Chopin: Prélude op. 28/24 d-moll

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Liebe Leute!

Ich dachte, dass ich auch mal etwas von mir reinstelle, um mich vielleicht auch ein bisschen vorzustellen :) und das mache ich am besten gleich mit dem Stück, das mich ziemlich gut darstellt: Das d-moll Chopin Prélude!
Ich habe es für eine Aufnahmeprüfung aufgenommen und bin im Großen und Ganzen recht zufrieden damit und freue mich, es mit euch teilen zu können :)
Wenn ich etwas bemängeln sollte, dann wäre es wahrscheinlich, dass die Wucht dieses Werkes (vor allem ab 1:40 bis zum Ende) über die Aufnahme nicht ganz so gut wie in echt rüberkommt (kann aber auch daran liegen, dass ich mehrere Stunden aufnahm, bis ich ein zufriedenstellendes Ergebnis hatte).

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Hier der Link:
View: https://www.youtube.com/watch?v=ZPL3gRqWt8k

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Freue mich auf Meinungen!

LG Milan
 
Wow, danke Dir fürs Teilen! Finde es immer toll, wenn sich jemand traut, eine Aufnahme oder gar ein Video einzustellen. Das Stück ist echt ne Wucht, Respekt schonmal dafür! Für welche Aufnahmeprüfung bereitest Du es vor?

Das Prélude hat für mich einen leidenschaftlichen, aber "harten" Charakter, der kommt auch rüber; würde mich mal interessieren, ob Du das auch so fühlst? Und: Bei 1:22 ist aber so eine "lichte" Stelle, wo es - für mich- ganz sanft, fast lieblich werden kann. Dieser Kontrast fehlte mir persönlich ein wenig beim Hören. Aber ich finde es insgesamt toll gespielt. Man kann bestimmt noch viel dazu sagen, ich selbst fühle mich da hinsichtlich musikalischem Gehör und Fachkenntnis (auch des Stückes) aber nicht kompetent genug :) Zumal ich Chopin generell sowieso wahnsinnig schwierig finde...

Grüßchen
Coda
 
@Coda Danke dir! :) habe es für die Instrumentalpädagogik Prüfung in Wien vorbereitet, war nur ein Bruchteil des ganzen Programms...

Ja, das kann schon sein, dass das etwas kontrastreicher sein könnte, ich würde es so sagen:
Bei Auftritten habe ich mir oft mehr Freiheiten genommen und bin bis ins piano da gegangen, für die Aufnahme wollte ich es allerdings akademischer halten, da im Notentext erst ab ca. 1:32 (!) piano auf markiert ist. Deswegen hab ich das auch dann dementsprechend so gespielt :)
 
technisch hast du´s drauf - da gibts nichts zu meckern und an der Dynamik könnte ja noch gefeilt werden. Allerdings gefällt mir das Stück nicht so besonders. Zitat von Coda: Zumal ich Chopin generell sowieso wahnsinnig schwierig finde...
So schwierig, daß der Komponist manche seiner eigenen Werke von seinem Freund Franz Liszt spielen lies. Ist da was dran an der Geschichte?
Grüßle vom Orgel-August
 
Hallo Milan,

vielen Dank für deine Aufnahme dieses sehr anspruchsvollen Stücks!
Es gibt mehrere Sachen, die dir sehr gut gelingen: so finde ich beispielsweise, dass du die Melodie sehr gesanglich spielst und die Balance zwischen rechts und links ist meistens gut.

In technischer Hinsicht könntest du Folgendes verbessern: Die Tonleitern haben nicht ganz die Geschwindigkeit, die sie haben sollten und wirken etwas unsicher. Ich glaube, dass es daran liegt, dass manche Bewegungen noch zu groß sind, vor allem im Ellbogen. Lass' den Ellbogen locker hängen und immer unten, damit die Bewegungen kleiner werden - so kannst du die Geschwindigkeit und auch Sicherheit in schnellen Passagen erhöhen. Bei Fragen melde dich gern. Ich wünsche Dir viel Erfolg weiterhin und hoffe, dass du die Aufnahmeprüfungen erfolgreich gestalten konntest! :)

LG Simon
 
Danke für diese Einspielung! Ein wunderbares, kraftvolles Werk, das zerütteter kaum sein könnte.
Deinen Schluss finde ich grandios. Das tiefe d bringt den Flügel richtig zum Schwingen.
Meine Anmerkungen zu Deinem Spiel sind schnell gesagt:
Diese Grandiosität, diese Verzweiflung, die diesem Werk innewohnt kommt nicht dadurch zustande, dass man rechts laut spielt. Du merkst es auch. Du versuchst, allen Ausdruck in die Rechte zu legen. Das geht schief. Deine linke Hand bleibt auf der Strecke. Gerade diese Repetitionen der Basstöne geben dem Stück ihren Rausch. Versuch mal, Gewicht auf die tiefen linken Töne zu legen, wie Du das am Schluss großartig gemacht hast. Dann wird es plötzlich leicht, der rechten Hand Kraft zu geben. Sie bekommt sie über links! Auch werden dann die Tonleitern und Kaskaden leichter. Sie perlen alle über der stabilen linken Hand ab. Bei Dir gibt die linke Hand klein bei und wartet auf die rechte. Nein, anders herum muss es sein!
Rechts muss sich anpassen!
Der Mittelteil ist wunderbar. Du wirst merken, die Klangfarbenveränderungen werden noch viel klarer, wenn im A-Teil die Linke gut rauscht. Keine Hemmungen, die Melodie wird sich befreit fühlen, so verrückt das klingt.
 
Vielen Dank euch für die Kritik!
@Simon_Pianist ja, das ist so ein Problem, was sich bei mir dadurch entwickelt hat, dass ich erst mit 14 ernsthaft Klavier spielen wollte und mich da auch erst mit Technik etc. beschäftigte, wodurch ich natürlich einige schlechte Gewohnheiten hatte, mit denen ich teilweise bis heute kämpfe :D Ich arbeite aber daran :)

@Tastatula vielen Dank für deine zahlreichen Anmerkungen, ich schätze das sehr :) der Schluss haut immer gewaltig rein, das stimmt… und ist immer wieder gut!
Nachdem die Aufnahme knapp ein Jahr alt ist, spiele ich das Stück aktuell nicht mehr, aber nachdem ich sowieso gerade dabei bin, den ganzen op. 28 Zyklus einzulernen, werde ich mich noch einmal mit diesem Prélude auseinandersetzen… auch mit deinen Anmerkungen! Das mit der linken Hand ist auf jeden Fall ein super Tipp, ist natürlich auch immer eine Konditionsfrage… aber das sollte schon machbar sein. Ich habe auch teilweise bei den Terzenläufen gemerkt, dass die von selbst laufen, wenn man mehr Fokus auf die linke Hand gibt!

Liebe Grüße Milan :-)
 
@Tastatula irgendwie "jein", denn:
Wenn die (rhythmisch) exotische Begleitfigur irgendwo die tragisch-desperate Deklamation der Melodie übertönt, ist es sofort verhunzt. Salopp gesagt: in "leeren" Takten (Anfang, Überleitungstakte, Takte/Stellen mit exponiertem Zielton rechts, reine Klangpassagen (die abstürzenden Läufe)) darf, ja muss die l.H. "grimmig rastlos lärmen" - ansonsten aber nicht.

Nicht ganz einfach ist es, rechts in mittlerer Lage im forte nicht zu laut zu spielen, denn dann gibt es nach oben kein crescendo mehr - das Klavier kann tückisch sein, wenn man die Klangbalance im Eifer des Gefechts außer acht lässt... Alter Indianertrick in aufgeregt rhapsodischen Stücken: nie volle Lotte einsetzen (!), auch dann nicht, wenn f oder ff beim Einsatz von Thema oder Melodie notiert ist (!!) - die Regeln der MelodieGestaltung gelten auch in aufgeregten Klavierstücken.

Die Begleitung mit ihrem irrsinnig manischen Drive muss die Melodie und ihre Deklamation genauestens kennen und darf sie nicht stören/übertönen - aber mit eiserner Gleichmäßigkeit ist sie für das Tempo verantwortlich. Dann kann die Melodie (im Tempo!) freier und expressiver gestaltet werden (z.B. 16tel bei Punktierungen schärfer, wie 32stel oder Vorschläge spielen) -- will man gestalterische und klangliche Präzision an einem Beispiel hören, empfiehlt sich die Aufnahme von Adam Harasiewicz.

Eine hilfreiche Konzentrations- und Klangübung ist, links nur Achtel spielen (5-1-1, also D-f-a) und dazu die komplette Melodie mit allem drum und dran und im Tempo --- wer das Prelude spielt und diese Übung probiert, wird ins staunen und grübeln kommen...!!

Tipp zu den glissando wirkenden aufwärts-Skalen: Wenn die rechte Hand das nicht so schnell kann wie Harasiewicz, dann ist das kein Beinbruch - links eisern im Tempo bleiben (!!! Nie links nachgeben) ABER dann bleiben vorm Taktstrich halt paar aufwärts rauschende Töne quasi übrig, die fertig gespielt werden. Die l.H. verlangsamt nicht, sondern hat quasi eine Atempause vorm nächsten Takt.

Noch was zur "deklamatorischen" Melodie: Chopin deklamiert hier nicht mehr im gefällig-brillanten Konversationsstil seiner Konzerte, sondern toternst und tief verzweifelt - inhaltlich ist das Prelude ein ohnmächtig-zorniger Wutausbruch über den niedergeschlagenen Warschauer Novemberaufstand (die drei Kontra-D am Schluß symbolisieren die russischen Kanonen)
 
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