Bilder einer Ausstellung - Fragen

ChristianN

ChristianN

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9. Mai 2021
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Vor 2 Wochen haben wir im Unterricht "Bilder einer Ausstellung" in Angriff genommen. Ich möchte in diesem Faden die im Laufe der Übezeit auftretenden Fragen diskutieren und jedesmal wenn ein neues Bild zum Üben ansteht, hier weiter ergänzen. Bitte lasst uns aber die Diskussion in diesem Faden auf die Musik und Spieltechnik beschränken !

  • Promenade
Seitdem ich die Promenade zum ersten Mal noch als Kind (live) gehört habe frage ich mich, warum der Anfang oft so - fast schon - martialisch gespielt wird. Viele namhafte Interpreten setzen hier mit einem gesunden, ja fast harten Forte gleich im ersten Takt ein. Meine Vorstellung von einem Wandeln in einer Ausstellung trifft das überhaupt nicht. Also habe ich mich für eine Version entschieden die deutlich weicher ist, als oft gehört. Es kam wie es kommen musste. Erstes Vorspielen in der Klavierstunde: "Du spielst das viel zu lasch, nicht nachlassen. Das muss sehr kräftig sein.". Ich bin dann aufgestanden, bin im Stechschritt durchs Zimmer gelaufen und habe gefragt ob so ein Besucher durch eine Ausstellung geht ? Antwort: Naja, eher nicht, aber man müsse das im Kontext des Komponisten sehen und man habe sich damals gerne stolz präsentiert. OK, eine akzeptable Begründung. (Der von mir wirklich hoch geschätzte KL ist übrigens Ukrainer.)

Lustigerweise bin ich nach der Stunde auf die Einspielung von Khatia B. gestoßen, die das genau mit der Idee spielt, wie ich mir das vorstelle. Das steht aber in krassen Widerspruch zu "best practice".

Was sind Eure Ideen zu dieser Frage ?

  • Gnom
Hier ist die Frage aufgetaucht ob in Takt 89 mit "H" getrillert wird oder wie in T.88 vorher auch mit "B" ? Der KL meinte er hätte damals gelernt erst mit "B" und dann mit "H" zu trillern. Begründung war, dass in Takt 89 der Grundton nicht mehr "A", sondern "Hesses" lautet. Was sagt die Theorie ?

IMG_3821.JPG

Außerdem gibt es etliche Varianten für den Fingersatz des Schlusslaufs. Mir erscheint folgendes "angenehm", soweit man bei dieser technischen Herausforderung von angenehm sprechen kann ;-)

IMG_3823.JPG

Gibt es bessere Fingersätze und wenn ja warum sind sie besser ?

Soviel für heute, lg
Christian
 
eben zum Fingersatz: rechts ist super, wenn Du die 1 immer neu ansetzt und also Deine Hand neu setzt.
probier mal, wie es sich anfühlt, links in T2 die 1 dort zu nehmen, wo es die rechte tut. Manchmal ist es angenehm, die Daumen gleichzeitig zu setzen und Du bekommst mehr Wumm. (Also auch auf dem vorletzten Achtel a die 1 spielen) In T 3 gilt dann, dass Du rechts auf dem g statt der 4 auch die 1spielst, der Rest passt dann.
Ich würde die Promenade auch nicht marschieren. Oft liegt die Tücke im Detail. Vielleicht hast Du wirklich zu lasch gespielt. Das Gehen ist auf jeden Fall zielorientiert.
 
Das Gehen ist auf jeden Fall zielorientiert.

Ich glaube nicht, dass das communis opinio ist. Wenn ich es recht im Kopf habe, gibt es eine Auffassung, dass die Promenade(n) das ziellose und durch die Erwartungsspannung "ungerichtete" Hin- und Hergehen des Betrachters schildern, bis er vor dem jeweils nächsten Bild zur Ruhe kommt.

Ein wenig in diese Richtung geht das hier:

Die Promenaden stellen laut Stassow Mussorgsky dar, der von Bild zu Bild wandert. Er schreibt wörtlich: "Der Komponist hat sich selbst dargestellt, wie er hin und her geht, manchmal stehen bleibt, dann rasch weitergeht, um näher an ein Bild heranzutreten. Manchmal stockt sein Gang - Mussorgsky denkt voll Trauer an den toten Freund".

Ich weiß allerdings nicht, wie man den Autor musikwissenschaftlich verorten muss.

PS. Ein paar nützliche Hinweise von @rolf finden sich in diesem alten Faden.
 
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Vor 2 Wochen haben wir im Unterricht "Bilder einer Ausstellung" in Angriff genommen. Ich möchte in diesem Faden die im Laufe der Übezeit auftretenden Fragen diskutieren und jedesmal wenn ein neues Bild zum Üben ansteht, hier weiter ergänzen. Bitte lasst uns aber die Diskussion in diesem Faden auf die Musik und Spieltechnik beschränken !

  • Promenade
Seitdem ich die Promenade zum ersten Mal noch als Kind (live) gehört habe frage ich mich, warum der Anfang oft so - fast schon - martialisch gespielt wird. Viele namhafte Interpreten setzen hier mit einem gesunden, ja fast harten Forte gleich im ersten Takt ein. Meine Vorstellung von einem Wandeln in einer Ausstellung trifft das überhaupt nicht. Also habe ich mich für eine Version entschieden die deutlich weicher ist, als oft gehört. Es kam wie es kommen musste. Erstes Vorspielen in der Klavierstunde: "Du spielst das viel zu lasch, nicht nachlassen. Das muss sehr kräftig sein.". Ich bin dann aufgestanden, bin im Stechschritt durchs Zimmer gelaufen und habe gefragt ob so ein Besucher durch eine Ausstellung geht ? Antwort: Naja, eher nicht, aber man müsse das im Kontext des Komponisten sehen und man habe sich damals gerne stolz präsentiert. OK, eine akzeptable Begründung. (Der von mir wirklich hoch geschätzte KL ist übrigens Ukrainer.)

Lustigerweise bin ich nach der Stunde auf die Einspielung von Khatia B. gestoßen, die das genau mit der Idee spielt, wie ich mir das vorstelle. Das steht aber in krassen Widerspruch zu "best practice".

Was sind Eure Ideen zu dieser Frage ?

  • Gnom
Hier ist die Frage aufgetaucht ob in Takt 89 mit "H" getrillert wird oder wie in T.88 vorher auch mit "B" ? Der KL meinte er hätte damals gelernt erst mit "B" und dann mit "H" zu trillern. Begründung war, dass in Takt 89 der Grundton nicht mehr "A", sondern "Hesses" lautet. Was sagt die Theorie ?

Den Anhang 59584 betrachten

Außerdem gibt es etliche Varianten für den Fingersatz des Schlusslaufs. Mir erscheint folgendes "angenehm", soweit man bei dieser technischen Herausforderung von angenehm sprechen kann ;-)

Den Anhang 59586 betrachten

Gibt es bessere Fingersätze und wenn ja warum sind sie besser ?

Soviel für heute, lg
Christian
Lieber Christian,

ich habe nur ganz wenig Zeit, deshalb in aller Kürze:

1. ich würde unbedingt einen symmetrischen Fingersatz verwenden! Also gleiche Fingersätze rechts und links. Das meinte auch @Tastatula, wenn sie sagt, dass die Daumen gleichzeitig spielen sollten. Ich gehe noch weiter und würde so viel wie möglich symmetrische Fingersätze verwenden! Dabei sehr kreativ sein! Vergiss Daumenuntersätze (!), lieber die Hand versetzen oder sogar übersetzen. Fange von hinten an und finde erst einmal für die letzten Achtel einen Fingersatz, der sofort im Tempo funktioniert. Sowas wie oben 3-4 und unten 4-3 ist total kontraproduktiv, weil nicht symmetrisch. Lieber unten 4-3, oben 4-5 oder unten 5-3, oben 1-3 oder bei beiden 5-4 ... . Dann in kleinen Stückchen von hinten nach vorne gehen. Ich hatte früher mal für andere einen Fingersatz ausgeknobelt, müsste und würde aber heute noch mal ganz neu beginnen. Der damalige hatte auch mehrere Optionen, ich nenne mal eine für rechts: 5| 412341|231234|312341|231254|Akkord. Links: 132541|231232|132531|231254|Akkord. Keine Daumenuntersätze machen, s.o.! Die kleinen Teile müssen nach kurzer Eingewöhnung und kurzem Probieren sofort im Tempo oder fast im Tempo funktionieren! Nicht krampfhaft alles binden wollen! Der Arm macht eine gleitende Bewegung nach rechts bzw. links. IMMER zusammen üben! Gerne auch die üblichen Verdächtigen wie rhythmisieren .... hinzunehmen. Finde einen Fingersatz, bei dem du dich geschmeidig fühlst und es geschmeidig klingt.

2. Ich würde aus der Hüfte geschossen - habe das Stück nicht gespielt - in beiden Fällen mit "b" trillern, müsste mich aber noch eingehender mit der Harmonik befassen. Dass das a bzw. das heses Grundton ist, bezweifle ich sehr. Das a im Verminderten sehe ich als Terz der Doppeldominante F-Dur. Ich höre ihn als Leitton, der dann enharmonisch verwechselt wird in eine - keine Ahnung, None??? Aber Gnade, ich hatte Harmonielehre bei Frau X an der Musikhochschule Köln! :009: @mick kann dazu mit Sicherheit mehr sagen.

3. Das sehe ich wie @Ambros_Langleb zitierte Quelle und passt doch auch prima zu den Taktwechseln. Wenn man mal schaut, was drüber steht, steht da "...senza allegrezza, ma poco sostenuto". Das sagt m.E. viel aus. Du möchtest ja auch ein bisschen "sostenuto" haben und da stimme ich dir absolut zu! Wieviel es sein kann, würde ich ausprobieren. Lote die Grenzen aus, es darf nicht "allegrezza" sein!

Jetzt muss ich aber schnell los! :angst:

Liebe Grüße

chiarina
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Begleittext einer Aufzeichnung (Gergiev / Mariinski-Orchester) von Ravels Orchestrierung sagt:

"... Betrachter, der, jeweils unterschiedlich gestimmt, von einem Ausstellungsstueck zum naechsten wandelt, diese Passagen bezeichnete er als Promenaden. Die erste ist zudem in "modo russico" gehalten, vermutlich aufgrund der wechselnden Tempovorzeichnungen und volksliedhaftigen Motive. Nach dieser robusten Einleitung wechselt der Komponist sozusagen die Richtung und findet sich vor dem ersten Ausstellungsstueck, dem "Gnom" wieder. ..."
 
Für Leute mit stabilen Fingerchen als Kuriosität meinen erprobten FS:
1. Takt r.:3-1-2-3-4-5 l.: 1-3-2-4-5-1
2. Takt r.: 1-2-3-4-5-3 l.: 2-1-2-3-5-3
3. Takt r.: 2-1-2-3-4-5 l.: 1-3-2-4-3-5
4. Takt r.: 2-3-1-2-3-4 l.: 2-3-1-2-5-3
 
ja
(eine detaillierte Antwort darauf würde sehr umfangreich ausfallen) in aller Kürze: weil sie die Koordination übersichtlicher machen und damit leichter zu internalisieren sind.

"Der Lauf im Gnom geht gern schief..." (R.-A. Bohnke) und es hat gute Gründe, dass dieser kobolzige Lauf und die Passage am Ende von Limoges zu den berüchtigten "Angst-Stellen" in diesem Zyklus zählen (es gibt noch ein paar andere) Eigentlich ist er so, wie er sein soll, unspielbar: con tutta forza & velocissimo, und das mit nur zwei dünnen Tonlinien, die auseinanderlaufen... da geht nur (1) entweder sehr schnell, aber "nicht laut genug" oder (2) laut genug, aber nicht so schnell - - hier präferiere ich (1) denn man macht sich lächerlich, wenn die Achtel des Laufs nicht schneller als die Achtel zuvor sind (!), und um wenigstens die Illusion großer Lautstärke herzustellen, kann man sich angewöhnen, die letzten sieben Achtel in beiden Händen (!!) mit 1-2-3-1-2-4-3 und den Akkord in beiden Händen 125 sffz secco zu spielen sowie das Pedal zur crescendo-Illusion einsetzen. JA 1-2-4-3 rechts spielt sich prima und hat nichts mit "Finger überkreuzen" zu tun.

Mehr als diesen Fingersatztipp will ich vorerst nicht mitteilen*), aber zwei grundsätzliche Übungstipps speziell für den Gnom-Lauf:
1. in halbem Tempo staccato-fortissimo mit deutlichem "prasselnd-hackendem" Fingereinsatz
2. fff-legato (jedes achtel quasi als Halbe) mit vollem Armgewicht im Anschlag
beides stur immer wieder, sehr sehr oft
ABER: erst nachdem ein sinnvoller Fingersatz festgelegt ist!

Der Gnom hat ein hohes Tempo, ist dazu rhythmisch widerborstig, aber in den sempre vivo Abschnitten muss das Tempo gewahrt bleiben, egal ob es gerade gemein schwierig oder leichter ist - z.B. das hier tatsächlich korrekt im Takt (ohne "expressive" Verlangsamung) und rhythmisch korrekt akzentuiert hört man nur selten:
Bildschirmfoto 2022-11-14 um 10.11.39.png

Jetzt stellt sich die Frage, ob der gesamte Zyklus gespielt werden soll und ob dabei die teils krassen, teils ungewöhnlichen Schwierigkeiten wirklich bewältigt oder mit Notlösungen (teils langsamer etc) umgangen werden sollen - ich weise darauf hin, weil es einige Stellen gibt, die grausam schwierig sind... Gnom, Tuileries (in einem Takt), Limoges, Baba Yaga und Heldentor sind nicht leichter als die großen Chopin-Liszt-Sachen (sie verwenden deren Spieltechniken), das Kükenballett präzise pp-ppp hinlegen können ist nicht jedermanns Sache und es kommen ein paar derbe Eigenheiten von Mussorgski hinzu, die vom "gewohnten" kultivierten Klavierspiel deutlich abweichen ((das z.B. hatte Rimski-Korsakov mit seiner Edition des Klavierzyklus abgemildert))

Viele namhafte Interpreten setzen hier mit einem gesunden, ja fast harten Forte gleich im ersten Takt ein. Meine Vorstellung von einem Wandeln in einer Ausstellung trifft das überhaupt nicht.
(sorry, das folgende klingt evtl harscher, als es gemeint ist) es geht nicht um deine Vorstellungen (!) sondern zunächst darum zu verstehen, welche Klangweisen Mussorgski mit seiner ebenso akribischen wie teils ungewöhnlichen Notation**) fixiert/dargestellt hat.
Ein beliebter, aber in der Sache falscher (!) Eindruck ist, Melodie und Akkordik der ersten Promenade als stilisiert sakral, choralartig aufzufassen und darum lieber einen "weicheren" Klang haben zu wollen: so a la Vorsänger (einstimmig) und leiserer Gemeindechor (Akkorde) - dieser Eindruck verkennt, was tatsächlich vorliegt: russische Folklore in asymmetrischen Taktarten (was typisch für osteuropäische Folkloremusik ist) und diese stapft großspurig, mit ausladender Geste in die Gedächtnisausstellung hinein (die Promenaden sind quasi der Ich-Erzähler des Zyklus)

__________
*) der Grund dafür ist nicht Bosheit oder Geheimniskrämerei, sondern ganz anders:
wer es gewohnt ist, Sachen wie Islamey, Suggestion diabolique, Lisztetüden etc zu spielen, der wird hier wegen der zumindest anzuvisierenden Lautstärke bei dem geforderten sehr hohem Tempo zu ganz anderen (freilich fast überall gespiegelten, also rechts identisch wie links) Fingerfolgen greifen - und das ergibt speziell hier einen Fingersatz, der ... sehr vielen wunderlich erscheinen wird (derartige Fingersätze finden sich bei Klindworth, Bülow, Busoni) und den ich NICHT empfehlen kann, wo die genannten Gewohnheiten (noch) nicht vorhanden sind.
**) am Faksimile der Handschrift geht kein Weg vorbei - die hilft, den Zyklus zu verstehen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank an alle, die hier mit ihrem Wissen zur Seite stehen.

Ich kam gerade vom Klavier zurück um einen Post zum FS beim Gnom zu verfassen, da sehe ich @rolf 's Post. Ich schreibe trotzdem was ich eigentlich schreiben wollte und gehe danach auf @rolf ein.

Anbei findet ihr ein PDF mit meiner FS-Sammlung. Ich habe sämtliche Vorschläge hier aus dem Forum und noch weitere mal auf 2 Seiten zusammengefasst, so dass ich sie einfach ausprobieren konnte. Leider fehlt da jetzt noch der Vorschlag von @rolf (den ich ja noch nicht kenne).

Nach 2 Stunden Beschäftigung mit nur diesem Thema (bin ich eigentlich bekloppt?) bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen:

@Tastatula hat symmetrische FS vorgeschlagen, wie auch @chiarina und @rolf . Allerdings komme ich mit dem Vorschlag von @Tastatula in T.3 rechts mit der 1 auf das Ges zu gehen nicht gut klar, weil ich zwar große Hände, aber vor allem auch breite Finger habe und das macht dann danach Probleme, weil ich soweit in den Tasten rein muss.

Sehr schnell memorieren konnte ich den FS von @chiarina , weil die Symmetrie der Finger sehr eingängig ist. Allerdings hadere ich mit den daraus resultierenden Sprüngen, vor allem in T.3 der 4-1 re. Das führt bei mir zu einer hörbaren Unterbrechung des Laufs und die stört mich (musikalisch). Vom Lernen her ist der Vorschlag super und hat auch am schnellsten beidhändig einigermaßen funktioniert, aber mit dem Versetzen der Handposition hadere ich (noch?). Interessant ist, dass auch viele andere Vorschläge in T.3 4-1 haben, aber irgendwie macht es einen Unterschied, ob ich mit dem Konzept "Daumen untersetzen" spiele oder mit dem Konzept der "Handposition", vermtl. spielt da die Armbewegung eine Rolle ?

Der Vorschlag von @Alter Tastendrücker hat aus meiner Sicht den Vorteil, dass die aufsteigenden Phrasen einfach immer mit der 1 in der r.H. beginnen (einfach zu merken). Die Übersetzungen nach oben in der r.H (5-3 und später 5-2) klappen in Übetempo eigentlich gut und haben den Vorteil, dass die Phrase keine Sprünge in Kauf nehmen muss und daher "aus einem Guss" erklingt. Wenn ich das Tempo steigere, kommt allerdings ins Spiel, dass die vielen 5er nicht kräftig genug sind und es (bei mir) dann immer irgendwo unsauber wird. (Erst nach der Beschäftigung damit habe ich verstanden, was @Alter Tastendrücker mit "stabilen Fingerchen" gemeint hat.)

Die Henleausgabe schlägt m.E. zu viele Untersetzungen vor. Das könnte der Geschwindigkeit abträglich sein und dem Forte wahrscheinlich auch ?

... und so in die Materie eingedrungen hoffe ich, dass @rolf uns seinen FS verrät !?

lg
Christian
 

Anhänge

  • Gnom-Fingersätze.pdf
    958,4 KB · Aufrufe: 14
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Jetzt stellt sich die Frage, ob der gesamte Zyklus gespielt werden soll und ob dabei die teils krassen, teils ungewöhnlichen Schwierigkeiten wirklich bewältigt oder mit Notlösungen (teils langsamer etc) umgangen werden sollen - ich weise darauf hin, weil es einige Stellen gibt, die grausam schwierig sind...
Da gehen gerade die Meinungen auseinander. Ich bin der Meinung ich kann die besagten schweren Stücke eher nicht spielen, der KL meinte ich könne das schon hinbekommen (ist halt die Frage wie?). Mal sehen wie sich das entwickelt.

(sorry, das folgende klingt evtl harscher, als es gemeint ist) es geht nicht um deine Vorstellungen (!) sondern zunächst darum zu verstehen, welche Klangweisen Mussorgski mit seiner ebenso akribischen wie teils ungewöhnlichen Notation**) fixiert/dargestellt hat.
Ein beliebter, aber in der Sache falscher (!) Eindruck ist, Melodie und Akkordik der ersten Promenade als stilisiert sakral, choralartig aufzufassen und darum lieber einen "weicheren" Klang haben zu wollen: so a la Vorsänger (einstimmig) und leiserer Gemeindechor (Akkorde) - dieser Eindruck verkennt, was tatsächlich vorliegt: russische Folklore in asymmetrischen Taktarten (was typisch für osteuropäische Folkloremusik ist) und diese stapft großspurig, mit ausladender Geste in die Gedächtnisausstellung hinein (die Promenaden sind quasi der Ich-Erzähler des Zyklus)
Zum einen deckt sich Deine Aussage mit der meines KL und zum anderen habe ich gestern Abend statt zum Buch zu den Noten gegriffen und gesehen, was ich bisher übersehen hatte, nämlich die Spielanweisung über dem Stück. Das steht "nel modo russico" und das deckt sich mit dem, was Du, der KL und einige andere hier sagen. Es ging mir auch nicht darum zu machen/spielen was ich meine, sondern das was ich tue gerechtfertigt zu tun, d.h. z.B. durch eigene Ideen oder eben Spielanweisungen, geschichtliche Umstände, Aussagen des Komponisten. Insofern bin ich inzwischen völlig überzeugt, dass das nicht weich/lasch oder gesanglich zu spielen ist, sondern eben so wie man es überwiegend hört.

am Faksimile der Handschrift geht kein Weg vorbei - die hilft, den Zyklus zu verstehen!
Werd' ich besorgen und anschauen !
 
Die Henleausgabe schlägt m.E. zu viele Untersetzungen vor. Das könnte der Geschwindigkeit abträglich sein und dem Forte wahrscheinlich auch ?
dazu eine andere Überlegung:
- sehr schnell lässt sich die chromatische Tonleiter (rechts, aufwärts) von h aus über zwei Oktaven mit mehreren Fingersätzen spielen:
1231312313131231312313131
1231312312341231312312341
1234512345123451234512345
- sehr schnell lässt es sich mit rechts auf a-b trillern mit
12, 13, 23, 24
und nirgendwo gibt es da ein Problem mit dem Daumen

am lautesten dürften sich chromat. Tonleiter und Triller mit viel Daumeneinsatz spielen lassen

Fraglich ist halt, wie beweglich/geschickt der Daumen ist, welche Gewohnheiten man da erworben hat
 
Hier ist die Frage aufgetaucht ob in Takt 89 mit "H" getrillert wird oder wie in T.88 vorher auch mit "B" ? Der KL meinte er hätte damals gelernt erst mit "B" und dann mit "H" zu trillern. Begründung war, dass in Takt 89 der Grundton nicht mehr "A", sondern "Hesses" lautet. Was sagt die Theorie ?
am besten das machen. was Mussorgski hingeschrieben hat:
T 88 hat den Triller auf dem aufgelösten as, also a-b trillern
T 89 hat den Triller auf dem bbh, die obere Nebennote ist also ces: auf den Tasten ergo der Triller a-h
(das ist eine klangliche Steigerung: crescendo und der Triller "vergrößert" sich vom Halbton- zum Ganztonwechsel)
Bildschirm­foto 2022-11-14 um 13.05.13.png

@ChristianN zwar nicht besonders schön leserlich, aber kostenlos gibt es das Faksimile bei imslp (für den Fall, dass die teure Faksimile-Ausgabe derzeit nicht lieferbar ist (was ich nicht weiß))
 

@rolf Ich steig' mal auf Dein Ratespiel ein. Mit Deinen Hinweisen könnte re. etwa so aussehen:

4|312123|121213|212121|231243]5

Zumindest in T 3 und 4 lässt sich der FS identisch auch li. verwenden. Davor habe ich aber für li. keine Lösung gefunden mit identischem FS...
 
@ChristianN das ist kein Ratespiel!

Ich kann nicht einschätzen, wie es um deine spieltechnischen Fähigkeiten bestellt ist. Vor einem Jahr hast du nach Fingersätzen im spieltechnisch harmlosen Mittelteil*) des cis-Moll Prelude gefragt (harmlos im Vergleich zu dem, was Mussorgski fordert), wie du jetzt schreibst, traut dein Lehrer dir den Zyklus zu, du selber bist im Zweifel (habe ich das richtig verstanden?)
Wenn du jetzt mitteilen würdest "nach Islamey und b-Moll Konzert würde ich gerne das "allerrussischste" Klavierwerk, die Mussorgski-Bilder spielen" wüsste ich "ok, da wird nur an 4-5 speziellen Stellen spieltechnisch gearbeitet werden müssen" und da der Gnom-Lauf eine davon ist, würde ich dir freiwillig meinen kuriosen Fingersatz zum ausprobieren vorschlagen - wenn allerdings solche Literatur (allein in Balakirevs berühmtestem Stück und im Tschaikowski-Konzert kommt beinahe alles fiese vor, was Mussorgski voraussetzt) dir (noch) nicht geläufig ist, würde mein Fingersatz dir mehr schaden als nützen.

________
*) die triolische Schüttelpassage im Prelude ist auch in extrem hohem Tempo prima-vista-pillepalle im Vergleich mit der meno mosso sempre capriccioso Passage am Übergang Limoges-Catacombae
 
Zuletzt bearbeitet:
Schau dir Takt zwei auf der zweiten Achtel an.

Da hast du in der linken Hand eine Oktrabe auf H, dazwischen ein dis und in der rechten Hand ein fis. Das ist H-dis-h-fis. Sowas kann man schon mal H-Dur nennen.
Ich würde allerdings auch eine ganze Weile überlegen, bevor ich das Gebilde als H-Dur bezeichnen würde.

Ich würde mich fragen, wie das fis in T2 klingt ... klingt das nach Quinte, würde ich wohl zu H-Dur tendieren ... klingt es eher nach Septime, dann wohl nicht. Ich habs nur gerade nicht im Ohr.

Eigentlich wechselt die linke Hand nur monoton zwischen Gis und H ... das dis wird ja einfach wiederholt.
Meiner Meinung nach kein Grund, gleich von Harmoniewechseln zu sprechen ... aber wie gesagt ... der Höreindruck fehlt mir momentan ... und der entscheidet.
 
Schau dir Takt zwei auf der zweiten Achtel an.
ich hab auf der zweiten Achtel geschaut, wow -- aber dann hab ich auch noch aus Neugierde auf der vierten Achtel geschaut: da fand ich zwar auch wieder so ne
mit einem dis, aber in der Melodie ein e - voll krass h-dis-e ey

...sorry... der Faden gleitet in Slapstick ab, keine Ahnung, warum das passiert... ;-)
 
traut dein Lehrer dir den Zyklus zu, du selber bist im Zweifel (habe ich das richtig verstanden?)
Ursprünglich hatte ich ihn gefragt ob wir die leichten Bilder nicht mal machen könnten. Wenn ich nicht eine Ironie überhört habe, meinte er den Rest kriegst Du auch hin. I don't know. Gefühlt sind einige Nummern nicht spielbar für mich.

Wenn du jetzt mitteilen würdest "nach Islamey und b-Moll Konzert würde ich gerne das "allerrussischste" Klavierwerk, die Mussorgski-Bilder spielen" wüsste ich "ok, da wird nur an 4-5 speziellen Stellen spieltechnisch gearbeitet werden müssen" und da der Gnom-Lauf eine davon ist, würde ich dir freiwillig meinen kuriosen Fingersatz zum ausprobieren vorschlagen

Da ich das nicht mitteilen kann ;-) wird mir wohl Dein FS verborgen bleiben. Jedenfalls karpfe ich seit Tagen immer wieder ab dieser Stelle herum und hatte mir eigentlich vorgenommen erst mit dem stupiden Üben zu beginnen, wenn ich einen "optimalen" FS gefunden habe. Je länger ich der Sache nachgehe umso mehr Varianten tauchen auf und umso mehr Nebel legt sich über die Stelle. Langsam frage ich mich ob die Stunden, die ich mit Ausprobieren und Abwägen verbracht habe nicht lieber einfach eine Version geübt hätte und damit per heute weiter wäre.

Anyway, ich setzte mich jetzt noch einmal hin und lege dann einen FS fest und der wird dann geübt. Mehr als dass ich "peinlich" langsam oder falsch spiele kann ja auch nicht passieren ;-) Meine Brötchen verdiene ich ja woanders...
 
und hatte mir eigentlich vorgenommen erst mit dem stupiden Üben zu beginnen, wenn ich einen "optimalen" FS gefunden habe. Je länger ich der Sache nachgehe umso mehr Varianten tauchen auf und umso mehr Nebel legt sich über die Stelle.
...die Erkenntnis, dass dem stupiden Üben ein lästig-langwieriges den-richtigen-Weg-finden (Fingersatz) vorausgeht, ist vielleicht nicht besonders erfreulich, aber realistisch :-)

Welche sind denn deiner Ansicht nach die leichteren Abschnitte/Bilder?

zum Gnom-Lauf:
ich fange den nach dem Auftakt-Viertel mit drei ff-Terzen an: rechts 2-3 ges-b, links 4-2 d-f, rechts 2-3 es-ges (weil ich solche Wechselterzen gewohnt bin und weil sie sich prima ff spielen lassen) - - damit ist eine aggressiv-energische Klanggeste "velocissimo" hergestellt, danach mf den Lauf sehr schnell hoch/auseinanderschrauben und die letzten 7 8tel wie zuvor erwähnt ff
 
ich spiele den Gnom-Lauf mit diesem Fingersatz:
Bildschirm­foto 2022-11-14 um 15.02.43.png
also anfangs drei Terzen, dann alles bis auf die beiden rot markierten quasi gespiegelt

Ich empfehle ausdrücklich nicht, das so zu machen! Auch wenn die Idee (fast nur identische Bewegungen wg. einfacher Koordination, fast ausschließlich nur die drei "starken" Finger 123 wg Lautstärke) eigentlich einleuchtend ist, so ist das wegen der eben nicht gespiegelten Ton/Tastenfolge dennoch heikel und fasst sich teils ungewohnt an.
 
...die Erkenntnis, dass dem stupiden Üben ein lästig-langwieriges den-richtigen-Weg-finden (Fingersatz) vorausgeht, ist vielleicht nicht besonders erfreulich, aber realistisch :-)
Sooo frustrierend lang hat's bisher aber auch bei keiner Stelle gedauert.

Welche sind denn deiner Ansicht nach die leichteren Abschnitte/Bilder?
Oh, jetzt is dünnes Eis... Ich bin ja selbstspielenderweise erst bis zum Schloss gekommen, aber ich schätze das so ein:

- Die Promenaden müssten eigentlich alle gehen.
- Der Gnom geht (Bis eben auf den Schluss, der mich soviel Zeit kosten wird wie der Rest vom Gnom)
- Das alte Schloss eher leicht
- Bydlo denke ich geht auch noch
- Goldenberg/Schmuyle könnte gehen, die Repetitionen schauen etvl. anstrengender aus als sie sind ?
- Katakomben, wenn ich die Tremoli ordentlich gebacken bekomme

Nicht gehen werde:
- Limoges
- Heldentor
- Baba Jaga
- Ballett der Kücken

Tuileries könnte vom Notenbild gehen, aber evtl. täusch ich mich gewaltig ?
 

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