Bilder einer Ausstellung

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Ambros_Langleb

Ambros_Langleb

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19. Okt. 2009
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Nachdem ich gerade mitten in einer Periode des Mißvergnügens stecke (Korrektur von 60 allerdeliziösesten Examensklausuren) brauche ich unbedingt etwas, worauf ich mich freuen kann: also, könnte mir bitte jemand eine schöne (!) Ausgabe von Mussorgkis Bilder einer Ausstellung empfehlen?

Ich bin ein Anhänger von traditionellem Notensatz (Zeugnisse von miserablem Computersatz liegen schon genug bei mir herum); und eingezeichneter Fingersatz käme meinem beklagenswerten Hang zur Bequemlichkeit sehr entgegen ;)

Dank und Gruß

Friedrich
 
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hallo,

die Henle Urtextausgabe ist empfehlenswert.

Wunderschön, indes aber auch sehr teuer, ist die Ausgabe mit dem Faksimile: Mussorgskis eigenartige Notation ist nicht nur sehenswert, sondern auch sehr aufschlußreich.

...Mißvergnügen ist nie angenehm - um dieses nicht zu steigern muss darauf hingewiesen werden, dass dieser fantastische Zyklus einige sehr problematische und arg virtuose Abschnitte enthält:
"schwierig" im herkömmichen Sinn:
Gnomus
Kükenballett
Promenade II (die vor dem Marktplatz)
Tuileries (hat ein paar sehr fiese Takte!)
Bydlo (anstrengend für die linke Hand)
sehr problematisch und virtuos:
Limoges. Le Marche
Die Hütte auf Hühnerfüßen (Baba Yaga)
Das Heldentor in der alten Hauptstadt Kiew.

aber altes Schloß, viele Promenaden, auch die faszinierenden "catacombae" mit ihrer darauf folgenden Promenadenvariation "con [sic...] mortuis in lingua mortua" (Mussorgski, der selber wohl kaum Latein konnte, notierte dazu: "ein lateinischer Text, mit den Toten in einer toten Sprache, wäre schön") können bei Mißvergnügen Abhilfe schaffen :)

herzliche Grüße, Rolf
 
Die gibt es sicherlich auch als Einzelausgabe, in dem folgenden Werk sind sie auch enthalten: "Modest Musorgsky Complete Works" von Könemann Musik Budapest. "complete works" bezieht sich übrigens nur auf die Klavierwerke. Mussorgski war zwar nicht so schreibwütig wie z.B. Schubert (Walzer....) aber es finden sich in dem Buch noch ein paar wirklich schöne Stücke. Fingersätze gibt es allerdings nicht. Der Notensatz ist übersichtlich und der Einband des Buches verströmt einen spätsozialistischen Charme.

Vielleicht nicht die passende Empfehlung, aber vielleicht ja doch ;)

PS: Stücke im Schwierigkeitsgrad von "eine Träne" sind bei Mussorgski die Ausnahme. So gesehen sollte die Arbeit am Fingersatz eigentlich nicht ins Gewicht fallen.
 
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hallo,

die Henle Urtextausgabe ist empfehlenswert.

Besten Dank Rolf,

ist schon bestellt! Und nein, ich bilde mir nicht ein, gleich das
Markttor von Kiew erstürmen zu sollen - zu sehr steht mir der
Schmerzensmann vor Augen, den ich weiland als Klavierschüler bei
diesem Versuch gegeben habe. Wie sagt Catull? "... versucht den
Musenberg zu ersteigen -- aber die Musen, mistgabelbewehrt, schubsen
ihn jählings hinab." Ich werde mich also auf die von Dir genannten
Stücke beschränken, dazu vielleicht noch den Bydlo, denn einen
ausgeprägten Linkshänder kann der nicht erschrecken (eher würde mich
die Promenade schaffen, wenn sie doppelt so lang wäre). Den Rest kann
ich ja vorderhand lesen und in meinem Kopf "anhören" ;)

Was hat es denn mit "Mussorgskis eigenartiger Notation" auf sich?

@Guendola: danke für den Hinweis auf die ungarische Ausgabe. Gerade
die wollte ich aber gerne vermeiden, denn von der Ausgabe der
Beethovensonaten her weiß ich leidvoll, was es für den Laien bedeutet,
wenn man ihm überhaupt keinen Fingersatz anbietet.

Dank und Gruß,

Friedrich
 
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Na hoffentlich bleiben die Klausuren da nicht zuuu lange liegen ;).

Also ich nenne seit Kurzem die Schott/Universal Edition (Urtext- UT50076) mein Eigen.
Die ist zwar ohne Fingersatz - allerdings gibt es für die echt heiklen Teile im Vorwort (von V.Ashkenazy) Vorschläge zum Fingersatz und auch sonst einige recht interessante "Vorschläge zur Interpretation".
Im Anhang finden sich zudem unter "kritische Anmerkungen" auch ein paar Hinweise auf Takte, die M. aus dem Manuskript gestrichen hatte. Interessant, wenn man plötzlich so ungewohnte Wendungen zum Klingen bringen kann.

Ich bin mit der Ausgabe sehr zufrieden - zumal die Seitenumbrüche für unverbesserliche "VomBlattSpieler" (bzw. NichtAuswendigSpieler) sehr vernünftig platziert sind.

Viel Vergnügen!

PS: <SPASSMODUS EIN>Es gab vor kurzem mal an anderer Stelle im Forum einen Exkurs von Rolf über das für ein korrektes Werksverständnis notwendige Vorwissen in Kunstgeschichte et.al.
In der Aufzählung war damals die ARCHITEKTUR als notwendige Disziplin übrigens vergessen worden, wo Viktor Hartmann doch eigentlich Architekt war - also bitte vor der Interpretation des großen Tors von Kiew die statischen Berechnungen nicht vergessen. <SPASSMODUS AUS>
 
Also ich nenne seit kurzem die Schott/Universal Edition (Urtext- UT50076) mein Eigen.

Hallo, Friedrich!

Meine Empfehlung kommt zu spät - und ich würde auch Rolfs Befürwortung
der Henle-Ausgabe teilen, gäbe es nicht einen Umstand, der mich in diesem Fall
die Wiener Urtext-Ausgabe bevorzugen läßt: Ihr sind die Originalbilder Hartmanns
(soweit erhalten) beigegeben. Man sieht also die Kücklein in den Eierschalen,
Goldenberg und Schmuyle, die Katakomben, die Hütte der Baba-Jaga
und den Entwurf für das große Tor zu Kiew -
immerhin Mussorgskys Kompositionsvorlagen.

Aber es ist müßig, sie Dir noch schmackhaft zu machen - Du hast ja schon bestellt.

Viel Freude beim Spielen!

Christoph
 
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gäbe es nicht einen Umstand, der mich in diesem Fall
die Wiener Urtext-Ausgabe bevorzugen läßt: Ihr sind die Originalbilder Hartmanns
(soweit erhalten) beigegeben.

Christoph

Besten Dank Christoph - die Bilder habe ich seit fast 40 Jahren, d.h. seit dem Zeitpunkt, wo ich herausfand, daß mein Klavierlehrer mir ihre Existenz verschwiegen hatte. Das waren halt die Hochzeiten der "werkimmanenten Interpretation", die sich mit solchen "Realien" nicht abmühte, sondern sich lieber mit den metaphysischen Grundlagen des 5/4-Taktes beschäftigte. Ähnlich hielten es auch die Germanisten: sie ließen uns zwar das "Wann kommen wir drei wieder zusamm...?" lernen, natürlich samt Reimschema und sonstigem Zubehör, aber vom historischen Anlaß erfuhr ich erst, als ich eines schönen Tages auf einer im Wind schwankenden Eisenbahnbrücke neben den Stümpfen der eingestürzten einherfuhr ...

Friedrich
 

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