Carl Czerny

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Sulan

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Nachdem der gute Carl Czerny, ein Schüler Beethovens, immer nur auf seine Fingerübungen reduziert wird und deswegen von ganzen Generationen von Klavierschülern mehr oder weniger gehasst wird, fühle ich mich gezwungen, mal eine Lanze für Czerny zu brechen. Und das macht man am besten mit einem guten Klangbeispiel. Es gibt leider nur sehr wenig Stücke von Czerny (abseits der Etüden), die heute gespielt werden. Ich bin gerade selbst auf der Suche nach Noten zu Sonaten, Variationen etc. und hatte bei Youtube immerhin das Glück, seine Grande Sonate Op. 10 zu finden:

Carl Czerny: Grande Sonate zu vier Händen - Op. 10, 1. Satz
Carl Czerny: Grande Sonate zu vier Händen - Op. 10, 2. Satz
Carl Czerny: Grande Sonate zu vier Händen - Op. 10, 3. Satz
Carl Czerny: Grande Sonate zu vier Händen - Op. 10, 4. Satz

Es mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein, aber es ist auf jeden Fall was anderes als Fingerübungen. Vielleicht überzeugt es ja marcus (und andere), dass man Czerny sehr wohl einen Komponisten nennen kann ;)

Gruß,
Sulan
 
Ich habe selber einen Notenband mit vierhändigen Stücken, viele davon von Czerny. Die Musik an sich ist eigentlich sehr schön. Klingt für mich fast immer wie Mozart ohne diesen Reichtum an Abwechslung, da zumindest diese vierhändigen Stücke von ihm sehr klar strukturiert komponiert wurden und auch mich vom Aufbau immer wieder an klassische Sonaten wie eben von Mozart erinnern, aber letztendlich nicht so gewitzt aufgebaut sind wie von Mozart selber.

Aber sonst habe ich mit seinen weiteren Werken bisher kaum Bekanntschaft gemacht. Aber dein Beispiel seiner Grande Sonate zeigt ja, dass Czernys Musik keinesfalls etüdenhaft klingen muss. :)
 
Es mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein, aber es ist auf jeden Fall was anderes als Fingerübungen. Vielleicht überzeugt es ja marcus (und andere), dass man Czerny sehr wohl einen Komponisten nennen kann ;)
okay, okay, man kann ihn einen Komponisten nennen. Vom Hocker gehauen hat mich das jetzt nicht, aber ich habe schon einen "günstigeren Eindruck" von ihm gewonnen :cool:

Gerade frage ich mich, wie wohl Etüden von Mozart oder Beethoven ausgesehen hätten. Vlt wären sie schon so in Richtung Chopin-Etüden gegangen?!
Ist es nicht so, dass Etüden eher eine Erfindung der Romantik sind? Von Etüden aus dem Barock und der Klassik (abseits von Czerny) hab ich bisher nichts gehört.

marcus
 
Ist es nicht so, dass Etüden eher eine Erfindung der Romantik sind? Von Etüden aus dem Barock und der Klassik (abseits von Czerny) hab ich bisher nichts gehört.
Zum Phänomen der Klavieretüde und ihrer Geschichte gibt es ein sehr aufschlureiches Buch: Martin Gellrich:Üben mit Lis(z)t. Wiederentdeckte Geheimnisse aus der Werkstatt der Klaviervirtuosen. Frauenfeld (CH) 1992, Verlag Waldgut. ISBN 3-7294-0067-3.

Strawinwsky schrieb über Czerny ironisch: Er habe in Czerny zeitlebens mehr den glutvollen Musiker bewundert als den Etüdenkomponisten.

Hier noch drei weitere lesenswerte Literaturtips:
  • Czerny, Carl: Erinnerungen aus meinem Leben [ca. 1860], hrsg. von W. Kolneder. Strasbourg (Heitz) 1968. (= Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen 46).
  • Habenicht, Erika: Der Etüdenmeister – eine Ehrenrettung. In: Partituren. Das Magazin für klassische Musik. Berlin (Friedrich) 3/2006.
  • Wehmeyer, Grete: Carl Czerny oder die Einzelhaft am Klavier. Zürich (Atlantis)
 
Guten Abend,
von Czerny gibt es ein Klavierwerk, die Variationen ueber ein Thema von Rode, op.33 (auch "La ricordanza"-Variationen), das zwar sicher "harmlose" Musik ist, aber von Vladimir Horowitz hinreissend interpretiert wird (siehe beispielsweise youtube). Leider ist die entsprechende CD nicht mehr erhaeltlich.
Jannis
 

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