Einer Späteinsteigerin das Klavierspielen beibringen

PianoAlf

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Hallo zusammen,

ich bin zwar keine Klavierlehrerin, wende mich aber trotzdem mal an das Klavierlehrer-Forum.
Hoffentlich verzeiht ihr es mir... :girl:

Mein Arbeitskollege fragte mich ob ich seiner Frau (ca. 30-35 Jahre alt, schätze ich) das Klavierspielen ein wenig beibringen kann / möchte, da ich ja schon einige Jahre spiele und selbst inzwischen auch Unterricht nehme. Das ich grundsätzlich dazu in der Lage sein werde, denke ich schon. Aber natürlich nicht in der Form wie ein (studierter) Klavierlehrer.
Ich darf der Frau des Kollegen nun vielleicht 1 Jahr lang wöchentlich Unterricht geben, damit sie erst einmal sehen kann ob ihr das Klavierspielen liegt und ob es sich evtl. für sie lohnt , danach mehr zu investieren - akustisches Klavier, professioneller Lehrer usw.
Allerdins bin ich mir nicht ganz sicher, was man kompletten Neuanfängern so an Aufgaben geben kann.
Noten kann sie lesen, soweit ich weiß.
Also dachte ich, mit einem Buch wie z.B. "Klavier-Botique - Schule mit Pfiff" von Uli Molsen anzufangen und erst einmal zu sehen, wie schnell sie damit weiterkommt.
Ab wann sollte man andere Dinge, wie z.B. tiefergehende Musiktheorie (ich weiß nicht, wieviel sie davon schon kennt), oder Fingerübungen (z.B. Hanon), Etüden u.a. dazu nehmen? Macht das im ersten Jahr überhaupt schon Sinn?

Evtl. kennt ihr auch noch bessere Anfängerbücher - ich habe einfach nur eins genannt, welches ich früher mal verwendet hatte.

Über ein paar Tipps würde ich mich wirklich freuen!:blume:

LG - Alf
 
Oh je, davon halte ich wenig! Du bist doch selbst noch relativ am Anfang. In einem Jahr kann man sich eine Menge versauen, gerade was Technik angeht. Das gesparte Geld ist das sicher nicht wert.
Sorry für meine Offenheit.
LG,
NaMu
 
Eine interessante Frage.

Möchte Dein Arbeitskollege, dass seine Frau Klavier lernt, oder möchte sie das? Und kennt Ihr Euch überhaupt - also, die Frau und Du, so dass Du ihre Motivation und ihren Hintergrund einschätzen kannst?

Ich z.B. würde, obwohl ich selbst an der Orgel recht sicher bin, keine Orgelschüler annehmen, gerade weil der Anfangsunterricht den Grundstein für das legt, was später kommt. Und das gehört, da stimme ich @Nachtmusikerin zu, nicht in weitgehend ungeübte Hände.

Ich finde es gut, dass Du Dir Gedanken machst und fragst, aber Deine Fragen zeigen, dass Du selbst noch wenig in der Materie drin steckst. Ob man das durch eine Diskussion in einem Forum auffangen kann, ist ungewiss.

Ob Ihr Euch beide einen Gefallen tut mit diesem Konstrukt, weiß ich nicht. Überleg Dir das gut. Manche gute Bekanntschaften sind schon auseinandergegangen, weil die Erwartungen zu unterschiedlich waren.
 
Ich bin auch nur ein Pianoamateur und bitte auch schon mal um Verzeihung, dass ich hier in diesem Thema schreibe. Ich spiele insgesamt jetzt etwa 12 Jahre und zu mir sind in dieser Zeit auch immer wieder mal Leute gekommen, die "billig" Klavier spielen lernen wollten. Außer bei meiner Verwandtschaft, habe ich das immer abgelehnt, mit der Begründung, dass ich kein Profi bin und ich im Zweifelsfall wohl mehr Schaden als Nutzen anrichten würde. Bei mir selbst wurden die Grundlagen als kleines Kind, im Alter von 5 bis 7 Jahren gelegt. Mein Vater war selbst Pianist und ich war auf der Musikschule und bei einer privaten Lehrerin. Wenn es der Frau Deines Kollegen also ernst und wichtig ist, das Klavierspielen richtig zu erlernen, halte ich zum Anfang einen Profi als Lehrer für unerlässlich. Es muss ja vielleicht kein teurer Klavierlehrer/-in sein, wenn man sich das nicht leisten kann, aber zumindest sollte da ein ausgewiesener Fachmann ein Auge drauf haben. Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich Dir mit meinen Ausführungen zu nahe getreten bin. Das wollte ich keinesfalls. Es sollte eine rein objektive Meinung von mir sein.
:super:
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke schon mal für eure Antworten.
Um es kurz weiter zu erklären: ich kenne die Frau noch nicht weiter, aber laut Aussage ihres Mannes möchte sie sehr gerne spielen. Natürlich hobbymäßig. Um erst einmal herauszufinden, ob das Spielen tatsächlich so schön ist wie gedacht, möchte sie nun mit dem lernen beginnen, und ich soll sozusagen nur ein wenig drüberschauen. Da ich selbst autodidaktisch gelernt habe und erst nach einigen Jahren begonnen habe Unterricht zu nehmen, weiß ich einige Dinge worauf man achten muss. Nämlich eben die Dinge, die ich selbst mir falsch beigebracht hatte und mir jetzt abgewöhnen musste. Da habe ich wahrscheinlich einen minimalen Vorteil gegenüber jemandem, der von Anfang an Unterricht hatte und all das als selbstverständlich gelernt hat ohne darüber nachdenken zu müssen.
Heute Abend werde ich mit ihr persönlich sprechen und werde sie auch fragen, was sie genau von mir erwartet, und was sie von sich selbst erwartet. Vielleicht kann ich euch dann noch genauere Information geben. :-)
 
Na, das stimmt aber auch nicht ganz! :geheim:;-)

(...) aber zumindest sollte da ein ausgewiesener Fachmann ein Auge drauf haben.
Vielen Dank für diesen Tipp! :super:
Den werde ich mir zu Herzen nehmen. Hab durch den Tipp eine gute Idee bekommen... Aber die verrate ich hier nicht, sonst wird das mir noch zunichte gemacht... Spaß beiseite, ich habe wirklich eine gute, sinnvolle Idee.
Danke, @Ludwig69! :geschenk:
 
Hallo Alf,
ich möchte noch anmerken, dass es eine Menge Klavierschüler gibt, die trotz einer studierten Lehrkraft eine völlig verpfuschte Handhaltung und Technik haben (Verspannung in der Hand, abgespreizter kleiner Finger etc.). Schon x-mal erlebt und gesehen. Da scheitert es dann schon am Spielen einer perfekten Tonleiter mit flexiblem Daumen und ruhiger Hand. Obwohl die Lehrer sicher auch ganz gut Klavier spielen können.
Das ist nämlich kein Garant dafür, dass man Probleme beim Schüler erkennt, der Ursache auf den Grund geht und schlussendlich beharrlich genug ist, eine Veränderung durchzusetzen.
Deine Probleme müssen nämlich nicht unbedingt die des anderen sein.
Deswegen bin ich extrem skeptisch, was Unterricht durch einen (ich nenne es jetzt einfach mal leicht übertrieben) Anfänger angeht.
Aber du bist wild entschlossen, deswegen denke ich nicht, dass man dich abhalten kann. ;-)
 

Danke für deine sachlichen Worte, Nachtmusikerin. :-)
Nun mal eine kleine Frage. Wenn es bei studierten Lehrern zu diesen Problemen kommen kann, was kann an Unterricht durch Nicht-Profis noch viel schlechter sein?

Ja, abhalten lasse ich mich nicht so unbedingt, weil der Entschluss sowieso schon gefallen ist - nicht nur meinerseits. Aber ich lasse mich bestimmt so gut wie möglich beraten und belehren, wenn es jemand tut. :-) Und von Ludwig69 habe ich immerhin schon einen guten Rat bekommen, den ich berücksichtigen werde so gut es von meiner Seite möglich ist. :super:

Und noch eine Frage: was ist der Unterschied zwischen autodidaktischem Lernen und dem Lernen ohne Lehrer, wo dann aber noch jemand die Aufgaben einteilt und ein paar Tipps gibt? Sorry dass ich frage... ich möchte das aber echt gerne wissen. :-)
 
Wenn es bei studierten Lehrern zu diesen Problemen kommen kann, was kann an Unterricht durch Nicht-Profis noch viel schlechter sein?
Das habe ich mich auch als Erstes gefragt. Also wenn du keinen Hanon nutzt, hast du meinen Segen. Gerade Späteinsteiger und (teil-)Autodidakten haben sich oft deutlich mehr Gedanken gemacht und können die Schwierigkeiten anderer besser verstehen.
 
Im Idealfall hat man gleich einen richtig guten Lehrer. Dann braucht man später nicht mühsam etwas ausbügeln.
 
Ne, leider auch nicht. Ich hatte als Jugendliche zuerst ein Jahr lang bei einem Oboenlehrer (hatte Klavier als Nebenfach studiert), der mir im Grunde die Technik gleich völlig versaute.
Der Neuanfang bei einer richtig guten Lehrerin war damals wirklich schwer.
 
Gerade Späteinsteiger und (teil-)Autodidakten haben sich oft deutlich mehr Gedanken gemacht und können die Schwierigkeiten anderer besser verstehen.

Das ist einer dieser Mythen, mit dem so mancher versucht, sich um das Lernen des Lehrens zu drücken. ;-)
Gibt es in anderen Bereichen auch zur Genüge.
Beliebtes Beispiel: "Nur wenn Sie selbst Kinder haben, können Sie Erziehungsberatung machen."
Aber kaum jemand würde sagen: "Blechschäden am Auto können Sie nur dann reparieren, wenn Sie auch schon mal gegen einen Baum gefahren sind."

Sorry für die Zuspitzung, natürlich weiß ich auch, dass die Welt nicht schwarz-weiß ist, und dass das Absolvieren einer pädagogischen Ausbildung nicht automatisch bedeutet, dass jemand ein guter Lehrer ist.

Es mag diese Leute geben, die aus eigener Erfahrung heraus passende Hilfestellungen für andere in ähnlichen Situationen geben können, aber es gehört meiner Meinung nach zum Unterrichten ein gutes Maß an Reflektion und vor allem an Repertoire.

Repertoire in Bezug auf Methoden, Stücke, Unterrichtswerke, Etüden... einschätzen zu können, wo der Schüler gerade steht, wie er lernt, welches Stück als nächstes gerade leicht oder schwer genug ist, um ihn weiterzubringen, ohne ihn zu unter- oder überfordern... Alternativen anbieten zu können, wenn eine Methode oder ein Bild nicht funktioniert.

Wenn man ein Handwerk lernt, und das Spielen von Tasteninstrumenten ist teilweise auch ein Handwerk, dann lernt man vom Meister, und nicht vom Azubi im 3. Jahr (Lerngruppen und Peer-Mentoring mal außen vor).

Ich hatte in meiner Jugend auch ein paar Klavierschüler, weil man mich halt gefragt hatte, ob ich den Kindern nicht etwas beibringen könne, ich könne doch selbst so gut Klavier spielen. Ich habe mit ihnen halt das gemacht, von dem ich dachte, dass man so unterrichtet. Wenn ich heute zurückschaue, muss das furchtbar gewesen sein. Nicht, dass ich nicht nett war. Aber ich habe einiges an Potential liegenlassen, weil ich schlicht keine Ahnung hatte.

Man tut sich nicht unbedingt einen Gefallen damit, Themen zu unterrichten, in denen man selbst nicht sicher ist. Ich lasse mir ja auch von niemandem eine Fremdsprache beibringen, der selbst immer nur im entsprechenden Land im Urlaub war. ;-)
 
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Ich lasse mir ja auch von niemandem eine Fremdsprache beibringen, der selbst immer nur im entsprechenden Land im Urlaub war.
Hmm..., das ist an deutschen Gymnasien aber vollkommen üblich. Fremdsprachenlehrer mit übelsten Aussprachefehlern. Und diese Deppen haben doch alles, was du verlangst: Padagogikstudium, Padagogikstudium, Padagogikstudium...

Und hier an der MuSchu gibt es vom extrem guten Lehrer bis zum Volltrottel alles. Und i.d.R. haben die alle studiert. Und meine eigene Erfahrung mit "Pädagogik" als Laberfach haben mir den Rest gegeben. Also das Argument überzeugt mich schon lange nicht mehr.

M.E. hat guter Unterricht was mit Wahrhaftigkeit, Vertrauen *, Vorbild und natürlich auch Können zu tun. Aber wenn das Können ausreicht -- warum nicht? Man könnte jedem studierten IPler vorwerfen, daß er nicht so gut spielt wie Horowitz oder Michelangeli und deshalb die Weichen falsch stellt...

*) Vertrauen übrigens in beide Richtungen. Eine zentrale Erfahrung, die ich bei meinem genialen Meister gemacht habe, ist, daß er akzeptiert, was ich in der Woche geschafft habe und mir vertraut, daß ich nach bestem Wissen geübt habe. Schwierigkeiten werden immer wieder diskutiert, statt des bekannten Sprüchleins: "du musst mehr üben". Dadurch war es mir möglich, eine äußerst entspannte Technik zu entwickeln.
 
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Du hast Deine Meinung zu Pädagogik und Pädagogen, die sei Dir unbenommen, aber auf dieser Ebene ("Laberfach", "Deppen") diskutiere ich nicht.

Schönen Tag noch!
 

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