Chopin verschollenes Stück ?

Unterschreibe ich alles - nur habe ich eine Frage: Filmmusik à la Einaudi ist für dich keine Kunstform? Dass sie nicht auf dem gleichen künstlerischen Niveau steht wie eine Beethoven-Sinfonie steht außer Frage, aber sie gleich mit "Trivialität" bzw. Pornos gleichzusetzen, finde ich doch etwas hart...

Hast du den Kram mal gehört oder dir die Noten angesehen?
Weil's "alle" immer so toll finden, habe ich mir mal ein Buch mit gemischten TEY-Noten besorgt.
Im ganzen Buch finden sich außer am Anfang der Zeilen (für die Tonart) keine weiteren Vorzeichen. Keine spannenden Intervalle. Keine Interessante harmonische Entwicklung. Nur Punk-mäßiges Rumgeschrubbe auf den Hauptfunktionen.

Dem fehlt eindeutig die Schöpfungshöhe für ernstzunehmende Kunst.
 
Hast du den Kram mal gehört oder dir die Noten angesehen?
Weil's "alle" immer so toll finden, habe ich mir mal ein Buch mit gemischten TEY-Noten besorgt.
Im ganzen Buch finden sich außer am Anfang der Zeilen (für die Tonart) keine weiteren Vorzeichen. Keine spannenden Intervalle. Keine Interessante harmonische Entwicklung. Nur Punk-mäßiges Rumgeschrubbe auf den Hauptfunktionen.

Dem fehlt eindeutig die Schöpfungshöhe für ernstzunehmende Kunst.

Ja. alles richtig. Manche Stücke sprechen mich an, weil sie gefällige Melodien haben. Die meisten finde ich einfach nur belanglos. Auch wenn mir manches gefällt, besuche ich regelmäßig Opern, Sinfonie- oder Klavierkonzerte anstatt Einaudikonzerte. Ich höre es halt manchmal ganz gerne im Hintergrund. Habe ich deswegen einen schlechten Musikgeschmack? Mangelndes Verständnis für Schöpfungshöhe oder "ernstzunehmende Kunst"?

Anderes Beispiel, gleicher Hintergrund: Wie viele erkundigen sich hier im Forum nach Digitalpianos? Da schreibt doch auch keiner: "Digis sind scheiße - das einzig wahre ist der Steinwayflügel!" (Yamaha, Schimmel oder Kawai kommen da ja gar nicht in die Tüte...).

Es gibt halt unterschiedliche Geschmäcker oder eben Möglichkeiten, die die Leute zur Verfügung haben. Nicht jeder hat das Geld / den Platz / das Können, einen Flügel zu spielen. Nicht jeder kann analog dazu Bach, Beethoven oder Grieg etwas abgewinnen. Deswegen muss man denen nicht absprechen, Musik machen zu wollen oder sagen "das ist ja keine richtige Musik, die Du da auf dem Digi / Chinaklavier / Flügel spielst."
 
Filmmusik à la Einaudi ist für dich keine Kunstform?
Doch, sie zeichnet sich aus durch
Man nennt es auch Minimalmusik, wobei es auch hier bessere Künstler ais Einaudi gibt (z.B. Nymen).

Wenn eine Musik trivial ist, darf man sie als solche bezeichnen (das macht sogar Einaudi selbst). Das Elitäre/Überhebliche daran interpretierst nur Du hinein, genau so wie bei den Digis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und ist das gut, oder vielleicht etwas kurz / überheblich / elitär gedacht?

Ach ja, mal wieder eine Keule (zum rhetorischen Totschlagen des Debattengegners). Diesmal die Überheblichkeitskeule in der derzeit en vogue geratenen "Elitenvariation". :müde: Trickreich verknüpft mit dem tendenziell beleidigend empfundenen Vorwurf "zu kurz gedacht" und ebenso suggestiv wie unverbindlich verpackt in eine rhetorische Frage. :schlafen:


Anwürfe wie "Du denkst zu kurz", "Du bist überheblich", "Du Rassist/Nazi" oder, neuerdings fast genauso schlimm: "Boah wie elitär!" bringen den finalen Kurzschluss in jede Diskussion. :bomb:




Das ändert aber nichts daran: Chopin hätte selbst volltrunken, fiebernd, mit Laudanum abgefüllt und nach zwei üppigen Aderlässen nicht so etwas Banales komponiert. Chopin war da widerlich elitär. :lol:
 
@Barratt: Sorry, ich entschuldige mich für meine "Totschlag"-Keule...

Toller Sound. Was für ein schönes Banjo.
Da lernt man ja Einaudi noch richtig schätzen.
Obwohl: dann doch noch lieber ein Audi.

Lieber zwei Audis als Einaudi!
Einen behält man und den anderen tauscht man gegen einen Flügel ein!

Ich muss diese Kommentare missverstanden haben. Ich habe es blöderweise versäumt, zwischen den Zeilen zu lesen...

Das ändert aber nichts daran: Chopin hätte selbst volltrunken, fiebernd, mit Laudanum abgefüllt und nach zwei üppigen Aderlässen nicht so etwas Banales komponiert. Chopin war da widerlich elitär. :lol:

Genau meine Meinung! Du hast mich 100%ig verstanden, ich halte Chopin für widerlich elitär!

Nur so nebenbei, "banal" ist auch nicht gerade positiv besetzt. Aber ich merke schon, dass das hier keinen Sinn hat. Passt schon. Ich wollte hier keine Lanze für Einaudi und Tierssen (oder wie man den auch schreibt) brechen. Ich wollte nur verdeutlichen, dass man sich über Banalität oder Trivialität nicht lustig machen muss. Es gibt halt nicht nur "Nicht-Banales", es muss auch Banales geben. Und das ist auch OK so.
 
Doch, sie zeichnet sich aus durch
Man nennt es auch Minimalmusik, wobei es auch hier bessere Künstler ais Einaudi gibt (z.B. Nymen).

Wenn eine Musik trivial ist, darf man sie als solche bezeichnen (das macht sogar Einaudi selbst.

Ich habe nichts anderes behauptet, und sage es gerne nochmal: Man kann trivial oder gut finden was man will. Aber man muss sich über Trivialmusik nicht lustig machen. Sie hat genau so ihre Daseinsberechtigung wie Chopin & Co.

Das Elitäre/Überhebliche daran interpretierst nur Du hinein, genau so wie bei den Digis.

Jemand schreibt etwas und der andere interpretiert etwas bzw. zieht für sich das raus, was bei ihm ankommt. Wo ist das Problem?
 
Zuletzt bearbeitet:
@BarrattEs gibt halt nicht nur "Nicht-Banales", es muss auch Banales geben. Und das ist auch OK so.

Wer nur das Banale kennt, oder gar nur das Banale schätzt, weil er mit der "wahren" Kunst nichts anfangen kann, sollte nur nicht für sich reklamieren ein Kunstkenner zu sein.

Ebenso sollte das Banale oder dessen Produzent für sich nicht einen Anspruch erheben, den es nicht erfüllt.
 

Aber man muss sich über Trivialmusik nicht lustig machen.
Kann man aber. Ich mache mich auch über John Cage seinen Kram lustig. Wo ist das Problem?

Btw; hier ist die "Lustigmacherei" aus der Gleichstellung von "noch schlimmer als TEY" und Chopin durch den TE entstanden. Dagegen hat sich z.B. noch niemand über die ersten Einspielungen von Bastli lustig gemacht; ganz im Gegenteil.
Aber wenn hier jemand mit Klimperlibim kommt und so ein Titel dazu auswählt...
 
Wer nur das Banale kennt, oder gar nur das Banale schätzt, weil er mit der "wahren" Kunst nichts anfangen kann, sollte nur nicht für sich reklamieren ein Kunstkenner zu sein.

Ebenso sollte das Banale oder dessen Produzent für sich nicht einen Anspruch erheben, den es nicht erfüllt.

Wenn Du mich mit Deinem ersten Satz meinst, hast Du meine Beiträge nicht richtig gelesen. Ansonsten stimme ich Dir voll und ganz zu.

Und natürlich kann man sich über alles lustig machen (solange man niemanden verletzt - was allerdings meist schwierig sein dürfte..). Nur sollte man dann nicht empfindlich reagieren, wenn einem die "elitäre Keule" entgegen geschlagen wird... ;-)
 
Habe mal gerade in das Chopalina-Ding reingehört - das ist halt so ein 08/15 Ding wie Leute wie Yann Tiersen das komponieren. Versuchend, nicht anmaßend zu sein: Trivial oder banal trifft es ganz gut; der Künstler und/ oder Komponist sollte sich in jedem Fall klar darüber sein, dass er hier nicht Beethoven wiederbelebt. Gleichzeitig ärgert es mich immer ungemein, wenn Leute ebendiese Stücke als Gipfel klassischer Musik bezeichnen und bei einem Chopin nur sagen würden "zu lang, gefällt mir nicht". Auf eine Art hat diese gefällige Musik natürlich seine Daseinsberechtigung, weil sie eben Menschen befriedigt, aber man sollte sich immer darüber im Klaren sein, was man da spielt/hört
 
Da lernt man ja Einaudi noch richtig schätzen.
Obwohl: dann doch noch lieber ein Audi.

Lieber zwei Audis als Einaudi!
Einen behält man und den anderen tauscht man gegen einen Flügel ein!

Ich muss diese Kommentare missverstanden haben. Ich habe es blöderweise versäumt, zwischen den Zeilen zu lesen...
Da ich ein Faible für (musikalisches) Kabarett habe, gefallen mir Wortspielereien. Als kulturell versnobt würde ich mich mit Sicherheit nicht einschätzen. Ludovico Einaudi hatte mit Luciano Berio einen namhaften Lehrer und Förderer, dessen kompositorisches Schaffen mit Sicherheit fernab jeglicher Trivialität und Banalität ansiedeln kann. Wer in einem solchen Umfeld groß wird, kann seinerseits darüber schmunzeln, wenn man ihn belächelt oder sich über ihn lustig macht.

Es geht ja nicht darum, Musik ihre Daseinsberechtigung abzusprechen (sie hat ja ihr Publikum), sondern darum, ihren Stellenwert adäquat einzuschätzen, sie also in eine Relation mit anderen Gattungen, Formen und Stilistiken zu setzen.

LG von Rheinkultur
 
Habe mal gerade in das Chopalina-Ding reingehört - das ist halt so ein 08/15 Ding wie Leute wie Yann Tiersen das komponieren. Versuchend, nicht anmaßend zu sein: Trivial oder banal trifft es ganz gut; der Künstler und/ oder Komponist sollte sich in jedem Fall klar darüber sein, dass er hier nicht Beethoven wiederbelebt.
Anmaßend hat sich aber der Ersteller des ersten Beitrags tatsächlich verhalten, indem er sich in einem Atemzug mit Chopin oder Debussy nennen lassen wollte. Es war nur nicht erkennbar, ob er mit diesen Formulierungen trollen/provozieren wollte oder ob er tatsächlich so von seinen Schöpfungen eingenommen ist, dass er diese für einen ganz großen Wurf hält, auf den die Weltöffentlichkeit nur sehnsüchtig gewartet hat. Das ist eigentlich und uneigentlich schon alles. Mehr nicht.

LG von Rheinkultur
 
Hast Du mal einige Briefe von ihm gelesen? Wie satirisch er über die TEYs seiner Zeit schrieb? :herz:
@Barratt sogar seinen eigenen höhere-Töchter-Schmalz*) namens Fantaisie-Impromptu hat er in einem seiner Briefe hierfür verwendet: "zu sehr im Stil der Kontski und anderer Tiere" :lol::lol::drink::drink:
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*) bei dieser Spezies was das sentimentale Klimperstücklein laut Gavoty sehr beliebt, weil es den Fingern keine Herausforderung zumutet, zugleich aber effektvoll wirkt :-D:-D:-D
 
"zu sehr im Stil der Kontski und anderer Tiere"
Stilistisch irgendwie im Fahrwasser von Kalkbrenner, Hummel & Co., aber eben handwerklich ganz in Ordnung und nicht einen Deut mehr, also spätestens auf der zweiten Seite richtig langweilig und uninteressant. In der Satzweise sind diese Sachen keineswegs ungeschickt gemacht, indem sie sich wesentlich virtuoser anhören als erwartet:
http://imslp.org/wiki/Category:Kontski,_Anton_de/Collections

Das berüchtigte "Gebet einer Jungfrau" entstand innerhalb derselben geistigen Welt eine knappe Generation später. Da sind spätere Bearbeitungen mitunter interessanter als das Original:



Warum seinerzeit Unmengen derartig trivialer Sachen geschrieben und gespielt wurden? Es gab damals in Ermangelung eines erst in den Anfängen begriffenen Konzertbetriebs für nicht nur die gehobenen Gesellschaftsschichten und für adlige Kreise und ohne Tonaufnahmen zum passiven Konsumieren von Musik die Notwendigkeit, selbst musizieren zu müssen, um Musik genießen zu können. Um größere Anteile der Bevölkerung zu erreichen, mussten die technisch-musikalischen Anforderungen entsprechender Literatur nicht allzu hoch angesetzt sein. Neudeutsch spricht man von "niederschwelligen kulturellen Angeboten" - aber immerhin spielte man selbst, statt nur das Spiel anderer passiv zu konsumieren. Vor diesem Hintergrund war auch der Begriff des "Dilettanten", des Liebhabers von Musik, längst nicht so negativ belastet wie in späteren Zeiten. Inzwischen verbreitet sich ein anderes Extrem: Interpretationen werden im Studio in exzellenter Klangqualität und mit unzähligen Optimierungsmöglichkeiten produziert. In der Aussicht, solche idealen Resultate mit Sicherheit niemals auch nur annähernd erreichen zu können, entscheidet sich so mancher dafür, dann lieber überhaupt nicht mehr zu musizieren... .

LG von Rheinkultur
 
Stilistisch irgendwie im Fahrwasser von Kalkbrenner, Hummel & Co., aber eben handwerklich ganz in Ordnung und nicht einen Deut mehr, also spätestens auf der zweiten Seite richtig langweilig und uninteressant.
@Rheinkultur und genau das sind die Gründe dafür, dass Chopin diese künstlerische Totgeburt op. posth. 66 cis-Moll nicht veröffentlich hatte und testamentarisch festgelegt hatte, dass seine unveröffentlichten Manuskripte nicht publiziert werden sollen. Chopin waren also derartige Produkte peinlich.

Es gibt eine köstliche Erzählung von Arno Schmidt: Tina oder über die Unsterblichkeit. Im Totenreich leben sämtliche Dichter/Schriftsteller/histor. Figuren so lange "unsterblich" weiter, bis ihre letzte Erwähnung in der Oberwelt getilgt ist. Wer als vergessen wurde, der ist dann endlich auch wirklich tot. Kein Wunder, dass dort unten die Könige der Goten den Felix Dahn unermüdlich jagen :-D:-D Hoffentlich gibt es ein derartiges Elysium auch für Musiker. Wenn ja, dann jagt dort Chopin den Julius Fontana mit der Peitsche von früh bis spät. Denn dieser verlogene Mistbock hatte als Nachlassverwalter nach Chopins Tod etliche der eigentlich zu vernichtenden Manuskripte gegen den testamentarischen Willen Chopins doch publiziert (und damit auch einige Kohle gemacht)
 

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