Eben.
1. Man muss audiomotorisch spielen, das heißt, das Ohr (sowohl die innere Klangvorstellung als auch das, was man hört und worauf man dann reagiert) muss die Führungsinstanz sein, aufgrund derer die Bewegung stattfindet bzw. diese oder jene Qualität und Ausprägung hat.
2. "Singen" bedeutet: Über größere Bögen schlüssig miteinander verbundene Klangfolgen, die nicht "perkussiv", sondern "atmend" und strömend-legato wirken (das heißt, man hat trotz der beim Klavier natürlich unvermeidlichen "Anschlags" jedes Tones das Gefühl einer ununterbrochenen, wellenförmigen Folge statt "Einzeltönen" oder unabsichtlicher Unterbrechungen des Flusses durch unabsichtlich herausstechende Einzelereignisse). Dabei auch deutliches Auf und Ab von Dynamik - gleichmäßige Dynamik wirkt nie "singend".
Dies kann nur dann realisiert werden, wenn Bewegungen integriert sind, das heißt, die zentralen, großen, körpermittelpunktsnahen Muskeln in der Hierarchie am höchsten sind und die periphereren, kleineren Muskeln in ihren Bewegungen den zentraleren Muskeln nach- bzw. untergeordnet sind. Isoliertes Bewegen von Fingern kann daher niemals zu "Singen" führen, da kann man sich noch so totüben.
Daher ist klar: Mit dem 5. Finger (wie auch den anderen Fingern) niemals nach der nächsten Taste "langen", sondern ihn stets als Verlängerung des Arms betrachten. Horizontale Wegstrecken, insbesondere in Links-Rechts-Richtung, werden stets vom (Ober- bzw. ganzen) Arm zurückgelegt, nicht aber durch Abspreizen von Fingern. Und der Finger macht auch keine eigenen, gesonderten Anschlagsbewegungen ("Hämmerchen"). Diese prononcierten Bewegungen primär im Fingergrundgelenk kommen zwar vor (auch hier sind ja heutzutage Youtube-Videos von Klaviervirtuosen Beweis genug), aber nur in schnellen Tonfolgen, bei denen die kleinsten rhythmischen Einheiten nicht durch Anschlagschwünge von Oberarm, Unterarm oder Hand erzeugt werden können. Auch übertreiben manche Pianisten, selbst welche von Weltrang, diese Fingerbewegungen unnötig (Jarrett, Gould...), während Pianisten mit wahrhaft effektiver, physiologisch günstiger Technik wie Rubinstein, Gieseking oder Herbie Hancock die Finger nur wenig auf und ab bewegen.