Centennial D Konzertflügel - für kleine Talers

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Deiner? Brauchst Geld? Platz? Oder kommt was anderes? Oder gar nicht deiner?
 
Scheint ja voll begehrt zu sein. Dachte die sind unbezahlbar.... ;)
 
Nana! Seid lieb.
 
Palisanderdrachen? Echt? WEAS, stimmt das? Nix Schwarz, sondern Paliander????
 
Palisanderdrachen? Echt? WEAS, stimmt das? Nix Schwarz, sondern Paliander????

Nein. Der Irrtum vom Agraffentoni mag daherkommen, dass ich mal erwog, mir noch einen Centennial, ein Palisanderteil aus den Staaten, zuzulegen.

Nein, meiner ist ein Style V, ein "plain"; also ein glatter, im Seidenmattlack.

Einer, der fast so aussieht wie die New Yorker moderneren D und sieht auch (fast) so aus wie der in Bamberg.

Der da in Bamberg ist auch ein Style V oder VI, die Style-Nummern variieren. Die Punkte, die die beiden Drachen unterscheiden, sind, dass meiner als "früher Drache" ein gebautes Gehäuse hat, und die ab 1880 haben den Rim, also auch der Bamberger, der ausweislich Seriennummer 1882 gebaut wurde und damit zu den „späteren“ zählt. Kaum ein Centennial gleicht dem anderen betreffs des Rahmens. Da ist immer und immer wieder dran herumgefeilt worden. Die frühen Centennial-Rahmen zählen zu den schwersten Einzelteilen der Klavierbaugeschichte.

Unglaublich spannend, diese Übergangs-Flügel in die moderne Zeit. Fast jeder ist anders. In jenen Tagen vervollkommnete sich der Flügelbau. Ein Faszinosum. Dem ich erliege. Vielleicht soweit, so verrückt, dass ich mir eines Tages noch einen hole.
 
...das ist jetzt nicht der in Bamberg...

Sultan Abdülhamids Harems-Flügel und die Frau des Bankiers


London, 1890. Sir Edgar Vincent hofierte die junge Miss Helen Duncombe. Sie und ihre Schwester waren die begehrtesten Partien im viktorianischen London. Von Adel, sehr gerade und schlank gewachsen, von äußerst angenehmer Gestalt und Benehmen, hoch intelligent und gastfreundlich.

Sir Edgar und Miss Helen heirateten. Der junge Bankier, Chef der kaiserlich ottomanischen Staatsbank in Konstantinopel, nahm seine Braut mit an den Hof des Sultans Abdülhamid. Der Sultan und Kalif, Oberherr aller muslimischen Gläubigen, Sohn der tscherkessischen Lieblingsgespielin seines Vaters, hatte seinen kränklichen Bruder vom Thron vertrieben und in einem komfortablen Palast eingesperrt. Gelegentlich spielten sie zusammen – Klavier.

Abdülhamid war ein herausragender Amateurpianist. In den schwierigen Jahrzehnten der Endphase des ottomanischen Reiches, als man in Westeuropa vom „Kranken Mann am Bosporus“ sprach, vertrieb er sich die vor Sorgen schlaflosen Nächte in den Gängen der Paläste beim Klavierspiel. Die ihn mochten, weinten um den – trotz 800 Frauen - einsamen Mann.

Er ließ am Ufer des Bosporus, in herausragender Uferlage, den Dolmabahce-Palast bauen. Als er fertiggestellt war, fragte der Sultan in einer Kabinettssitzung, was denn der Palast gekostet habe. Ca. 35 Dollar, solle die Antwort seines Finanzministers gelautet haben.

Die Druckkosten der Millionen türkischer Banknoten, mit denen – die Inflation anheizend – die Palast-Baukosten bezahlt worden waren. Nein, damals gab es noch keinen Euro.

Abdülhamid hatte nach dem Gewinn des Wettbewerbs in Philadelphia bei dem Klavierbauer gleich acht seiner Konzertflügel geordert. Einen für sich selbst.

Viere für jede seiner offiziell angetrauten Frauen.

Und noch drei weitere…

= = =

Nach dem Ende ihrer Zeit in Konstantinopel gingen Sir Vincent und Lady Helen wieder zurück nach London. In jenen Jahren des ausgehenden viktorianischen Zeitalters wurde in den Salons der Oberschicht nicht nur Kunst und Musik besprochen, dort wurde auch Politik gemacht. Sir Edgar, der ehemalige Konservative, arbeitete als Rechte Hand des Außenministers und Premiers Lord Arthur Balfour.

Der König beförderte Sir Edgar in den Fürstenstand. Aus Sir Edgar Vincent wurde Lord Edgar Vincent, 1. Viscount d’Abernon, seine Frau erhielt den Titel der Viscountesse. Wurden sie für ihre Zeit in Konstantinopel geehrt? In der es eine Revolte gegeben hatte und einen Ansturm von bewaffneten Kämpfern auf die Bank. Sir Edgar, Bankier und Diplomat, hatte verhandelt und in einem Kompromiss mit der türkischen Regierung und den Kämpfern erreicht, dass ihnen freier Abzug gewährt wurde. Diesen organisierte er, indem er die Bewaffneten auf seiner Privatyacht, als Diplomatenbesitz englisches Hoheitsgebiet, unantastbar, aus Konstantinopel herausbrachte.

London, 1910er Jahre. Lady Helen kaufte ein Klavier. Einen Konzertflügel, des gleichen, längst schon veralteten Typs, den auch der Sultan Abdülhamid so sehr geschätzt hatte. Sie fand ihn im Besitz der anglikanischen Kirche zu Liverpool, als der dortige Chef des Priesterseminars zum Bischof von Truro ernannt wurde. Den Oberen der Kirche hatte das Engagement des Priesters mit der Arbeiterbewegung missfallen. Sie konnten nicht verhindern, dass der verdiente Mann Bischof wurde - aber sie sorgten dafür, dass das am Ende der Welt geschah. Im tiefsten Cornwall, wo die Welt zuende geht in den Gewässern des Atlantik.

Lord Balfour war in Kontakt mit den Vertretern des aufkeimenden politischen Judentums. Die britische Regierung versprach den politisch sich organisierenden Juden, die Gründung eines Staates für die Juden im Nahen Osten wohlwollend zu begleiten. Die Regierung gab hierzu eine lesenswerte Erklärung heraus, die Balfour-Deklaration. Dass die britische Regierung die Schaffung eines neuen Staates begrüße. Unter Wahrung der Rechte der nichtjüdischen Bevölkerung vor Ort

Lord Balfour und Lord Edgar Vincent d’Abernon hatten sogar die Zustimmung von König Feisal erwirken können.Der spätere Staat Israel wäre nach dem 2. Weltkrieg undenkbar gewesen, hätten nicht Franzosen und Briten die Juden Europas unterstützt und hätten die Juden nicht die Briten als Mandatsmacht gewonnen.

Die Idee zum modernen Staat Israel wurde in den Salons von London konkreter, auch wenn die Staatsgründung noch 30 Jahre in der Zukunft lag.

= = = =

1920 wurde Lord Edgar als britisher Botschafter nach Berlin entsandt, die junge Weimarer Republik. Wahrscheinlich gab es bereits einen Flügel in der britischen Botschaft in Berlin, oder aber man kaufte sich einen der dortigen Flügel, z.B. von Bechstein.

Lady Helen verkaufte ihren Konzertflügel.

Den Flügel, der Ohrenzeuge der ersten Entwürfe für den Staat Israel war.
 


Es ist nur ein Konzerter, Neunfüßer.

Kein Siebenfüßer, des reichen Klavierspielers Traumpiano. Also, den Neunender Hirschen wirst nie mehr wieder los.

Die reichen Privathansls sind alle merkbefreit - oder bereits best versorgt.

Immerhin, da steht eine "Stradivari of the Pianos."

Auch wenn das hier manche ins Heulen bringt und die Kampfdackel mit diesem Begriff aus ihren Löchern kommen werden und mit mehr oder minder Expertise diesen Spruch werden anzweifeln wollen.

NB Disclaimer, der Spruch ist nicht von mir, im austriensischen Hainburg an der Donau verwendete den ein Klaviermachermeister letztens mal. Auch er hatte den nicht erfunden, ich las es selber mal irgendwo in einem englischen Buch. Kam mir etwas abgedreht vor. Habe mir nichtmal gemerkt, wo, wird mir aber irgendwann wieder über den Weg laufen. Tatsache ist, so sehe ich das, dass ein Centennial D von dem "modernen" D (Konstruktion von 1884) nicht übertroffen wird. Der neuere D-274 (271, 272, 274.., es gibt drei Längen des "Neuen"...) lässt sich allenfalls - Vorteil Steinway - bei gleichbleibend guten Klangeigenschaften einiges preiswerter bauen.

Ich wüsste nicht, wo (als Modell generell) der neuere D besser wäre als ein Centennial D, außer, dass sich 490 Kilo leichter transportieren lassen als 650-680 Kilo... - zudem gehts nicht ums Modell, sondern immer und immer wieder nur um das konkrete Klavier...

Da in München auch ein "kleiner" großer D (mit leider klein ausgefallener Stimme) im Museum steht - vielleicht ist die Klanganlage des Bamberger Centennials aus der Spur? Dass er irgendwie leise geraten ist? Dass die Mechanik nix taugt..?.. (es ist eine modernere..., nicht die originale, min. von Gestell und Hämmern.)

Wer fährt mal hin, guckt und horcht?
 

Diese fast quadratischen Flügel (ca. 260x270) sind nur für Neubauten geeignet: Da wird das Haus dann um den Flügel gebaut :-)

Das hier: "88 Tasten vom großen afrikanischen Tier." So lautet die Produktbeschreibung. Dazu kommen ja noch 57 schwarze Tasten.

Das Ding ist einfach zu breit, passt nirgendwo hin. Und der Käuferkreis ist sehr klein, nur Männer über zwei Meter mit langen Armen.

CW
 

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