Cembalo

Bei jedem versierten Cembalisten klingt dieses Stück (ein vernünftiges Instrument vorausgesetzt) 1000 mal besser (auf jeden Fall richtiger!)

Und wer wäre dann so ein versierter Cembalist? Ich habe, als ich mich etwas intensiver mit Couperin beschäftigte, auch einige Cembalo Einspielungen angehört - ein Beispiel davon ist Trevor Pinnock. Man sollte doch denken, dass Pinnock was davon versteht, oder? Nun, mir gefällt es jedenfalls überhaupt nicht - es ist viel zu schnell, es ist lärmig und von der (barocken) Klangrede, die mein KL immer predigt, ist weit und breit nichts zu hören. Die meisten Einspielungen, die ich gehört habe scheinen aber genau dieses Schema zu verfolgen - laut schnell und kaum Akzente.

LG, PP
 
Hallo Rheinkultur,

Danke für die Beispiele! Von den Einspielungen spricht mich die von Elaine Comparone am ehesten an, ist aber noch nicht ganz das was ich mir vorstelle - ich werde mich wohl nochmal durch YT wühlen und schauen, was ich diesmal finde. Wer sind eigentlich die angesagten Cembalisten, die das Prinzip der Klangrede verfolgen, kannst du mir da weiterhelfen?

Herzlichen Gruß, PP

Ein Cembalist der mir gefällt, ist mir doch noch eingefallen - Gustav Leonhardt, aber leider scheint er nicht sehr viel von Couperin eingespielt zu haben und das meiste davon findet man nur noch auf den Gebrauchtmarkt.
 
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Ein Cembalist der mir gefällt, ist mir doch noch eingefallen - Gustav Leonhardt, aber leider scheint er nicht sehr viel von Couperin eingespielt zu haben und das meiste davon findet man nur noch auf den Gebrauchtmarkt.
Einer der Altmeister, die auch von den Franzosen einiges eingespielt haben: https://www.youtube.com/watch?v=e-K0kr6vYvM
Allerdings ist mir persönlich auch dieses in der Tempowahl zu schnell geraten.

Klangrede mit Couperin und Leonhardt: https://www.youtube.com/watch?v=26EzKYruFDk

Oder:
https://www.youtube.com/watch?v=DKbOe7IndLg
https://www.youtube.com/watch?v=-mgo3XTeEUQ
https://www.youtube.com/watch?v=-na5lSNjFAY

Das dürfte schon eine aussagekräftige Auswahl darstellen.

LG von Rheinkultur
 
Bei Bach: Ganz klar beides. Man erhält zwei faszinierende Seiten einer Münze.

Bei 99,875% der restlichen Barockmusik: Unbedingt Cembalo. Vom Continuo brauchen wir erst gar nicht zu reden-

Das wäre aber sehr schade, wenn man die Sonaten von Domenico Scarlatti nicht mehr auf einem modernen Klavier oder Flügel spielen sollte. Da öffnen sich doch Welten, die man auf einem Cembalo nie erreichen kann.
 
Scarlatti habe ich bei Barockmusik nicht wirklich auf dem Schirm!
 
Das wäre aber sehr schade, wenn man die Sonaten von Domenico Scarlatti nicht mehr auf einem modernen Klavier oder Flügel spielen sollte. Da öffnen sich doch Welten, die man auf einem Cembalo nie erreichen kann.

Mich interessieren genau diese Unterschiede:

Wie gestalte ich eine Scarlatti-Sonate am Cembalo im Unterschied zu ihrer Gestaltung am Flügel?

Welche Unterschiede gibt es zur Gestaltung anderer barocker Werke, z. B. Bachs?
Diese Fragen verstehe ich unabhängig von der Tatsache, dass beide Komponisten die Möglichkeiten, die ein moderner Flügel bietet, natürlich noch nicht kannten.
 
In der berühmten Doku über Bachs Klavierwerk antwortet Gould auf Monsaingeons Frage, ob die Stücke nicht geradezu zwingend nach dem Cembalo-Klang verlangen, unter anderem damit, dass Bach seine Stücke oft nicht für ein bestimmtes Instrument geschrieben hat und sie stattdessen dazu geeinet sind, gerade von verschiedensten Instrumenten gespielt zu werden, wie Bearbeitungen von Klavierstücken für Streicher bzw. umgekehrt zeigen, wenn ich es richtig in Erinnerung habe - ist schon über 10 Jahre her, dass ich es mir angeschaut habe.
 
Einer der Altmeister, die auch von den Franzosen einiges eingespielt haben: https://www.youtube.com/watch?v=e-K0kr6vYvM
Allerdings ist mir persönlich auch dieses in der Tempowahl zu schnell geraten.

Klangrede mit Couperin und Leonhardt: https://www.youtube.com/watch?v=26EzKYruFDk

Oder:
https://www.youtube.com/watch?v=DKbOe7IndLg
https://www.youtube.com/watch?v=-mgo3XTeEUQ
https://www.youtube.com/watch?v=-na5lSNjFAY

Das dürfte schon eine aussagekräftige Auswahl darstellen.

LG von Rheinkultur

Besten Dank, Rheinkultur!

Für die Erweiterung meiner CD Sammlung sieht es aber eher schlecht aus. Ich habe noch eine Interpretation der Barrikaden gefunden, die mir gefällt:

Scott Ross - Les barricades mystérieuses (François Couperin) - YouTube

Würde mich interessieren, wie eure Meinung dazu aussieht.

Leider ist aber auch diese Einspielung nicht mehr verfügbar. :(

LG, PP
 
In der berühmten Doku über Bachs Klavierwerk antwortet Gould auf Monsaingeons Frage, ob die Stücke nicht geradezu zwingend nach dem Cembalo-Klang verlangen, unter anderem damit, dass Bach seine Stücke oft nicht für ein bestimmtes Instrument geschrieben hat und sie stattdessen dazu geeinet sind, gerade von verschiedensten Instrumenten gespielt zu werden, wie Bearbeitungen von Klavierstücken für Streicher bzw. umgekehrt zeigen, wenn ich es richtig in Erinnerung habe - ist schon über 10 Jahre her, dass ich es mir angeschaut habe.
Wahlfreie, multiple oder austauschbare Instrumentalbesetzungen sind nicht nur auf die Barockzeit beschränkt, sondern auch zu späterer Zeit anzutreffen.

BWV 1055 gibt es als Klavierkonzert oder aber auch mit Solopartie für Oboe d'amore. Selbst fremde Werke (Vivaldi) hat Bach für den eigenen Gebrauch eingerichtet. In Klassik und Romantik gibt es ebenfalls Grenzüberschreitungen: Mozarts Flötenkonzert D-Dur existiert auch als Oboenkonzert in C-Dur, wie es auch das einzige Violinkonzert von Beethoven als Klavierkonzert gibt. Zahlreiche Stücke gibt es mit wahlfreien Melodieinstrumenten: Beethovens op. 17 mit Horn oder Violoncello, Brahms' und Regers Klarinettensonaten auch mit Viola, ähnliche Konstellationen sind auch bei Schumanns Opera 73 und 94 anzutreffen - eine entsprechende Auflistung wäre lang und würde bis in die Gegenwart entsprechende Beispiele enthalten.

Entscheidend (aber im Einzelfall diskussionswürdig) ist sicherlich die Frage, ob die klanglichen Resultate die Existenz entsprechender Arrangements zu rechtfertigen vermögen. Selbst wenn die für die Bearbeitung verwendeten Instrumente zum Zeitpunkt der Entstehung des Originalwerks noch gar nicht existiert haben, können schöne und überzeugende Resultate gelingen. Im Zusammenhang mit der CD-Produktion eines eigenen Werkes konnte ich ausgiebig erfahren, wie gut Transkriptionen von Werken aus Renaissance und Barock in Saxophonquartett-Besetzung (Sopran, Alt, Tenor, Bariton) klingen können. Natürlich gab es da auch eine Bearbeitung einer vierstimmigen Bachfuge.

Ich könnte mir vorstellen, dass die stark strukturorientierte Anlage vieler Kompositionen von Bach in klanglicher Hinsicht besonders viele Möglichkeiten der Ausführung ermöglicht, so dass die Resultate auf Cembalo wie auf dem modernen Flügel gleichermaßen überzeugen. Gerade im Bereich der Dynamik ergeben sich zwischen beiden Instrumenten große Unterschiede, die aber durch eine terrassendynamische Anlage einer Interpretation wieder egalisiert werden. Weshalb die romantisierenden Ausführungen barocker Literatur in früheren Beiträgen so verstörend wirkten, ist gerade unter anderem mit der Preisgabe von Terrassendynamik und der Ausführung großer Steigerungen und dynamischer Extreme mit zu begründen. Da klingt bei Furtwängler die erwähnte 3. Orchestersuite von Bach wie ein Symphoniesatz im Spätwerk bei Bruckner oder Mahler - wobei Leopold Stokowski bei seinen Bearbeitungen noch weiter gegangen ist. Beispiel?
Bach-Stokowski: Fantasia and Fugue in G minor - Bamert conducts - YouTube

Da ist die Frage "Klavier oder Cembalo?" oftmals nur individuell so zu beantworten, dass ein Interpretationsvergleich an beiden Instrumenten erfolgt. Einstufungskriterien können demnach Strukturorientierung, Ausdruckspotential, "Lautmalerei"/Charakterisierung, Gebrauch von Extremlagen am Instrument und weitere Aspekte sein, die sich teilweise wechselseitig überlappen und/oder der subjektiven Einschätzung unterliegen. Eines ist sicher: Allgemein gültige Antworten gibt es offensichtlich nicht...

LG von Rheinkultur

P.S.: Bach und Saxophon - geht das?: 20204 New Century Saxophone Quartet The Art of Fugue - YouTube
 
Ich halte den Großteil der Werke Bachs (die Kunst der Fuge wäre hier in allererster Linie zu nennen) für so allgemeingültig, dass die Frage, ob das "geht" oder nicht, sich nicht am Instrumentarium sondern an der Stilsicherheit des (der) Interpreten entscheidet.
 
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Ich halte den Großteil der Werke Bachs (die Kunst der Fuge wäre hier in allererster Linie zu nennen) für so allgemeingültig, dass die Frage, ob das "geht" oder nicht, sich nicht am Instrumentarium sondern an der Stilsicherheit des (der) Interpreten entscheidet.
Allgemeingültig oder strukturorientiert - vermutlich ist dasselbe gemeint. In dem Saxophon-Video mit Bachs Kunst der Fuge werden Aspekte zur Stilsicherheit kurz angesprochen - ich sage nur mal als Stichwort: Vibrato-Gebrauch.

Gleichgültig, ob man zur Ausführung das Cembalo historischer Bauart oder den modernen Konzertflügel favorisiert: Für beide Lösungen gibt es wohl tragfähige Argumente - und gelungene Interpretationsbeispiele, wobei das "Gelingen" niemals eine objektive Angelegenheit sein kann.
 
Sehr absolut formulierte Meinung, die ich nicht unbedingt teile: :roll:
Brauchen wir also vom Clavichord auch nicht reden - jenem intimen, sehr ausdrucksstarken Instrument, bei welchem man neben nahezu unbegrenzter Dynamikabstufung in Richtung leise auch noch Vibrato von Hand erzeugen kann, von welchem auch noch die Söhne Bachs in höchsten Tönen schwärmten, Herr motz-art? :wink:
Hallo Mindenblues,

kennst du dieses Video mit Gulda am Clavichord? Das ist stilistisch natürlich was ganz anderes, aber die klanglichen Möglichkeiten hört man hier auch.
Friedrich Gulda - For Rico - YouTube
Ich finds klasse :)
 
Etwa so ein erschöckliches Neupert Teil in "Bach Disposition"?
Zwei Manuale 16 Fuß und 5 Pedale.

Nein, ein einmanualiges Wittmayer mit 8+4. Ist halt billig das Zeug, will ja keiner mehr haben, aber hab erst mal die Kiele von Leder auf Delrin verändert, nun geht es so einigermaßen. Und es hat den großen Vorteil, dass ich nachts spielen kann....

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
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Beim Zuhören habe ich echt Feuer gefangen. Bis jetzt habe ich mich mit diesem Instrument noch gar nicht beschäftigt.
Das soll sich ändern!
Auf dieser Seite

DCS | Deutsche Clavichord Societät – Instrumentenmarkt

werden etliche Instrumente angeboten.

Kennt sich jemand aus und kann mir sagen, welches dieser Instrumente empfehlenswert ist.

Ich habe da null Ahnung!
 
Hallo motz-art,

das faszinierende am Clavichord ist für mich die Möglichkeit, den Ton nach dem Anschlag noch zu verändern (gibt es noch ein anderes Tasteninstrument, das hierzu in der Lage ist?), das macht Gulda in den geposteten Beispielen ja sehr deutlich. Da es nur über eine geringe Lautstärke verfügt hätte man auch keine Probleme mit den Nachbarn:-).
Anbei ein Video dessen Angebot ich recht interessant finde.

LG
Christian

Clavichord - YouTube
 
Ich habe mal auf einem Clavichord gespielt und kam mir vor wie der Koloss von Rhodos. :D Von einem Flügel auf dieses zarte Instrument - o je.......! :p Ich finde den Klang wunderschön, aber es ist eine riesige Umgewöhnung, weil der Anschlag anders ist (am Boden, so weit ich weiß, daher auch das Wort "Anschlag" und nicht am Druckpunkt - Auslösung - wie bei unserem Instrument). Die riesige Palette im leisen Bereich war von mir nicht mal ansatzweise umzusetzen. Allerdings konnte ich leider nur ganz kurz ran. Ein faszinierendes Instrument!!!

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Ich bin auch für ein Unterforum für diese Instrumente. Auch als Pianist kann man davon sehr viel lernen!
 
P.S.: Ich bin auch für ein Unterforum für diese Instrumente. Auch als Pianist kann man davon sehr viel lernen!

Um mal konkret zu werden:

- Wie könnte ein solches Unterforum benannt werden? Historische Tasteninstrumente?

- Wer bittet Fabian und Clavio 1 um dessen Einrichtung? Von alleine wird nichts passieren, wer weiß, ob sie diesen Faden überhaupt lesen....

Ich würde es in der aktuellen Auflistung zwischen "Orgel-Forum " und Klavierlehrer-Forum" setzen (aber eigentlich würde ich diese Liste insgesamt sowie ganz anders sortieren...;))
 
Um mal konkret zu werden:

- Wie könnte ein solches Unterforum benannt werden? Historische Tasteninstrumente?

Historische Tasteninstrumente wäre eine gute Wahl da alle Varianten der Instrumentengattung beinhaltet wären. Diese Instrumente haben schon ihren ganz eigenen Reiz, selbst Jazzmusiker wie Keith Jarrett haben tolle Aufnahmen von Bach auf ihnen gemacht und dass der Einsatz nicht auf die Barockmusik beschränkt sein muss zeigen die nachfolgenden Beispiele zweier anderer Jazzgrößen:

Oscar Peterson & Joe Pass - Summertime - YouTube

TEA FOR TWO - YouTube
 

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