Domenico Scarlatti - K. 32 / L. 423

Marlene

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Hallo,

eine Sonate ist meines Wissens mehrsätzig und richtet sich nach dem Sonatenhauptsatz. Domenico Scarlatti hat zahlreiche Sonaten komponiert von denen 555 erhalten sind. Aber ich verstehe nicht, warum z.B. K. 32 als Sonate bezeichnet wird. Sie ist zweiteilig und es gibt (nach meiner noch überaus lückenhaften Kenntnis) keinen Sonatensatz.

Warum werden diese Sonaten trotzdem als „Sonaten“ bezeichnet, wenn sie vom "normalen" Aufbau der Sonate abweichen?

Als ich mir bei YT einige Werke von Scarlatti angehört habe hat es mir K. 32 besonders angetan.

Scarlatti notiert für die linke Hand einige Akkorde:

http://javanese.imslp.info/files/imglnks/usimg/2/26/IMSLP133241-WIMA.5690-Scarlatti_Sonate_K.32.pdf

http://www.klavier-noten.com/scarlatti/Scarlatti Sonate d-moll L.423.pdf

Aber hier wird anders gespielt:



Da kommt mir das Thema "Werkstreue" in den Sinn. Ist das nicht eine ziemlich freie Interpretation seitens des Pianisten (die aber wunderschön klingt)?

Ich wüsste auch gerne, warum in den Noten von IMSLP die Triller notiert sind, aber nicht in der anderen Partitur. Soll das Weglassen der Triller der Vereinfachung dienen? Das wäre schade, denn die Triller hören sich sehr schön an.

Lieben Gruß,
Marlene
 
Hab mit die Noten gleich mal ausgedruckt.

Bei so einem Stück würde/werde ich es mit der "Werkstreue" auch nicht so genau nehmen.
Ich habe mir jetzt mehrere Versionen angehört. Die "Profis" spielen alle den ersten Akkord (in dem Spannung aufgebaut wird bzw. wo die Melodie zu einem Zielton hinführt) aufgebrochen und den auflösenden Akkord (Zielton) normal. Gefällt mir auch viel besser.
Die Triller (im Video in der Wiederholung) gefallen mir dagegen eher nicht. Es wirkt übertrieben, zerstört fast das Ruhige und die Melodie. Beispiel (ab 3:30):
 
...

Ich wüsste auch gerne, warum in den Noten von IMSLP die Triller notiert sind, aber nicht in der anderen Partitur. Soll das Weglassen der Triller der Vereinfachung dienen? Das wäre schade, denn die Triller hören sich sehr schön an....
Die notierten Triller höre ich bei Gilels nicht. Er arpeggiert Akkorde im Bass und fügt in der absteigenden 16tel-Linie einen Pralltriller ein.

Sonaten gab es schon vor der Klassik mit der Sonatensatzform. Googel mal nach Sonate.

Gruß
Manfred
 
Zu den Ausgaben:

Die Scarlatti-Ausgaben, die es online gibt, sind mit großer Vorsicht zu genießen, um nicht zu sagen unbrauchbar (insbesondere Longo auf IMSLP).

Zu empfehlen sind die kritischen Ausgaben bei Ricordi (ed. Fadini) und bei Heugel (ed. Gilbert).

Die auf zehn Bände angelegte Ricordi-Ausgabe wird wohl leider mit dem bisher letzten erschienenen Band 8 abbrechen, weil Ricordi, wie man liest, beim Umzug die verbleibenden Manuskripte von Emilia Fadini verloren hat...
 
Aber ich verstehe nicht, warum z.B. K. 32 als Sonate bezeichnet wird. Sie ist zweiteilig und es gibt (nach meiner noch überaus lückenhaften Kenntnis) keinen Sonatensatz.
Warum werden diese Sonaten trotzdem als „Sonaten“ bezeichnet, wenn sie vom "normalen" Aufbau der Sonate abweichen?

Weil Sonate zu Scarlattis Zeiten noch nicht "klassische Sonate" ist. Traditionell bezeichnete "Sonate" einfach ein Instumentalstück (im Gegensatz zu einem Gesangsstück) ohne vorgegebene Struktur. Vgl. Brockhaus-Riemann s.v.:

Die Entstehung des Begriffswortes Sonate hängt eng mit der Heranbildung der eigenständigen Instrumentalmusik zusammen. Seit Ende des 16. Jh. hießen zunächst mehrstimmige, auf Instrumente übertragene Vokalsätze Canzoni da (oder per) sonar(e), so bei Vicentino (1572) und Banchieri (1596). Aus der Partizipialform Canzona sonata entstand das Bezeichnungsfragment Sonata.

Allerdings gilt Scarlatti als einer der Wegbereiter der klassischen Sonate:

Die Ausbildung der vorklassischen S. läßt sich in ganz Europa verfolgen, vor allem in Italien (Durante, Galuppi, D. Alberti, Cimarosa), Spanien und Portugal (D. Scarlatti, Boccherini), Wien (G. Chr. Wagenseil, Monn), Norddeutschland (W. Fr. Bach, C. Ph. E. Bach, G. Benda, C. Fr. Fasch, Fr. W. Rust, Fr. A. Rößler, Neefe), Paris (J.-J. de Mondonville, Schobert, Eckard, Pleyel) und London (J. Chr. Bach, Clementi).

Grüße,

Friedrich
 
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Da kommt mir das Thema "Werkstreue" in den Sinn. Ist das nicht eine ziemlich freie Interpretation seitens des Pianisten (die aber wunderschön klingt)?

Ich wüsste auch gerne, warum in den Noten von IMSLP die Triller notiert sind, aber nicht in der anderen Partitur. Soll das Weglassen der Triller der Vereinfachung dienen? Das wäre schade, denn die Triller hören sich sehr schön an.

Hier muss man vielleicht zwischen Werktreue und Notentreue unterscheiden. Abgesehen davon, dass es Stücke gibt (ich glaube auch im Fall von Scarlatti), die in unterschiedlichen Abschriften überliefert sind (es wurde bei weitem nicht alles zu Lebzeiten Scarlattis gedruckt, und Notenstecher irren sich ja auch immer mal wieder).
Die (wunderschöne) Interpretation von Gilels ist tatsächlich nicht notengetreu, aber es war ja damals durchaus üblich, besonders in den Wiederholungen zu verzieren und zu verändern.
Hier geht heute die Praxis weit auseinander, und es ist letztlich nur die Frage, ob sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt: Scott Ross spielte den Notentext, den reinen Notentext und nichts als den reinen Notentext. Auf modernen Instrumenten machen das übrigens die meisten so. Andere wie Enrico Baiano verzieren, ergänzen und spielen auch mit wesentlich freierer Agogik.

Hier ein Beispiel, das aber zudem noch für 2 Cembali gesetzt ist:



Es grüßt
Die Drahtkommode
 
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Zu den Ausgaben:

Die Scarlatti-Ausgaben, die es online gibt, sind mit großer Vorsicht zu genießen, um nicht zu sagen unbrauchbar (insbesondere Longo auf IMSLP).

Zu empfehlen sind die kritischen Ausgaben bei Ricordi (ed. Fadini) und bei Heugel (ed. Gilbert).

Die auf zehn Bände angelegte Ricordi-Ausgabe wird wohl leider mit dem bisher letzten erschienenen Band 8 abbrechen, weil Ricordi, wie man liest, beim Umzug die verbleibenden Manuskripte von Emilia Fadini verloren hat...

Hi Tobi,

mjah... :) - aber das mit der Longo-Sache sehe ich nicht soo problematisch an. Ich kenne die 10-bändige ( plus Appendix ) Ricordi, ( die meiner Erinnerung nach ) sich nach Longo richtet. Es gibt bei Longo zwar einiges zu beachten, @Marlene , zum Beispiel fügte er ähnliche oder zueinander passende Sonaten zu Paaren direkt hintereinander im Buch zusammen, oder er kreierte Suiten aus mehreren kleineren "Sonaten" ( Suiten könnten aber auch - ein paar - von Scarlatti selbst kreiert worden sein, muss nochmal nachgucken ) - und außerdem hantierte Longo auch noch in anderer Beziehung "herum": Er setzte manchmal Tempobezeichnungen und dynamische und artikulatorische Zeichen.

Das möchte ich ihm allerdings nicht zum Vorwurf machen, zumal auch andere Herausgeber bei anderen Komponisten genau dasselbe machen, und wer sich in Scarlatti "reinfuchst", hat die Wahl zwischen diversen Noten, Tobi hatte schon was erwähnt, dann gibts - natürlich - noch die Kirkpatrick-Ausgaben, die englischen Erstausgaben ( Roseingrave ), die 3 Peters-Bände mit je 50 ( also insgesamt 150 ) der schönsten Sonaten, die Peters-Bände stützen sich im Wesentlichen auf Longo , Kirkpatrick und Roseingrave sowie auf Czerny - und wem das alles immer noch nicht gefällt, kann ja im Internet herumsuchen.

Tausig: Hier ist m.E. mehr Kritik anzusetzen: Auch er gab Scarlatti-Sonaten heraus, aber man sollte m.E. nicht einfach aus einer d-Moll-Sonate eine e-Moll-Sonate machen.

Manche Sonaten sind kurz, manche länger, keine sehr lang. Einige sind toccata-mäßig, sehr viele weisen spanische Elemente auf ( Gitarrenklänge, und auch eingeflochtene kleine Dissonanztöne in Akkorden, die schnell "angerissen" werde sollten, ), Scarlatti hielt sich 10 Jahr am Hof von Lissabon auf, und dann von dort - die Kronprinzessin war seine Schülerin und er begleitete sie - 28 Jahre lang am spanischen Hof, so dass solche Einflüsse ganz klar sind.
Sehr viele der Sonaten sind sehr schwierig, man muss sehr SCHNELL sein, Übergriffe sind an der Tagesordnung, aber andere sind wieder sehr einfühlsam und langsamer, und wieder andere sind Hoftanz-artig. Es gibt aber auch reichlich mittelschwere und auch leichtere: Es ist für JEDEN etwas dabei!


Berühmte und wichtige Scarlatti-Sonaten sind folgende:

L 449 ( K 27 ) h-Moll , Michelangeli
L 463 ( K 430 ) D-Dur
L 366 ( K 1 ) d-Moll, die erste einer Gruppe von 30 SOnaten, die Scarlatti 1738 herausgab.
L 23 ( K 380 ) E-Dur, Horowitz
L 499 ( K 30 ) g-Moll "Katzen-Fuge"
L 422 ( K 141 ) d-Moll "Toccata" , Argerich
L 338 ( K 450 ) g-Moll. Diese Sonate wurde, als Orchesterfassung ( super!! ) im Martial Arts-Fantasy-Film "Das Geheimnis des blinden Meisters" ( engl.: "Circle of Iron" , mit D. Carradine und Christopher Lee ) in einer haarsträubenden Verfolgungsszene verwendet !! Klasse !!
L 340 ( K 476 ) g-Moll. Auch diese wurde im genannten Film orchestriert verwendet!!!

Scarlatti weist einige Sonaten z.B. in Fis-Dur und weiteren Tonarten mit mehr als 4 Kreuzen auf....ungewöhnlich, nicht wahr ? :)

Und es gibt sooooo viele schöne !! L 424 ( K 33 ) D-Dur , dann die zarten cis-Moll-Sonaten L 260 ( K 246 ) und L 256 ( K 247 ) , aber in diesen bitte keinen asynchronen Anschlag verwenden, sonst murren Klavierlehrer, wie etwa mein Kumpel aus USA, als er es von mir hörte *ggg*, ( wo ich doch nur Spaß gemacht hatte hehe ) - da muss man bei Scarlatti aufpassen: Nicht zu romantisch !! Naja und noch die tolle D-Dur-Sonate L 424 ( K 33 ) , alle genannten sind in den Peters-Büchern, und da ich die Tonart f-Moll super finde, sind auch- unter vielen anderen - folgende Sonaten ( aus den Ricordi-Bänden ) bei mir vorliegend, sie sind super: L 27, L 476, L 473.

Um die Longo- , Kirkpatrick- und Pestelli- ( Pestelli ist ein weiteres Verzeichnis, aber nicht so gebräuchlich ) - Nummern gegenüberzustellen, gibt es sog. KONKORDANZEN. Mindestens eine gedruckte, und auch im Web gibts mehrere pages, die gegenüberstellen.

Nachtrag: Wie etwa diese hier: http://www.classical.net/music/composer/works/scarlattid/lists/longo.php

LG, Olli!
 
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mjah... :) - aber das mit der Longo-Sache sehe ich nicht soo problematisch an. Ich kenne die 10-bändige ( plus Appendix ) Ricordi, ( die meiner Erinnerung nach ) sich nach Longo richtet.

Nur ganz kurz, bin auf dem Sprung: :-)

Longo ist der Herausgeber der alten (1906-13) Scarlatti-Ausgabe bei Ricordi.

Emilia Fadini ist die Herausgeberin der neueren, kritischen Ausgabe beim selben Verlag:

"The study of musicology and especially of the performing traditions of baroque music has advanced considerably since Alessandro Longo achieved the mammoth task of publishing the entire corpus of Scarlatti’s sonatas for the first time, and today we can deal with problems of text and interpretation with a surer and deeper methodological awareness [...]"

und außerdem hantierte Longo auch noch in anderer Beziehung "herum": Er setzte manchmal Tempobezeichnungen und dynamische und artikulatorische Zeichen.

Nicht nur manchmal, sondern überall. Und wo ihm Scarlattis Harmonien zu abenteuerlich erschienen, hat er ohne zu Zögern "entschärft" (und das oft nicht dokumentiert).

Mir ist das jedenfalls immer den Weg in die Bibliothek wert, um mir aus Fadini und Gilbert zu kopieren, wenn ich eine der Sonaten spiele. Aber zum Kennenlernen ist es natürlich toll, alle Sonaten online durchgucken zu können.
 
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Was ich - als Nachtrag UNBEDINGT empfehlen kann - nein: MUSS, sind folgende zwei Hefte:

1. ) Aus der Reihe "Komponisten-Reihe", hrsg. von Peter Heilbut, "Leichte Spielstücke für Klavier: Domenico Scarlatti" , Musik HUG, Zürich , G.H. 11081, hab die c 1975 Version.

Dieses Heft habe ich, seit ich ca. 13 bin. Abgesehen davon, dass in ihm folgende Werke sind:

Sonate C-Dur ( nicht in den Peters-Bänden , L / K - Nummer müsste ich auskundschaften, hab sie aber vor langer Zeit aufgenommen mal, auf dem Bechsteinflügel meines Kumpels,
)

Präludium G-Dur ( hab ich mal als "winzigsonate" hier irgendwo eingespielt, ist nur in Ricordi und in Weissmanns Buch, s.u.!!

Andante Cantabile ( ? ist mir noch nirgends sonst aufgefallen, ist aber bestimmt in Ricordi ),

Giga d-Moll

Sonate D-Dur K 430 ( L 463 ) siehe voriges Posting #7 ( hab ich im Werkeraten mal reingestellt, und die ist m.E. gar nicht leicht - füge Link nach. Edit: Hier: Zitat aus Rätselthread:

http://clavio.de/klavierforum/threa...-von-klavierwerken.16306/page-110#post-282572




und außerdem ist noch enthalten die wichtige

Sonate d-Moll K 1 ( L 366 ) siehe voriges Posting #7

, findet sich in ihm ein tolles ausführliches Vorwort, es wird auf Scarlattis leben eingegangen, auf den berühmten Wettstreit mit Händel, und es wird folgendes Zitat Scarlattis gegeben, es ist aus seinem Vorwort zu den ersten 30 von ihm herausgegebenen Sonaten, genannt "30 Essercizi":

Leser, wer Du auch seist, Liebhaber oder Professionalist, erwarte von diesen Kompositionen keine tiefsinnigen musikalischen Gedanken, vielmehr ein heiteres, erfindungsreiches Spiel der Kunst, um Dir Sicherheit und Freiheit auf dem Cembalo zu geben. Weder Vorteil noch Ehrgeiz haben mich bestimmt, sie zu veröffentlichen, sondern allein der Gehorsam. Vielleicht gefallen sie Dir, in diesem Falle verpflichte ich mich, Deiner Muße noch mit weiteren Stücken angenehm zu sein. Zeige Dich also mehr als Mensch denn als Kritiker, und Du wirst umso mehr Vergnügen davon haben. Leb' wohl!

_____

und 2. ) D. Scarlatti, Klavierbüchlein ( Wilhelm Weissmann ). Frankfurt: Litolff, CL 5009

Dieses Heft ist dahingehend wichtig, da fast alle Stücke der 14 enthaltenen nicht in den Peters-Büchern sind. Minuetto B-Dur, Larghetto d-Moll, Giga d-Moll, Sonate G-Dur, Grave e-Moll, Allegro e-Moll, Sonate A-Dur, Vivace C-Dur, Suite ( ! ) c-Moll, Preludio G-Dur, Capriccio G-Dur, Andante Cantabile A-Dur, Pastorale D-Dur, Fuga D-Dur.

Anzumerken ist hier, dass aber 1 oder 2 im Heilbut-Buch sind, und zwotens, dass die Bezeichnungen, die hier die Form genauer charakterisieren sollen, ( "Minuetto" ), oder das "Tempo", eigentlich mit Sicherheit in den Ricordi-Bänden oder Peters-Büchern als SONATE bezeichnet werden würden.

LG, Olli!

PS: @pianovirus : Japp, dankää für die Infos zur "Neuen" !! Aber..herrjeh . :( .. für mich Greis lohnt das nicht mehr, die zu besorgen, meine Biblio hat die Longo-Ricordi, und Du weißt ja wies mit den Etats heutzutage ist: Ich glaub nicht, dass die die NEUE besorgen ;);) .... ( können / wollen )... Herzlichen Gruß vom: Olli!
 
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Wouw!

Um es mit Romeo's Worten auszudrücken: „Ich liebe Euch alle!“
Und zwar für Euer fundiertes Wissen und Eure Bereitschaft, dieses mit anderen zu teilen!

Erstmal vielen Dank für Eure kompetenten Antworten, die mich wieder eine Weile recherchieren lassen. Aber ich lerne gerne neues hinzu.

Und danke Olli, dass Du jetzt Beiträge schreibst, die angenehm zu lesen sind (so ohne „Verzierungen“ durch Fettdruck etc.). So macht es wieder Freude Deine Beiträge zu lesen.

Hab mit die Noten gleich mal ausgedruckt.

Ich auch nachdem mich diese Aria gestern beim Anhören der Sonaten von Scarlatti hat aufhorchen lassen. Denn ich wollte feststellen, ob das Stück für mich spielbar ist (nachdem ich bei Pianostreet „Level 5“ erblickt habe, der mich erstmal abgeschreckt hat). Noten können ja so einfach aussehen und einen dann ordentlich in Bedrängnis bringen.

Die Triller (im Video in der Wiederholung) gefallen mir dagegen eher nicht.

Mir gefallen die Triller von Bruno Vlahek, aber es sind zu viele. Er trillert z.B. in den Takten 1 und 3 wo kein Triller notiert ist.

Bei so einem Stück würde/werde ich es mit der "Werkstreue" auch nicht so genau nehmen.

Gilels Interpretation finde ich sehr schön und anstrebenswert. Aber erstmal übe ich die linke Hand akkordisch.

Die "Profis" spielen alle den ersten Akkord (in dem Spannung aufgebaut wird bzw. wo die Melodie zu einem Zielton hinführt) aufgebrochen und den auflösenden Akkord (Zielton) normal.

Ich höre bei Gilels aber noch Töne die zusätzlich zu den Akkorden gespielt werden. Höre ich möglicherweise falsch?


Die notierten Triller höre ich bei Gilels nicht. Er arpeggiert Akkorde im Bass und fügt in der absteigenden 16tel-Linie einen Pralltriller ein.

Ich meinte die Triller von Bruno Vlahek, welche mir gefallen. Nur sind es zu viele. Allerdings empfinde ich den Pralltriller von Gilels in Takt 16 als Bruch in der absteigenden Linie.

[...] 28 Jahre lang am spanischen Hof [...]

Die spanische Musik (z.B. Seguedilla, K.239, K.380 und Flamenco K.105, K.107, K.175) hat Scarlatti wohl insbesondere während seines vierjährigen Aufenthaltes in Sevilla stark inspiriert.

Berühmte und wichtige Scarlatti-Sonaten sind folgende: [...]

Und es gibt sooooo viele schöne !! L 424 ( K 33 ) D-Dur , dann die zarten cis-Moll-Sonaten L 260 ( K 246 ) und L 256 ( K 247 )

Die werde ich mir auch mal in Ruhe anhören.
 
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[...]spanische Musik[...]K. 239, K.380 und Flamenco K.105, K.107, K.175) hat Scarlatti [...] stark inspiriert.

( Eben musste ich aber schmunzeln hihi :) Die berühmte E-Dur-Sonate K 380 ( L 23 ) heißt bei mir immer, seitdem ich das erste Mal die Noten überhaupt gesehen habe, "Die Post kommt." )

In den Peters-Bänden ist hinten zu jeder Sonate eine kleine, manchmal wichtige ( ! ) Anmerkung geschrieben.

Zu K 380 heißt es:

Andante commodo, d.h. also in bequemem, federnden Gehschritt, ist dieses Pastorale zu spielen, in dem schon alle Zauber der Romantik, Vogelruf, Hornklänge , Klarinetten, vorweggenommen zu sein scheinen. In T. 15 heißt der Alt h' im Original, - das ist nur möglich, wenn h von T. 14-16 durchgebunden wird.

Zu K 175 ( L 429 ) heißt es:

"Hier noch grellere Kontraste. Die Kühnheit der Acciaccaturen, die offenbar die Impression eines spanischen Gitarrenorchesters wiedergeben, hat nur noch in Nr. 8 ( L 415, K 119 , D-Dur ) ein Gegenstück. Da sie für Cembalo gedacht sind, möge man sie auf dem heutigen Klavier nach eigenem Ermessen vereinfachen. Auch hier bleibt dunkel, wie Scarlatti das Tremulo in den Takten 26, 28, 30, 32, 67, 71 und 72 ausgeführt haben wollte. Folgt: AUsführungsvorschlag ( Noten, 2 Takte. ) Abgesehen davon: Anm. Olli: Ich könnt mir bei mehreren der "unklaren" "Tremulo"-Anweisungen bei Scarlatti vorstellen, wie es gespielt werden soll, ich hab son Gefühl...

___

Na Du Spanierin Mar-Amiga ? :) Senorita, ich habe da noch ein paar "spanische" ( und "italienische" ) Sonaten rausgesucht. Vamos!! :):)

Ausgesprochen "spanisch" und auch "italienisch" bzgl. ihrer Elemente sind gemäß den Anmerkungen in Peters I-III folgende einzuordnen ( die weiteren von Dir genannten Nummern K. 239, K.105, K.107 kann ich im Moment nicht zuordnen - in meinen anderen Büchern fehlen die Nummern, und bei meinen anderen aus Ricordi sind sie nicht dabei, zumindest nicht bei denen, die ich hier habe. ) Ich bin aber manchmal in der Biblio, dort such ich mir wahllos welche raus, nehme sie auf, und kopiere nicht, stelle Buch dann wieder ins Regal. Also:

Span. und Ital. Einflüsse gibts, laut Text, in:

L 58 ( K 64 ) Gavota, d-Moll ( die ist super ),
L 54 ( K 200 ) C-Dur
L Suppl. 3 ( K 513 ) C-Dur
L 103 ( K 259 ) G-Dur
L 154 ( K 235 ) G-Dur
L 488 ( K 8 ) g-Moll
L 415 ( K 119 ) D-Dur
L 429 ( K 175 ) a-Moll
L 263 ( K 377 ) h-Moll

Und sicher noch viele weitere, wo es nicht explizit erwähnt wird! Habe jetzt nicht in meinem Kopf bzw. aus meiner Vermutung und Kenntnis / Erfahrung, sondern nur anh. der Peters-Texte genommen, wenn "spanisch" oder "italienisch" dort erwähnt wurde im Zshg. mit dem Werk.

Wenn Du, Marlene, die Texte auch zu diesen Sonaten zitiert haben möchtest wg. den genaueren Einflüssen, poste ich die Zitate. Sonst nicht, denn selbst rauskundschaften ist geiler, nicht nur bei Scarlatti, find ich :) .

LG, Olli!
 

Ich höre bei Gilels aber noch Töne die zusätzlich zu den Akkorden gespielt werden. Höre ich möglicherweise falsch?
Nein. Aber er bleibt trotzdem werktreu. Er spielt die Akkorde halt zum Teil aufgebrochen und "schmeißt noch mal eine Akkordnote hinterher", macht aus Dreiklängen Vierklänge oder aus Terzen Drei- oder Vierklänge... aber es bleiben die gleichen Akkorde.
 
Wenn Du, Marlene, die Texte auch zu diesen Sonaten zitiert haben möchtest wg. den genaueren Einflüssen, poste ich die Zitate. Sonst nicht, denn selbst rauskundschaften ist geiler, nicht nur bei Scarlatti, find ich :)

Die genaueren Einflüsse interessieren mich und es ist lieb von Dir diese Passagen zitieren zu wollen. Aber ich stimme mit Dir überein, dass das selber Auskundschaften – so als virtuelles Trüffelschwein – recht spannend ist. Denn dabei stößt man auch immer wieder auf andere interessante Dokumentationen.

Nein. Aber er bleibt trotzdem werktreu. Er spielt die Akkorde halt zum Teil aufgebrochen und "schmeißt noch mal eine Akkordnote hinterher", macht aus Dreiklängen Vierklänge oder aus Terzen Drei- oder Vierklänge... aber es bleiben die gleichen Akkorde.

Wenn das "Hinterherschmeißen" auch nicht in den Noten steht – es hört sich toll an! Diese Aria beschäftigt mich so sehr, dass ich gestern mit Schrecken festgestellt habe (ich führe ja Klaviertagebuch), dass ich vorgestern fünf Stunden (in „Häppchen“ von 30-40 Minuten) am Bösendorfer gesessen habe. :dizzy:
 
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Hier gefällt mir doch eine Scarlatti Sonat(in)a:

So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Bei mir müsste es heißen "Hier gefällt mir eine Scarlatti-Sonate mal nicht;-)". Die von Dir gepostete Sonate ist natürlich toll und seit Jahrzehnten ein gerne als Zugabe von Martha Argerich gespieltes Stück. Es gibt übrigens seit kurzem eine neue Doppel-CD von Claire Huangci mit Sonaten von Scarlatti die ich hier empfehlen möchte.

 
Auch dieses Video habe ich sehr schnell weggeklickt, weil es meinem Klangempfinden nicht zusagt.
 

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