Blüthner-Flügel: Hammerköpfe

Cabyla

Cabyla

Dabei seit
12. Feb. 2015
Beiträge
16
Reaktionen
1
Hallo allerseits,

Ich bin neuerdings stolzer Besitzer eines antiken Blüthner-Flügels: Seriennummer 11775, Baujahr 1874.
Er ist weitgehend im Originalzustand und bis auf einen relativ großen Riss im Resoboden gut in Form.
Leider ist der Klang im oberen Register ab h' ziemlich stumpf, was meiner Vermutung nach an den Hammerköpfen liegt, die laut Vorbesitzer einmal ausgetauscht wurden. Auf dem Bild im Anhang ist der Übergang zu sehen: ab dort, wo die grünen Köpfe anfangen, wird der Klang stumpf.
Meine Frage: Kann es sein, dass nur die unteren Hammerköpfe bis b' ausgetauscht wurden? Sind dann die Köpfe mit dem zusätzlichen grünen Filz Original? Lohnt es sich, diese Hammerköpfe nochmal abziehen zu lassen oder würdet ihr gleich neue Hammerköpfe anbringen lassen?
Ich werde bald einen Termin mit einem Klavierbauer machen, möchte aber vorher gut informiert sein.

Viele Grüße,
Cabyla
 

Anhänge

  • Hammerköpfe.jpg
    Hammerköpfe.jpg
    216,2 KB · Aufrufe: 110
Hallo Cabyla,

Die Hämmer sind alle Original, aber im Diskant hat sie jemand beledert. Wahrscheinlich war schon recht wenig Filz bis zum Hammerkern. Leder kann man nicht abziehen, aber weg nehmen, was eine andere Form von "abziehen" ist. ;-)

LG
Michael
 
Hallo klaviermacher,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Wenn man das Leder wegnehmen würde, wäre ja dann das Problem mit dem dünne Filz wieder aktuell. Was würdest Du empfehlen?
Ich frage hier im Forum nach, weil ich vermute, dass viele Klavierbauer sofort zu einem Auswechseln raten würden. Ich fände aber schön, so viel wie möglich einfach so zu lassen. Außerdem ist mein Budget sehr schmal.

Viele Grüße!
 
Hallo klaviermacher,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Wenn man das Leder wegnehmen würde, wäre ja dann das Problem mit dem dünne Filz wieder aktuell. Was würdest Du empfehlen?
Ich frage hier im Forum nach, weil ich vermute, dass viele Klavierbauer sofort zu einem Auswechseln raten würden. Ich fände aber schön, so viel wie möglich einfach so zu lassen. Außerdem ist mein Budget sehr schmal.

Viele Grüße!
Das kommt drauf an.. Auf den Bildern sieht man es nicht so gut. Die Kollegen würden auf alle Fälle neu befilzen oder neue Köpfe dran montieren. Ich hab aber schon erlebt, dass man manchmal noch nachintonierten kann, und gar nicht so wenig Filz dafür vorhanden war. Das sieht man aber erst, wenn das Leder weg ist. Manch Belederung war vielleicht statt intonieren drauf geklebt, weil es weniger Arbeit gibt, oder es gab einfach nichts anderes... Übrigens dürfte diese Reparatur schon vor dem Krieg gewesen sein (oder während des Krieges) , auf alle Fälle uralt.

LG
Michael
 
Vielen Dank! Das ist schon mal gut zu wissen.
Dann noch eine Frage: Im mittleren Bereich gibt es viele Töne, die zu hart sind und fast einen metallischen klang bekommen, wenn man sie nicht p anspielt. Wenn man aber die Verschiebung benutzt, verschwindet dieser harte Klang. Gehe ich dann richtig in der Annahme, dass das ein Intonationsproblem ist und ggf. durch Intonieren behoben werden kann? Ich meine, dass die Hämmer in diesem Bereich nur an einer Seite zu hart sind.
Der gesamte Bass klingt übrigens sehr schön und lässt auch für die anderen Register einiges hoffen... :super:
 
Ich werde morgen bei Tageslicht mal versuchen, bessere Fotos hinzubekommen, damit man sich einen Eindruck verschaffen kann.
 
Vielen Dank! Das ist schon mal gut zu wissen.
Dann noch eine Frage: Im mittleren Bereich gibt es viele Töne, die zu hart sind und fast einen metallischen klang bekommen, wenn man sie nicht p anspielt. Wenn man aber die Verschiebung benutzt, verschwindet dieser harte Klang. Gehe ich dann richtig in der Annahme, dass das ein Intonationsproblem ist und ggf. durch Intonieren behoben werden kann? Ich meine, dass die Hämmer in diesem Bereich nur an einer Seite zu hart sind.
Der gesamte Bass klingt übrigens sehr schön und lässt auch für die anderen Register einiges hoffen... :super:
Die Hämmer in der Mitte sind ziemlich platt gespielt. Ich dachte Du wärst mit den mittleren Registern intonationsmäßig zufrieden?
 
Die Hämmer in der Mitte sind ziemlich platt gespielt. Ich dachte Du wärst mit den mittleren Registern intonationsmäßig zufrieden?
Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, der Diskant ist auf jeden Fall das größte Problem. Ich denke, wenn der ähnlich wie die Mittellage klingen würde, würde es weniger auffallen. So wie es jetzt ist, gibt es halt den Kontrast zwischen dem stumpfen Diskant und der metallischen Mittellage, und zwar sehr abrupt von b' zu h'.
 
Die Kollegen würden auf alle Fälle neu befilzen oder neue Köpfe dran montieren.l

Richtig! Und des wäre meines Erachtens nach des einzig sinnvolle. Man sollte hier nimmer seine Zeit mit "herumexperimentieren" verschwenden - möglich, daß sich primär noch was rausholen lassen würde, aber des ist nix auf Dauer. Ich persönlich würde hier eine Blüthnergerechte Befilzung von Abel vornehmen lassen. Ach ja, wenn die Saiten noch im Originalzustand sind (der Riß im Resonanzboden könnt ja eh gerichtet werden), wäre auch ein Neubezug hier ned nachteilig.

Viele Grüße

Styx
 
Hallo Styx,
vielen Dank für Deine Antwort!
Inzwischen habe ich auch einen Berliner Klavierbauer drüberschauen lassen, der zu einem ähnlichen Resultat gelangt ist. Er meinte bezüglich meines schmalen Budgets, dass es möglich ist, die Bass-Saiten drinzulassen, sodass folgendes gemacht würde:

- Regulation der Mechanik
- Austausch der Hammerköpfe komplett. Dazu meinte er, dass es passende Hammerköpfe auf dem Markt nicht gibt, da sie eine andere Form haben. Deshalb könne man die von Abel nehmen und müsste sie dann noch bearbeiten. Ist das weniger Arbeit? Gibt es Vorteile der Neubefilzung?
- Austausch der Saiten bis auf dem Bass
- Im Zuge der Neubesaitung ausspänen des Resonanzbodens, der Gussrahmen kann dazu drinbleiben, was den Arbeitsaufwand wohl erheblich minimiert.
- Die Dämpfung kann zum Glück so bleiben und muss nur ein bisschen reguliert werden.

Das sollte dann preislich zu machen sein.
Eine Frage hätte ich noch zu den Stimmwirbeln: Wenn die Saiten ausgetauscht werden, kommt man wohl um neue Wirbel nicht herum, oder?
Außerdem meinte der Klavierbauer noch, dass sie Nummer, die mit Bleistift auf die Innenseite der Klaviaturabdeckung vorne geschrieben ist, nicht die Seriennummer ist, sondern die Gehäusenummer. Hat jemand eine Idee, wo man die Seriennummer noch finden könnte? Am Gussrahmen ist sie nicht zu finden. Und das genaue Baujahr würde mich schon interessieren...
 

Hier sind noch zwei Fotos vom "Innenleben"; vielleicht kann ja der ein oder andere schätzen, welches Baujahr das Flügel hat?
 

Anhänge

  • 20150221_183120.jpg
    20150221_183120.jpg
    605 KB · Aufrufe: 55
  • 20150221_183127.jpg
    20150221_183127.jpg
    682,6 KB · Aufrufe: 50
Außerdem meinte der Klavierbauer noch, dass sie Nummer, die mit Bleistift auf die Innenseite der Klaviaturabdeckung vorne geschrieben ist, nicht die Seriennummer ist, sondern die Gehäusenummer. Hat jemand eine Idee, wo man die Seriennummer noch finden könnte? Am Gussrahmen ist sie nicht zu finden. Und das genaue Baujahr würde mich schon interessieren...
 
Wenn 11775 die Seriennummer ist, dann stimmt's. Das ist also die Frage.
 
Cabyla hat geschrieben:
Ich fände aber schön, so viel wie möglich einfach so zu lassen. Außerdem ist mein Budget sehr schmal.
und nun?

Ich würde zunächst nur die Leder entfernen und in der Mittellage ein paar Stiche anbringen. Dann jedenfalls stimmen und alles zusammen dauert vielleicht zwei Stunden und dann sehen wie es klingt.
Wenn nichts mehr geht, dann kann man die Hämmer neu befilzen lassen von Abel. So wird der leichte Holzkern mit seiner Sonderform erhalten und die Anschlagslinie ändert sich nicht - außerdem weiß Abel wie man Blüthner so Original wie möglich befilzt.
Ob nun die Bässe erneuert werden müssen kann ich nicht beurteilen, da ich den Klang nicht kenne. Den Riss zu verschließen ist ne Fleißaufgabe, die klanglich nichts bringt, außer der Riss macht Geräusche...

LG
Michael
 
Hallo Klaviermacher,

"So viel wie möglich einfach so zu lassen" ist halt einfach gesagt. Ich finde die Entscheidung wirklich schwierig.
Der Klavierbauer meinte, dass unter dem Leder zu wenig Substanz sei, weil man die Kleberschicht noch entfernen müsse. Ich werde aber jedenfalls mal fragen, ob er es nicht doch probieren kann. Meinst Du, dass man mit der Methode einen gleichmäßigen Anschlag in allen Registern hinbekommt, also ohne abrupte Übergänge?
Der Vorschlag die Hammerköpfe neu befilzen zu lassen klingt für mich plausibel, da sich ja bei neuen Köpfen auch das ganze Anschlagsverhalten ändern würde. Ist das denn wesentlich teurer als einen Satz fertiger Hammerköpfe zu kaufen?
Zu den Saiten: sie sind etwas rostig und lassen sich wohl nicht richtig sauber stimmen, deshalb der Vorschlag, sie zu erneuern.
Zum Resonanzboden dachte ich, dass man einen kräftigeren Klang erhält, wenn man "druck macht" durch das Ausspänen. Bin ich da falsch informiert? Würdest Du ihn einfach so lassen, mal angenommen, Du würdest Dich dazu entscheiden, die Saiten zu wechseln?

Es ist jedenfalls eine große Hilfe, hier so wertvolle Tipps zu bekommen, dafür schonmal ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!

Viele Grüße
 

Zurück
Top Bottom