Die maßlose Orgelwelt

Jetzt bin aber doch enttäuscht, nicht wenigstens eine klitzekleine Brandgefahr? 1988 war man ja noch ziemlich doof und so... Vielleicht schimmeln ja auch schon die ICs? Böse Elektronik.
Laut Artikel wurde die ja auch auf 800 Plätze nachträglich schon erweitert, klar, das reicht heute nie und nimmer.. Heute, wo alle schnell und laut spielen können und wollen und gerne dabei gefilmt werden...
 
Organindex hat weitere Infos https://organindex.de/index.php?title=Reutlingen,_Marienkirche

Ob das jetzt stimmt mit der Heizung, keine Ahnung..In dem Orgelbrief fand ich bei einem Interview des damaligen Organisten nichts davon. Dass die kleine Weigle keine Hauptorgel sein kann in dem Raum dürfte wohl unbestritten sein.
Meist ranken sich ja auch wie gewünscht zurechtgebogene Geschichten um diese Aktivitäten...Ausgeschrieben.werden konnte offensichtlich auch schon, obwohl man erst einen Bruchteil der Kosten eingeworben hat. Kann mir gut vorstellen, dass da schon wieder ein Großspender bei Fuß steht oder irgendein Abgeordneter, der sich damit eine Wiederwahl verspricht. Und zur Abwechslung auch mal ein ganz unbekannter Orgelbauer, der den Zuschlag bekommen hat.
Komisch: die Überweisungsträger hat man schon mehrfach vorbereitet, was nun ganz konkret und aufgeschlüsselt gemacht werden soll, habe ich nicht gefunden.
Überzeugen könnte mich das aber eh nicht: die Kosten sind m.E. einfach abstrus und unverschämt.
 
Kleiner Hinweis:
Elektronik altert, insbesondere Kondensatoren. Die muss man irgendwann ggf. austauschen.

Grüße
Häretiker
 
Weiß ich, habe auch schon ausgelaufene Elkos gesehen (und getauscht). Dass das im Orgelbereich jemals gemacht worden ist, bezweifle ich. Kaputt ist kaputt und der neue Setzer hat zehntausende Kombinationen mehr. Selbst Tausch der Platinen ist da "unrentabel" oder nicht möglich, weil schon länger nicht mehr gefertigt wird.
 
Die Chororgel war schon seit jeher eine Zweitorgel, also purer Luxus.
Das habe ich aber anders verstanden: Sie wurde gebaut als Interims"haupt"orgel, als man auf der großen nicht mehr spielen konnte oder wollte.
Und dann gab es vor 1988 eine maßlos üppige Hauptorgel.
Pfui Teufel, also diese Orgelwelt!!!
Endlich stimmt mir einer zu !einself!
 
Das habe ich aber anders verstanden: Sie wurde gebaut als Interims"haupt"orgel, als man auf der großen nicht mehr spielen konnte oder wollte.

Das habe ich genauso verstanden: "Man" hatte keine Lust mehr, die ganze Zeit auf der blöden pneumatischen Orgel zu spielen, also leistete "man" sich ein schönes mechanisches Spielzeug - als Zweitorgel.

Daß die kleine Weigle-Orgel durch die Rieger-Orgel "ersetzt" worden sein soll, ist ja offensichtlich falsch.

Die Organisten hatten aber schon seit jeher einen Knall. Auch ein Johann Sebastian Bach hatte nur zwei Hände und machte den Mühlhausenern trotzdem weis, man könne in Divii Blasii auf ein drittes Manual nicht verzichten. Obwohl die Orgel erst wenige Jahre zuvor grundlegend umgebaut und erweitert worden war, mußte ein weiterer kostspieliger Umbau die Organistenmarotten befriedigen.


Ja, inzwischen habe ich begriffen, daß das hier eine Satireveranstaltung ist. Also mache ich halt mit.
 
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Das Thema meine ich schon ernst. Finde es auch weiterhin unverantwortlich, was da für Sachen in diesem Ausmaß getrieben werden, zB gerade Reutlingen.
 

Du stänkerst hier eigentlich über jeden größeren Orgelneu- oder Umbau. Gibt es einen ernsten Hintergrund für diesen skurrilen Feldzug? Hat Dir mal ein Orgelbauer etwas Böses angetan?
Noch nicht...
Und ja, viele, eigentlich die meisten der größeren Um- und Neubauten (incl. deren Anlässe) heute finde ich deutlich überzogen. Dabei stören mich vor allem die regelmäßig hingedrehten Argumente, mit denen Unbeteiligte und Laien dazu gebracht werden, für diese (sorry) feuchten Träume der ausgabefreudigen OSVs und Kantoren zu zahlen. Starker Tobak: die nicht selten (zB auch im Vergleich zu den 60ern) gar nicht besonders kreativ oder überragend sind. Vielleicht kann man das auf "interessanten Instrumenten mit runden Grundstimmen" besser "überspielen"? (Das irgendwo in dem Bezug gelesene Wort "Theaterdonner" gefällt mir dazu besonders.)
Die Orgel als statisches, die Struktur betonendes Instrument ist gar nicht so sehr darauf angewiesen. Bei guten Kompositionen jedenfalls, die ja auch deutlich seltener werden. Und ein Großteil der Möglichkeiten bleibt weiter (und erst recht! Man braucht ja dies und das, um jenes "gültig" spielen zu können, gute Ausrede) ungenutzt. Übrigens: ein Zurück in die Vergangenheit, mag sie auch noch so pompös klingen, spricht nicht sehr für Intelligenz und Kreativität.
Wieviele Register hat eigentlich eine Flöte oder Klavier? Wieso werden eigentlich nur Orgeln im quasi Jahrzehntetakt umgebaut?
Auch haben wir "historische" Instrumente jeglicher (auch mom. ungeliebter) Epochen, deren Bewahrung eigentlich die schönste Aufgabe wäre (incl. techn. Neubauten).
Dazu noch die heutige Zeit, in der es den Kirchen allgemein gut anstünde, kleinere Brötchen (der Wahrhaftigkeit und auch (nicht berechnend opportune!) "Weltkritik") zu backen. Aber das ist mit dem heutigen Leitungspersonal (verkörpert für mich großteils das Zutreffen des Peter-Prinzips) halt in keinem Bereich zu machen. Da dienen Aktivitäten in jegl. Bereichen nicht selten dazu, eine substanzielle Leere zu kaschieren. Wenn ich da Sachen aus den 50ern dagegen lese...
Aber irgendwie passt das gut in unsere Zeit: große Worte für Platitüden, Gigantomanie, aber bescheidenste Substanz. Ich glaube wirklich, "uns" gehen langsam lange gültige Maßstäbe verloren - ohne, dass was käme, was "neu tragen" könnte.
Den Orgelbauern mache ich das "dass" übrigens weniger zum Vorwurf (aber durchaus manches klangliche Resultat), wer würde fütternde Hände (aber müssen diese regelmäßig so ahnungslos sein?) beißen?
 
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PS Auch das hängt damit zusammen: die Hörfähigkeiten und -erwartungen des heutigen (Kirchen)Publikums, das sich gerade in Bezug auf Orgeln in eine gefährliche Reizvielfalts-Gigantomanie-Spirale begeben hat, aus der bald kein Entkommen mehr möglich ist, gleichzeitig aber die "Nötigung zur Wohlgefälligkeit" geradezu erwartet. Sorry, an diese Aussage muss ich öfter denken, wenn ich das übliche Sonntagsgedudel höre.
 
Wieso werden eigentlich nur Orgeln im quasi Jahrzehntetakt umgebaut?

Das habe ich doch schon erklärt: Weil die Organisten einen Knall haben, schon Johann Sebastian Bach hat sein quasi frisch umgebautes Instrument in Mühlhausen gleich nochmal für teuer Geld umbauen lassen, von "viel besserer Gravität" und derlei gefährlichen Reizvielfalts-Unsinn geschwafelt. Feuchte Träume, starker Tobak und wieviele Register hat eigentlich eine Flöte? Platitüden, aber bescheidenste Substanz. Weiter so!
 
Tja, nur waren damals diese Reize tatsächlich einmalig. Heute kommt in der Disco problemlos mehr "Wumms" und auch Gesäusel. Dieses Wettrennen kann die Orgel heute nur verlieren (abgesehen von der Akustik), gerade weil man sich auch in diese Vergleichbarkeit gebracht hat.
Wenn das nach Wünschen best. leitender kirchlicher Kreise so weitergeht, besteht nämlich irgendwann kein nennenswerter stilistischer Unterschied zwischen weltlicher (kommerzabhängiger) und kirchlicher Musik mehr, vielleicht schaut dann noch ab und zu ein freier Konzertorganist mit Orgelrepertoire vorbei. Anstatt unaufgeregt eine eigene neue (kompositorische) Klangwelt zu entwickeln, Versuche gab es ja... Damit meine ich allerdings kein automatisches Krach- und Effektmachen a la Gamut oder allgemein was Exklusives, für die meisten Unverständliches.

Viel weiter zu machen, plane ich übrigens glücklicherweise nicht, ich bin schon ziemlich befriedigt, meine Ansicht an eine begrenzte Öffentlichkeit gebracht zu haben. Leider kamen keine für mich nachvollziehbaren Gegenargumente, die mich zu einem Umdenken hätten animieren können.
Dich habe ich übrigens irgendwie in die Sparte "Orgelbauer" einsortiert, klar, dass das denen nicht gefällt. Ist man doch gewohnt, quasi unter dem Öffentlichkeitsradar mit enorm hohen Geldmitteln zu hantieren, abgenommen (und später bedient) von einer einzigen Person. Und nicht selten habe ich neue Orgeln auf dem Land gesehen für bestimmt 1 Mio, die dann von ortsansässigen Hobbymusikern zu Gotteslohn bespielt werden - regelmäßig (wenn halt der Herr Professor mit seinem Orgeleinweihungsprogramm wieder weg ist). Da stimmen für mich die Relationen in grotesker Weise nicht.
 
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Ein Synth für vierstellig hat hundete bis tausende Presets. Ohne die Dinger, die man selbst programmieren kann. Uns was hilft mein Vergleich und Dein Vergleich? Sind halt unterschiedliche Instrumente.
Ich meinte den Vergleich in der Art, dass man bei anderen Instrumenten mit "geringeren/subtileren Wandlungsfähigkeiten" wie selbstverständlich zufrieden ist -und sie "trotzdem" populär sind, populärer als die Orgel.
Außerdem geht es hier um Registerpreise um 20000 EUR, eben durch den Arbeitsaufwand.
 
Ich meinte den Vergleich in der Art, dass man bei anderen Instrumenten mit "geringeren/subtileren Wandlungsfähigkeiten" wie selbstverständlich zufrieden ist -und sie "trotzdem" populär sind, populärer als die Orgel.

Synth ist populär.
DAW ist populär.
Stromgitarre ist populär.

Und der Klang einer Trompete z.B. ist auch verdammt wandlungsfähig ...

Grüße
Häretiker
 

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