sowie Beethoven op.2/1. Ich bin v.a. bei den beiden erstgenannten absichtlich eher einen Schritt zurück (denke ich jedenfalls), um als do-it-yourself nicht gleich auf die Schnauze zu fallen. Wie realistisch schätzt Ihr das ein?

3. Ich möchte unbedingt Frustration auf der einen und Unterforderung auf der anderen Seite vermeiden, habe aber irgendwie auch etwas Angst, einfach mal loszulegen. Habt Ihr irgendwelche Tips für mich?

4. Lässt sich so ein Niveau aus Eurer Erfahrung auch während des Berufslebens zumindest halten oder sogar noch verbessern? Als zukünftiger Arzt mache ich mir so meine Gedanken...

5. Sollte ich Skalen, Arpeggien und ähnliches hinzunehmen oder mich eher an den jeweiligen technischen Problemen meiner Stücke orientieren ?

6. Wieviel auf einmal ist sinnvoll ? 3? 5? Möglichst aus jeder Epoche ein Stück ?

Ihr seht, viele Fragen. Vielen Dank schon mal !
 
Hallo, ich bin in diesem Forum erst seit kurzer Zeit, und da du um einen fundierten Rat gebeten hast, weiss ich nicht, ob ich der richtige bin für profunde Antworten auf deine Fragen (versuche es aber trotzdem).

Aber erstmal vorneweg, was du schreibst, und wie du schreibst, und auch schon dein Nickname, zeugt von Unsicherheit, hinter der sich wahrscheinlich Bescheidenheit verbirgt.

1. Nach mehr als 10 Jahren Unterricht sollte es eigentlich möglich sein, auch alleine an Stücken zu arbeiten. Oder nicht ?

Die schnelle Antwort ist- ja, natürlich. Auf der anderen Seite kannst nur du einschätzen, was dir denn der Unterricht am Schluss gebracht hat. Hattest du Stücke "am Unterricht vorbei" gespielt, wie bist du da vorangekommen? Hattest du das Gefühl, ohne Unterricht die Stücke nicht bewältigen zu können?

2. Ich dachte nun an Stücke wie Schumanns Kinderszenen oder Bach Invention d-Moll sowie Beethoven op.2/1. Ich bin v.a. bei den beiden erstgenannten absichtlich eher einen Schritt zurück (denke ich jedenfalls), um als do-it-yourself nicht gleich auf die Schnauze zu fallen. Wie realistisch schätzt Ihr das ein?

Von dem was du vorher geschrieben hast, ist das realistisch. Ich würde die Kinderszenen auch nicht unterschätzen, vor allem wenn du alle Stückchen spielen willst. Aber was ist so schlimm daran, dies auszuprobieren?

3. Ich möchte unbedingt Frustration auf der einen und Unterforderung auf der anderen Seite vermeiden, habe aber irgendwie auch etwas Angst, einfach mal loszulegen. Habt Ihr irgendwelche Tips für mich?

Das Stichwort, was mir bei dieser Frage ins Auge springt, heißt "Angst". Warum denn Angst? Freue dich doch darauf, zu neuen Ufern aufzubrechen. Für mich ist es immer wie ein kleines neues Geschenk was ich bekommen, wenn ich nach Abschluß eines Stückes ein neues in Angriff nehme.

4. Lässt sich so ein Niveau aus Eurer Erfahrung auch während des Berufslebens zumindest halten oder sogar noch verbessern? Als zukünftiger Arzt mache ich mir so meine Gedanken...

Bitte raube mir nicht die Illusion, lernfähig zu bleiben, bis Gicht und Rheuma im hohen Rentenalter einsetzt! :)
Habe selber (nach 13 Jahren Klavierunterricht zwischen 5-19 Jahren) 20 Jahre Pause gemacht und mit 40 Jahren wieder angefangen, regelmäßig zu üben. Hoffentlich klingt es nicht arrogant, aber ich glaube, es wird immer besser - und dass obwohl ich auch noch mit Kirchenorgelspielen angefangen habe).

5. Sollte ich Skalen, Arpeggien und ähnliches hinzunehmen oder mich eher an den jeweiligen technischen Problemen meiner Stücke orientieren ?

Also ich habe zumindest nie Skalen und Arpeggien getrennt gelernt, sondern immer nur in Verbindung mit Stücken. Als Stücke nahm ich früher Bach-Inventionen, später Präludien und Fugen aus dem WTK und Etüden von Chopin (die "Nouvelle Etudes" sind leichter, aber trotzdem lehrreich). Damit verbindest du das Angenehme mit dem Nützlichen. Trockene Lehretüden finde ich nicht gut.

6. Wieviel auf einmal ist sinnvoll ? 3? 5? Möglichst aus jeder Epoche ein Stück ?

Die Epoche, und die Stücke, die du am meisten liebst und dir erreichbar erscheinen. Ich nehme max. 3 Stücke auf einmal. Versuche aber seit letzter Zeit, sie solange zu üben, bis ich eine einigermaßen dezente Aufnahme hinbekomme und mich ohne zu schämen sie vor anderen vorspielen kann (möglichst auswendig).

Hoffe, es hilft etwas,

Gruss Olaf.
 
Aber erstmal vorneweg, was du schreibst, und wie du schreibst, und auch schon dein Nickname, zeugt von Unsicherheit, hinter der sich wahrscheinlich Bescheidenheit verbirgt.

Nun, da habe ich mir endlich mal einen Nick ausgesucht, den ich recht witzig finde, und dann wird der natürlich prompt falsch interpretiert :p

Und selbstverständlich nehme ich von jedem hier gerne einen Rat an, mit fundiert war nicht "nur wenn du Barenboim" heißt gemeint.

Hattest du Stücke "am Unterricht vorbei" gespielt, wie bist du da vorangekommen?

Allerdings, z.B. die beiden ersten Sätze von Schuberts B-Dur Sonate, ich glaube D960.
Ich hatte zuletzt einen wirklich guten Lehrer, und wenn ich vielleicht von der Menge her nicht viel gespielt habe, die Kniffe und Tricks um sich einen Notentext anzueignen beherrsche ich doch sehr gut.
Das Problem, dass ich für mich sehe, ist v.a. sich nicht zu übernehmen bzw. zu unterfordern und die Motivation hoch zu halten. Aber vielleicht ist dein Tip mit dem Aufnehmen oder regelmässig ein kleines Programm vorzuspielen nicht so schlecht. So habe ich immer ein Ziel und einen gewissen Druck.
 
Nun, da habe ich mir endlich mal einen Nick ausgesucht, den ich recht witzig finde, und dann wird der natürlich prompt falsch interpretiert :p

Neee, ist wirklich nicht nur dein Nick, es sind die Fragen. Dein Nick passt nur dazu.

Aber vielleicht ist dein Tip mit dem Aufnehmen oder regelmässig ein kleines Programm vorzuspielen nicht so schlecht. So habe ich immer ein Ziel und einen gewissen Druck.

Bei mir hat die Teilnahme an der Plattform www.pianosociety.com bewirkt, dass ich jetzt anders übe: nämlich weniger Stücke, die dafür solange, bis sie für meine bescheidenen Verhältnisse brauchbar erscheinen, sie anderen vorzuspielen oder im Internet auf o.g. Plattform verfügbar zu machen. D.h. in der Regel, bis ich die Stücke auswendig kann und weitgehend Lesefehler ausgeschlossen sind und sich die Verspieler in Grenzen halten.

Ein Lehrer hat natürlich auch den Vorteil, Woche für Woche unter Druck zu stehen, um das Lernergebnis der Woche im Unterricht präsentieren zu können. Aber irgendwann sollte man auch diesen Druck sich selbst gegenüber aufbauen können. Ich glaube, letzten Endes kommt es schlicht darauf an, wie stark man es liebt, an einem Stück zu arbeiten und immer weiterzuarbeiten, um es zu verbessern.
 
ich selbst bringe mir grundsätzlich meine Stücke ohne Lehrer bei, um sie ihm dann vorzuspielen, wenn ich sie kann.
Seit ich gern Klavier spiele, braucht mein Lehrer mich kaum zu verbessern: Natürlich zeigt er mir auch was, aber letztlich würden die Stücke auch ohne ihn toll klingen. Vor allem merke ich zunehmend, dass ich weniger Hilfe brauche. Mittlerweile, spiele ich ihm nur noch einige der Stücke die ich lerne vor und komme sehr gut alleine klar. Ich habe bewusst darauf hngearbeitet, weil ich schon lange weiß, dass ich in 2 Wochen mit dem Unterricht aufhöre.
Jedenfalls denke ich, dass du mit 16 Jahren Unterricht auch ohne Lehrer lernen kannst und die Stücke werden auch so schön klingen.
Man wird immer besser, wenn man übt, auch wenn kein Lehrer einem den Fehler sagt. Das meiste hört man selbst, wenn man sich kritisch zuhören kann. Es kann nur unter Umständen ohne Lehrer länger dauern, Schwierigkeiten zu überwältigen, dafür bin ich persönlich hinterher um so stolzer.
Du brauchst auch keine Angst zu haben, dass die Stücke zu schwer sind. Ich glaube, dass du dein derzeitiges Niveau halbwegs am Notenbild erkennen kannst und man braucht im Niveau nicht zurück gehen, nur weil man keinen Lehrer mehr hat.
 

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