Digitalpiano als Übeinstrument

Hi,

die Tücke liegt hier etwas im Detail. Ich habe ja nur ein Kleines Kawai ES-100. Anfangs fand ich das von der Tastatur her auch ein wenig "schwammig", aber zu meiner großen Freude habe ich festgestellt, dass ich das dort geübte gut auf meinen Flügel übertragen konnte. So zu lesen auch bei Rezensionen bei Thomann. Das ging mit dem Doepfer LMK 2+, das ich vorher hatte, nicht (außerdem taten mir da immer die Handgelenke weh). Angesichts der geringen Größe und des geringen Gewichtes dieses Gerätes finde ich das schon erstaunlich.

Ich glaube, dass diejenigen hier, die ein echtes Instrument haben und zusätzlich ein Digi zum Üben brauchen, das ganz alleine selbst entscheiden müssen, denn ob das Digi zum akustischen "passt", kann hier in der Ferne keiner beurteilen.

Was den Klang betrifft, so kann man jedes Digi durch ein Softwarepiano "aufrüsten" - wenn man den technischen Aufwand nicht scheut.

Also: Man kann auch auf einem günstigen Digi üben. Gesteigerte Gedanken über die Qualität des Digis würde ich mir vor allem dann machen, wenn ich NUR auf dem Digi übe!
 
Nun ja, man kann ja endlos über Klang diskutieren ... was mich an @OrangeTs Aussage irritiert, ist, dass er u.a. die Tastatur so negativ bewertet - ich dachte bislang, im MP11 sei da die "Oberklasse" verbaut?
 
Gibt es eventuell etwas das Du für die Bedürfnisse "eines klassischen Klavierspielers" besser geeignet findest? Welche Kriterien würde ich da anlegen müssen um so etwas zu finden? Die Klaviatur ist bei dem Instrument ja schon eine der besseren. Besser geht es immer, aber unsereins muss ja auch auf den Preis schauen. Der Klang wird im Allgemeinen auch gelobt.

Also wonach entscheiden?
Wenn Hammond-Orgel mit Leslie, Yamaha CP, Wurlitzer und Rhodes an Bord sind, dann ist man als klassischer Pianist verkehrt. Naja, so einfach ist es dann doch nicht, die Presets stecken ja in so gut wie jedem Digi als Spielereien drin. Aber aus genau diesen Instrumentengattungen sind die Stage-Pianos entstanden, da kommen sie her und deshalb haben sie bestimmte Eigenschaften.

Zunächst mal muß man sich klarmachen, was eigentlich das Instrument ist: Ein MP11 allein produziert nämlich nur elektrische Spannungen, erst mit Verstärker und Abhöre wird es überhaupt zum Musikinstrument. Beim akustischen Flügel ist es nicht nur der Flügel allein, sondern auch der Raum, der den Klang formt.

Und dann sind wir schon beim Thema Kopfhörer. Realistischer Klavierklang und Köpfhörer: Das paßt schlicht nicht zusammen. Die Hersteller haben erst in diesem Jahrzehnt angefangen, dem Kopfhörer mehr Aufmerksamkeit zu widmen, am Beispiel Kawai:
Für das Spielen mit Kopfhörer bietet das CA97 verschiedene Möglichkeiten der Anpassung. Die neue "Spartial-Headphone-Sound" (SHS) Technologie ermöglicht ein räumlicheres Hören via Kopfhörer, der hochwertige Kopfhörerverstärker bietet höchste Klangqualität und es lässt sich sogar der verwendete Kopfhörertyp einstellen, um den Klang an offene, halboffene, geschlossene bzw. In-Ear-Kopfhörer anzupassen. Das Ergebnis ist ein ermüdungsfreieres Hörerlebnis selbst über einen längeren Zeitraum.
Das steckt aber alles noch in den Kinderschuhen.

Beim Stage-Piano wird das aber keinen Einzug halten, denn ein Stage hat nur deshalb einen Kopfhörerausgang, damit der Musiker genau das roh probehören (!) kann, was hinten rauskommt und dann zum Tonmann geht. Aus den gleichen Gründen findest du einen Kopfhörerausgang an jedem Mischer, Audio-Interface und anderem Studio- und Stage-Gear: Um reinzuhören, was da eigentlich ankommt, genau das will man dort hören. Nun ja, dann kommt der Klavierspieler, stöpselt sich ein und erwartet eine perfekte Steinway-CD-Abmischung.

Glücklicherweise ist beim Kopfhörer-Üben der Klang relativ unwichtig, die Tastatur muß passen und die ist dann schlicht eine persönliche Geschmacksfrage. Es gibt dutzende Modelle auf dem Markt, die sich alle völlig unterschiedlich spielen.

Fazit: Wer halbwegs realistischen Klavierklang von einem Digitalpiano erwartet, muß sich entweder mit der Erstellung aufwendiger Monitor-Setups beschäftigen (siehe V-Piano-Faden), oder ein Komplett-Instrument kaufen, das schon von sich aus im Raum vernünftig klingt (Tests mit Kopfhörern verbieten sich da natürlich).

Portable Pianos wie die ES-Serie von Kawai (die sich anders als die MP-Serie tatsächlich an "richtige" Klavierspieler richten) sind immer ein heftiger Kompromiß, etwas oberhalb von Spinett und stummer Klaviatur angesiedelt. Aber selbst die machen ohne Kopfhörer mehr Spaß, dafür haben sie nämlich Lautsprecher eingebaut, die den Stage-Pianos fehlen.
 
Samples, Klangerzeugung und besonders die vergleichsweise nah am Flügel angelehnte Holztastatur sind sehr klavierorientiert und genauso in den parallelen Konsolenmodellen der CA65/95-Serie vorhanden.
Das "Concert Grand", der Hauptklang z.B. ist nicht auf besondere Durchsetzungsfähig getrimmt, auch wenn das mit den Verstellmöglichkeiten natürlich erreichbar ist.
Geh mal davon aus, daß die Voreinstellungen auch andere sind. Es gibt beim Stage-Piano auch keinen "Hauptklang" als solchen, das Akustikpiano-Preset ist gleichberechtigt mit den E-Pianos und E-Orgeln, auch was die Sample-Qualität angeht. Beim noch mehr auf die Bühne optimierten MP7 mit Plastiktastatur wird das deutlich.

Ganz anders bei den Heimpianos. Hier gibt es die Akustikflügel in gut und den Rest dann typischerweise auf Spielerei-Niveau (bei Yamaha bekommt man noch akustische Orgel und Cembalo in recht guter Qualität).

Neben dem bekannten Gehäuseunterschied zum CA fällt mir nur noch der fehlende zweite Kopfhöreranschluß ein, der einen wohl eher zu vernachlässigenden Abstrich bedeutet.
Der Kopfhöreranschluß beim Stage ist schlicht fürs trockene lokale Monitoring, Zuhörer werden übers Mischpult versorgt.
 
Es ist doch völlig wurscht, ob da noch 1000 Extrafunktionen und Klänge mitgeliefert werden oder nicht.
Das macht doch das Flügel-Sample und Verhalten kein Stück schlechter oder das Instrument weniger geeignet, damit klassische Stücke zu lernen / zu üben. Das ist ja echt eine komische Argumentation.

Es ist lediglich ein Verkaufsargument: Kunde sieht 300 Funktionen in Liste oder Kunde sieht 500 Funktionen in Liste...uninformiertere Kunden nehmen bei gleichem Preis im Zweifel die 500. Das ist der ganze Grund für teilweise sinnbefreite Features, z.B. dutzende oder gar hunderte eher mieserable Zusatzsamples...für den Hersteller billig dazuzupacken.

Auch laut Kawai sind die MP11 und CA65/95 in Sachen Flügel-Samples und Mechanik total identisch.
Nur der Einstellbereich bzgl. Effekten unterscheiden sie sich dann doch.


Ich spiele immer mit Kopfhörern und das klingt super (bei passenden Kopfhörern, ich nutzt auch die DT880 dafür).

Ein Kopfhörer klingt im Gegensatz zu Monitoren (und ich hab ein teures 800 Euro Paar direkt vor mir auf dem Digi stehen) viel räumlicher, transparenter und detailreicher. Auch das Argument, Kopfhörer gingen gar nicht, halte ich für totalen Quatsch. Kopfhörer können viel einfacher als Monitore einen ursprunglich gemeinten Raumklang wiedergeben, vor allem wenn man noch entsprechende Softwareffekte nutzt die Räume simulieren. Die beissen sich mit Monitoren meist unangenehm (muss man dann eher abschalten).

Der Kopfhörer-Binaural-Modus wäre sicher noch interessant, aber zumindest der von Pianoteq ist aus meiner Sicht total untauglich, Irgendwas haut da noch nicht so hin.
Mein Mittelklasse-Kawai-Kopfhöreranschluss schlägt sich im Vergleich zu meiner teuren Audio-Karte mit Kopfhörerverstärker und Spezialsoftware überraschend gut, kann mir nicht vorstellen, dass das MP11 da nicht gut geht.
 
Ich kenne das Gerät nicht. Die Yamaha-Stages haben jedenfalls Lautsprecherchen.
So? Haben sie?
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Ich sehe da keine. :-D
 

wieder was gelernt. Und wie nennen wir dann - um weiterer Verwirrung vorzubeugen - die unechten Stages? ;-)
Home-Digi
Kompakt-Digi
Kompakt-Digi ohne Speaker / unechte Stage?
Stage

????
 
Die Hersteller sprechen selbst von "portablen", "transportablen" und "kompakten" Digitalpianos, auf Deutsch könnte man "tragbares Klavier" dazu sagen.

Ist eine eigene Gattung zwischen Heim-Keyboard und Stage-Piano. Deshalb findet man auch völlig unterschiedliche Bedienkonzepte vor.
 
@FünfTon

Ich dachte, die lautsprecherlosen Teile hießen "Masterkeyboard". :denken:. Das Ding, das ich daheim habe, habe ich als "Stage-Piano" gekauft. Nun bin ich, es genau wissen wollend, auf die HP von Yamaha und muss Dir natürlich recht geben - die P-Serie läuft herstellerseits tatsächlich unter "transportables Digitalpiano".

Ts, ts, ts ... Jetzt muss ich künftig, um der Wahrheit die Ehre zu geben, fast ein Dutzend Silben sagen. :dizzy:

Aber da wir schon dabei sind, die Definitionen zu klären: Was ist denn im Vergleich dazu ein Masterkeyboard bzw. wozu nutzt man es?
 
Hi Barratt,
Aber da wir schon dabei sind, die Definitionen zu klären: Was ist denn im Vergleich dazu ein Masterkeyboard bzw. wozu nutzt man es?
ich würde ein Masterkeyboard als ein Keyboard oder Tastatur ohne Klangerzeugung definieren.
Statt einer Klangerzeugung hat es mehr Funktionen (Layern, Splitten, ..) zum Steuern und Ansprechen der verschiedensten Klangerzeuger (zB auch Drumsynthesizer).

Gruß
 
Das Ding, das ich daheim habe, habe ich als "Stage-Piano" gekauft. Nun bin ich, es genau wissen wollend, auf die HP von Yamaha und muss Dir natürlich recht geben - die P-Serie läuft herstellerseits tatsächlich unter "transportables Digitalpiano".
Die ganzen Begrifflichkeiten sind sowieso mehr oder weniger schlecht bis gar nicht ins Deutsche übertragen worden. Das liegt natürlich auch daran, daß rein gar nichts davon in dieser ehemals führenden Technologienation entwickelt worden ist. So hält sich das eigentlich komplett falsche "E-Piano" für Digitalpianos hierzulande so hartnäckig, daß sogar der Wikipedia-Artikel voller Unsinn ist.

Im Englischen bezeichnet man die mobile Bauform einfach als "slab piano". Wir haben als nächstbesten Begriff nur noch das "Keyboard".

Aber da wir schon dabei sind, die Definitionen zu klären: Was ist denn im Vergleich dazu ein Masterkeyboard bzw. wozu nutzt man es?
Der Begriff ist aus einer Zeit, als man Slave-Klangerzeuger noch im Rack stapelte und dann von einem reinen MIDI-Keyboard aus ansteuerte, dieses war dann der Herrscher ("Master") über den Gerätepark. Heute spricht man eher von einem "Controller" und hängt diesen einfach an einen Computer, wo dann Software gesteuert wird.

Auf der Bühne herrscht mittlerweile eher die Tendenz, jeglichen Sound mitsamt Tastatur in einem Gerät integriert zu kaufen, womit wir wieder beim typischen Stage-Piano und dessen Funktionsumfang wären.
 
@FünfTon, bist Du ne "Rampensau" ;-)?
 
Danke für die Erklärung.
 
Jetzt steht das gute Stück seit einer Woche im "Arbeitszimmer" und die Begeisterung wächst von Tag zu Tag. Einfach Luxus pur: nach Feierabend eineinhalb Stunden Freude am Flügel und gegen später dann nochmal eine Stunde "arbeiten" über Kopfhörer auf dem CA 97. Dadurch dass ich da dann keine Rücksicht auf das Nervenkostüm meiner Frau nehmen muss übt es sich viel befreiter und ich kann ohne schlechtes Gewissen eine "Proble

So, jetzt möchte ich diesen Thread aus der Versenkung holen und nachfragen: wie steht es mit der Begeisterung, nach wie vor vorhanden?
 

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