Bach Invention 13, BWV 784, Schreibfehler?

S

Stephan

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Hallo liebe Foristen, keine Ahnung, ob ich gerade auf der Leitung stehe, aber bei der a-moll Bach- Invention 13 ( BWV 784) steht in Takt 10 sowohl in der Henle, wie der Peters-Ausgabe auf Schlagzeit 2+ein Fis. Für mein Dafürhalten unplausibel, baut sich hier doch der G7 konsequent auf, der nach C geführt wird. Abgesehen von der abstechenden Dissonanz an dieser Stelle mit Fis, wäre also F erheblich plausibler...
 
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Das erscheint mir plausibel, setzt aber den Gmaj7 als korrekt voraus, was ich ja gerade (dreisterweise) in Frage stelle. Die Quintfälle D7-G7-C wären m.E. auch plausibel, wenn wir das H als Harmoniefremden akzeptieren. Und: die scharfe und singuläre Kleinsekund- Dissonanz wäre an dieser Stelle aufgehoben.
 
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Verstehe schon was Du meinst, aber wir sind in Takt 9 und 10 in G Dur und wechseln ab Takt 11 über B7 (B=H) nach Em was in Takt 13 aufgelöst wird. Also von Takt 9 bis 13 durchgehend f#, was natürlich nicht heißt, dass G7 als Sekundärdominante an besagter Stelle nicht möglich wäre. f würde allerdings den Klang etwas verdunkeln.
Die von Dir angesprochene Dissonanz ergibt sich aus der konsequenten Sequenzierung der Figur a c' e' g' f#' von Takt 9.
 
Hallo Tilo, ja, ganz genau. Und genau diese konsequente Sequenzierung nervt mich an dieser Stelle mal sehr. Bleibt ja unter uns: ich spiel da F....;-) Dank Dir für die Antworten!
 
Ja, wie gesagt, aus theoretischer Sicht plausibel, klingt aber nicht und fällt als einzige Kleinsekund-Dissonanz sehr unangenehm auf.
 
Gewohnheitssache.
Und wie gesagt, ganz alltäglich in Barockmusik (die SeptakkordKette tauch auch kurz in Chopins op.10 Nr.1 auf und verursacht dann ein hörbares "Barockflair" (eine bewußte Anspielung von Chopin, der sich hier auf das Praeludium I WTK I bezieht, wo es übrigens auch die große Septime gibt))
 
Der alte Bach war nicht dumm und wusste sehr genau, warum an die besagte Stelle ein fis gehört.

Man darf nicht den Fehler machen, den harmonischen Fortgang kleinteilig (also in Vierteln) zu betrachten. Die Harmonien wechseln hier ohne jeden Zweifel halbtaktig, das zugrunde liegende Sequenzmodell ist folgendes:

Sequenzmodell.png

Bach verkürzt das Modell am Ende, aber das spielt hier keine Rolle. Entscheidend ist, dass mit f anstelle von fis dieses Modell in seiner inneren Logik zerstört wird. Die Terz eines Dreiklangs wird jeweils zur Septime des folgenden Dreiklangs, und weil die Septime eine Dissonanz ist, wird sie nach alter kontrapunktischer Manier als Liegeton eingeführt.

Zudem führt ein f bei der in Sechzehnteln aufgelösten Harmonik der Invention auch noch zu einem unschönen Querstand.

Summa summarum: Ein f an dieser Stelle mag im Jazz möglich sein, bei Bach ist es das nicht.
 
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Ja, wie gesagt, aus theoretischer Sicht plausibel, klingt aber nicht und fällt als einzige Kleinsekund-Dissonanz sehr unangenehm auf.
Wenn es unangenehm auffällt, dann vermutlich deshalb, weil der Interpret "gute" und "schlechte" Zeiten*) nicht hinreichend unterscheiden kann.

*) Hat nichts mit der Seifenoper im Fernsehen zu tun...
 

Den Anhang 35466 betrachten
Summa summarum: Ein f an dieser Stelle mag im Jazz möglich sein, bei Bach ist es das nicht.

Im Jazz ist da auch ein fis und kein f: Es handelt sich bei dieser (sehr gängigen, von Sikora als "Vollkadenz" bezeichneten, was ein "Privatausdruck" von ihm zu sein scheint) Quintfall-Akkordfolge nämlich genau um diejenige, die auch dem A-Teil von beispielsweise "Autumn Leaves" zugrunde liegt.
 

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