Bass-Steg mit Epoxydharz "reparieren"?

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Ich war heute bei einem Kunden mit einem Kawai CE-11 von ca. 1992 (kein Grauimport) und der Basssteg war in der Mitte an der oberen Stiftreihe dermaßen gerissen, dass die Stifte gar keine Schränkung mehr hatten und die Basssaiten natürlich klirrten. Hammer, das hätte ich von so einem jungen Kawai ganz bestimmt nicht erwartet. Das war eine wirklich klaffende Wunde, das kenn ich höchstens von Jugendstilklavieren auf Fußbodenheizung.

Jetzt nun die Frage: hat jemand von euch schon mal die Ami-Methode mit Epoxydharz angewendet? Und welche Erfahrungen damit gemacht? Ok, ist bestimmt nicht gerade fachgerecht aus deutscher Klavierbauersicht, aber fachgerecht würde ganz locker mal eben 1.500.- Euro oder so bedeuten. Ist übrigens ein Vollholzsteg ohne Doppel.

Wie würde man da vorgehen? Einfach mit Harz ausgießen, neue Löcher Bohren und neue Stifte einschlagen?? Und kann sowas überhaupt die Kräfte der Saiten aushalten?
 
Wäre hilfreich wenn Du ne Skizze oder ein Foto vom Schaden hättest aber ich würde eher folgendes versuchen:

Stifte entfernen und die vorhandenen Bohrungen noch etwas größer (möglichst zur Steginnenseite hin) aufbohren. Die, im Holz versenkten Stegstiftbereiche mit grobem Schmirgelpapier gut anrauhen und im untersten Bereich paar Kerben zur zusätzlichen Retention reinschleifen. Die Seitenflächen des Steges mit Abdeckband bekleben damit eine kleine "Wände" entstehen und überschüssiger Leim nicht auf den Resonanzboden runterlaufen kann. In die Bohrungen wasserresistenten Holzleim reinlaufen lassen und die behandelten Stifte langsam reinstecken und den dadurch hervorqellenden Leim mit Wattestäbchen entfernen. Eventuell die Stegstifte mit Gummiband in der Schräglage sichern und nicht bewegen bis der Leim wirklich vollständig (mind. 3 Tage) ausgehärtet ist. Danach wenn nötig Leimoberfläche durch beschleifen wieder der Stegform anpassen.

Der Leim ist mindestens gleich hart wie Epoxy aber verbindet sich mit dem Holz des Steges wesentlich besser; mit der aufgerauhten Oberfläche und den Kerben sollte der Stegstift auch im Leim fest verankert sein.

Viel Glück
 
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Mit einem Foto kann ich leider nicht dienen (wird Zeit dass ich mir ein gutes Fotohandy zulege). Aber eins kann ich dir versichern: mit Leim wird das nix. Dazu sind die Risse einfach zu groß. Außerdem kenne ich keinen Leim, der so hart wird, außer natürlich Knochenleim. Ich weiß, dass die Amis das mit Epoxyd machen, aber ich würd schon gern mal in meiner Muttersprache mehr drüber lesen.
 
Gebe nur zu bedenken, dass Epoxy nicht so schwindet bzg. anschwillt bei Luftfeuchteveränderungen, wie es bei Holz der Fall ist. Ist da nicht die Gefahr da, dass irgendwann die Epoxy-Holz-Verbindung reißt?

Wäre es eine Möglichkeit, den Riss auszufräsen, ein passgenaues Holz mit Holzleim einzuleimen, und dort neue Löcher zu bohren und Stifte einzuschlagen? Oder wären wir da schon bei der "deutschen Klavierbauer"-Variante mit entsprechend hohem Preis?
 
speziell bei diesem Kawai wäre das zu aufwändig, da ja auch noch die (bessere) Möglichkeit besteht, bei Kawai einen neuen Steg zu bestellen. Der passt angeblich 100 %ig, "einfach" den alten entfernen, den neuen aufleimen und mit Schrauben zwingen. Fertig. Ich frag halt eher generell nach einer Möglichkeit, so einen Schaden schnell und billig, aber dennoch haltbar zu reparieren.

Das mit dem Arbeiten des Holzes seh ich nicht als so großes Problem an.
 
ach so, ganz vergessen: den Tipp mit bei Kawai bestellen gab mir ein Klavierbauerkollege. Der meinte auch, dass er das bei Kawai schon öfter erlebt hat. Scheint ein Problem der CE-Serie zu sein. Ich hoffe mal, dass das auf die CE-Serie beschränkt ist.
 
Wäre es eine Möglichkeit, den Riss auszufräsen, ein passgenaues Holz mit Holzleim einzuleimen, und dort neue Löcher zu bohren und Stifte einzuschlagen? Oder wären wir da schon bei der "deutschen Klavierbauer"-Variante mit entsprechend hohem Preis?

Richtig, dann kann man gleich den Steg abfräsen und ein neues Doppel aufleimen. Gleich viel Arbeit, besseres Ergebniss.

Ich selbst habe das auch noch nie mit Epoxydharz versucht, auch meine Kollegen nicht. Kann mir aber schon Vorstellen das damit die Stifte wieder halten. Ob das ganze dann nach was ausschaut, gut klingt und wie lange es hält, keine Ahnung.
 
ach so, ganz vergessen: den Tipp mit bei Kawai bestellen gab mir ein Klavierbauerkollege. Der meinte auch, dass er das bei Kawai schon öfter erlebt hat. Scheint ein Problem der CE-Serie zu sein. Ich hoffe mal, dass das auf die CE-Serie beschränkt ist.

Hatten das sogar mal bei einem Bechstein, neune Basssteg bestellt, alten runter, neuer drauf und hat top gepasst. Sollte natürlich trotzdem nicht vorkommen! :-)
 
Mit einem Foto kann ich leider nicht dienen (wird Zeit dass ich mir ein gutes Fotohandy zulege). Aber eins kann ich dir versichern: mit Leim wird das nix. Dazu sind die Risse einfach zu groß. Außerdem kenne ich keinen Leim, der so hart wird, außer natürlich Knochenleim. Ich weiß, dass die Amis das mit Epoxyd machen, aber ich würd schon gern mal in meiner Muttersprache mehr drüber lesen.

Also wenn die Risse so gravierend sind dann würde ich auch dazu raten den Steg aufzuarbeiten oder zu ersetzen wobei ich letzteres nur machen würde wenn Kawai mittlerweile eine verbesserte Konstruktion anbietet denn sonst stellt sich das Problem in paar Jahren wieder von Neuem....

Das Epoxy alleine reichte sicher nicht denn wenn man das halbwegs vernünftig instandsetzen wollte, müßte man das Klavier auf den Rücken legen, auf den Stegseiten etwa jeweils zehn Zentimeter über die Bruchstelle raus zuerst den Lack abschleifen und die Oberfläche mit Epoxyharz bestreichen und einen entsprechend zugeschnittenen Glasfasermattenstreifen draufdrücken, darauf dann einige weitere Schichten Glasfasermattenstreifen immer getränkt mit Epoxyharz kleben. Diese nach dem Aushärten in Form schleifen und anschießend mit Epoxyharz pur für die Stegstiftlöcher die gleiche Technik anwenden wie von mir schon oben mit dem Leim beschrieben. Mit dieser Technik baut man ganze Karrosserieanbauteile, Bootsrümpfe oder früher auch Trabbikarosserien ;) , diese werden dann noch gekittet, gefüllert, geschliffen und lackiert.
 
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Ich würde einen Stegdoppel (schichtverleimt) bevorzugen. Egal welche Reparatur - die Saiten sind schon mal weg - die Stegstifte ja auch - und was macht es dann noch für einen Unterschied, ob ich ein, zwei Stunden mehr Arbeit habe und ein ordentliches professionelles Ergebnis erreiche. Mehr spart man mit der Epoxy Technik sicher nicht. Mit dem Steg-Stechen dürfte es im Bass auch nicht so problematisch sein - kann man ja einfach gestalten. Vor allem muss ich nicht mehr nachdenken, ob die Sache dann wirklich hält. Das tut sie.

Lass hören, wie Du es gemacht hast!

LG
Klaviermacher
 

Ich werde es gar nicht machen sondern habe es an den lokalen Mitbewerber weitergereicht. Der hat etliche Klavierbauer und eine große Werkstatt. Ich habe ihn noch vom Kunden aus angerufen und ihm die Sache geschildert. Möglicherweise läuft es darauf hinaus, dass sich der Kunde ein anderes Klavier zulegt. Ist nämlich die Frage, ob eine Reparatur überhaupt noch wirtschaftlich ist. Transport aus dem 2. Stock in die Werkstatt und zurück und dann einen neuen Steg einbauen dürfte einiges kosten. Und so hoch gehandelt werden diese Kawaikisten ja auch nicht gerade.

Ich mache gar keine Reparaturen mehr, nur ambulante Geschichten wie Mechanik aufarbeiten und so. Alles was Holzarbeiten angeht oder neue Hämmer und Dämpfer und so mache ich gar nicht mehr. Nur noch das, was man im Außendienst halt so machen kann. Und so eine Stegreparatur beim Kunden vor Ort reizt mich nun wirklich nicht.
 

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