COVID-19 und Klavierunterricht

Wenn man bedenkt, seit wann es (bezahlbare) PCs gibt und dass wir Mailinglisten und Games und Foren (erinnert sich noch jemand an die Baumstruktur?) schon vor 20 Jahren hatten, zieht das Argument "50+" nicht so wirklich.
Man kann vieles lernen, wenn man will.
 
Auch, aber nicht nur. Leute über 50 sind oft nicht so technikaffin und es gibt größere Widerstände weil sie das nicht gelernt haben und können.

In den meisten Berufen ist lebenslanges Lernen inzwischen Pflicht. Dabei geht es nicht nur um kleine Updates des früher einmal Gelernten, sondern auch um ganz neue/andere Dinge. Es sollte nicht zuviel verlangt sein, das auch von Lehrern einzufordern. Wer so senil ist, dass er das nicht mehr packt, sollte von sich aus den Beruf wechseln.
 
Ach bei den Lehrern gibt's wie überall solche und solche. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als vor ein paar Jahren die Zeugnisse via PC erstellt werden sollten. Welches Desaster! Eine Bekannte von mir, ihres Zeichens Grundschul-Lehrerin hat es bis heute noch nicht kapiert wie MS-Word funktioniert und wo die Dateien sind, wenn sie speichert. Ein ziemlich hoffnungsloser Fall und dann noch Online-Unterricht? :puh:
 
Das ist immerhin mal eine gute Folge dieser ganzen Corona-Kacke: Dass diese ganzen trägen, lernunwilligen Säcke gezwungen werden, mal den Arsch hochzukriegen. Jedenfalls einige von denen...
 
Wenn man bedenkt, seit wann es (bezahlbare) PCs gibt und dass wir Mailinglisten und Games und Foren (erinnert sich noch jemand an die Baumstruktur?) schon vor 20 Jahren hatten, zieht das Argument "50+" nicht so wirklich.
Man kann vieles lernen, wenn man will.
So sieht es aus.

Ich hatte mal auf dem 95. Geburtstag einer hier in der Region sehr bekannten Mundartliteratin zu musizieren, die schon seit etlichen Jahren alle Texte auf dem Rechner schrieb und alles druckreif einzuliefern imstande war. Immerhin wurde sie fast 101 Jahre alt.

Nach einem Umzug bekam ich am Gymnasium einen Musiklehrer, der gleichzeitig einen Lehrauftrag für Musiktheorie an der nächsterreichbaren Musikhochschule hatte und mir in gleich mehrfacher Hinsicht auf dem Weg zur Berufslaufbahn als Musiker entscheidend weitergeholfen hat. Als er seinen Schuldienst beendet hatte, kaufte er sich als erstes einen Computer, während ich als Student an der Musikhochschule noch meine Abschlussarbeiten auf der Schreibmaschine und meine Partituren mit der Hand schrieb. Er wird im Dezember 95 Jahre alt werden, wenn er weiterhin gesundheitlich so stabil dabei bleibt.

Ein anderer Herr galt seinerzeit als dienstältester Unterhaltungspianist in Deutschland. Ein Verbandskollege traf ihn in der Musikbibliothek beim aufmerksamen Studium eines gerade neu erschienenen Songbooks mit Whitney-Houston-Titeln. Kommentar des damals fast Hundertjährigen: "Ich war mein Leben lang so fasziniert vom Klavierspielen. Mit dem bisschen, was ich am Piano kann, bin ich noch lange nicht zufrieden. Wer sich nicht dauernd weiterbildet, gehört zum alten Eisen...".

So eine Einstellung taugt zum Vorbild. Und da erörtert man hier die Befähigung Fünfzigjähriger hinsichtlich der Beherrschung gängiger PC-Software? Da lachen ja die Hühner.

Bei uns damals am Gymnasium gab es als Neuheit tatsächlich einen Computerraum. Wer sich nicht der Informatik-AG anschloss, durfte den Raum nicht betreten, sonst gab es einen achtkantigen Rausschmiss und einen Eintrag ins Klassentagebuch. Die Belegung des erstmals eingerichteten Informatik-Grundkurses in der Jahrgangsstufe 12 und 13 war eigentlich nur dann sinnvoll, wenn man zuhause auch einen Rechner stehen hatte. Das war bei weniger als 10% der Oberstufenschüler der Fall, von denen die Hälfte die Kiste nur zum Spielen benutzte. Diese wenig ermutigenden Startbedingungen liegen nun aber dreieinhalb Jahrzehnte zurück. Die Rechner sind preisgünstiger und viel bedienungsfreundlicher geworden - somit wird es immer schwerer, blöde Ausreden zu konstruieren, warum man sich damit angeblich nicht abgeben kann. Einen Computerkurs habe ich noch nie belegt und inzwischen funktionieren viele Anwendungen fast schon selbsterklärend.

LG von Rheinkultur
 
Guten Morgen Zusammen.
Ich habe die Erfahrungen mit 2 städtischen Musikschulen. In einer sind alle Lehrer auf Honorar-Basis - da arbeite ich. Es wird Online-Unterricht angeboten, die Einnahmen werden nicht eingestellt, aber die Schule fängt schon nach dem Halbjahresende mit der Erstattungen an, und nicht erst im Januar. Aus meiner 22 machen nach wir vor nur 13 Schüler mit, die anderen haben entweder keine Möglichkeit oder "nalten so ein Unterricht für nichts".
Da wo meine Kinder Unterricht haben - sind die Lehrer zum größten Teil angestellt. Seitens Musikschule haben wir nur ganz am Anfang ein Schreiben über die Schließung bekommen. Die Beiträge sind nicht Eingestellt, und von der Erstattung oÄ ist auch keine Rede. Und hier sieht man auch, wie unterschiedlich die Lehrer agieren.
Die Lehrerin meiner Tochter schreibt uns regelmäßig E-Mails mit Infos, wie wo was entschieden wurde und wie es weiter ginge. Schickt der Tochter auch interessante Links über das Instrument; hat uns angerufen um einen passenden Termin füt Unterricht zu vereinbaren - und hält seit Wochen daran; bei Unterricht ist sie oft überflüssig und von 45 min kommen manchmal 55 oder sogar 60 raus.
Die Lehrerin meines Sohnes kontaktiert uns Eltern gar nicht. Die erste 2 Wochen gab es gar nichts im Angebot, dan kam eine allgemeine Frage per WA-Gruppe "Hey, wer möchte?" Und jetzt läuft es so: sie schreibt dem Jungen per WA etwa am Sonntag um 22 Uhr "Kannst du morgen um 9?" - und wenn er rechtzeitig guckt und antwortet - dann hat er Glück. Und von 30 Min Unterricht kommt am Ende 27-28 Min raus. Nicht dass ich so pingelig bin, aber Skype zeigt doch wie lange der Anruf war :-)
 
Das ist hier auch total unterschiedlich wie die Musikschulen und auch die Lehrer agieren. Ich habe Einblick in vier Schulen (alles aus Honorarlehrersicht).
1. Es gibt ein Ausfallhonorar, das die gleiche Höhe beträgt wie das normale Honorar. Unabhängig davon, ob die Lehrer Online-Unterricht anbieten oder nicht. Aussetzung der Gebühren gibt es ebenfalls nicht.
2. Es wird nur Unterricht bezahlt, der online (in welcher Form auch immer) geleistet wurde - will der Schüler nicht, hat man Pech gehabt. Gebühr wurde für ein Monat für alle erstattet - kurios, da ja der Unterricht weiterlief ... (anderes Bundesland als in Punkt 1)
3. Eventuell wird auch das Unterrichtsangebot bezahlt, das heißt man bekommt auch für "Verweigerer" des Online-Unterrichts Honorar. - Ob das aber wirklich so sein wird, konnte immernoch nicht (nach 6 Wochen!) gesagt werden. Auch hier 1 Monat Gebührerstattung.
4. Das Honorar wird weiterbezahlt, auch wenn die Schüler nach einer Erstattung fragen (private Musikschule!).

Die meisten Lehrer, die ich kenne, sind engagiert. Es fehlt aber einfach die Möglichkeit der Kontrolle, so dass es sich einige (vor allem bei Musikschule 1) sich gut gehen lassen - Weiterbezahlung ohne jegliche Arbeit.

Alles aus Lehrersicht insgesamt weniger schlimm als vorher gedacht. Jedoch bleibt zum Teil eine Unsicherheit, da nicht klar ist wie mit dem Honorar für Schüler umgegangen wird, die nicht am Online-Unterricht teilnehmen wollen.
 
Also bei und ist eindeutig: kein Unterricht (auch Online) - kein Honorar. Um so mehr bin ich denjenigen sehr dankbar, die mitmachen, denn da habe ich wenigstens für 13 Schüler mein Honorar.
 
Thüringen-, Schleswig-Holstein-, Hessen- und RLP-Kollegen - herzlichen Glückwunsch!
 
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Bitte korrigiert mich, wenn ich hier einen unfairen Bias habe, aber sehe ich das richtig, dass die meisten Fälle von KL, die hier genannt werden, die sich offenbar um den Online-Unterricht herumdrücken, weiblich sind?
 

@hasenbein , hihi, ich habe jetzt nicht nachgezählt, wollte mich aber eben einreihen in die Gruppe derer, die online tätig sind. Meine Ohren bekommen wohl Tinnitus von dem Geknurkse, das die Server an bits &bytes durch den Raum schicken. Gruselig vor allem dann, wenn man sich doch gezwungen fühlt, genau hinzuhören , ich aber oft nur an den Bewegungen der Schüler erkenne, was sie gerade wie spielen. Manchmal möchte ich den Ton einfach ausschalten. Vielleicht auch mal eine passende Variante.
Tatsächlich bitte ich aber meine Leute, mir Videos zu schicken. Dafür braucht man natürlich eine Wolke, in der sich alles fröhlich versammeln kann. Die Stücke der Schüler und meine Korrekturen, oder auch Tutorials. Das funktioniert gut.
Ach, und ich bin tatsächlich auch mit zwei x-Chromosomen verflucht...oder gesegnet...
 
Bitte korrigiert mich, wenn ich hier einen unfairen Bias habe, aber sehe ich das richtig, dass die meisten Fälle von KL, die hier genannt werden, die sich offenbar um den Online-Unterricht herumdrücken, weiblich sind?
Nein, bei mir männlich und unter 50, hat Skype aber keinen Bock drauf. :008:
Ich schicke Sounddateien und bekomme einen Kommentar zurück. Dafür hat er diese Woche drei Stücke zum kommentieren gekriegt. :005:
 
@hasenbein, ich habe den Eindrück, dass es genau umgekehrt ist :-)
 
Heute eine Mail der Musikschule erhalten, dass Einzelunterricht ab 4.5. in NRW möglich ist und sie sich jetzt entsprechend vorbereiten. FREU !!!!:-D:-D:-D:-D:-D:-D:-D:-D:-D:-D
 
Gehört hier rein, aber gleichzeitig auch in den „glücklich“-Faden. Soll noch einer sagen, daß Klavierunterricht per Skype nicht optimal ist. Heute hatte ich eine sagenhafte Klavierstunde, 90 Minuten, die so intensiv waren, daß ich anschließend das Gefühl hatte, den Atem angehalten zu haben. Präzise Klangvorstellungen umsetzen, Halbpedal, Pedal zum Binden vs Klang...die restliche Lebenszeit kann ich locker mit dem dazugehörigen Üben verbringen.
Das alles per Skype und ad hoc, als Antwort auf meine Frage(n). Und nicht mit einem Wort erwähnt, daß das alles vielleicht nicht (irgendwann) in meiner Reichweite wäre.
Danke, @Stilblüte . Es war SO bereichernd!
 

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